Taiwan-Wunder

Taiwan-Wunder
中華民國

Zhōnghuá Mínguó
Republik China

Flagge der Republik China
Wappen der Republik China
Flagge Wappen
Amtssprache Hochchinesisch
Hauptstadt Taipeh
Staatsform semipräsidiale Republik
Staatsoberhaupt Präsident Ma Ying-jeou
Regierungschef Premierminister Liu Chao-shiuan
Fläche 36.179 km²
Einwohnerzahl 22.832.173 (Stand: Ende August 2006)
Bevölkerungsdichte 631 Einwohner pro km²
BIP nominal (2007)[1] 383.307 Mio. US$
BIP/Einwohner 16.606 US$
Währung Neuer Taiwan-Dollar NT$
Gründung 1. Januar 1912
Nationalhymne San Min Chu-i
inoffiziell auch: Flaggenlied
Nationalfeiertag 10. Oktober, Aufstand von Wuchang
Zeitzone UTC +8 = MEZ +7 (keine Sommerzeit)
Kfz-Kennzeichen RC
Internet-TLD .tw
Telefonvorwahl +886

Die Republik China (chin. 中華民國 / 中华民国, Zhōnghuá Mínguó, IPA (hochchin.) [d̥ʐ̥ʊŋ.χu̯ɑ min.ɡ̊u̯ɔ], Tongyong Pinyin Jhōnghuá Mínguó, Zhuyin ㄓㄨㄥ ㄏㄨㄚˊ ㄇㄧㄣˊ ㄍㄨㄛˊ), auch Republik China auf Taiwan oder gemeinhin Taiwan und früher auch Nationalchina genannt, ist ein ostasiatischer Staat auf der Insel Taiwan und umliegenden Inseln, der im Taiwan-Konflikt um seine Eigenstaatlichkeit kämpft und aufgrund der Ein-China-Politik der Volksrepublik China von nur wenigen Staaten offiziell als Staat anerkannt wird.

Gegründet wurde die Republik China auf dem Festland am 1. Januar 1912 nach dem Sturz des letzten Kaisers Pu Yi. Ihr Territorium umfasste mehr oder weniger das gesamte chinesische Staatsgebiet, nicht jedoch die Insel Taiwan, welche japanische Kolonie war und erst 1945 an China zurückgegeben wurde. Seit der Gründung der Volksrepublik China 1949 und dem Ende des Chinesischen Bürgerkriegs 1950 beschränkt sich das effektive Staatsgebiet der Republik China nur noch auf die Provinz Taiwan sowie die zur Provinz Fujian gehörenden, dem Festland vorgelagerten Inselgruppen Kinmen und Matsu.

Das politische und staatsrechtliche Verhältnis der Republik China zur Volksrepublik China ist bis heute heikel. Die meisten Staaten haben seit 1971 die Volksrepublik China anstelle der Republik China diplomatisch anerkannt. Gründe für die Nichtanerkennung sind zumeist politischer oder wirtschaftlicher Natur. So führt die weltweit überwiegend akzeptierte Ein-China-Politik der Volksrepublik China dazu, dass der Republik China die Anerkennung seit 1971 verweigert wird, obwohl die Republik China de facto weitgehend ein eigenständiger Staat ist. Aus Sicht der Republik China hat sich Festlandchina durch die Gründung der Volksrepublik China 1949 „abgespalten”. Der Status Taiwans ist bis heute ungeklärt und spiegelt sich im Taiwan-Konflikt wider.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Republik China erstreckt sich seit 1949 über eine Gesamtfläche von 36.179 km². Den Hauptteil stellt die Insel Taiwan mit einer Fläche von 35.801 km². An der längsten Stelle ist die Insel 394 km lang, die maximale Breite beträgt 144 km. Die pazifische Insel wird im Westen durch die Straße von Taiwan vom chinesischen Festland und im Süden durch die Straße von Luzon von den Philippinen getrennt. Östlich begrenzt das Philippinenbecken Taiwan. Im Nordosten grenzt Taiwan an die zu Japan gehörende Ryūkyū-Inselkette. Im Norden liegt das Ostchinesische Meer, welchem Japan und Südkorea angrenzen.

Die Republik China auf Taiwan umfasst außerdem zudem die Pescadoren (Penghu), die vorgelagerten Matsu-Inseln und Quemoy zwischen dem Festland und der Insel in der Taiwanstraße sowie einige weitere kleine Inseln, unter anderem im Südchinesischen Meer.

Die Insel wird ähnlich wie Japan häufig von Erdbeben und Taifunen heimgesucht, was besondere Sicherheitsstandards bei Gebäuden und Infrastruktur erfordert.

Bevölkerung

In der heutigen Republik China leben ungefähr 23 Mio. Menschen. Die größte Bevölkerungsgruppe stellen mit 84 Prozent die „Taiwaner“ (70 Prozent Hoklos, 15 Prozent Hakkas). Dabei handelt es sich um Nachkommen von Einwanderern, die vorwiegend zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert vom chinesischen Festland nach Taiwan gekommen sind und sich mit der Urbevölkerung teilweise vermischt haben. Die ca. 1,5 bis 2 Millionen Flüchtlinge, die 1949 mit Chiang Kai-shek aus allen Teilen Chinas nach Taiwan übergesiedelt sind sowie deren Nachkommen werden im Gegensatz dazu als „Festlandchinesen“ bezeichnet und stellen heute etwa 14 Prozent der Einwohner der Republik China. Neben diesen Gruppen mit Wurzeln auf dem chinesischen Festland leben vor allem in abgelegenen Regionen noch Angehörige der Ureinwohner-Völker, die ihre kulturell-differenzierte Identität wahren konnten. Diese Indigenen Völker Taiwans machen heute etwa 2 % der Gesamtbevölkerung aus. Als ethnische Minderheiten offiziell anerkannt sind die Völker der Amis, Atayal, Bunun, Kavalan, Paiwan, Puyuma, Rukai, Saisiyat, Sakizaya, Tao, Thao, Tsou und Truku. Seit 2008 sind die Sediq als 14. eigenständige Minderheit anerkannt.

Taiwan weist mit mehr als 625 Einwohnern pro Quadratkilometer nach Bangladesch die zweithöchste Einwohnerdichte aller Flächenstaaten der Welt auf. Auch infolge des hohen Gebirgsanteils der Insel konzentriert sich die städtische Bevölkerung in der westlichen Ebene des Landes. Entsprechend hoch ist dort die Verstädterungsrate mit einer zunehmenden Konzentration auf die Agglomeration der Hauptstadt Taipeh im Norden der Insel. In Städten leben um die 75 Prozent der Bevölkerung. 22 Prozent der Bevölkerung sind unter 15 Jahren. Weitere Siedlungsschwerpunkte finden sich um Taichung und Tainan entlang der Westküste bis zur südlichen Hafenstadt und zweitgrößten Metropole Kaoshiung.

Sprachen

Als Verkehrs- und Amtssprache dient das Hochchinesisch, die Mehrheit der Bevölkerung Taiwans spricht zudem Taiwanisch. Eine weitere bedeutende Sprachgruppe mit vielen Sprechern stellen die Hakka-Dialekte dar. Mit den festlandchinesischen Flüchtlingen sind darüber hinaus beinahe alle chinesischen Dialekte nach Taiwan gekommen. In der U-Bahn (MRT) in Taipeh werden die Stationen auf Hochchinesisch, Taiwanisch, Hakka und Englisch angesagt.

Anders als in der Volksrepublik China werden in Taiwan weiterhin die traditionellen chinesischen Schriftzeichen, die Langzeichen, verwendet. Für die lateinische Umschrift der chinesischen Zeichen sind verschiedene Systeme in Gebrauch. Seit 2009 ist Hanyu Pinyin, die offizielle Umschrift in der Volksrepublik China, auch in der Republik China offizieller Standard. Daneben wird noch Tongyong Pinyin, die bis 2008 offizielle Umschrift, benutzt. Da insbesondere bei Ortsnamen auch noch Umschriften nach Wade-Giles in Gebrauch sind, erscheinen viele Ortsnamen auf Karten und Wegweisern in verschiedenen zum Teil deutlich voneinander abweichenden lateinischen Schreibweisen. So wird zum Beispiel der Name der Stadt Hsinchu (nach Wade-Giles) in Hanyu Pinyin als Xinzhu und in Tongyong Pinyin als Sinjhu geschrieben.

Die lateinische Schrift, die ursprünglich von Missionaren eingeführt wurde, diente auch in einigen Fällen zur Verschriftung der Sprachen der Ureinwohner, welche der austronesischen Sprachfamilie angehören. Um den Status dieser Sprachen zu verbessern, wurden die Ureinwohnersprachen neben Hochchinesisch, Taiwanisch und Hakka zu Nationalsprachen erklärt. Auch ein eigener Fernsehkanal für die Ureinwohner, auf dem Beiträge in verschiedenen Ureinwohnersprachen gesendet werden, wurde eingerichtet.

Politik

Die Republik China ist im Gegensatz zur Volksrepublik China seit einigen Jahren eine Demokratie, der Präsident und die Abgeordneten des Einkammer-Parlaments werden seit den 1990er-Jahren in freien, gleichen und geheimen Wahlen gewählt. Vor der Demokratisierung regierte die 1947 noch gesamtchinesisch (jedoch ohne Mitbestimmung der Taiwaner) gebildete Nationalversammlung. Mit der Begründung, dass gesamtchinesiche Neuwahlen nicht möglich waren und um den gesamtchinesischen Vertretungsanspruch nicht aufzugeben, wurde ihre ursprünglich auf sieben Jahre angelegte Amtszeit auf unbestimmte Zeit verlängert, was ihr auch die Bezeichnung „Langes Parlament“ einbrachte.

Bis 1992 regierte die Kuomintang, welche die Nationalversammlung kontrollierte, praktisch als alleinige Partei. Im Zuge der Demokratisierung gab die Nationalversammlung ihre Kompetenzen schrittweise an den 1992 erstmals frei gewählten Legislativ-Yuan ab, bis sie sich 2005 endgültig auflöste.

Die heutige Parteienlandschaft der Republik China ist hauptsächlich von zwei politischen Blöcken geprägt; der pan-grünen Koalition (chin. 泛綠聯盟 / 泛绿联盟, Fànlǜ liánméng) bestehend aus der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP), der Taiwans Solidaritäts Union (TSU) und der kleineren Taiwans Unabhängigkeitspartei (TAIP) und der pan-blauen Koalition (chin. 泛藍聯盟 / 泛蓝联盟, Fànlán Liánméng) bestehend aus der Kuomintang (KMT), der Volkspartei (PFP) und der kleineren Neuen Partei (CNP). Dabei stammen die farbliche Bezeichnungen von den Parteiflaggen der beiden großen Volksparteien DPP und KMT. Im Verhältnis zur Volksrepublik China strebt das grüne Lager eine „formelle Unabhängigkeit“ Taiwans an, während das blaue Lager die Beibehaltung des status quo befürwortet. Langfristig wird von Teilen des blauen Lagers eine Wiedervereinigung Chinas unter demokratischen Voraussetzungen angestrebt.

Bis 1992 wählte die Nationalversammlung den Staatspräsidenten, 1996 wurde er erstmals direkt vom Volk gewählt. Von 2000 bis 2008 regierte mit Chen Shui-bian (DPP) der erste Präsident, der nicht der Kuomintang angehörte. Die Parlamentswahlen am 12. Januar 2008 und die Präsidentschaftswahlen am 22. März 2008 brachten die Kuomintang zurück an die Macht. Präsident ist seit dem 20. Mai 2008 Ma Ying-jeou.

Das Regierungssystem

Verfassung

Die Verfassung der Republik China basiert auf den politischen Lehren Sun Yat-sens und wurde noch 1946 auf dem Festland entwickelt. Sie trat am 25. Dezember 1947 in Kraft und verlangt eine Teilung in fünf Gewalten, die von je einem Yuan (Staatsrat) ausgeübt werden: Legislative, Exekutive, Judikative, Prüfung und Kontrolle. Bis zu ihrer Auflösung 2005 hatte die Nationalversammlung das alleinige Recht, Verfassungsänderungen vorzunehmen. Seitdem müssen vom Parlament gebilligte Verfassungsänderungen in Referenden mit über 50 Prozent der wahlberechtigten Stimmen bestätigt werden.

Staatsoberhaupt ist der auf vier Jahre direkt gewählte Präsident, der ebenfalls Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist und nur einmal wiedergewählt werden darf.

siehe auch: Liste der Präsidenten der Republik China

Yuans (Staatsräte)

Der Exekutiv-Yuan ist die Regierung beziehungsweise das Kabinett der Republik China, dessen Vorsitz der Ministerpräsident ausübt. Er wird vom Präsidenten im Einvernehmen mit dem Legislativ-Yuan ernannt.

Der vom Volk gewählte Legislativ-Yuan besteht seit 2008 aus 113 Abgeordneten und ist das Parlament Taiwans, welches mit der Gesetzgebungskompetenz ausgestattet ist und die Arbeit des Exekutiv-Yuans überwacht.

