Südafrikanischer Fußball

Südafrikanischer Fußball

Fußball ist in Südafrika eine der populärsten Sportarten. Während bei der weißen Bevölkerung Rugby und Cricket an erster Stelle stehen, ist Fußball bei der schwarzen Bevölkerung Sportart Nummer eins. Südafrika wird Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 sein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Britische Siedler brachten um 1860 Fußball nach Südafrika, zuerst in die Provinzen der Cape Colony nach Port Elizabeth und Kapstadt. Begünstigt wurde die Entwicklung des Fußballsports durch die in Südafrika stationierten britischen Soldaten. Der erste Klub, Pietermaritzburg County FC, wurde 1879 gegründet. Am 17. Juni 1882 gründeten vier Vereine den Fußballverband von Natal (Natal Football Association), dieser ist, mit dem ebenfalls in diesem Jahr gegründeten Fußballverband von New South Wales (Australien), der erste Fußballverband der außerhalb von Großbritannien gebildet wurde. Im gleichen Jahr wurde der erste Fußball-Wettbewerb auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen, der Natal Challenge Cup (Sieger: Natal Wasps FC Durban). 1891 wurde durch den Fußballverband der Westkapprovinz (Western Province FA) die erste Fußball-Liga, die Senior League (Sieger: Royal Artillery Cape Town), eingerichtet. Ein Jahr später, 1892, wurde der erste nationale Wettbewerb ins Leben gerufen. In Kimberley, in der Griqualand West Province, wird erstmals um den Currie Cup (benannt nach dem Pokalstifter Sir Donald Currie) gespielt. Beteiligt waren die Auswahlmannschaften der verschiedenen südafrikanischen Provinzen (Sieger: Western Province).

Verband

1892 wurde der südafrikanische Fußballverband (South African Football Association/SAFA) gegründet. Im Jahr 1896 waren alle südafrikanischen Provinzen mit ihren Verbänden Mitglied im südafrikanischen Dachverband. Der Verband, in dem nur Weiße vertreten sein durften, wurde Mitglied des englischen Fußballverbandes. Als 1910 die Südafrikanische Union gegründet wurde, wird die SAFA eigenständiges Mitglied in der FIFA. Diese Mitgliedschaft dauerte bis 1926. Auslöser des Austritts war der britische Protest gegen die FIFA-Politik, auf Grund dessen alle britischen Verbände aus der FIFA austraten; 1952 kehrte Südafrika wieder in die FIFA zurück. Als bald darauf mit der für alle Bevölkerungsgruppen offenen South African Soccer Federation ein Konkurrenzverband zur SAFA entstand, sprach sich Anfang 1956 eine hochkarätig besetzte FIFA-Delegation unter Leitung Karel Lotsys für die die Apartheid unterstützende SAFA und gegen die SASF aus, um das Prinzip „Ein Land, ein Verband“ durchzusetzen.[1] Am 16. Juli 1976 wurde die SAFA aber wieder ausgeschlossen, nachdem Südafrika schon 1964 wegen seiner Rassenpolitik suspendiert worden war. 1970 wurde als Konkurrenzverband die Football Association of South Africa (FASA) gegründet, die die Interessen der schwarzen Mehrheit vertrat. 1992 wurde Südafrika erneut in die FIFA aufgenommen und 1994 die Fusion der beiden „weißen“ und „schwarzen“ Verbände offiziell vorgenommen. Seit diesem Zeitpunkt vertritt die SAFA die Interessen aller ethnischen Gruppen in Südafrika.

Nationalmannschaft

Siehe Hauptartikel: Südafrikanische Fußballnationalmannschaft.

Schon 1906 tourte die Auswahl Südafrikas durch Südamerika und bestritt Spiele in Brasilien, Uruguay und Argentinien. Die Begegnungen waren zwar teilweise Spiele gegen Auswahlmannschaften (z.B. Liga-Auswahl, Regional-Auswahl), wurden von diesen Ländern aber nie als offizielle Länderspiele geführt. Das erste offizielle Länderspiel fand am 2. November 1924 in Amsterdam gegen die Niederlande statt. Mit 2:1 siegten die Gastgeber. Nach dem Ende der Apartheid und der erneuten Mitgliedschaft in der FIFA kam es am 7. Juli 1992 zum Neustart der südafrikanischen Nationalmannschaft. In Durban wurde Kamerun mit 1:0 besiegt.

Der Spitzname der Mannschaft und gleichzeitig Schlachtruf lautet Bafana Bafana. Dies ist der Zulu-Ausdruck für "Grüner Junge". Der Begriff wurde anlässlich des Länderspiels gegen Kamerun 1992 vom Journalisten der Sowetan Newspaper, S'bu Mseleku, geprägt und spielte auf die Unerfahrenheit des damaligen Teams an.

Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es auch eine Frauen-Nationalmannschaft.

Erfolge

Die südafrikanische Nationalmannschaft gehört zu den spielstärksten des Kontinents. Schon bald nach dem Neuaufbau konnte die Mannschaft große Erfolge im internationalen Fußball erreichen:

1996 erreichte Südafrika mit Platz 16 die bisher höchste Position der FIFA-Weltrangliste. Seit 2002 stagniert die Nationalmannschaft jedoch und konnte sich nicht für die WM 2006 qualifizieren.

Ausrichter der WM 2010

Siehe Hauptartikel Fußball-Weltmeisterschaft 2010.

Die 19. Fußball-Weltmeisterschaft wird vom 11. Juni bis zum 11. Juli 2010 in Südafrika ausgetragen werden. Südafrika verspricht sich davon sowohl einen sportlichen wie wirtschaftlichen Entwicklungsschub. Im Hinblick auf die WM wurde als Trainer der Brasilianer Carlos Alberto Parreira verpflichtet. Die Erwartungen auf ein erfolgreiches Abschneiden sind in Südafrika angesichts der schlechten Ergebnisse in der jüngeren Vergangenheit allerdings gering.

Vereinsfußball

Premier Soccer League

Siehe Hauptartikel: Premier Soccer League.

Im Südafrika gab es immer eine Vielzahl von regionalen Pokalwettbewerben, was sich bis heute erhalten hat. Eine Meisterschaft wurde 1959 mit der National Professional Football League (NPFL, später NFL) eingeführt. An dieser Profiliga durften nur "weiße" Mannschaften teilnehmen. Als Gegenpol wurde 1971 die National Professional Soccer League (NPSL), als "nicht-weiße" Liga, gegründet. Nach der Isolation Südafrikas vom internationalen Fußballsport 1976 begannen Überlegungen, wie man "weiße" und "schwarze" Spieler zusammenführen konnte. Im September 1976 beschloss der South African Sports Council jeweils drei Spieler der "anderen Rasse" in die Mannschaften zu integrieren, Dieses Konzept des sogenannten multinationalen Sports erlaubte damit auch das Spielen dieser Teams gegeneinander. Die NFL wurde noch bis 1977 durchgeführt, teilweise parallel zur 1971 gegründeten NPSL Castle League. Diese existierte bis 1984 und wurde ab 1985 als National Soccer League oder NSL Castle League weitergeführt. Seit 1996 spielen die Vereine in der NSL Castle Premiership.

Gegenwärtig spielen sechzehn Mannschaften in der höchsten Spielklasse, der Castle Premiership. Die darunter liegende Mvela Golden League ist eingleisig und beinhaltet 16 Vereine. Die dritte Klasse, die Second Division (SAFA Vodacom Promotional League) ist in neun regionale Ligen unterteilt. Die Third Devision (SAFA Castle Regional League) wird in 25 regionalen Ligen gespielt. Darunter fungiert die Fourth Division als Meisterschaftssystem in den Distrikten.

Meister:

  • 2006 Mamelodi Sundowns
  • 2005 Kaizer Chiefs
  • 2004 Kaizer Chiefs
  • 2003 Orlando Pirates
  • 2002 Santos Cape Town
  • 2001 Orlando Pirates
  • 2000 Mamelodi Sundowns
  • 1999 Mamelodi Sundowns
  • 1998 Mamelodi Sundowns
  • 1997 Manning Rangers
  • 1996 Wechsel Kalendersaison auf Herbst/Sommer-Rhythmus
  • 1995 Cape Town Spurs
  • 1994 Orlando Pirates
  • 1993 Mamelodi United
  • 1992 Kaizer Chiefs
  • 1991 Kaizer Chiefs
  • 1990 Mamelodi United
  • 1989 Kaizer Chiefs
  • 1988 Mamelodi United
  • 1987 Jomo Cosmos
  • 1986 Manning Rangers
  • 1985 Bush Bucks Durban
  • 1984 Kaizer Chiefs
  • 1983 Durban City
  • 1982 Durban City
  • 1981 Kaizer Chiefs
  • 1980 Highlands Park
  • 1979 Kaizer Chiefs
  • 1978 Lusitano Club
  • 1977 NPSL: Kaizer Chiefs; NFL: Highlands Park
  • 1976 NPSL: Orlando Pirates; NFL: Cape Town City
  • 1975 NPSL: Orlando Pirates; NFL: Highlands Park
  • 1974 NPSL: Kaizer Chiefs; NFL: Arcadia Shepherds
  • 1973 NPSL: Orlando Pirates; NFL: Cape Town City
  • 1972 NPSL: Amazulu Durban; NFL: Durban City
  • 1971 NPSL: Orlando Pirates; NFL: Hellenic

2001 wurde eine Frauenspielklasse eingeführt. Es existieren neun regionale Ligen. Der Meister wird in einem Turnier der Regional-Sieger ermittelt.

