Ta-seti

Ta-seti
Nubien in Hieroglyphen
Altes Reich
N17 Aa32 X1
N18
[1]
Ta-seti
T3-stj
Bogenland[1]
Mittleres Reich
O34
X1
Aa32 N18
N25
A1
Z2
[2]
Setiu
Stjw
Bogenland der Nubier[2]
Nubien

Nubien ist das Gebiet im Einzugsbereich des Nil zwischen Assuan in Ägypten (1. Nilkatarakt) und Karima in Sudan (4. Nilkatarakt). Die Herleitung des Namens aus dem ägyptischen Wort "nb.w" (nab ̆w bzw. koptisch nub - Gold) ist umstritten.

Im Alten Reich stand die Bezeichnung Ta-seti sowohl für das sandige Bogenland von Nubien wie auch für den von Nubien eroberten ersten oberägyptischen Gau, der sich vom nördlichen Gebel es-Silsila bei Kom Ombo bis zum ersten Nilkatarakt erstreckte. Gut bezeugte Erwähnungen befanden sich in der „Weltkammer des Sonnenheiligtums“ von Niuserre (2455 bis 2420 v. Chr.). Das nubische Ta-seti galt als geheimnisvolle Ziel- und Herkunftsregion von Zugvögeln, Fisch- sowie anderer Tierarten.[1] Seit dem Mittleren Reich wurde Nubien neben Ta-seti auch als Setiu oder Kusch bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Einteilung

Gewöhnlich wird es in Unternubien (zwischen Assuan und Wadi Halfa) und Obernubien (von Wadi Halfa bis Karima) eingeteilt.
Hin und wieder wird das Gebiet zwischen Karima und Khartum, der Hauptstadt des modernen Staates Sudan, als Südnubien bezeichnet.

Nubien gilt als Schnittstelle zwischen dem eher dem Mittelmeerraum zuzurechnenden Ägypten und Schwarzafrika. Dies galt in der Vergangenheit ebenso wie heute.

Geschichte

Vorgeschichte

Die Vorgeschichte Nubiens (bes. Unternubiens) wird in einzelne Kulturgruppen eingeteilt, die mit Buchstaben bezeichnet werden.

  • Die A-Gruppe korrespondiert mit dem späten prähistorischen Ägypten sowie mit dem ägyptischen Alten Reich bis etwa zur 4. Dynastie (ca. 3500- 2400 v. Chr.)
  • Die ehemals angenommene B-Gruppe existiert nach neueren Untersuchungen nicht. In Obernubien gab es die Kerma-Kultur, die in ihren Anfängen (um 3500 v. Chr) stark mit der A-Gruppe verwandt war.
  • Die C-Gruppe existierte zur Zeit des ägyptischen späten Alten sowie Mittleren Reiches in Unternubien; in der 12. Dynastie wurde Unternubien bis zum 2. Nilkatarakt schrittweise von Ägypten erobert (ca. 2100 - 1750 v. Chr.).

In Obernubien nahe dem 3. Nilkatarakt entwickelte sich aus der Kerma-Kultur, das Königreich von Kerma, das den frühesten uns bekannten schwarzafrikanischen Staat darstellt. Nach dem Ende des ägyptischen Mittleren Reiches (um 1750 v. Chr.) eroberten die Herrscher von Kerma Unternubien bis zur Grenze des ägyptischen Kernlandes und konnten in einzelnen Feldzügen sogar bis nach Ägypten vordringen. Um 1500 v. Chr. zerstörten die Pharaonen des ägyptischen Neuen Reiches das Reich von Kerma und eroberten Nubien bis zum 5. Nilkatarakt. Die nubischen Völker wurden kulturell weitgehend assimiliert. Die ägyptische Besatzung dauerte bis ca. 1000 v. Chr. an.