Der Judikativ-Yuan besteht aus 15 Richtern und ist die höchste gerichtliche Instanz des Staates. Er bildet außerdem das Verfassungsgericht des Landes.

Der Prüfungs-Yuan ist für die Beamtenauswahl verantwortlich.

Der Kontroll-Yuan nimmt die Funktion eines Rechnungshofes wahr und kann Disziplinarverfahren gegen Beamte durchführen.

Verhältnis zur Volksrepublik China

Hauptartikel: Taiwan-Konflikt

Am 7. Dezember 2007 wurde die alte Inschrift der „Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle“ entfernt, die zur „Nationalen Taiwan-Demokratie-Gedenkhalle“ umbenannt worden ist.[2]
Reisepass der Republik China

Das Verhältnis Taiwans zur Volksrepublik China (VRC) ist recht kompliziert. Aus Sicht der Volksrepublik ist Taiwan eine abtrünnige Provinz und gehört gemäß ihrer Ein-China-Politik zur VRC. Am 14. März 2005 hat der Nationale Volkskongress Chinas fast einstimmig das umstrittene Anti-Abspaltungsgesetz abgesegnet, welches militärische Schritte gegen Taiwan vorsieht, sollte dieses sich formell unabhängig erklären. Die pan-grüne Koalition, die zu jener Zeit den Präsidenten und die Regierung in Taiwan stellte, strebt die Anerkennung Taiwans als selbstständigen Staat an, vermied jedoch bislang eine offizielle Unabhängigkeitserklärung. Ungeachtet dessen ist Taiwan de facto völlig unabhängig von der Volksrepublik und verfügt über eine selbständige Regierung, die die volle Souveränität über Taiwan hat.

Als Versprechen Amerika gegenüber und zur Beruhigung der Volksrepublik China definierte der damalige Präsident Chen Shui-bian die Politik der fünf Neins (chin. 四不一沒有, sì bù yī méi yǒu, engl. four nos and one without „vier Nein und ein Ohne“). Solange Taiwan nicht akut militärisch von China bedroht wird, wird Taiwan:

  • keine Unabhängigkeit erklären
  • nicht den Namen des Staates ändern
  • keinen Artikel in die Verfassung aufnehmen, der die Beziehungen zur VRC als „zwischenstaatliche Beziehungen“ bezeichnet
  • kein Referendum über die Änderung des Status quo in der Frage Unabhängigkeit oder Wiedervereinigung abhalten
  • die bestehenden taiwanischen Richtlinien für die „Nationale Wiedervereinigung“ nicht ändern (sprich: Wiedervereinigung nur durch Verhandlungen mit der Volksrepublik China und unter demokratischen Voraussetzungen auf dem chinesischen Festland).

Internationale Anerkennung

Bis 1971 stellte die Republik China, einst Gründungsmitglied der UNO, die alleinige chinesische Vertretung bei den UN und hatte einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen inne. 1971 verlor sie durch die Resolution 2758 der UN-Generalversammlung die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen an die Volksrepublik China. In der Folge nahmen die meisten Mitgliedsstaaten der UNO diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China auf und brachen im Gegenzug die Beziehungen zur Republik China ab. Das liegt hauptsächlich daran, dass jeder Staat, der bilaterale Beziehungen mit der VRC unterhalten will, deren Ein-China-Politik offiziell anerkennen muss. Sogar die Schutzmacht USA erkennt Taiwan offiziell nicht an und handelt moderat in Angelegenheiten, welche direkte Streitpunkte zwischen den beiden Kontrahenten sind, wie zum Beispiel Taiwans Beitritt als Beobachter in die Weltgesundheitsorganisation.

Staaten mit diplomatischen Beziehungen zur Republik China

Aktuell pflegen folgende 23 Staaten offizielle diplomatische Beziehungen mit der Republik China:

Am 21. Juli 2002 brach Nauru, das bislang die Republik China offiziell anerkannt hatte, seine diplomatischen Beziehungen ab und stellte sich auf die Seite der Volksrepublik China. Der damalige Präsident René Harris unterzeichnete in Hongkong eine gemeinsame Erklärung mit Chinas damaligem Vizeaußenminister Zhou Wenzhong. Nauru erhielt dafür von China finanzielle Unterstützung in zweifacher Millionenhöhe. Im Jahre 2003 erklärte sich China bereit, nauruische Schulden (Kauf einer Boeing 737) bei der Export-Import Bank of the United States in Höhe von 2,7 Mio. Dollar zu zahlen.

Im März 2005 sprach sich der amtierende chinesische Vize-Außenminister Yang Jiechi nach einem Treffen mit Präsident Ludwig Scotty für weitergehende diplomatische Beziehungen zwischen China und Nauru aus. Gleichzeitig erklärte Scotty, Nauru unterstütze das (VR-)chinesische Programm, die Republik China mit der Volksrepublik China wieder zusammenzuschließen. Am 9. Mai 2005 jedoch trafen sich Scotty und der Präsident der Republik China, Chen Shui-bian, kurz in Majuro, worauf am 14. Mai offiziell die diplomatischen Beziehungen zwischen Nauru und der Republik China wiederaufgenommen wurden. Scotty begründete den Entscheid damit, dass der damalige Abbruch der Beziehungen mit der Republik China durch René Harris falsch war und er stets dagegen war. Es ist zu vermuten, dass wieder zur Republik China gewechselt wurde, weil die Volksrepublik China ihr Versprechen, die Schulden für das Boeing-Flugzeug zu bezahlen, niemals eingelöst hatte. Zudem versprach die Republik China, Entwicklungshilfe in den Bereichen Erziehung, Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus zu leisten; im Gegenzug wird Taiwan von Nauru bei Beitrittsgesuchen in internationale Organisationen wie die WHO und die UNO unterstützt.

Am 20. Januar 2005 nahm Grenada seine diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China wieder auf und brach die seit 1989 bestehenden diplomatischen Beziehungen zur Republik China ab.

Auch Senegal brach am 26. Oktober 2005 seine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab und nahm nach zehnjähriger Unterbrechung seine diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China wieder auf.

Weiterhin beendete am 5. August 2006 Tschad seine seit 1997 bestehenden diplomatischen Beziehungen zur Republik China. Nach Angaben der Regierung bestanden Interessenskonflikte. Man wolle sich in Folge dessen der Volksrepublik China zuwenden.[3] Die Regierung in N'Djamena hatte jahrelang von der finanziellen Unterstützung Taiwans für Projekte im Gesundheits-, Landwirtschafts- und Infrastrukturbereich profitiert.

Der Vatikanstaat hingegen widerstand mehreren Versuchen der Regierung der VRC seit den 80er Jahren, die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan zu torpedieren. Offiziell erkennt der Vatikan auch noch im Jahr 2007 die Republik China als einzigen legitimen chinesischen Staat an.

Am 1. Mai 2007 nahm St. Lucia – nach einer Unterbrechung von 10 Jahren – offiziell wieder seine diplomatischen Beziehungen zur Republik China auf.[4] Dagegen brach Costa Rica am 7. Juni 2007 die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab. Begründet wurde dieser Schritt mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten, die engere Kontakte zur Volksrepublik China bedingen.[5] Die Anzahl der Länder, welche diplomatische Beziehungen zur Republik China pflegen, reduzierte sich mit dem Schritt Costa Ricas und seit Januar 2008 Malawis[6][7] auf 23.

Nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo wird über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Republik China und dem Kosovo spekuliert. Die Republik China erkennt das Kosovo an und bot diesem auch finanzielle Unterstützung an. Ein weiterer Grund für die Aufnahme diplomatischer Kontakte des Kosovo mit der Republik könnte sein, dass die Volksrepublik China eine Anerkennung ablehnt.[8]

Die anderen Staaten haben offiziell keine diplomatischen Beziehungen, trotzdem wird der Kontakt durch sogenannte Taipei Wirtschafts- und Kulturbüros aufrechterhalten, ohne diesen Einrichtungen (mit Rücksicht auf den Taiwan-China-Konflikt) den Status einer Botschaft zuzuordnen.

Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Administrative Gliederung der Republik China

Die offizielle Verwaltungsgliederung stammt aus der Zeit, als die Republik China noch das ganze Festland regiert hat. Obwohl die Republik China das Festland nicht mehr verwaltet, hat sie auf dieses Recht verfassungsmäßig niemals verzichtet. Der vom Festland stammenden Verfassung von 1947 nach erhebt die fortbestehende Republik China offiziell bis dato Anspruch auf ganz China in den Grenzen von 1911, am Ende des Chinesischen Kaiserreiches beziehungsweise Anfang der chinesischen Republik. Diese Gebiete umfassen neben Festlandchina auch die Mongolei, die autonome Republik Tuva in der Russischen Föderation, die Verwaltungseinheit Kachin-Staat in Myanmar sowie Teile Kirgisistans.

Jedoch wurden seit der beginnenden Demokratisierung Taiwans in den 1990er Jahren (Souveränitäts-)Ansprüche auf Festlandchina faktisch nicht mehr erhoben und der kommunistische Souveränitätsanspruch auf das Festland, jedoch nicht auf das Territorium der Republik China inoffiziell anerkannt. Die Ansprüche wurden 1991 von dem nationalchinesischen Präsidenten Lee Teng-hui aufgegeben, was jedoch nicht von der Nationalversammlung der Republik China ratifiziert wurde. Im Jahr 1999 prägte der scheidende Präsident die Zwei-China-Theorie, die von der Nachfolgeregierung unter Chen Shui-bian weiter verfolgt wurde. Ansprüche auf ehemals chinesische Gebiete auf dem Festland, die unter der Kontrolle anderer Staaten stehen, werden ebenfalls faktisch nicht mehr erhoben, beispielsweise auf das Gebiet der Mongolei. Anders als 1997 wurde der Dalai Lama beim erneuten Besuch 2001 in Taiwan als „ausländischer Staatsgast“ bezeichnet.

Die Volksrepublik China erhält dagegen den Anspruch auf Taiwan mit der Ein-China-Politik aufrecht. Im Jahr 2006 wurden zuletzt Änderungen an der republikanischen Verfassung vorgenommen. Ursprünglich sollten dabei auch die Staatsgrenze und Souveränitätsansprüche der heutigen Republik China auf Taiwan neu geregelt und den tatsächlichen Bedingungen angepasst werden. Aufgrund internationalen, vor allem US-amerikanischen und westlichen Druckes wurde jedoch auf diese Anpassung verzichtet, da sie als Schritt zur formellen „Unabhängigkeit“ beziehungsweise Eigenstaatlichkeit Taiwans angesehen wird und von der Volksrepublik China als Provokation aufgefasst worden wäre.

Neben den „ruhenden“ Ansprüchen auf Gebiete auf dem Festland existieren weitere, aktive Territorialstreitigkeiten über Inseln und Inselgruppen. So beansprucht heute die Republik China auch das von den Philippinen verwaltete Scarborough-Riff, die von Japan verwalteten Senkaku-Inseln, den von Südkorea verwalteten Socotra-Fels sowie die Spratly-Inseln, von denen einige jeweils von Malaysia, den Philippinen, der Republik China, Vietnam und der Volksrepublik China verwaltet werden.

Bei ihrer Gründung 1912 übernahm die Republik China die Verwaltungsgliederung der Qing-Dynastie, bei der es zu jener Zeit die 22 Provinven Jiangsu, Anhui, Jiangxi, Hubei, Hunan, Sichuan, Yunnan, Guizhou, Guangdong, Guangxi, Fujian, Zhejiang, Shandong, Shanxi, Henan, Hebei, Shaanxi, Gansu, Xinjiang, Liaoning, Jilin, Heilongjiang gab. Neben den 22 Provinzen hatte die Beiyang-Regierung 4 besondere Zonen aufgestellt. Die heutige offizielle Gliederung basiert auf dem Stand von 1949 und umfasst 35 Provinzen, 14 Städte, zwei Regionen (地方, Dìfāng, „Orte“) und eine Sonderzone. Sie weicht von der nach 1949 mehrfach modifizierten administrativen Gliederung der Volksrepublik China ab.