Internationaler Vereinsfußball

Seit 1993 nehmen die Vereinsmannschaften Südafrikas an den internationalen Clubwettbewerben des Afrikanischen Fußballverbandes teil. 1995 konnten die Orlando Pirates die CAF Champions League und den CAF Super Cup gewinnen. 2001 wurden die Kaizer Chiefs Sieger im African Cup Winners’ Cup.

Größte Katastrophe im nationalen Fußball

Am 11. April 2001 kam es beim Spiel der beiden beliebtesten Mannschaften, den Kaizer Chiefs und den Orlando Pirates im Ellis-Park-Stadion von Johannesburg zu einer Massenpanik, als im völlig überfüllten Stadion eine Tribüne zusammenbrach und 43 Menschen ums Leben kamen. Grund dafür war, dass es keinen Kartenvorverkauf gab und so viel zu viele Leute zum Stadion angereist waren. Kurzerhand wurden einige Ordner vom Stadion abgezogen, um auf dem Parkplatz als Einweiser zu fungieren. Folglich konnten die Menschenmassen unkontrolliert ins Stadion eindringen, bis es schließlich zu dieser Tragödie kam.

Kritiker befürchten, dass eine solche Katastrophe auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 zu erwarten ist, weil der nationale Fußballverband nicht straff genug organisiert ist, um ein so großes Event durchzuführen.

Einzelnachweise

  1. Paul Dietschy/David-Claude Kemo-Keimbou (Ko-Herausgeber: FIFA): Le football et l'Afrique. EPA, o.O. 2008 ISBN 978-2-85120-674-9, S. 217-220

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Südafrikanischer Fussball — Fußball ist in Südafrika eine der populärsten Sportarten. Während bei der weißen Bevölkerung Rugby und Cricket an erster Stelle stehen, ist Fußball bei der schwarzen Bevölkerung Sportart Nummer eins. Südafrika wird Ausrichter der Fußball… …   Deutsch Wikipedia

  • Fußball-Weltmeisterschaft 2010 — FIFA Fussball Weltmeisterschaft Südafrika 2010 2010 FIFA World Cup South Africa Anzahl Nationen 32 (von 204 Bewerbern) Weltmeister Spa …   Deutsch Wikipedia

  • Fußball-WM 2010 — FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2010 2010 FIFA World Cup South Africa™ Anzahl Nationen 32 (von 204 Bewerbern) Austragungsort Südafrika …   Deutsch Wikipedia

  • Fußball WM 2010 Südafrika — FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2010 2010 FIFA World Cup South Africa™ Anzahl Nationen 32 (von 204 Bewerbern) Austragungsort Südafrika …   Deutsch Wikipedia

  • Radebe — Lucas Radebe Spielerinformationen Voller Name Lucas Valeriu Radebe Geburtstag 4. Dezember 1969 Geburtsort Soweto bzw. Johannesburg, Südafrika Größe 180 cm Position …   Deutsch Wikipedia

  • Lekgetho — Jacob „Bobo“ Lekgetho (* 24. März 1974 in Soweto[1]; † 9. September 2008 in Johannesburg) war ein südafrikanischer Fußballspieler. Er spielte in seiner Karriere unter anderem für Moroka Swallows und Lokomotive Moskau. Mit Moskau nahm er an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Nomvethe — Siyabonga Nomvethe Spielerinformationen Voller Name Sivabonga Nomvethe Geburtstag 2. Dezember 1977 Geburtsort Durban, Südafrika Position Stürmer Vereine in der Jugend …   Deutsch Wikipedia

  • Theophilus Khumalo — Doctor Khumalo Spielerinformationen Voller Name Theophilus Khumalo Geburtstag 26. Juni 1967 Geburtsort Soweto bzw. Johannesburg, Südafrika Position Mittelfeld Vereine in der Jugend …   Deutsch Wikipedia

  • Benedict McCarthy — Benni McCarthy Spielerinformationen Voller Name Benedict Saul McCarthy Geburtstag 12. November 1977 Geburtsort Kapstadt, Südafrika Position Sturm Vereine in der Jugend …   Deutsch Wikipedia

  • Benedict Saul McCarthy — Benni McCarthy Spielerinformationen Voller Name Benedict Saul McCarthy Geburtstag 12. November 1977 Geburtsort Kapstadt, Südafrika Position Sturm Vereine in der Jugend …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”