Das Reich von Kusch

Hauptartikel: Reich von Kusch

Um 750 v. Chr. (eventuell auch bereits um 1000 v. Chr.) gründeten nubische Fürsten in der Gegend von Karima einen Staat, der den altägyptischen Namen Kusch übernahm und rasch expandierte. Um 700 v. Chr. wurde Ägypten erobert. Die nubischen Könige herrschten als 25. Dynastie über Ägypten. Um 660 v. Chr. erlangte Ägypten mit assyrischer Hilfe die Unabhängigkeit von Nubien, das kuschitische Fürstenhaus herrschte jedoch weiterhin südlich von Ägypten. Der Regierungssitz lag in der Stadt Napata beim heutigen Karima. Um 300 v. Chr. wurde die Hauptstadt nach Meroe nördlich von Khartum verlegt. In dieser Zeit wird die kulturelle Anlehnung an Ägypten mehr und mehr aufgegeben, was sich u. a. in der Entwicklung einer eigenen Schrift und dem Gebrauch der meroitischen Sprache in offiziellen Texten äußert. Spätestens um 300 brach das Reich von Kusch zusammen, evtl. aufgrund einer Umweltkatastrophe oder einer militärischen Niederlage gegen das äthiopische Reich von Axum.

Luftbild der Pyramiden von Meroe im Jahr 2001

Von der Zeit der 25. Dynastie sowie des napatanisch-meroitischen Reiches zeugen in Sudan bis heute vor allem zahlreiche Pyramiden; die älteste in Sudan errichtete Pyramide ist vermutlich die des nubischen Pharaos Piye auf dem Friedhof von El-Kurru. Vorbild waren wahrscheinlich nicht die ägyptischen Königspyramiden aus der Zeit des Alten und Mittleren Reiches, sondern die wesentlich jüngeren ägyptischen Privatpyramiden vor allem des thebanischen Raumes. Dafür spricht sowohl der steile Neigungswinkel der nubischen Pyramiden als auch die Tatsache, dass sie, wie die ägyptischen Privatpyramiden des Neuen Reiches, viel enger an einander gebaut sind als die ägyptischen Königsgräber. Darüber hinaus war die Grabform der Pyramide in Nubien nicht den Königen vorbehalten, sondern auch wohlhabende Privatleute ließen sich in Pyramiden bestatten, was die nubischen Pyramiden ebenfalls in der Tradition der ägyptischen Privatpyramiden stehen lässt. Der steile Neigungswinkel hatte vermutlich auch konstruktive Gründe: Eine Ritzzeichnung aus den Ruinen von Meroe, nahe dem Dorf Begrawija, zeigt einen Schaduf (eine Art Kran) als Bauwerkzeug. Die Länge des Auslegers dieses Kranes begrenzte die Seitenlänge der Pyramiden. In Nubien sind über 200 Pyramiden gefunden worden; damit stehen in Sudan mehr Pyramiden als in Ägypten. Dies liegt vor allem daran, dass in Ägypten nur wenige der Privatpyramiden des Neuen Reiches bis heute erhalten sind.

Im vierten nachchristlichen Jahrhundert scheint das meroitische Reich in verschieden kleinere Fürstentümer oder Königreiche zerfallen zu sein. In kultureller Hinsicht stellen diese kleinen Reiche die Fortsetzung von Meroe dar.

Siehe auch: Pyramiden von Meroe, Liste der nubischen Könige, Ballana, Qustul

Das mittelalterliche Nubien

Die nubischen christlichen Reiche

Im 6. Jahrhundert wurde Nubien christianisiert. Es bildeten sich die Königreiche von Nobatia, Makuria und Alwa (zum Teil auch "Alodia" genannt) sowie eine größere Anzahl von Bistümern mit Bischöfen, Klerikern, Kathedralen und Klöstern. In dieser Zeit kommt das Nubische als Schriftsprache in Gebrauch, im Mittelalter in koptischen Buchstaben mit einigen Abwandlungen geschrieben. Die Hauptsprache der christlichen Liturgie in Nubien blieb jedoch das Griechische. Kirchlich-konfessionell gehörten die nubischen Diözesen zum Patriarchat von Alexandria der Kopten.

Im 16. Jahrhundert wird Nubien vollständig islamisiert. Die nubische Sprache bleibt jedoch in Gebrauch, neben dem sich als überregionale Verkehrssprache immer mehr durchsetzenden Arabisch. Aus christlicher Zeit wurden in Nubien bis heute zahlreiche Kirchenruinen gefunden. Die nubischen Kirchen hatten oft einen annähernd quadratischen oder kreuzförmigen Grundriss und waren gelegentlich sehr klein. Manche vermuten, dass sie nur als ein Haus für die Liturgie der Kleriker sowie eine Art Sakristei dienten; die eigentlichen Gemeindegottesdienste hätten vor der Kirche auf freiem Feld stattgefunden. Die bekanntesten Kunstwerke aus dem christlichen Nubien sind die Kirchenfresken von Faras.

