Säule von Kuttub

Säule von Kuttub
Die Säule von Kuttub in Delhi

Die Eiserne Säule in Delhi (Indien) (auch als Säule von Kuttub bekannt) ist weltweit eines der ersten metallurgischen Monumente und befindet sich im Qutb-Komplex. Die Säule, die ungefähr 7 m lang und über 6 t schwer ist, hat Chandragupta II. aufstellen lassen.[1] Sie ist ein altes Relikt des ehemaligen Hindu-Tempels, der von Qutb-ud-Din Aibak zerstört wurde, um an dieser Stelle den Moscheeturm Qutb Minar und die Moschee Quwwat-al-Islam-Moschee errichten zu lassen.

Die eiserne Säule besteht aus 98 % Schmiedeeisen von reinster Qualität, ein Zeichen für die ausgeprägte Fachkenntnis, die die frühen indischen Eisenschmiede bei der Eisengewinnung und -verarbeitung erlangten.

Aufgrund ihrer hohen Witterungsbeständigkeit und fehlender Korrosion der letzten 1.600 Jahre hat sie das Interesse bei Archäologen und Metallurgen geweckt.

Wer sich mit dem Rücken an die eiserne Säule stellt, sie rückwärts mit den Händen umfasst und wessen Finger sich dabei sofort treffen, der soll besonders viel Glück haben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Säule von Kuttub wurde von Chandragupta II Vikramaditya (* 375 n. Chr., † 414 n. Chr.) in der Gupta-Dynastie erbaut, die Nordindien von 320 bis 540 beherrschte (Diese Deutung basiert auf sorgfältigen Analysen der urtypischen Goldmünzen aus dem Gupta-Reich.).[2] Die Säule mit dem Chakra-Idol auf seiner Spitze war ursprünglich an einem Ort untergebracht, der Vishnupadagiri („Hügel mit dem Fußabdruck Vishnus“) genannt wurde.[3] Dieser Ort wurde als das moderne Udaiagiri identifiziert, der in der näheren Umgebung von Besnagar, Vidisha und Sanchi zu finden ist. Die Städte sind etwa 50 km östlich von Bhopal in Zentralindien lokalisiert. Das Besondere an dem einstmaligen Standort der Säule in Udaiagiri ist die Tatsache, dass Vishnupadagiri am nördlichen Wendekreis liegt und daher astronomisches Untersuchungszentrum im Gupta-Zeitalter war. Die Säule von Kuttub erfüllte eine bedeutende astronomische Funktion, als sie an ihrem ursprünglichen Ort in Vishnupadagiri stand. Der Schatten der eisernen Säule fiel einmal im Jahr am frühen Morgen zur Sommersonnenwende (21. Juni) in die Richtung des Fußes von Anantasayain Vishnu.

Die Gründung und Entwicklung von Udayagiri schien offensichtlich von hoch entwickeltem astronomischen Wissen begleitet gewesen zu sein, weshalb Udayagiri und insbesondere die Eiserne Säule ein stichhaltiger Beweis für das astronomische Wissen im alten Indien um 400 n. Chr. sind.

Englische Übersetzung der Inschrift.

Die Säule enthält eine Inschrift, auf der erklärt ist, dass sie als Symbol zur Ehre des Hindu-Gottes Vishnu errichtet wurde. Ferner preist es den Heldenmut und die Güte des als Chandra bezeichneten Königs des Gupta-Reichs Chandragupta II. Die Säule von Kuttub wurde durch Hammerschweißen hergestellt. Die benötigten Temperaturen, um eine solche Säule zu formen, können durch das Verbrennen von Kohle erreicht werden. Die Schmiede, die die Säule herstellten, mussten eine hohe Fachkenntnis bei der Eisengewinnung und -verarbeitung unter Beweis stellen.

1997 wurde ein Zaun um die eiserne Säule errichtet, da die Menschen sie beschädigten.

Daten

Die Eiserne Säule besteht aus 98 % reinem Schmiedeeisen, ist 7,21 m lang, 6,5 t schwer und hat an der unteren Seite einen Durchmesser von 0,41 m, der nach oben hin abnimmt.

Wissenschaftliche Untersuchungen

Metallurgen aus dem IIT Kanpur behaupten, dass eine dünne Schicht aus „Misawite“ – eine Mischung aus Eisen, Sauerstoff und Wasserstoff – den Guss der eisernen Säule vor der Korrosion bewahrt hat. Ihrer Ansicht nach breitete sich die Schutzschicht innerhalb von drei Jahren nach der Erbauung der Säule aus und wächst seitdem langsam weiter. Diese Information wurde fälschlicherweise von den Medien in Umlauf gebracht, basierend auf einem Artikel in der Fachzeitschrift Current Science.[4] In diesem Artikel wird erwähnt, dass der Schutzfilm (laut R. Balasubramaniam vom IIT Kanpur) in den 1.600 Jahren nur 1/20 mm dick wurde. In einem weiteren Bericht der Current Science nimmt Balasubramaniam an, dass der Schutzfilm durch das Vorhandensein eines hohen Phosphoranteils im Eisen katalysiert wurde – dieser Phosphoranteil im Eisen der Säule beträgt ein Prozent im Gegensatz zu 0,05 Prozent im heutigen Eisen.[5]

