T-Boot

T-Boot
Preußisches Spierentorpedoboot, Mitte des 19. Jahrhunderts, mit seitlich montiertem Spierentorpedo

Ein Torpedoboot ist ein kleines, schnelles Kriegsschiff, das von etwa 1880 bis 1945 gebräuchlich war. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich von dem Briten John Isaac Thornycroft entwickelt, um den neu erfundenen schraubengetriebenen Torpedo einsetzen zu können, der die bis dahin gebräuchlichen Spierentorpedos verdrängte. Dazu musste das Boot die Torpedos relativ nahe an die gegnerische Schlachtlinie heranbringen und entsprechend schnell und wendig sein, außerdem eine geringe Silhouette besitzen, um spät erkannt zu werden und ein kleines Ziel abzugeben.

Das Torpedoboot erschien als das ideale Gegenmittel kleiner Mächte gegen die Linienschiffe der großen Seemächte, da ein unter Wasser treffender Torpedo eine verheerende Wirkung hatte und Torpedoboote bei weitem nicht so teuer und aufwendig in der Produktion waren wie große Schlachtschiffe.

1873 wurde das Buggeschütz auf dem 1862 gebauten deutschen Kanonenboot SMS Basilisk ausgebaut und durch ein Torpedorohr ersetzt; damit war die Basilisk der erste „Torpedoträger“, wenn auch nicht das erste „Torpedoboot“ im eigentlichen Sinne, der Kaiserlichen Marine. Das Boot wurde am 28. Dezember 1876 außer Dienst gestellt.

Hochseetorpedoboot der chinesischen Marine, etwa 80er Jahre des 19. Jahrhunderts

Als Gegenwaffe zu den Torpedobooten konzipierte die britische Marine den Torpedobootzerstörer, einen Schiffstyp, der ähnliche Geschwindigkeiten wie ein Torpedoboot erreichte und ebenso wendig war, aber zusätzlich mit leichten Schnellfeuergeschützen bestückt war. Die Grenzen zwischen Torpedoboot und Zerstörer verwischten im Ersten Weltkrieg.

Nach dem Ersten Weltkrieg bauten verschiedene Marinen weiter Torpedoboote; diese unterschieden sich von zeitgenössischen Zerstörern durch eine geringere Größe und eine schwächere Bewaffnung. Das hatte entweder wirtschaftliche (dänische und norwegische Marine) oder vertragliche Gründe (Raubvogel- und Raubtier-Klasse der Reichsmarine). Der Londoner Flottenvertrag von 1930 enthielt keine Beschränkungen für Überwasserkriegsschiffe mit einer Verdrängung von unter 600 ts. Deutschland (Torpedoboot 1935), Frankreich, Italien (Spica-Klasse) und Japan bauten Torpedoboote, die unter diese Grenze fallen sollten. Es zeigte sich jedoch, dass die Grenze von 600 ts zu eng für einen brauchbaren Entwurf war, so dass die die Schiffe in Realität zum Teil deutlich größer waren.

Die deutsche Marine baute im Zweiten Weltkrieg parallel Zerstörer und Torpedoboote (z. B. Flottentorpedoboot 1939), wobei die letzteren hauptsächlich für den Küstenschutz und für Geleitsicherungsaufgaben im Ärmelkanal und in der Biskaya eingesetzt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden keine größeren Überwasserschiffe mehr als Torpedoträger eingesetzt, so dass das Torpedoboot verschwand. Allerdings wurden weiterhin Schnellboote oder Motortorpedoboote mit der Hauptbewaffnung Torpedo gebaut, die ähnliche Aufgaben hatten wie die ursprünglichen Torpedoboote. Dieser Typ kam erst in den 1970er Jahren allmählich außer Gebrauch.

„Schwarze Gesellen“: Österreichische Torpedoboote vor dem Ersten Weltkrieg

Torpedoboote und auch deren Besatzung wurden im Ersten Weltkrieg oft als „Schwarze Gesellen“ bezeichnet, da sie durch Kohlenfeuerung recht verrußt oder verstaubt waren. Die Boote wurden zudem komplett schwarz angestrichen als Tarnfarbe für den Nachteinsatz.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Mehl: Torpedoboote und Zerstörer. Verlag für Verkehrswesen Berlin
  • Mike J. Whitley: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Motorbuchverlag Stuttgart 1991, ISBN 3-613-01426-2
  • Siegfried Breyer: Deutsche Torpedoboote 1925-1945. Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-79090-616-6
  • Siegfried Breyer: Die Deutsche Kriegsmarine 1935–1945 VII. Die Entwicklungsgeschichte der Zerstörer und Torpedoboote. Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-79090-425-2
  • Weyers Taschenbuch der Kriegsflotten 1941/42.
  • Franz F. Bilzer: Die Torpedoboote der k.u.k. Kriegsmarine 1875-1918, 2. Auflage, Weishaupt, Gnas (Steiermark) 1996, ISBN 3-900310-16-5.

Weblinks


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