Landkarte der „offiziellen“ Grenzen der Republik China (seit 1912), einschließlich Festlandchina, Mongolei, Tuva und dem Kachin-Staat. Ansprüche auf die Gebiete auf dem Festland werden faktisch nicht mehr erhoben.
Verwaltungsgliederung der Republik China (1999)
Zonen Abkürzung Hauptstadt 14 Städte1
Provinzen
Suiyuan Sui Guisui (Hohhot)
Rehe Re Chengde
Liaobei Chao Liaoyuan
Andong An Tonghua
Songjiang Song Mudanjiang Harbin
Hejiang Hr Jiamusi
Liaoning Liao Shenyang Shenyang, Dalian
Jilin Ji Jilin (Stadt)
Chahaer Cha Zhanghuan (Zhangjiakou)
Hebei Ji Qingyuan (Baoding) Beiping, Tianjin
Shanxi Jin Yangqu (Taiyuan)
Heilongjiang Hei Beian
Nenjiang Nen Qiqihar
Xingan Xing Hailar
Jiangsu Su Zhenjiang Shanghai, Hauptstadt Nanjing
Anhui Wan Hefei
Zhejiang Zhe Hangzhou
Fujian Min Fuzhou
Jiangxi Gan Nanchang
Shandong Lu Jinan Qingdao
Henan Yu Kaifeng
Hubei E Wuchang Hankou
Hunan Xiang Changsha
Guangdong Yue Guangzhou Guangzhou
Guangxi Gui Guilin
Sichuan Chuan Chengdu Chongqing
Guizhou Qian Guiyang
Yunnan Dian Kunming
Xikang Kang Kangding
Shaanxi Shaan Xi'an Xi'an
Gansu Long Lanzhou
Qinghai Qing Xining
Ningxia Ning Yinchuan
Xinjiang Xin Dihua (Urumqi)
Taiwan Tai Taipeh Taipeh, Kaohsiung
Sonderzone
Hainan Qiong Haikou
Regionen
Tibet Zang Lhasa
Menggu (Mongolei)2 Meng Kunlun (Ulaanbaatar)
Bemerkung 1: Nach dem Wechsel der Regierung der Republik China nach Taiwan gab es insgesamt 35 Provinzen (ohne Mongolei), eine Sonderzone und zwölf Städte (ohne Taipeh und Kaohsiung).
Bemerkung 2: Nach dem Wechsel der Regierung der Republik China nach Taiwan erkannte sie die Unabhängigkeit der Mongolei von China lange nicht an.

Die gegenwärtig tatsächlich kontrollierten Gebiete

Seit dem Rückzug der Kuomintang nach Taiwan 1949 und der Eroberung von Hainan durch die Kommunisten 1950 beschränkt sich das von der Republik China kontrollierte Staatsgebiet auf die Provinz Taiwan und einen kleinen Teil der Provinz Fujian. Die Provinz Taiwan umfasst die Insel Taiwan, einige vorgelagerte kleinere Inseln sowie die in der Taiwan-Straße gelegene Inselgruppe der Pescadoren. Der von der Republik China kontrollierte Teil der Provinz Fujian besteht aus den vor der Küste des chinesischen Festlands gelegnene Inselgruppen Jinmen (Quemoy) und Mazu.

Regierungsunmittelbare Städte

Die Städte Taipeh und Kaohsiung wurden 1967 bzw. 1979 aus der Provinz Taiwan ausgegliedert und nehmen seither als unmittelbar der Zentralregierung unterstellte Städte eine provinzähnliche Sonderstellung ein. Die im Norden Taiwans am Fluss Danshui gelegene Hauptstadt Taipeh (台北市, Táiběi Shì) ist mit 2.621.000 Einwohnern in zwölf Stadtteilen größte Stadt der Republik China. Kaohsiung (高雄市, Gāoxióng Shì) ist mit 1.511.224 Einwohnern in elf Stadtteilen die zweitgrößte Stadt und gleichzeitig der größte Hafen Taiwans, über den der größte Teil der Ölimporte abgewickelt und industriell verarbeitet werden. Die im südchinesischen Meer gelegenen von der Republik China kontrollierten Dongsha-Inseln sind administrativ dem Distrikt Cijin der Stadt Kaohsiung zugeordnet.

Landkreise und kreisfreie Städte

Städte und Landkreise in der heutigen Republik China

Die heutige Republik China ist neben den beiden regierungsunmittelbaren Städten in 18 Landkreise und fünf kreisfreie Städte untergliedert, welche seit einer Verwaltungsreform im Jahr 1998 die wichtigsten Verwaltungseinheiten darstellen.

Die Provinz Taiwan besteht aus fünf kreisfreien Städten und 16 Landkreisen. Taichung (台中市, Táizhōng Shì), die mit 1.114.000 Einwohnern drittgrößte Stadt, liegt an der mittleren Westküste Taiwans. Die Stadt, die sich über Siedlungsresten aus der Zeit 2.000 v. Chr. erstreckt, hat zurzeit acht Stadtteile und angeblich das beste Klima in Taiwan. Die viertgrößte Stadt ist Tainan (台南市, Táinán Shì) mit 751.000 Einwohnern. Sie liegt im Südwesten Taiwans und wurde ab 1621 wegen der günstigen Hafenlage als niederländische Kolonialstadt errichtet, lange Zeit war sie die Hauptstadt der Provinz Taiwan. Weitere kreisfreie Städte sind die im Nordosten gelegene Hafenstadt Keelung (chin. 基隆市, Jīlóng Shì) mit 392.000 Einwohnern und Hsinchu (新竹市, Xīnzhú Shì) im Nordwesten mit 384.000 Einwohnern. Wegen des starken Windes aus der Taiwanstraße wird die für die hohe Konzentration an Halbleiterfirmen bekannte Stadt Hsinchu auch die „windige Stadt“ (風城 / 风城, Fēngchéng) genannt. Chiayi in Westtaiwan (嘉義市, Jiāyì Shì) ist mit 270.000 Einwohnern die kleinste kreisfreie Stadt Taiwans.

Die 16 Landkreise (Stand: 2004) der Provinz Taiwan sind Folgende.

Der von der Republik China kontrollierte Teil der Provinz Fujian umfasst den Landkreis Kinmen (金門縣, Jīnmén Xiàn) mit einer Fläche von 150,46 km² und 61.614 Einwohnern sowie die Gemeinde Mazu mit einer Fläche von 29,6 km² und 11.002 Einwohnern, welche zum ansonsten unter der Kontrolle der Volksrepublik China stehenden Kreis Lienchiang gehört.

Geschichte

Hauptartikel: Chinesische Geschichte

Der Sturz der Qing-Dynastie

Chinesische Mutter, 1917

Seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es in China revolutionäre Bestrebungen, die Mandschudynastie zu stürzen. Die treibende Kraft dieser Bestrebung kam vor allem aus den westlich erzogenen Intellektuellenschichten in den kolonialisierten Gebieten wie zum Beispiel Hongkong, Kanton und Shanghai.

Dazu gesellte sich noch eine nationalistische Strömung, welche die Qing-Dynastie als Fremdherrschaft ansah und eine von Han-Chinesen etablierte Herrschaftsform sehen wollte. Vor allem in der sogenannten „neuen Armee“ fanden die revolutionären Ideen großen Anklang; hier konnten die Revolutionäre die meisten Anhänger rekrutieren. Die Neue Armee wurde ironischerweise von den Qing-Herrschern ins Leben gerufen, um eine nach westlichem Vorbild organisierte Armee zu errichten, als besonders während des ersten chinesisch-japanischen Kriegs die Unzulänglichkeit der traditionellen chinesischen Armee sichtbar wurde. Unter anderen hatte Sun Yatsen, der seine Ausbildung in Japan genossen hatte und bekennender Christ war, bereits vor 1911 mehrere Umsturzversuche, hauptsächlich in den Südprovinzen organisiert.

Der Sturz der Qing-Dynastie erfolgte, als am 10. Oktober 1911 in Wu-chang die dort stationierten Neuen Armeen revoltierten. Der Gouverneur floh Hals über Kopf und gab so den Revolutionären die Gelegenheit, ihre Stellung zu festigen. Die Revolution in Wu-chang fand bald großen Anklang im gesamten Bereich des Yangtse-Laufs, es kam zur massiven Verfolgung der Mandschu. Der Prinzregent Tschün II. (vgl. Pu Yi) sah sich gezwungen, den 1908 verbannten Yuan Shikai zurückzurufen und als obersten Militärmachthaber einzusetzen. Yuan hatte bereits vor seiner Verbannung diese Stellung eingenommen. Seine Beiyang-Armee war die einzige Armee, auf die sich die Qing-Regierung noch stützen konnte. Sie war die erste Neue Armee und Yuan Shikai war der Mann, der diese Armee gegründet, trainiert und aufgebaut hatte. Selbst in seiner Verbannung besaß er die volle Kontrolle über diese Armee.

Yuan Shikai setzte nach seiner Rückkehr sofort seine Armee in Bewegung. Er fuhr eine Doppelstrategie: Einerseits setzte er die Revolutionäre am Yangtse stark unter Druck, andererseits verhandelte er mit Sun Yatsen über eine „friedliche Lösung“.

Am 1. Januar 1912 wurde unter Sun Yat-sen die Republik mit einer provisorischen Verfassung und einem Ministerium aus Jungchinesen ausgerufen. Um einen Bürgerkrieg Süd gegen Nord zu vermeiden, willigte Sun unter den folgenden Bedingungen in einen Frieden ein:

  1. Die Dynastie wird abgeschafft, China wird eine Republik.
  2. Das alte Kaiserhaus erhält eine Vorzugsbehandlung.
  3. Yuan Shikai erkennt die provisorische Verfassung an und
  4. Sun Yatsen verzichtet zugunsten von Yuan Shikai.
  5. Die Hauptstadt der Republik, Sitz der Regierung und des Parlaments soll Nanjing werden.

Am 14. Februar 1912 wurde Yuan Shikai neuer Präsident.

Die Beiyang-Zeit

Flagge der Republik Taiwan von 1895
Flagge der Republik China 1912–1928. Siehe Liste der chinesischen Flaggen.

Yuan Shikai war kein Republikaner, und er verachtete Begriffe wie Demokratie. Er verkannte, dass die Zeit der Kaiserhäuser vorbei war. Für ihn war die Revolution die Gelegenheit, seine eigene Dynastie zu gründen.

Kurz nach seinem Amtsantritt ließ er seine eigene Beiyang-Armee in Peking revoltieren. Unter dem Vorwand, dass er in dieser brenzligen Situation Beijing nicht verlassen konnte, um die Situation nicht außer Kontrolle geraten zu lassen, begann er seine Abmachung mit Sun Yatsen zu revidieren. Denn Peking war seine Machtbasis, hier stand die Armee, die ihm loyal ergeben war, während er in Nanjing auf fremdem Terrain gestanden hätte. Er köderte die Führer der Revolution mit Ämtern wie Vizepräsident, Minister etc. nach Peking und setzte sie so fest. Als Sun Yatsen Mitte 1913 erkannte, dass er von Yuan hintergangen wurde, gründete er Juli 1914 die Chinesische Revolutionspartei (中華革命黨) als eine politische Kraft und initiierte eine zweite Revolution (1919 wurde diese Partei in Kuomintang umbenannt). Yuan setzte sofort seine Beiyang-Armee in Bewegung und eroberte alsbald bis auf wenige Provinzen im äußersten Süden fast das gesamte China. Sun Yatsen musste ins Exil gehen.

Yuan glaubte, die Zeit sei reif und ließ sich am 11. Dezember 1915 zum Kaiser einer konstitutionellen Monarchie proklamieren. Sofort rebellierten die wenigen Südprovinzen außerhalb seiner Kontrolle (die 3. Revolution). Doch noch schwerwiegender war, dass seine eigene Beiyang-Armee ihm die Treue versagte. Alle seine ranghohen Generäle gaben bekannt, dass sie gegen die Wiedereinführung der Monarchie seien. Im März 1916 musste Yuan abdanken.

Sofort nach Yuans Tod brach ein Machtkampf innerhalb der Beiyang-Armee aus. Die Beiyang-Armee spaltete sich in vier größere Gruppen, die miteinander in wechselnden Konstellationen Bündnisse schlossen oder einander bekämpften. Je nach der Lage auf dem Schlachtfeld wechselte die Regierung in Peking. In diesen 10 bis 15 Jahren, in denen die Beiyang-Warlords („Nördliche Militaristen“) das Sagen hatten, wechselte der Ministerpräsident in Beijing nicht selten fünf Mal pro Jahr.

Zugleich versuchte Sun Yatsen in seiner Heimat Kanton, zum Teil gestützt auf opportunistische Warlords, eine Basis für eine demokratische Republik aufzubauen. Seine Vorstellungen ruhten auf seinen „Drei Prinzipien des Volkes“: Nationalismus, Demokratie und Volkswohl. Er sammelte die öffentliche Meinung auf Seiten der Demokratie, gegen Despotie und Korruption und behielt eine makellose Reputation. Als Regierungschef Chinas wurde er aber nie erprobt.

Seit dem Boxeraufstand waren alle Westmächte in China vertreten und versuchten, auch hier ihre Privilegien, aber auch die Balance untereinander zu erhalten. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges jedoch änderte sich die Lage. Die europäischen und amerikanischen Mächte konzentrierten ihre Ressourcen und Aufmerksamkeit auf Europa, so dass Japan sich bei dieser Gelegenheit in China einmischen konnte. So übernahm Japan die deutsche Kolonie in Qingdao und zwang die chinesische Regierung in einem geheimen Abkommen dies anzuerkennen.

