Baldrianwurzel

Baldrianwurzel
Baldrian
Echter Baldrian (Valeriana officinalis)

Echter Baldrian (Valeriana officinalis)

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Kardenartige (Dipsacales)
Familie: Baldriangewächse (Valerianaceae)
Gattung: Baldrian
Wissenschaftlicher Name
Valeriana
L.

Baldrian (Valeriana) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Baldriangewächse (Valerianaceae). Sie umfasst über 150 Pflanzenarten.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die Gattung hat eine weite Verbreitung in den gemäßigten Zonen Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas. Sie sind hauptsächlich in den Waldregionen Europas, zum Teil auch in Nordamerika und den Tropen Südamerikas verbreitet. Es gibt auch eine rein indische Art (Valeriana wallichii). Einige Baldrian-Arten und Sorten eignen sich als Zierpflanzen für Parks und Gärten.

Beschreibung

Die mehrjährigen, krautigen Pflanzen - manchmal Sträucher (Beispiel: Valeriana microphylla ein Strauch in den Anden) - haben einfache oder geteilte Laubblätter. Die zwittrigen Blüten sind drei- bis fünfzählig. Es sind zwei Blütenhüllblattkreise vorhanden. Die Blütenkronblätter sind verwachsen. In jeder Blüte gibt es nur drei Staubblätter. Die drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen.

Mitteleuropäische Baldrian wachsen häufig an Weg- und Waldrändern und erreichen Wuchshöhen von 50 bis 100 cm. Der medizinisch verwendete Baldrian (Valeriana officinalis) hat weiße bis rosafarbene, doldenartige Blütenstände und gefiederte Blätter.

Namensgebung

Der botanische Name kommt von lat. valere = kräftig, gesund sein. Der deutsche Name stammt vom lateinischen ab[1] und ist möglicherweise volksetymologisch angelehnt an den Namen des nordischen Lichtgottes Balder (Baldur), Sohn des Odin und der Frigga.

Noch im 19. Jahrhundert hießen Valeriana-Arten Narden.[2]

Inhaltsstoffe

Sämtliche Baldrian-Arten enthalten Alkaloide (Monoterpene und Sesquiterpene) und vor allem ätherische Öle, die (nach der Trocknung) charakteristisch und für manche Menschen unangenehm riechen, da teilweise Zersetzung zu niederen Carbonsäuren wie Valeriansäure eintritt. Für die schlaffördernde und beruhigende Wirkung sind vor allem die Sesquiterpene verantwortlich. Diese Effekte beinhalten eine Modulation der Erregungsübertragung und Funktion von GABA-Rezeptoren.[3][4] Aus der Baldrianwurzel (Radix valerianae) können Trockenextrakte, aber auch äthanolische oder wässrige Auszüge (Baldriantinktur) hergestellt werden.

Medizinische Anwendung

Baldrian wird allein oder in Kombination mit anderen pflanzlichen Extrakten wie Hopfen oder Melisse als mildes Beruhigungsmittel und Schlafmittel eingesetzt; in Deutschland sind zahlreiche baldrianhaltige Fertigpräparate im Handel. Die Wirksamkeit von Baldrianpräparaten im Vergleich zu Placebo bei der Behandlung der Schlaflosigkeit ist zwar erwiesen; die Wirkung ist jedoch eher als gering einzuschätzen.[5] Hervorzuheben ist das (insbesondere im Vergleich zu Benzodiazepinen) günstige Nebenwirkungsprofil und das zu vernachlässigende Abhängigkeitspotential von Baldrianpräparaten.[6] Für den häufig propagierten Einsatz von Baldrianpräparaten bei der Behandlung von Angststörungen ergibt sich keine ausreichende Evidenz.[7] Wie bei vielen pflanzlichen Arzneimitteln können Interaktionen mit anderen Medikamenten auftreten.[8]

getrocknete Baldrianwurzel


Bei allen Zuständen von Nervosität, Schlaflosigkeit und vielen psychosomatisch bedingten Krankheiten kann Baldrian als Tee, Tinktur oder Pulver eingesetzt werden.

Arten (Auswahl)

In der Gattung Baldrian Valeriana gibt es etwa 150 bis 250 Arten:

  • Scharfblättriger Baldrian (Valeriana acutiloba)
  • Valeriana arburua
  • Arizona-Baldrian (Valeriana arizonica)
  • Kalifornischer Baldrian (Valeriana californica)
  • Kopfiger Baldrian (Valeriana capitata)
  • Echter Speik (Valeriana celtica)
  • Valeriana clarkei
  • Valeriana columbiana
  • Valeriana daphniflora
  • Kleiner Baldrian (Valeriana dioica)
  • Valeriana edulis
  • Valeriana fedtsehenkoi
  • Valeriana ficariifolia
  • Valeriana hardwickii
  • Valeriana himalayana
  • Valeriana jaeschkei
  • Valeriana jatamansi
  • Berg-Baldrian (Valeriana montana)
  • Valeriana microphylla: Strauch in den Anden.
  • Westlicher Baldrian (Valeriana occidentalis)
  • Echter Baldrian, Valeriana officinalis, auch Katzenkraut, Hexenkraut
  • Valeriana pauciflora
  • Kriechender Arznei-Baldrian (Valeriana procurrens)
  • Valeriana pyrolifolia
  • Felsen-Baldrian (Valeriana saxatilis)
  • Valeriana scandens
  • Valeriana scouleri
  • Valeriana septentrionalis
  • Valeriana sitchensis
  • Valeriana sorbifolia
  • Valeriana stenoptera
  • Valeriana stracheyi
  • Zwerg-Baldrian (Valeriana supina)
  • Valeriana texana
  • Valeriana tiliifolia
  • Dreiblättriger Baldrian (Valeriana tripteris)
  • Knolliger Baldrian (Valeriana tuberosa)
  • Schmalblättriger Arznei-Baldrian (Valeriana wallrothii)

Quellen

  1. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. Leipzig, 1793, S. 698, Digitalisat: [1]
  2. Aulus Cornelius Celsus, Eduard Scheller, Walther Frieboes: Aulus Cornelius Celsus über die Arzneiwissenschaft in acht Büchern. 2 Auflage. F. Vieweg & Sohn, 1906, S. 589. 
  3. Ortiz et al.: Effects of Valeriana officinalis extracts on [3H]flunitrazepam binding, synaptosomal [3H]GABA uptake, and hippocampal [3H]GABA release.Neurochem Res. 1999;24(11):1373-8. PMID 10555777
  4. Santos et al.: Synaptosomal GABA release as influenced by valerian root extract--involvement of the GABA carrier. Arch Int Pharmacodyn Ther. 1994;327(2):220-31. PMID 7979830
  5. Oxman et al.: A televised, web-based randomised trial of an herbal remedy (valerian) for insomnia. PLoS ONE. 2007 Oct 17;2(10):e1040. PMID Volltext
  6. Jetzt wird aber geschlafen! Test: pflanzliche Schlafmittel, Zeitschrift ÖKO-TEST Oktober 2006. Testergebnis (Auszug)
  7. Miyasaka et al.: Valerian for anxiety disorders. Cochrane Database Syst Rev. 2006 (4):CD004515. PMID 17054208
  8. Ang-Lee et al.: Herbal medicines and perioperative care. JAMA. 2001;286(2):208-16. PMID 11448284 Volltext

Weblinks

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