Balduin der Aussätzige

Balduin der Aussätzige
Balduin IV auf einer Miniatur aus dem 13. Jahrhundert, wie er Lepra entdeckt

Balduin IV. der Aussätzige (* 1161; † 1185) war König von Jerusalem von 1174 bis 1183. Er krönte selbst seinen Neffen Balduin V. zu seinem Nachfolger.

Leben

Balduin stammte aus dem Haus Château-Landon und war der Sohn des Königs von Jerusalem Amalrich I. und seiner ersten Ehefrau Agnes von Edessa. Balduin wurde von einem der bedeutendsten Geschichtsschreiber des Mittelalters, dem Erzbischof von Tyros, Wilhelm von Tyrus, erzogen und bestieg im Alter von 13 Jahren den Thron. Da er nicht alt genug war, selbstständig zu regieren, wurde Raimund III. von Tripolis mit der Regentschaft beauftragt. Offenbar litt er schon seit früher Kindheit an der Lepra, die sein Äußeres entstellte und ihn zunehmend bewegungsunfähig machte. Damit wurde das Reiten unmöglich und es zwang ihn, sich mit Sänften fortzubewegen.[1]

Der größte Feind des Reiches, Saladin, war zu dieser Zeit in Syrien beschäftigt, wo er den Söhnen Nur ad-Dins das Erbe ihres Vaters streitig machte. Dieser Krieg dauerte bis 1183, so dass Jerusalem in dieser Zeit in relativem Frieden lebte.

Balduin wurde jedoch im Inneren genügend beschäftigt, durch seine Schwester Sibylle und Rainald von Chatillon, den früheren Fürsten von Antiochia und durch seine Ehe mit Konstanze (1153–1159). Seit 1160 war Rainald in Aleppo in Gefangenschaft gewesen und wurde nach seiner Freilassung 1176 Herr der Festung Kerak östlich des Toten Meeres. Zwar schlug Balduin Saladin 1177 in der Schlacht von Montgisard und fügte ihm damit die schwerste Niederlage zu, die dieser je erlitt, doch provozierte Rainald in Folge Saladin weiterhin durch beharrliche Angriffe auf muslimische Karawanen.

Für die Stabilität des Königreichs war aufgrund der schweren Krankheit des Königs, von dem auch kein direkter Erbe zu erwarten war, die Nachfolgeregelung eine Priorität. 1177 bat man nach dem Bericht des Chronisten Wilhelm von Tyrus einen Cousin Balduins, den Grafen Philipp von Flandern, im Lande zu bleiben und die uneingeschränkte Regentschaft zu übernehmen. Er weigerte sich jedoch und kehrte nach Flandern zurück.

Sibylle war die Erbin des Königreichs, folglich war ihre Eheschließung von außerordentlicher Wichtigkeit. Raimund III. arrangierte für sie die Ehe mit Wilhelm von Montferrat, von dem sie einen Sohn bekam, den späteren Balduin V. Nach Wilhelms Tod 1177 heiratete sie 1180 Guido von Lusignan, mit dem sie bald gegen Balduin IV. zu konspirieren begann, der – obwohl mittlerweile alt genug für seine eigenständige Regierung – durch seine Lepraerkrankung behindert war. Sie verbündete sich mit Rainald von Chatillon, der immer noch seine Stellung in Kerak ausnutzte, um die Karawanen zwischen Ägypten und Damaskus zu überfallen. Nachdem Saladin 1182 für diese Attacken Vergeltung geübt hatte, ernannte Balduin seinen Schwager Guido von Lusignan zum Regenten, der sich jedoch weigerte, gegen Saladin ins Feld zu ziehen. Überraschenderweise brachen die Muslime daraufhin ihren Feldzug gegen die Christen ab. 1183 brachten Sibylle und Guido Balduin dazu, seinen Neffen Balduin V. zum neuen König zu ernennen, und machten ihrerseits 1184 Raimund III. von Tripolis zum Regenten. Balduin IV. starb 1185.

Literatur

  • Bernard Hamilton: The Leper King and his Heirs: Baldwin IV and the Crusader Kingdom of Jerusalem. Cambridge 2000.
  • S. Schein: Balduin IV. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Bd. 1, S. 1367–1368.

Anmerkungen

  1. Hans Eberhard Meyer: Geschichte der Kreuzzüge. 7. Aufl. Stuttgart u.a., 1989, S. 116; Kenneth Setton, A history of the crusades, Bd. 3, Zeittafel S. 669; das LexMA nennt die Krankheit nur unspezifisch „Aussatz“.

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