Die Offenbarung dieses Geheimdokuments am Ende des Ersten Weltkrieges führte zu der ersten großen Studentenbewegung in der chinesischen Geschichte, der Bewegung des vierten Mai. Als Folge dieser Bewegung verweigerte die chinesische Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 die Unterzeichnung des Versailler Vertrags, in dem die Okkupation Shandongs durch Japan festgeschrieben wurde.

In dieser Zeit änderte sich das Gesicht des Landes. Die Intellektuellen Chinas wurden zu radikalen Denkern, welche den Konfuzianismus und die chinesische Schrift als Mittel der Kaiserherrschaft ablehnten und stattdessen Werte wie Wissenschaft und Demokratie, aber auch Körperertüchtigung und Individualismus propagierten. Allerdings bestanden zwischen den Intellektuellen und den armen, meist schriftunkundigen Bauern sowie den Industriearbeitern unüberbrückbare Gegensätze.

An dieser Stelle hakte das kommunistische Gedankengut ein, das mit der Russischen Revolution von 1917 herüberschwappte und einen weiteren Weg aufzeigte, mit dem die außerordentlichen wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten in China überwunden werden konnten. Im Juli 1921 wurde die Kommunistische Partei Chinas gegründet.

Der Nordfeldzug

Nach dem Tode Sun Yatsens am 12. März 1925 begann Chiang Kai-shek im Sommer 1926 den Nordfeldzug gegen die Beiyang-Warlords. Dieser Feldzug war lange von Sun geplant, jedoch nie verwirklicht worden, weil sich die Warlords, auf die er sich bislang gestützt hatte, als unzuverlässig herausstellten. Chiang baute in der Whampoa-Militärakademie eine eigene Armee nach Suns Ideologie auf.

Chiangs Nordfeldzug erwies sich als großer Erfolg. Binnen eines halben Jahres konnte er bereits bis zum Huangho vorstoßen und dabei mehrere, als Eliteeinheiten angesehene Beiyang-Truppen zerschlagen.

Innerhalb der Kuomintang gab es schon seit langem unterschiedliche Meinungen, wie mit den Kommunisten umgegangen werden sollte. Der linke Flügel, als dessen prominenteste Vertreterin Song Qingling, die Witwe von Sun, zu nennen ist, wollte mit den Kommunisten und damit auch mit der Sowjetunion zusammenarbeiten, während der rechte Flügel den Kommunisten eher ablehnend gegenüber stand und eher den Amerikanern und Engländern zugeneigt war. Der große Erfolg des Nordfeldzuges stärkte Chiangs Stellung in der Kuomintang, und so konnte sich der rechte Flügel durchsetzen. Als im Mai/Juni 1925 die Briten mit der blutigen Niederschlagung von zwei antiimperialistischen Demonstrationen eine gewaltige Streik- und Boykottbewegung provozierten, setzten sich die Kommunisten an die Spitze dieser Bewegung.

Am 20. März 1926 ergriff Chiang Kai-shek die Initiative, entmachtete die Kommunisten in Kanton und begrenzte den Einfluss der sowjetischen Berater. 1927 begann Chiang, die Kommunisten offen zu verfolgen. Als Reaktion darauf richteten die Kommunisten Widerstandsbasen in den ländlichen Gebieten ein. Dieser Strategiewechsel markierte zugleich den Führungswechsel bei den Kommunisten von den eher westlich-theoretisch angehauchten Führern zu den pragmatischen, chinesisch-bäuerlichen Führern wie Mao Zedong.

Währenddessen konnte Chiang 1928 das Riesenreich China zumindest formal unter der Flagge der Republik einen. Gegen den letzten Warlord musste er nicht antreten. Der Herrscher der Mandschurei, der junge Zhang Xueliang schwor der Nationalregierung die Treue und ließ die Flagge der Republik vor seinem Hauptquartier hissen. Allerdings wich Chiangs Republik stark vom Ideal Suns ab und glich mehr einer Militärdiktatur. Nachdem er einige opponierende Generäle ins Exil schicken konnte, begann er seinen Feldzug gegen die Basen der Kommunisten. 1934 sahen sich die Kommunisten in den Südprovinzen gezwungen, ihre Basen zu verlassen. In einem „Langen Marsch“, welcher innerhalb eines Jahres 1934/35 elf Provinzen durchquerte, konnte sich der „Kern“ der Kommunistischen Partei Chinas nach Yan'an in der Provinz Shaanxi retten.

Der Japanisch-Chinesische Krieg

Bereits nach dem Russisch-Japanischen Krieg wähnte Japan China als seine Machtsphäre. Durch mehrere Abkommen hatte sich Japan beträchtliche Privilegien (inklusive der Stationierung von Armeen und der Alleinherrschaft über wichtige Eisenbahnlinien) in der Mandschurei gesichert. Als Zhang Xueliang kampflos in das republikanische Lager wechselte, musste Japan um Machtverlust fürchten. Im September 1931 gab es eine militärische Konfrontation mit den dortigen chinesischen Truppen. Chiang, der seinen Einigungsprozess noch nicht gefestigt sah, befahl Zhang, freiwillig aus der Mandschurei abzuziehen. Ein Jahr darauf setzten die Japaner den letzten Qing-Kaiser Pu Yi als ihre Marionette und Kaiser Mandschukuos ein.

Chiang war fest davon überzeugt, dass er sich keine Konfrontation mit den Japanern leisten konnte, bevor er absolute Macht erlangt und jeden Widerstand innerhalb Chinas gebrochen hatte. Doch seine Rückzugspolitik und die erneute Provokation Japans erregten immer größeren Widerstand in China. Auch dies konnten die mittlerweile nach Nordchina exilierten Kommunisten bestens propagandistisch ausschlachten. Als Chiang 1936 Zhang in Xi’an besuchte, setzte Zhang ihn fest und erzwang von ihm das Versprechen, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten und gegen die Japaner vorzugehen. Am 7. Juli 1937 provozierte die japanische Armee vor Beijing (Peking) den Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke, wodurch der Japanisch-Chinesische Krieg ausbrach.

Der Krieg verlief für die Chinesen katastrophal. Innerhalb eines Jahres verloren sie die Kontrolle in fast sämtlichen Küstengebieten. Die Nationalregierung musste ins Landesinnere flüchten. Obwohl japanische Flugzeuge zahlreiche Städte im Binnenland bombardierten, konnten sie die dortige Nationalregierung nicht zur Aufgabe zwingen. Auch war die Kopfstärke der japanischen Armee zu gering, um das gesamte Land zu besetzen. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und vor allem nach dem Angriff auf Pearl Harbor erhielt die Nationalregierung zunehmend materielle und militärische Hilfe aus den USA. Mehrere Versuche Japans, die Materiallieferung über Birma und Indien zu unterbinden, schlugen fehl. Bis zum Kriegsende herrschte eine Pattsituation an der chinesischen Front.

Die Japaner machten sich dabei zahlreicher Kriegsverbrechen schuldig, insbesondere bei der Eroberung der damaligen Hauptstadt Nanjing im Dezember 1937, die sechs Wochen lang erbarmungslos terrorisiert wurde, was als Massaker von Nanjing in die Geschichtsbücher einging. Der Krieg forderte von China über 19 Millionen Tote. Am Tag ihrer Kapitulation (14. August 1945) verließen die Japaner Nanjing.

Der Bürgerkrieg

Trotz mehrfacher Versuche der USA, einen Waffenstillstand in China zu verwirklichen, brach letztlich doch der Bürgerkrieg erneut aus. Obwohl anfangs die republikanische Armee Erfolge verbuchen und kurzfristig Yanan besetzen konnte, überschätzte Chiang seinen Rückhalt im Land. Die Kommunisten waren weniger korrupt und freundlicher zu den Bauern, so dass sie ihr Vertrauen gewinnen konnten. Während Chiang Kai-shek nach schnellen Erfolgen große Teile seiner Truppen zur Absicherung in den Garnisonen zurücklassen musste, konzentrierten sich Mao und seine Militärs auf die Vernichtung seiner kämpfenden Kräfte, nicht auf die Behauptung bestimmter Orte. In mehreren großen Feldzügen und mit stillschweigender Hilfe der Sowjetunion erlangten die Kommunisten zuerst die Kontrolle über die Mandschurei und darauf über Nordchina. Selbst der Jangtsekiang als natürliches Hindernis konnte sie nicht aufhalten.

Am 1. Oktober 1949 wurde von Mao Zedong in Peking die Volksrepublik China ausgerufen. International, besonders von den westlichen Ländern, wurde sie erst in den 1970er Jahren anerkannt.

Außenpolitik

Die Außenpolitik der Republik China wurde durch das Fehlen innerer Einigkeit erschwert, da verschiedene konkurrierende Zentren die Legimitation beanspruchten. Dies wurde durch äußere Einflüsse verstärkt, da Japan, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Italien, Deutschland, Russland sowie weitere Großmächte Anspruch auf Teile Chinas erhoben. Während der Gründungszeit der Republik erkannten alle übrigen Großmächte die „Warlord-Regierung“ von Yuan Shi-kai in Beijing an. Hierfür gab die Republik gezwungenermaßen ihre Ansprüche auf die äußere Mongolei und Tibet auf. Die Republik war weiterhin Oberherr dieser Gebiete, jedoch wurden Russland in der Mongolei und dem Vereinigten Königreich in Tibet weitestgehend freie Hand gelassen. Auch entsandte die Republik Repräsentanten für die Unterzeichnung des Friedensvertrag von Versailles, welche von der studentischen Bevölkerung mit der Bewegung des vierten Mai beantwortet wurde.

Nach dem Sieg der nationalistischen Kuomintang über die Beiyang Regierung in Beijing und durch die anti-kommunistischen Säuberungsaktionen erreichte die nationalistische Regierung in Nanjing weltweite Anerkennung. Diese Anerkennung blieb bis zum chinesischen Bürgerkrieg beziehungsweise dem Zweiten Weltkrieg erhalten, die einzige Ausnahme bildete die japanische Marionettenregierung, die von den Achsenmächten anerkannt wurde. In diesem Zuge kämpfte die Republik zusammen mit den Alliierten und wurde Gründungsmitglied der Vereinten Nationen und Ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

Unter der Führung Chiang Kai-sheks verbesserten sich die Beziehungen zu Japan und zur sowjetischen Schutzpatronats-Macht wesentlich. Gleich nach Ende des Zweiten Weltkrieges handelte er mit den USA die Unterstützung durch Leih-Pacht-Hilfsstoffe aus. Enorme Mengen an Waffenhilfen, militärischer Ausrüstung und administrativer Hilfe wurden geleistet sowie Geld, das noch nach der Flucht nach Taiwan geflossen ist.[9]

Nach 1949: Republik China auf Taiwan

Eingang zur Chiang Kai-shek Memorial Hall in Taipeh

Nach der Niederlage 1949 im Chinesischen Bürgerkrieg gegen die Kommunisten unter Führung Mao Zedongs, die infolgedessen die Volksrepublik China ausriefen, bildete Taiwan den Rückzugsort für etwa 2 Millionen Anhänger der Kuomintang unter Generalissimo Chiang Kai-shek. Taiwan wurde – nachdem die Kommunisten 1950 auch Hainan eroberten – neben einigen kleineren Inseln zum alleinigen Hoheitsgebiet der Republik China. Die Republik China wird seitdem oft als Republik China auf Taiwan oder eben Nationalchina bezeichnet.

Die Kuomintang beherrschte das Land, bedingt durch die besondere Konstruktion des Parlaments, bis 1992 praktisch wie eine undemokratische Einheitspartei, da sie sich als einzig legimierte Regierung ganz Chinas sah und nur Wahlen von den Bürgern ganz Chinas akzeptieren wollte. Gegen Ende der 1980er Jahre begann in Taiwan eine Demokratisierung. Die bis dahin geltenden Notstandsklauseln wurden aus der Verfassung entfernt und neue Parteien neben der Kuomintang zugelassen. 1992 wurde die Verfassung nach einer freien Parlamentswahl geändert, zugunsten einer Direktwahl durch das Volk verzichtete die Nationalversammlung auf das Recht der Präsidentenwahl. 1996 wurden erstmals direkte Präsidentschaftswahlen durchgeführt, welche der seit 1988 amtierende Präsident Lee Teng-hui von der Kuomintang gewann.

Die Republik China wird als Folge der Resolution 2758 der UN-Generalversammlung‎ international nur noch von wenigen Staaten anerkannt. Im Jahr 1971 wurde mit Hilfe der Sowjetunion, Indiens und Albaniens in der UNO der Antrag gestellt, dass die Republik China durch die Vertretung der Volksrepublik China ersetzt werden sollte. Bevor der Antrag besprochen wurde, trat die Republik China aus Protest aus der UNO aus. Nach dem Ende des Kalten Krieges sah die damalige Kuomintang-Regierung einen Wechsel in der Weltpolitik und strebte wieder einen Sitz der UNO an. Dabei geht es Taiwan nicht mehr darum, den Sitz der Volksrepublik China zu übernehmen, sondern es möchte als zusätzliches Mitglied aufgenommen werden.