Nubien im 19. Jahrhundert

Im Jahre 1821 eroberten die Ägypter, mit modernen europäischen Waffen ausgerüstet, erneut Nubien und Teile des südlich daran angrenzenden Weißen Nil.

1882 erhoben sich die sudanesischen Araber unter der Führung Muhammad Ahmads gegen die ägyptische Herrschaft und eroberten Khartum. Muhammad Ahmad betrachtete sich selbst als von Gott gesandter Mahdi, eine Art Messiasgestalt, weshalb diese Erhebung auch als Mahdi-Aufstand bezeichnet wird.

Während der Eroberung Khartums kam unter anderem der Gouverneur Sudans, der in ägyptischen Diensten stehende britische General Charles Gordon, bei den Kämpfen ums Leben. Mehrere von britischen Offizieren geführte ägyptische Armeen wurden vernichtend geschlagen, unter anderem das von General William Hicks kommandierte Anglo-Ägyptische Expeditionskorps.

Das Anglo-Ägyptische Kondominium (dunkelrot)

1898 eroberten britische Truppen unter dem Kommando von Horatio Kitchener von Ägypten aus Nubien zurück und schlugen die Mahdisten in der Schlacht von Omdurman bei Khartum. Um die Logistik für diesen Feldzug zu bewältigen, wurde die erste Eisenbahnlinie in Nubien entlang des Nil gebaut.

Sudan und damit auch Nubien kam in der Folgezeit nominell unter gemeinsame britisch-ägyptische Herrschaft (Kondominium); da die Briten aber auch in Ägypten selbst entscheidenden Einfluss ausübten, war Sudan de facto britische Kolonie. John Grenfell Maxwell wurde 1897 Gouverneur von Nubien.

Nubien im 20. Jahrhundert und heute

1955 folgte eine Volksabstimmung über den Anschluss an Ägypten, die negativ ausfiel. Daraufhin wurde Sudan 1956 in die Unabhängigkeit entlassen. Die Grenze zu Ägypten wurde bei Wadi Halfa festgelegt; Nubien war damit zwischen zwei Staaten geteilt. In den 1960er-Jahren wurde von Ägypten der Assuan-Hochdamm (Satt al-Ali) geplant und gebaut, der das Fassungsvermögen des älteren, noch von den Briten gebauten Assuan-Staudammes bei weitem übertreffen sollte. 1971 wurde der Hochdamm fertiggestellt. In der Folgezeit wurde nahezu ganz Unternubien vom entstehenden Nasser-Stausee überflutet. In einer beispiellosen Rettungsaktion setzte die internationale Staatengemeinschaft unter Federführung der Unesco zahlreiche kulturelle Monumente in höher gelegene Regionen um; die unternubische Bevölkerung wurde größtenteils in das südliche Oberägypten umgesiedelt, wo dadurch im sonst durchgehend arabischsprachigen Ägypten nubische Sprachinseln entstanden.

Eine ähnliche Situation ist heute in Dar al-Manasir am 4. Katarakt gegeben, wo die Regierung Sudans derzeit mit chinesischer Hilfe einen weiteren Staudamm errichten lässt. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2008 geplant (s. Weblinks). Heute ist die nubische Bevölkerung sowohl in Ägypten als auch in Sudan weitgehend an ihre arabische Umwelt assimiliert; die nubische Sprache, heute in arabischen Buchstaben geschrieben, ist jedoch noch immer lebendig.

Siehe auch

Literatur

  • Piotr O. Scholz: Nubien. Geheimnisvolles Goldland der Ägypter. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Elmar Edel: Zu den Inschriften auf den Jahreszeitenreliefs der "Weltkammer" aus dem Sonnenheiligtum des Niuserre, Teil 2. In: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Nr. 5. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1964, S. 118–119.
  2. a b Christian Leitz u.a.: Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen, Bd. 6: H̱-s. Peeters, Leuven 2002, ISBN 90-429-1151-4, S. 697.

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