Es gibt drei bekannte Verfahren, die die Schutzschicht erklären, wovon zwei nachfolgend erläutert sind:

Einer Erklärung zufolge könnte der hohe Phosphorgehalt aus der Art und Weise resultieren, wie die frühen Inder Eisen herstellten, indem sie Eisenerz mittels Holzkohle als Reduktionsmittel in Eisen mit niedrigem Kohlenstoffgehalt bei einer stabilen Reduktionrate reduzierten. Moderne Hochöfen verwendeten Kalkstein anstelle von Holzkohle, um mit der geschmolzenen Schlacke und dem Roheisen später Stahl erzeugen zu können. Im modernen Prozess wird der Großteil des Phosphors mit der Schlacke abgetragen. Da in antiken Hochöfen kein Kalk verwendet wurde, blieb eine höhere Menge an Phosphor im Material enthalten.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die Säule dem Rost aufgrund ihrer Schichtstärke widerstehen könnte, die es der Sonne erlaubt, die Säule tagsüber so zu erhitzen, dass der gesamte Regen bzw. Tau von ihrer Oberfläche verdunstet. Die akkumulierte Hitze könnte die Oberfläche auf diese Art auch nachtsüber trocken halten.[6]

Für einen detaillierten Bericht aller in Frage kommenden Theorien zum Korrosionwiderstand der Säule in Delhi kann der Artikel von Balasubramaniam in der Corrosion Science nachgelesen werden.[7]

In den 1920ern wurde behauptet, dass das hergestellte Eisen in Mirjati nahe Jamshedpur ähnlich dem Eisen der Säule von Kuttub sei.[8] Weitere Forschungen des nationalen metallurgischen Labors am (stammeszugehörigem) Advasi-Eisen bestätigten diese Behauptung nicht.[9]

Quellen

  1. R. Balasubramaniam, 2002.
  2. Identity of Chandra and Vishnupadagiri of the Delhi Iron Pillar Inscription: Numismatic, Archaeological and Literary Evidence, R Balasubramaniam, Bulletin of Metals Museum, 32 (2000) 42–64.
  3. On the Astronomical Significance of the Delhi Iron Pillar, R Balasubramaniam and Meera I Dass, Current Science, volume 86 (2004) pp. 1134-1142. [1] (PDF)
  4. Mystery of Delhi's Iron Pillar unraveled,Press Trust of India, Posted online: Thursday, July 18, 2002 at 1500 hours IST. [2]
  5. On the Growth Kinetics of the Protective Passive Film of the Delhi Iron Pillar, R Balasubramaniam, Current Science, Volume 82 (2002) pp. 1357-1365. [3] (PDF)
  6. B. Sanyal and R. Preston, Note on Delhi Pillar, Chemical Research Laboratory, London 1952.
  7. On the Corrosion Resistance of the Delhi Iron Pillar, R. Balasubramaniam, Corrosion Science, Volume 42 (2000) pp. 2103–2129. [4] (PDF)
  8. Andrew McWilliam 1920, cited in Chakrabarti 1992.
  9. A.K. Lahiri, T. Banerjee and B.R. Nijhawan, “Some Observations on Corrosion-Resistance of Ancient Delhi Iron Pillar and Present-time Adivasi Iron Made by Primitive Methods,” NML Tech. J., 5 (1963) 46–5.

Literatur

  • King Chandra and the Mehrauli Pillar, M.C. Joshi, S.K. Gupta and Shankar Goyal, Eds., Kusumanjali Publications, Meerut, 1989.
  • The Rustless Wonder – A Study of the Iron Pillar at Delhi, T.R. Anantharaman, Vigyan Prakashan, New Delhi, 1996.
  • Delhi Iron Pillar: New Insights. R. Balasubramaniam, Delhi: Aryan Books International and Shimla: Indian Institute of Advanced Studies, 2002, Hardbound, ISBN-81-7305-223-9. [5] [6]
  • The Delhi Iron Pillar : Its Art, Metallurgy and Inscriptions, M.C. Joshi, S.K. Gupta and Shankar Goyal, Eds., Kusumanjali Publications, Meerut, 1996.
  • The World Heritage Complex of the Qutub, R Balasubramaniam, Aryan Books International, New Delhi, 2005, Hardbound, ISBN 81-7305-293-X.
  • Story of the Delhi Iron Pillar, R Balasubramaniam, Foundation Books, New Delhi, 2005, Paperback, ISBN-81-7596-278-X.
  • Delhi Iron Pillar (in two parts), R. Balasubramaniam, IIM Metal News Volume 7, No. 2, April 2004, pp. 11-17. and IIM Metal News Volume 7, No. 3, June 2004, pp. 5-13. [7]
  • New Insights on the 1600-Year Old Corrosion Resistant Delhi Iron Pillar, R. Balasubramaniam, Indian Journal of History of Science, 36 (2001) 1-49. [8]
  • The Early use of Iron In India. Dilip K. Chakrabarti.1992. New Delhi: The Oxford University Press.

Weblinks

28.52465555555677.1850694444447Koordinaten: 28° 31′ 28,76″ N, 77° 11′ 6,25″ O


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