Viele Taiwaner wünschen für sich eine stabile, internationale Stellung, und dies verstärkt die Unabhängigkeitsbewegung. Die Regierung der Volksrepublik China jedoch betrachtet Taiwan als eine „abtrünnige Provinz“ und drohte eine militärische Besetzung der Insel an, falls Taiwan sich für unabhängig erklären sollte (siehe Anti-Abspaltungsgesetz). Die meisten westlichen Regierungen halten einerseits an der Ein-China-Politik fest und ächten andererseits jede militärische Drohung. Die USA erließen ein Gesetz (Taiwan Relations Act), wonach sie sich verpflichten, Taiwan Hilfe gegen jede militärische Bedrohung zu leisten. Das schließt jedoch nicht notwendigerweise eine militärische Intervention der USA ein – gemeint sind vor allem der Verkauf von Waffen mit Defensivcharakter an Taiwan. Des Weiteren existieren die Sechs Zusicherungen der USA an Taiwan von 1982:

  • Die USA werden keinen Zeitpunkt setzen, um den Waffenverkauf nach Taiwan zu beenden.
  • Die USA werden die Bedingungen des Taiwan Relations Act nicht ändern.
  • Die USA werden nicht mit der Volksrepublik China verhandeln, bevor über einen Waffenverkauf nach Taiwan entschieden wird.
  • Die USA werden nicht zwischen Taiwan und Volksrepublik China schlichten.
  • Die USA werden ihre Meinung über die Unabhängigkeit Taiwans nicht ändern, und Taiwan nicht in Verhandlungen mit der Volksrepublik China zwingen. Die Meinung der USA ist, dass die Frage friedlich zwischen den Streitparteien geregelt werden muss.
  • Die USA werden eine Staatshoheit der Volksrepublik China über Taiwan formal nicht anerkennen.

Die Wahlen 2000 und 2004 gewannen die Pro-Unabhängigkeitsparteien, was in der Volksrepublik starken Unmut erzeugt hat. Die Regierung unter dem 2000 bis 2008 amtierenden Präsidenten Chen Shui-bian hat in Wahlprogrammen die Ausarbeitung einer neuen Verfassung versprochen, was die Abschaffung der alten, aus dem Festland stammenden, republikanischen Verfassung bedeuten würde, in der zum Beispiel der Name „Republik China“ sowie Staatsgrenze festgeschrieben waren. Unter internationalem, vor allem US-amerikanischem Druck verzichtete die Regierung darauf, diese Passage anzutasten und Chen Shui-bian proklamierte die Politik der fünf Neins. Trotzdem wurde der Wiedervereinigungsrat aufgelöst, was zu heftigen Drohungen seitens der Volksrepublik China führte.

Im Jahr 2008 gewann die Kuomintang die Parlamentswahlen und ihr Kandidat Ma Ying-jeou die Präsidentschaftswahlen, wodurch dieser Konflikt zunächst entschärft wurde.

Militär

Polikarpow I-15bis der Luftwaffe der Republik China

Streitkräfte der Republik China

Zwischen 1911 und 1949 auf dem Festland

Verschiedene Armeen werden mit dieser Epoche assoziiert, wie unter anderem die der Kuomintang und der KPCh. Es gab innerhalb dieses Zeitraums zwei Armeen mit dem Titel „Nationalarmee“ (chin. 國軍 / 国军, Guójūn, engl. National Army). Die Beiyang-Armee einer „Warlord Regierung“ und später die „Nationale Revolutionsarmee“ (chin. 國民革命軍 / 国民革命军, Guómín Gémìng Jūn, engl. National Revolutionary Army) der Republik.

Die Gründung der ersten Republik Chinas wurde erst durch die Meuterei der „Neuen Armee“ (chin. 新軍 / 新军, Xīnjūn, engl. New army) der Qing mit Yuan Shikai als Kommandeur der modern gerüsteten Beiyang-Armee, welche Nordchina kontrollierte, ermöglicht. Nach seinem Tod 1916 zerbrach diese Armee in verschiedene Fraktionen und die Generäle der Armee wurden zu Warlords, welche die große Lehen während der folgenden Jahrzehnte kontrollierten. Berufssoldaten dieser Armeen trugen oft keine Uniformen, was den optischen Unterschied zwischen Kombattanten und Rebellen oder Banditen aufhob.

Mit Hilfe der Kommunistischen Internationalen reorganisierte Sun Yat-sen 1925 die Nationale Revolutionsarmee in Guangdong mit dem Ziel einer Wiedervereinigung Chinas unter der Kuomintang-Regierung. Zu diesem Zweck kämpfte er gegen die Warlords, die China teilten. Nach dessen Tod 1925 führte sein Nachfolger Chiang Kai-shek mit dem erfolgreichen Nordfeldzug den Kampf fort und vereinigte die von den Warlords kontrollierten Teile Chinas. Danach ging er gegen die Rote Armee an. Ein kleinerer Konflikt zwischen der Republik und der Sowjetunion bezog sich auf die Verwaltung der östlichen mandschurisch-chinesischen Eisenbahn. Die „Nationale Revolutionsarmee“ kämpfte im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg (1937–1945), welcher Teil des Zweiten Weltkrieges wurde. Die militärische Führung während des Krieges war verflochten mit der politischen Führung und der Unterschied zwischen Partei, Staat und Armee war wie im Leninismus fließend.

Als die Rote Armee den Chinesischen Bürgerkrieg gewann, flüchteten große Teile der Nationalen Revolutionsarmee, meist die Elite, mit der Führung der Kuomintang nach Taiwan. Sie wurde später auf Taiwan zur „Armee der Republik China“ reformiert. Überlebende Einheiten, die nicht nach Taiwan oder ins „Goldene Dreieck“ fliehen konnten, wurden aufgelöst.

Ehrenwache am Märtyrerschrein

Nach 1949 auf Taiwan

Seit 1949 verfügt die Republik China über eine verhältnismäßig große und gut ausgerüstete Armee, die wegen des Anti-Abspaltungsgesetzes der Volksrepublik China ständig auf eine Invasion durch Streitkräfte der Chinesischen Roten Armee vorbereitet sein muss.

Von 1949 bis in die 1970er zielte die Strategie des Militärs auf eine möglichen Eroberung des Festlands. 1949 wandelte sich die bestehende Nationalen Revolutionsarmee zu einer Verteidigungsarmee mit stehender Luftwaffe und Marine. Die Kontrolle der Streitkräfte wurde der zivilen Führung übergegeben. Da das Militär der Republik auf dem der Revolutionsarmee beruht, tendiert die ältere hochrangige Offiziersgeneration zu pan-blauen politischen Ansichten.[10] Diese Generation, deren Familien meist noch vom Festland stammen, ist jedoch größtenteils im Ruhestand und das Militär nähert sich zunehmend der öffentlichen Meinung an.

Die Streitkräfte haben annäherungsweise 300.000 Soldaten, mit Reserven 3.870.000. Die Republik begann in den 1990ern mit der Reduzierung der Streitkräfte von ursprünglichen 430.000 bis ins Jahr 2005 und einer Professionalisierung. Die Wehrpflicht (chin. 當兵 / 当兵, bīng „Wehrdienstsoldat“) gilt für alle Männer ab 18 Jahren. Bis 2014 sollen die Streitkräfte eine vollständige Berufsarmee mit einer Sollstärke von 214.000 Mann sein. Dieser Verkleinerung und Professionalisierung soll Ressourcen für die Waffenentwicklung und -beschaffung freigeben.[11]

Seit 2001 besteht zusätzlich die Alternative eines Zivildienstprogrammes (chin. 替代役, Tìdàiyì „Zivildienstleistender“).[12] Beide Dienste dauern 1 Jahr. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, den Zivildienst bei einem privatwirtschaftlichen Unternehmen abzuleisten, jedoch wird dieser Dienst auf 4 Jahre verlängert.

AIDC Ching-Kuo F-CK-1C

Im Falle eines Angriffes durch die Volksrepublik durch Seeblockaden, Luftangriffe oder Bombardement, versucht sich die Armee mit der Luftwaffe, mit U-Booten und von den USA erworbenen Zerstörern der Kidd-Klasse zu verteidigen[13]. Darüber hinaus baute die Republik China in den 1990er Jahren 8 amerikanische Perry-Class-Fregatten in Lizenz und importierte 8 ausgemusterte Knox-Fregatten. 6 LaFayette-Schiffe wurden aus Frankreich importiert. Für die Luftwaffe hat sie 60 französische Dassault Mirage 2000 und 150 amerikanische F-16 gekauft. Zusätzlich wurden 6 Hawkeye Radarflugzeuge importiert. Wegen der gegen die Republik China bestehenden Embargomaßnahmen war aber auch die Notwendigkeit für Eigenentwicklungen durch die eigene Industrie gegeben. Beispielsweise werden etwa 130 Flugzeuge der AIDC Ching-Kuo eingesetzt. Das „Ministerium für Nationale Verteidigung“ plant des weiteren den Kauf von dieselbetriebenen U-Booten. Zur Luftverteidigung werden neben Eigenentwicklungen und Stingers auch seit Anfang der 1990er Jahre auf 200 MIM-104 Patriot PAC-2-Abwehrrakten von den USA zurückgegriffen. Allerdings wurden die Pläne PAC-3 zu kaufen ebenso wie der U-Boot-Plan vom Legislativ-Yuan, dessen Mehrheit die Pan-blaue Koalition hat, lange Zeit blockiert. Die weitere, defensive ausgerichtete Aufrüstung ist seit 2001 gestoppt und zu einer Relevanz-Debatte geworden. Ein wesentlicher Bestandteil der Ausrüstung und Fahrzeuge sind von den USA und legal durch den Taiwan Relations Act gedeckt.[14] Weitere Rüstungskooperationspartner sind Frankreich und die Niederlande. Die USA haben mit Blick auf die Volksrepublik den Verkauf von 60 weiteren F-16 verweigert. Die Republik China entwickelt Marschflugkörper zur Verteidigung gegen eine Invasion der Volksrepublik[11]

Die erste Verteidigungslinie gegen eine Invasion wird die Berufs- und Wehrpflichtigenarmee der Republik China sein, bis Verstärkung von den USA die Fronten der Republik unterstützt. Der 2005 unterzeichnete Verteidigungspakt der USA mit Japan bedeutet eine Unterstützung der Republik durch Japan.[10] Andere Verbündete der USA, wie Australien könnten theoretisch die Republik weiter unterstützen, werden jedoch nicht erwartet.[15] Weiter ist die Beteiligung der USA selbst in Frage zu stellen, da es keine Garantie durch den Taiwan Relations Act gibt.[16]

Kultur und Wissenschaft

Kultur

Hauptartikel: Chinesische Kultur

Die heutige chinesische Kultur speist sich aus einer Reihe verschiedener philosophischer und weltanschaulicher Traditionen:

Die in der ersten Dynastie Chinas vorherrschende Religion war schamanistisch geprägt (siehe auch Fangshi) und Vorstellungen dieser Religion übten auch auf spätere Erscheinungen der chinesischen Kultur Einfluss aus, beispielsweise auf Ahnenverehrung und Naturphilosophie. Stärker mit den menschlichen Beziehungen befasste sich der im 5. Jahrhundert v. Chr. entstandene Konfuzianismus, der vielfach als Inbegriff der chinesischen Kultur überhaupt angesehen wird. Der von Laozi etwa zur selben Zeit begründete Daoismus stellt indes das Leben im Einklang mit der Natur in den Vordergrund. Han Feizi propagierte kurz vor der Zeitenwende den weitaus weniger folgenreichen Legalismus, nach dem ein geordnetes Zusammenleben der Mensch in erster Linie durch Kontrolle und Strafen zu erreichen sei. Wenig später wurde mit dem in Indien entstanden Buddhismus erstmals ein fremdes Element in den chinesischen Kulturkreis integriert, sehr bald den lokalen Verhältnissen angepasst („sinisiert“).

Im Anschluss kamen fast 2000 Jahre lang keine wesentlich neuen Impulse mehr hinzu. Vielmehr wurden die vorhandenen, zeitweise heftig miteinander konkurrierenden Schulen ständig neu interpretiert. Insbesondere sind die seit dem 16. Jahrhundert zu verzeichnenden Bemühungen christlicher Missionare um Etablierung ihrer Religion im Reich der Mitte weitgehend im Sande verlaufen und gewannen keinen nachhaltigen Einfluss auf die chinesische Kultur.

Zeitrechnung und Feiertage

Die offizielle Zählung der Jahre richtet sich in Taiwan nach dem Gründungstag der Republik China am 1. Januar 1912. So wird das Jahr 2011 (nach dem gregorianischen Kalender) im Minguo-Kalender als 100. Jahr der Republik China gezählt. Im Alltag und im Handel ist die westliche Jahreszählung ebenfalls gebräuchlich.

Der Nationalfeiertag ist der Tag der (bürgerlichen) chinesischen Revolution am 10. Oktober, auch „Doppelzehnfest“ genannt. Dieser Tag erinnert an den Aufstand von Wuchang (chin. 武昌, siehe Xinhai-Revolution), heute Stadtteil von Wuhan (chin. 武漢市 / 武汉市), am 10. Oktober 1911, der schließlich zur Gründung der Republik China führte.

Der 1. Januar wird als Gründungstag der Republik China im Jahr 1912 gefeiert. Der 28. Februar erinnert als Friedenstag an den Zwischenfall vom 28. Februar 1947. Der 29. März wird als Tag der Jugend begangen, der 1. Mai als internationaler Tag der Arbeit und ebenso der 8. Mai als internationaler Muttertag. Am 25. Oktober wird der Befreiung von der japanischen Herrschaft am Ende des Zweiten Weltkrieges gedacht. Der 12. November wird als Geburtstag von Sun Yat Sen gefeiert und der 25. Dezember ist der Verfassungstag.

Die folgenden staatlichen Feiertage richten sich nach dem traditionellen Chinesischen Kalender. Am 4., 5. und selten auch am 6. April findet das Qingming beziehungsweise Totenfest (2005: 5. April; 2006: 5. April; 2007: 4. April; 2008: 5. April) statt. Zum chinesischen Neujahrsfest im Januar oder Februar, das auch als Frühlingsfest bezeichnet wird, sind etwa vier Tage frei (2005: 9. Februar; 2006: 29. Januar; 2007: 18. Februar; 2008: 17. Februar). Im Mai oder Juni findet das traditionelle Drachenbootfest (2005: 11. Juni; 2006: 31. Mai; 2007: 19. Juni; 2008: 19. Juni) statt und im September oder Oktober das Mondfest (2005: 18. September; 2006: 6. Oktober; 2007: 25. September; 2008: 25. September).

Bildung und Wissenschaft

Schulsystem

In Taiwan beginnt das Schulleben mit 6 Jahren in der Elementary School – Grundschule, darauf folgen drei Jahre Junior High School und danach zwei Jahre Senior High School.

Die Republik China hat seit 20 Jahren ein ausgedehntes Schulsystem, welches sich durch die Initiation der Japaner entwickelte. Das System war soweit erfolgreich, dass Schüler der RPC Höchstwerte im weltweiten Vergleich erhielten, besonders in den Fächern Mathematik und den Naturwissenschaften. Dennoch wurde es ebenso für den starken Lerndruck und die geringe Kreativität der Schüler kritisiert, es würde nur Auswendiglernen trainiert. Diverse Schulreformen sollten dieser Kritik schon entgegenwirken.[17] Die Alphabetisierungsrate lag 2003 bei 96,1 Prozent.[18]

Schulischer Werdegang bis zur Universität:

  1. Elementary School (國小 / 国小, GuóxiǎoGrundschule“)
  2. Junior High School (國中 / 国中, Guózhōng)
  3. Senior High School oder „Senior Vocational School“ (高中, Gāozhōng oder 高職 / 高职, Gāozhí)
  4. Universität (大學 / 大学, Dàxué)

Auf das allgemeine Schulwesen folgt die Universitätsbildung. Dort sind neben dem eigentlichen Studienfach noch (wenige) allgemeinbildende Fächer zu belegen. Nach vier Jahren University (Abschluss mit dem BA) kann in zwei bis drei Jahren der Master-Abschluss erworben werden. Das Schulsystem ähnelt also sehr stark dem US-amerikanischen Schulwesen.

Neben der regulären Schule gibt es die Grammar School oder auch Cram School genannt. Dies ist eine Art fachspezifischer Nachhilfeinstitution oder Ergänzungsunterricht in der separat zu bezahlenden Privatschule. Praktisch alle Studenten der High Schools (um die 90 Prozent) besuchen sie, um das Prüfungswissen für die Aufnahmeexamen der Unis zu pauken. Ein halbes Jahr Grammar School, fast alles im Vorlesungsstil, kostet pro Fach um die 220 Euro (2007).

Siehe auch: Bildung in Japan, Bildungssystem in Japan, Schulsystem der Vereinigten Staaten

Universitäre Bildung und Wissenschaft

Siehe auch:

  1. National Taiwan University (NTU; chin. 國立臺灣大學 / 国立台湾大学, Guólì Táiwān Dàxué), Universität in Taipeh[19]
  2. National Chengchi University (NCCU; chin. 國立政治大學 / 国立政治大学, Guólì Zhèngzhì Dàxué), Universität in Taipeh[20]
  3. National Tsing Hua University (NTHU; chin. 國立清華大學 / 国立清华大学, Guólì Qīnghuà Dàxué), Universität in der Stadt Hsinchu[21]
  4. National Chiao Tung University (NCTU; chin. 國立交通大學 / 国立交通大学, Guólì Jiāotōng Dàxué), Universität in den Städten Hsinchu und Taipeh[22]

Sozialsystem

Medizin und Gesundheitswesen

Siehe Absatz im Artikel: Traditionelle Chinesische Medizin: Taiwan

In Taiwan konnte sich die herkömmliche Medizin trotz ungehindert westlich orientierter Modernisierung halten und wird teils ergänzend zur modernen westlichen Medizin praktiziert. Taiwan hat seine eigene TCM-Tradition, die stärker durch alte Ärztefamilien geprägt ist, traditioneller und somit weniger standardisiert ist, mehr spirituelle Elemente beibehielt. Taiwan bildet kaum Ausländer in der TCM aus.

Das Gesundheitssystem der Republik wird vom Amt für nationale Gesundheitsversicherung (Bureau of National Health Insurance, BNHI) verwaltet.[23]

Das aktuelle Gesundheitssystem ist 1995 als Sozialversicherung eingeführt worden. Das staatliche Gesundheitsprogramm umfasst eine Pflichtversicherung für in- und ausländische Arbeitnehmer, Arbeitslose, Arme und Behinderte, deren monatliche Beiträge – durchschnittlich 18,88 USD pro Person und Monat – vom Einkommen der Familie oder des Individuums abhängen. [24]

Die Versicherung der BNHI umfasst Eigenanteile zum Zeitpunkt der geleisteten Dienstleistung, es sei denn, der Versicherte beansprucht Gesundheitsvorsorge, er stammt aus eine Familie mit geringen Einkommen, ist Veteran, ein Kind unter drei Jahren oder hat eine besonders schlimme Krankheit. Familienmitglieder mit geringen Einkommen müssen keinen Eigenanteil zahlen und Eigenanteile von Behinderten oder älteren Menschen sind reduziert.

Nach Aussage eines Gutachtens der BNHI haben von 3.360 zufällig ausgewählten Krankenhauspatienten 75,1 Prozent der Patienten angegeben, dass sie „sehr zufrieden“ mit dem Service sind; 20,5 Prozent fanden den Service „in Ordnung“ und nur 4,4 Prozent fanden den Service „schlecht“.[25] Ein wesentlicher Unterschied zu westlichen Krankenhäusern besteht unter anderem darin, dass Verpflegung extra gebucht und bezahlt werden muss, und dass es keine individuelle Hilfe „auf Knopfdruck“ gibt, sondern eine Krankenschwester ebenfalls für 10 oder 24 Stunden gebucht werden muss.

Taiwan unterhält ein eigenes Zentrum zur Seuchenbekämpfung (Center for Disease Control), welches während des Ausbruchs von SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome = „Schweres Akutes Atemwegssyndrom“) im März 2003 von 347 Fällen berichtete. Während der Epidemie richteten die Lokalregierungen und der CDC Stationen zur Beobachtung von Öffentlichen Transporteinrichtungen, Freizeitseinrichtungen und anderen öffentlichen Einrichtungen ein. Wegen der vollständigen Dekontaminierung im Juli 2003 wurde von keinen weiteren Fälle berichtet.[26]

Alle Anlagen der BNHI umfassen bestehen bei 7.259 aus[27]:

Anzahl Einrichtungen
16.174 Ambulante Kliniken
5.701 Zahnkliniken
2.422 Kliniken für Traditionelle Chinesische Medizin
1.085 Stationäre/ambulante Kliniken
437 Lokale Gemeindekrankenhäuser
35 Krankenhäuser der Traditionellen Chinesischen Medizin
23 Universitätskrankenhäuser

Der Basisschutz einer Versicherung deckt folgende Grundleistungen ab:

  • Stationäre Pflege
  • Ambulante Versorgung
  • Labortests
  • rezeptpflichtige und rezeptfreie Arzneien
  • Zahnpflege
  • Geisteskrankheiten
  • Traditionelle Chinesische Medizin
  • Heimpflege
  • Präventive Dienstleistungen (Kontrolluntersuchung, vergeburtliche Versorgung, Pap-Abstriche)

Im Jahr 2004 betrug die Kindersterblichkeitsrate 5,3 Prozent bei 15 Kindern je Krankenhaus mit 10.000 Patienten. Die Lebenserwartungen nach dem World Health Report liegen bei 73,5 Jahren bei Männern und 79,9 Jahren bei Frauen. Seit Gründung der BNHI verlängerten sich die Lebenserwartungen um 1,6 Jahre bei Männern und 2 Jahren bei Frauen.[26]

Rente

Ab dem 1. Oktober 2008 wird ein allgemeines Rentensystem in Kraft treten. Hierbei müssen alle Bürger zwischen 25 bis 65 Jahren monatlich vorerst 700 NTD (15 EUR) zahlen. Die erste Rentenauszahlung für über 65 Jährige wird bei bis zu 10.000 NTD (200 EUR) liegen. In den darauffolgenden Monaten erhöht sich die Rente um 5%.[28]

Sport ab 1949

Der Sport in der Republik China nach 1949 ist ein populäres Hobby. Wegen des Taiwan-Konfliktes müssen Nationalmannschaften wie bei den Olympischen Spielen seit den 1970ern unter dem Namen Chinese Taipei antreten.

Baseball

Baseball ist die populärste Sportart. Während der Japanischen Kolonialzeit wurde dieser Sport auf Taiwan eingeführt und ist nun der Nationalsport. Die Nationalliga der Republik ist die „Chinese Professional Baseball League“ oder auch CPBL. Die Haupt-„Playoffs“ sind die „Taiwan Series“.

Es gibt einige taiwanischen Baseballspieler in Japan und den USA. Ein sehr bekannter von ihnen ist Wang Chien-ming, welcher bei den New York Yankees spielt. Im Jahr 2006 gewann das „Nationale Baseball Team Taiwans“ die Goldmedaille bei den Doha Asian Games.

Basketball

Basketball ist auch eine populärere Sportart. Die taiwanische Basketball Liga wurde 2003 gegründet und wird „Super Basketball Liga“ (SBL) genannt. Sean Chen, einer der Topspieler ist aus den NBA ausgeschieden. Er spielte bei den Sacramento Kings.

Radsport

Jährlich im März findet im Rahmen der UCI Asia Tour die Tour de Taiwan (年國際自由車環台賽) statt. Sie wurde 1978 initiiert von King Liu, den Gründer der Giant Sports Foundation.

Die Tour wurde von der Union Cycliste Internationale 2005 anerkannt und ist seither integraler Bestandteil der „Taipei Cycle Show“ des „Taiwan External Trade Development Council“.

Die letzten Gewinner waren:

Fußball

Wegen der japanischen und amerikanischen Einflüsse wurde der Fußball eingeführt, obwohl er nie die Beliebtheit von Baseball oder Basketball erreichte. Der Fußball wird von der Chinese Taipei Football Association organisiert, welche die Taiwanische Fußballnationalmannschaft der Frauen und die Taiwanische Fußballnationalmannschaft der Männer stellt.

Die Oberliga ist die „Enterprise Football League“ (formall „National First Division Football League“ genannt) und wird von den beiden Teams „Tatung FC“ aus Taipei und „Taiwan Power Company FC“ aus Fongshan dominiert. Die Asian Football Confederation und der AFC President's Cup richten regelmäßige Wettkämpfe aus, um Länder mit wenig Fußballanhängern zu unterstützen und diese beiden Vereine wechseln sich mit der Vertretung Taiwans ab.

Es gibt zudem viele Amateur-Fußballvereine bestehend aus Immigranten, welche jedoch ihre eigenen Wettkämpfe untereinander haben. Ein Beispiel sind die „Kaohsiung 100 Pacers FC“ in Kaohsiung.

Marathon

Marathons werden jährlich in verschiedenen Orten Taiwans ausgetragen. Viele Teilnehmer kommen von überall auf der Welt, um an diesen Läufen teilzunehmen. Im Jahr 2007 fand der „Carrefour Taipei International Expressway Marathon“ mit afrikanischen Teilnehmern statt.[29]

Tennis

Im vergangenen Jahr erreichten die taiwanischen Tennisspieler und -Spielerinnen gute Ergebnisse in internationalen Rankings. Lu Yen-hsun und Wang Yeu-Tzuoo wurden als Top 100 Spieler gerankt. (Lus höchster Rang war bisher der 80. Platz im Februar 2007 und Wangs war der 85. Platz im März 2006) Beide setzten Rekorde in der Tennisgeschichte der Insel. Bei den Frauen der neuen Generationen sind Chan Yung-jan, Chuang Chia-jung und Hsieh Su-wei zu nennen, bei den Männern war Wang Shi Ting ein sehr bekannter Spieler. Wang Shi Ting war 1993 auf Platz 26.

Infrastruktur

Pulsierende Verkehrsadern in Taipeh

Verkehr und Transport

Ein Netz moderner Autobahnen verbindet die Ballungszentren miteinander. Ein Hochgeschwindigkeitszug zur Verbindung der großen Städte absolvierte am 11. Juni 2005 seine erste Testfahrt. Der Betriebsstart wurde mehrmals verschoben. Seit dem 5. Januar 2007 verkehren die Züge zwischen Taipeh über 345 Kilometer ins südliche Kaohsiung. Eine Ringstrecke der Eisenbahn verläuft rund um die Insel, da eine Durchquerung der hohen Berge zu kostenintensiv wäre und die Ostküste wegen des Ostküstengebirges wenig bevölkert ist. Flugverbindungen bestehen zu den wichtigsten Zielen.

Straßen

Nationale Highways Schild „Nt. Highway 1“
Provinzial Freeway Schild „Pro. Freeway 6“

Das Straßennetz Taiwans verfügt (2005) über eine Gesamtlänge von 38.197 Kilometer befestigten Straßen.

Davon sind 901 Kilometer als Nationale Highways und 4.680 Kilometer als Provincial Highways ausgewiesen. Das Netz an Hauptstraßen auf dem Lande umfasst 20.947 Kilometer, von denen nur 872 Kilometer als Autobahnen (Freeways) ausgebaut sind. In den städtischen Ballungsräumen liegen 16.395 Kilometer Straßen.

Die Straßen haben meist keinen Gehweg. Große und nördliche Städte haben wie Taipei Gehwege, weitere jedoch nur eine kleine, private Fläche vor Läden. Das Straßenbild sieht dementsprechend aus, dass vor aneinandergereihten und überdachten Ladenfronten Flächen bestehen. Diese können jedoch nicht als Gehweg genutzt werden, da hier, wenn genügend Platz vorhanden ist, Kraftfahrzeuge parken.

Das Straßensystem ist nach der Größe der Straßen geordnet. Die großen Straßen heißen „Lù“ (). Deren Hausnummern sind auf der einen Seiten mit geraden Nummern und auf der anderen mit ungeraden. Sogenannte Alleen (, Jiē) haben keine Extranamen, sondern werden nach der Eckhausnummer der „Lù“-Straße benannt. So wird 光復路22街, (Guāngfù-Lù 22-Jiē) an dem Eckhaus mit der Nummer „22“ beginnen. Genauso verhält es sich mit „Xiàng“ (), die an „Jiē“-Alleen anschließen. Zusätzlich werden „Lù“-Straßen in Abschnitte (, Duàn) unterteilt. Eine vollständige Adresse kann somit 光復路3段22街4巷113號 / 光復路3段22街4巷113号, (Guāngfù-Lù 3-Duàn 22-Jiē 4-Xiàng 113-Háo) lauten. Diese Person wohnt im 3. Abschnitt der Guāngfù-Straße, in der 22. 街-Allee, deren 4. 巷-Allee im Haus mit der Nummer 113.

Schienenverkehr

Auf der Insel bestehen fünf verschiedene Schienennetze von einer Gesamtlänge von 1.841 Kilometer (2007). Die Taiwan Railway Administration verwaltet ein 1.097 Kilometer langes Eisenbahnnetz mit 1067 Millimeter Spurweite. Des weiteren gibt es die Taiwan Sugar Railways mit 240 Kilometer und 762 Millimeter, das Taipei Rapid Transit System mit 65 Kilometer und 1435 Millimeter (Normalspur), die Alishan Forest Railway mit 86 Kilometer Länge und einem Spurweite von 762 Millimeter und seit 2007 die Taiwan High Speed Rail mit einer Streckenlänge von 345 Kilometern in Normalspur.

Eisenbahn
Taiwan High Speed Rail (THSR) 700T Series Shinkansen Zug in Kaohsiung

Die Eisenbahn hat acht Linien, die in die „Westliche Linie“ (西部幹線 / 西部干线, Xībù Gànxiàn), die „Östliche Linie“ (東部幹線 / 東部干线, Dōngbù Gànxiàn) und die „Südliche Linie“ (南迴線 / 南迴线, Nánhuíxiàn) aufgeteilt werden. Zur Westlichen gehören die „Taichung Linie“ (台中線 / 台中线, Táizhōngxiàn) und die „Pingtung Linie“ (屏東線 / 屏东线, xiàn). Sie führen jeweils von Jhunan, Miaoli nach Changhua sowie Kaohsiung nach Fangliao, Pingtung. Die Westliche Linie verbindet ebenfalls Keelung mit Kaohsiung. Die zur Östlichen Linie gehörenden Linien sind die „Yilan Linie“ (宜蘭線 / 宜兰线, Yílánxiàn), die „North-Link Linie“ (北迴線 / 北迴线, Běihuíxiàn) und die „Hwa-tung Linie“ (花東线, Huādōngxiàn). Sie führen jeweils von Badu nach Su-ao, Yilan, Su-ao, Yilan New Station nach Hualian sowie von Hualian nach Taitung. Die Südliche Linie ist wie die Westliche eine eigenständige und verbindet Fangliao, Pingtung mit Taitung.

Taiwan High Speed Rail

Die Taiwan High Speed Rail (THSR) startete ihren regulären Betrieb am 5. Januar 2007. Sie verbindet Taipei im Nordosten der Insel mit Kaohsiung im Südwesten. Die Fahrzeit beträgt 90 Minuten anstelle von 4 Stunden mit einer normalen Eisenbahn.

Stadtbahn und U-Bahn
Stadtbahn am „Central Park“ in Kaohsiung
Haltestelle Siaobitan, Taipei Rapid Transit System

Mit der zunehmenden Verstädterung Taiwans wurden zahlreiche U-Bahn-Systeme gebaut und weitere sind in Planung:

  • Taipei Rapid Transit System (台北大眾捷運系統 / 台北大众捷运系统, Táiběi Dàzhòng Jiéyùn Xìtǒng): Das TRTS (auch als MRT oder MetroTaipei bekannt) verläuft als U-Bahn sowie auf einer Strecke als Hochbahn im VAL-System durch die Hauptstadt Taipei.
  • Kaohsiung Mass Rapid Transit (高雄捷運系統 / 高雄捷运系统, Gāoxióng Jiéyùn Xìtǒng): Das U-Bahn-System wurde 2008 in Betrieb genommen.
  • Taiwan Taoyuan International Airport Access MRT System (台灣桃園機場聯外捷運系統 / 台湾桃园机场联外捷运系统, Táiwān Táoyuán Jīchǎngliánwài Jiéyùn Xìtǒng): Diese Linie soll den internationalen Flughafen Taiwan Taoyuan mit der Station Taoyuan der Taiwan High Speed Rail sowie dem Hauptbahnhof Taipei verbinden. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 2006 und sollen laut Plan 2012 beendet sein.
  • Kaohsiung Stadtbahn: Stadtbahnsystem in der Innenstadt Kaohsiungs.
  • Taichung Metropolitan Area MRT System (台中捷運 / 台中捷运, Táizhōng Jiéyùn): Das Projekt wurde 2004 beschlossen und soll 2011 abgeschlossen sein.

Lufttransport

China Airlines

Die Republik China verfügte im Jahr 2005 über 18 Flughäfen mit ziviler Nutzung. Die sechs längsten Start- und Landebahnen mit über 3.047 Meter sind auf den Flughäfen: Taiwan Taoyuan (international), Taichung, Kaohsiung (international), Tainan, Chiayi, Pingtung. Bei den fünf Flughäfen Kinmen, Magong, Hualien, Songshan, Taitung haben die Start- und Landebahnen eine Länge zwischen 2.438 und 3.047 Meter. Zwei weitere Flughäfen – Hengchun, Nangan – haben Bahnlängen von 1.524 bis 2.437 Meter. Eine Länge von 914 bis 1.252 Metern haben die Start- und Landebahnen von Beigan, Lanyu, Lyudao, Wan-an und unter 914 Meter die in Cimei.

Insgesamt stehen neun Hubschrauber-Landeplätze (2006) für zivile Nutzung zur Verfügung.

Die beiden Internationalen Fluglinien von Taiwan (staatliche China Airlines und die private EVA Air) bieten regelmäßige Verbindungen vom Internationalen Flughafen Taipeh (Taoyuan) nach Frankfurt am Main, Paris, Amsterdam und Wien in Europa an. Wien wird jeweils 3x die Woche von China Airlines und EVA Air angeflogen, Frankfurt/Main wird 5x die Woche von China Airlines angeflogen. Außerdem gibt es seit 4.Juli 2008 Direktflüge zwischen Shanghai und Taipeh mit Air China.

Seetransport

Taiwan hat vier internationale Hauptseehäfen Hualien, Kaohsiung, Keelung und Taichung sowie vier weitere Seehäfen Budai, Magong, Kinmen und Matsu. Durch die nicht geringe Anzahl an Flüssen besitzt die Insel ebenso die drei Binnenhäfen Anping, Su-ao und Taipei.

Die Handelsmarine besitzt 235 Schiffe (um die 1.000 Bruttoregistertonnen) mit totalen 3.827.173 GRT / 6.121.877 Bruttotragfähigkeit (2003) davon sind unter anderem 35 Bulk-Waren-Transporter, 108 Containerschiffe, 20 Petroleumtanker und 38 Passagierschiffe.

Pipelines

Auf Taiwan gibt es zwei große Pipeline-Netzwerke. Das Netz für Petroleum hat eine Gesamtlänge von 3.400 Kilometer, das Netz für Erdgas eine Gesamtlänge von 1.800 Kilometer (1999).

Einkaufsmöglichkeiten

Wichtig in Taiwan sind die zahlreichen 7-Eleven-Läden, die durch „FamilyMart“ und „HI-Life“ noch ergänzt werden. Diese Läden haben deswegen eine so starke Bedeutung für die Infrastruktur, weil große Teile der täglichen Einkäufe hier getätigt werden und sie konsequent 24 Stunden jeden Tag der Woche geöffnet haben. Für jede Mahlzeit werden hier die Zutaten gekauft, außer frischem Obst. Nebenbei können hier Prepaid-Karten gekauft, Steuern, Strom-, Gas- und Lichtrechnungen bezahlt und Auskünfte erhalten werden. Die Dichte dieser Läden ist in Städten und Dörfern so groß, dass ungefähr alle 500 Meter ein Laden erreichbar ist. Sie werden noch dadurch interessanter, dass bei jedem Kassenbon eine Registriernummer in einem farbigen Kreis gedruckt ist, die Farbe wechselt alle zwei Monate zwischen Rot und Grün. An Ende dieser Monate werden drei Nummern gezogen, welche vom Staat eine Prämie erhalten, die bis zu mehreren Millionen NTD hoch sein kann. Diese staatliche Lotterie erhöht das Kaufinteresse erheblich, jedoch steckt hinter der Idee der Lotterie eine bessere Erfassung der Umsatzsteuer.[30].

Ebenso häufig sind die Betelnuss-Läden (chin. 檳榔店 / 槟榔店, Bīnglangdiàn), die durch ihre sternartig angeordneten grünen Neonröhren außen und den Glaswänden sehr auffällig sind. Die Betelnuss-Mädchen (chin. 檳榔西施 / 槟榔西施, Bīnglang Xīshī), wie sie genannt werden, sind ebenso auffällig wie ihre Läden, da sie oft leicht oder auch nach Visual Kei oder in Schulmädchenuniform gekleidet sind. (siehe Sex sells)[31]

Besonders wichtig sind die Nachtmärkte in Taiwan, die in jeder Stadt mehrfach bestehen und auf denen Stadt-spezifische Spezialitäten verkauft werden. Diese haben jedoch immer stärkere Konkurrenz durch Supermärkte wie den japanischen Sogō, dem französischen „Géant“ (en, hier auch chin. 愛買 / 爱买, Àimǎi „Liebe zum Kaufen“ genannt) oder den taiwanesische „RT-Mart“ (zh, chin. 大潤發 / 大润发, Dàrùnfā „Großes, problemloses Herausgeben“).

Entsorgung

Die Müllabfuhr in Taiwan trennt die Abfälle während der Sammlung. Dabei fährt hinter einem weißen Müllwagen für den Trennmüll, ein gelber Müllwagen, der den Restmüll annimmt. Die Mitarbeiter der Müllabfuhr leeren die Mülltonnen nicht eigenständig, sondern fahren etwa 30 Meter und lassen sich den Müll von den Bewohner anreichen. Sie prüfen den Müll erst streng, bevor sie ihn annehmen. Ausnahmen bilden sogenannte „Wohngemeinden“, in denen mehrere Hochhäuser stehen, bei denen der Torwächter sich um den Müll kümmert. Die gelben Müllwagen spielen während der Müllannahme Erkennungsmelodien: „Das Gebet einer Jungfrau“ von Tekla Bądarzewska oder Für Elise. Da die Müllabfuhr mehrmals täglich zu unterschiedlichen Zeiten fährt, wurden diese Melodien eingeführt. Das System wurde am 1. Januar 2006 etabliert und seitdem sind z. B. in Taipei 380 Müllwagen unterwegs. Dieses neuartige Abfallsystem kostet im Jahr um die 500 Mio. NTD.[31]

Wirtschaft

Wirtschaftliche Entwicklung von 1912 bis 1949

Anleihe von Sun Yat-sen um die Revolution zu finanzieren. (Die Republik China war einst auch als „Chunghwa Republic“ bekannt.)

Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Wirtschaft der Republik China, als ganz Chinas, kapitalistisch mit großer international-wirtschaftlichen Interaktionen. Eine Entwicklung wurde jedoch durch konstante Kriege und interne sowie externe Kämpfe behindert.

Die schwache Regierung versuchte, die Wirtschaft durch die Gründung der „Industrial Bank of China“ (Banque Industrielle de Chine) mit Zweitsitz in Paris voranzutreiben. Weitere Wirkungen bleiben durch eine hohe Inflation gering, da die Regierung für den Krieg gegen Japan und die Kommunisten Geld druckte. Auslandsschulden machten die Wirtschaft zudem vom internationalen Markt beeinflussbar. Nationalisten wie Yuan Shi-kai waren durch Schuldscheindarlehen bei den USA verschuldet.

Der Hauptwirtschaftssektor Chinas war die Agrarwirtschaft. Das meiste Land gehörte wenigen, wohlhabenden Grundbesitzern. Die Bevölkerung bestand größtenteils aus grundlosen Pächtern. Die Gründer beider Regierungsparteien der Republik China und der Volksrepublik China versprachen die Überwindung der ökonomischen Ungleichheiten. Die „Hungersnot von Henan“ in den Jahren 1943 bis 1944 förderte den Zusammenbruch der nationalistischen Regierung. Arbeitervereinigungen wurden von den Säuberungsaktion der Kommunisten gegen die Kuomintang überwältigt, was zu einer größeren Ungleichheit führte. Viele der wohlhabenden Grundbesitzer wurden ebenfalls Minister und Amtsträger der Regierung.

Das Taiwan-Wunder

Taiwans schnelle Industrialisierung und Wirtschaftswachstum während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird als Das Taiwan-Wunder (台灣奇蹟 / 台湾奇蹟, Táiwān Qíjì) oder Taiwans Wirtschaftswunder bezeichnet. Mit Singapur, Südkorea und Hong Kong gehört Taiwan zu den vier „Tigerstaaten

Während der japanischen Okkupation und des 2. Weltkriegs wandelte sich die Wirtschaft im öffentlichen und privaten Sektor besonders bei den öffentlichen Bauarbeiten, was eine schnellere Kommunikation und einen besseren Transport ermöglichte. Durch die Okkupanten wurde ebenso das Schulsystem verbessert und verpflichtend für alle Bürger.

Als die Kuomintang-Regierung nach Taiwan floh, brachte sie die Goldreserven und die Fremdwährungen des Festlandes nach Taiwan, was die Preise stabilisierte und der Hyperinflation entgegenwirkte. Ein ebenso wichtiger Faktor bei der Flucht der KMT war die neue intellektuelle und wirtschaftliche Elite des Festlandes.[32] Die neue Regierung war auf Taiwan in der Lage, neue Gesetze mit höherer Effektivität zu erlassen als auf dem weitaus größeren Festland. Sie implementierte ebenfalls eine Importsubstituierende Industrialisierung, welche Importgüter durch Eigenproduktionen ersetzte. Dies wurde durch wirtschaftliche Hilfe wie Subventionen durch die USA möglich. Die ursprünglichen Bewohner Taiwans wurden aus der Politik ausgeschlossen und wichen gezwungenermaßen in die Wirtschaft aus.

Im Jahr 1962 hatte die Republik ein Bruttosozialprodukt pro Kopf von 170 NTD, was Taiwan mit der Demokratischen Republik Kongo auf eine Ebene brachte. Bis 2005 wuchs das Bruttosozialprodukt pro Kopf auf 29,000 NTD, was laut dem Human Development Index dem Wert von Griechenland entspricht.

Laut dem US-amerikanischen Ökonomen Paul Krugman wuchs in der Republik zwar das Kapital, die Arbeit und die Arbeitsleistung, jedoch nicht die Effizienz. Er kritisiert, dass die Sparrate, die Arbeitsstunden und die Arbeitnehmerzahl steigen sowie Frauen in das Berufsleben eintreten mussten.[33]

Dwight Perkins führt einige methodische Fehler in Krugmans Bericht an und behauptet im Gegenzug, dass einer der Hauptfaktoren des Wirtschaftswachstums während des „Taiwan-Wunders“ eine gesteigerte Produktivität sei. Diese Produktivität sei auf die Agrarreformen, Strukturwandlung (Urbanisierung und Industrialisierung) sowie auf die Wirtschaftspolitik der importsubstituierenden Industrialisierung zurückzuführen.[34]

Der Taipei 101 in Taipeh.

Aktuelle Wirtschaftsentwicklung

Taiwans Wirtschaftssystem zählt zu den am stärksten deregulierten und privatisierten Volkswirtschaften der Welt. Der taiwanische Investitionsfluss in die VR China betrug im Jahre 2002 knapp 34 Mrd. Euro (nach Schätzungen zwischen 70 und 170 Mrd. Euro) und übertraf damit den aller anderen Länder. Taiwan ist der zweitgrößte Produzent von Halbleiter-Anwendungen wie PC-Hauptplatinen, Notebooks und WLAN-Komponenten, die unter verschiedensten (konkurrierenden) Marken weltweit abgesetzt werden.[35] Man bezeichnet dieses als Original Equipment Manufacturer. Eigene Marken sind unter anderem Acer, Asus, BenQ, Tatung, VIA. Des Weiteren ist Taiwan einer der größten Hersteller von Fahrrädern (Giant, Merida, uvm.) und LCD-Flachbildschirmen (AU Optronics). Das Exportvolumen zwischen Januar und September 2007 betrug 22,2 Milliarden US-Dollar und die Arbeitslosenquote lag im selben Zeitraum bei 3,91 Prozent und war somit die tiefste der vergangenen acht Jahren.[36] Die Arbeitszeit liegt bei 40 Stunden pro Woche, wobei die Arbeit meist zwischen 8 und 8:30 Uhr beginnt (上班, shàngbān) und gegen 17 bzw. 17:30 Uhr endet (下班, xiàbān). Kleine Läden haben meistens von 8 bis 22 Uhr, familiäre Restaurants von 6 Uhr bis 23 Uhr geöffnet. Läden der Nachtmärkte öffnen sieben Tage die Woche gegen 17 Uhr bis 1 Uhr. 7-Eleven oder ähnliche Convenience Shops (便利商店, biànlì shāngdiàn) haben ebenfalls rund um die Uhr die ganze Woche geöffnet. Darüber hinaus belegt Taiwan Platz 21 der Weltbank Logistik-Rangliste (die Rangliste umfasst 150 Länder), wobei es Platz 15 bei Pünktlichkeit von Lieferungen, Platz 16 bei Einfachheit und Bezahlbarkeit des Arrangierens von Transporten und Platz 43 bei den lokalen Kosten belegt.[37] Im Jahr 2007 erzielte Taiwan ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 5,7 Prozent.

Einzelnachweise

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. Debby Wu: „Taiwanese government removes Chiang Kai-shek name from landmark memorial“, The China Post, 7. Dezember 2007 (Englisch)
  3. Foreign ministry severs diplomatic ties with Chad
  4. Taiwan und St Lucia nehmen diplomatische Beziehungen auf
  5. BBC News online: Taiwan loses Costa Rica’s support (Englisch), zugegriffen am 8. Juni 2007
  6. Al Jazeera: “Malawi cuts ties with Taiwan”, 14. Januar 2008 (Englisch)
  7. Diplomatische Beziehungen zu Malawi abgebrochen, Radio Taiwan International, 14. Januar 2008
  8. „Prag nennt Bedingungen für Anerkennung“, der Standard, 19. Februar 2008
  9. Geheime Fernschreiber-Konferenz vom 27. Juni 1950 zwischen dem Pentagon und General Douglas MacArthur über die Autorisierung zu der Verschiebung von Marine- und Luftwaffeneinheiten nach Südkorea zur militärischen Unterstützung der Republik China, Letzter Zugriff am 7. Dezember 2007
  10. a b Michael Swaine und James C. Mulvenon: „Tawian’s Foreign and Defense Policies: Features and Determinants“, Rand Corporation, ISBN 0-8330-3094-9, Englisch, PDF, Letzter Zugriff am 5. Dezember 2007
  11. a b o. V.: The Incredibly Shrinking Taiwan Military, 20. März 2009. Zugriff am 22. März 2009.
  12. Gute Ergebnisse für Taiwans Zivildienstprogramm, Radio Taiwan International, 23. November 2007
  13. Kidd-class warships set sail for Taiwan, Taipei Times, 31. Oktober 2005
  14. Executive Summary of Report to Congress on implementation of the Taiwan Relations Act, Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten, Letzter Zugriff am 5. März 2005
  15. William Tow: „ANZUS: Regional versus Global Security in Asia?“, Oxford Journals, Letzter Zugriff am 5. Dezember 2007
  16. China Threat to Attack Taiwan Alarms Asia, sfgate.com, Letzter Zugriff am 14. März 2005
  17. ROC Educational Reform, Reigerungsartikel der PRC, Zugriff am 20. Oktober 2007 (Englisch)
  18. CIA – The World Factbook, www.cia.gov, Zugriff am 10. Dezember 2006 (Englisch)
  19. Offizielle Website der NTU
  20. Offizielle Website der NCCU
  21. Offizielle Website der NTHU
  22. Offizielle Website der NCTU
  23. Offizielle Website der BNHI (Englisch)
  24. Beitragsstatistik der BNHI der offiziellen Website
  25. Gutachten der BNHI (Chinesisch)
  26. a b Offizielle Website des Zentrums für Krankheitsbekämpfung (Englisch)
  27. Statistik der BNHI, PDF-Datei, Letzter Zugriff am 18. Juli 2007
  28. „Rentensystem soll ab 1. Oktober in Kraft treten“, Radio Taiwan International, 3. März 2008
  29. African runners win Taipei marathon held on No. 1 expressway, Taiwan News, 26. März 2007
  30. Die aktuellen drei Nummern der Monate September/Oktober und November/Dezember 2007 (englisch)
  31. a b Stefanie Suren: "Kult, Kurioses und Konfuzius in „Taiwan für Anfänger“" – Radiobericht, Radio Taiwan International
  32. Denny Roy: Taiwan: A Political History, Cornell University Press, New York und Ithaca, 2003, 77 Seiten, ISBN 0-8014-8805-2
  33. Paul Krugman: „The Myth of Asia’s Miracle – A Cautionary Fable“, Letzter Zugriff am 12. Dezember 2007
  34. Dwight Perkins: „The Challenges of China’s Growth“, AEI Press, Washington, 2007, ISBN 978-0-8447-7195-3
  35. Taiwans Halbleiterindustrie weiter stark, Radio Taiwan International, 28.10.2007
  36. Premierminister: Wirtschaft zeigt stabiles Wachstum, Radio Taiwan International, 03. Oktober 2007
  37. Taiwan auf Weltbank Logistik-Rangliste auf Platz 21, Radio Taiwan International, 7. November 2007

Siehe auch

Literatur

  • Weggel, Oskar : Geschichte Taiwans. Vom 17. Jahrhundert bis heute. Edition global, München, 2007. 338 S. ISBN 3-922667-08-2 Rezension von Urs Schoettli in der NZZ vom 22. Juni 2007 (1. A. Böhlau, 1991, ISBN 3-412-02891-6)
  • Davidson, James: The Island of Formosa. Past and Present. London and New York, 1903
  • Neukirchen, Mathias: Die Vertretung Chinas und der Status Taiwans im Völkerrecht, 428 Seiten, ISBN 3-8329-0459-X.
  • Shepherd, John Robert: Statecraft and Political Economy on the Taiwan Frontier, Stanford, 1993
  • Copper, John Franklin: Historical Dictionary of Taiwan (Republic of China), Scarecrow Press, 3. Auflage, 352 Seiten, ISBN 978-0-8108-5600-4
  • Cline, Ray S.: The Role of the Republic of China in the International Community, University Press of America, 1991, 98 Seiten, ISBN 978-0-943057-04-0

Weblinks

Vorige Epoche
Qing-Dynastie
Zeittafel der chinesischen Geschichte Nachfolgende Epoche
Volksrepublik China
(auf dem Festland)

23.716666666667120.857Koordinaten: 24° N, 121° O


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