Takashi Hara

Takashi Hara
Hara Takashi (1906)

Hara Takashi (jap. 原 敬 Hara Takashi, auch Hara Kei; * 9. Februar 1856; † 4. November 1921) war ein japanischer Politiker und von 1918 bis 1921 19. Premierminister Japans. Bekannt wurde er als erster „bürgerlicher“ (d. h. nicht adliger) Premierminister in der japanischen Geschichte und Premier des ersten reinen Parteienkabinetts. Sein Kabinett stellt einen der Kulminationspunkte der Phase der sogenannten Taishō-Demokratie (Taishō-Zeit) dar, unter Bezugnahme auf die nach Yoshihito, dem Taishō-tennō, benannte Epoche (191226).

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Hara stammte aus dem Feudalfürstentum Nanbu, dem heutigen Morioka. Er wuchs in einer Samurai-Familie auf, die sich - wie das gesamte Nanbu-Fürstentum, der Meiji-Restauration von 1868 lange widersetzt hatte und sich für eine Fortsetzung des Tokugawa-Shogunats des Tokugawa-Clans einsetzte. Hara blieb daher lange ein Außenseiter in der Politik, die von den Clans aus Chōshū und Satsuma dominiert wurde.

Mit 15 verließ Hara seine Heimat und ging nach Tokio. Er scheiterte bei der Aufnahmeprüfung in die Kaiserliche Marineakademie und begann stattdessen ein Studium an einer französischen Missionsschule. Danach wurde er in die Jura-Schule des Justizministeriums aufgenommen, verließ diese aber im Protest nach Studentenunruhen.

Mit 17 wurde Hara Christ, mit 19 legte er seinen Samurai-Status (士族 shizoku) ab und gehörte fortan zur sozialen Klasse der „Bürger“ (平民 heimin). Zeit seines Lebens weigerte er sich fortan, Adelstitel anzunehmen und beharrte auf seiner Zugehörigkeit zur bürgerlichen Klasse.

Hara als Bürokrat

Nach einem kurzen Zwischenspiel als Journalist nahm Hara 1882 eine Stelle am Außenministerium an, unter der Protektion von Inoue Kaoru, dem damaligen Außenminister. Kurz darauf wurde Hara zum Generalkonsul in der chinesischen Stadt Tientsin (Tianjin) ernannt, unter Mutsu Munemitsu (1844–1897), Hara stieg auf zum stellvertretenden Außenminister und später zum japanischen Gesandten in Korea. Nach einigen Jahren verließ Hara das Außenministerium und wurde Manager einer Zeitung.

Parteipolitiker

1900 trat Hara der von Itō Hirobumi neugegründeten Partei Rikken Seiyukai bei, die in den folgenden Jahrzehnten die dominante politische Kraft in Japan werden sollte. Hara wurde bald Generalsekretär der Partei.

1902 wurde Hara ins japanische Unterhaus gewählt und von 1906 bis 1913 bekleidete er in mehreren Kabinetten den einflussreichen Posten des Innenministers. Als solcher konsolidierte er die Macht der Partei in den Provinzen und stärkte den politischen Einfluss der Rikken Seiyukai ungemein.

1914 wurde Hara zum Präsidenten der Rikken Seiyukai gewählt und wurde Nachfolger des mehrmaligen Premierministers Saionji Kimmochi. Unter Haras Führung wurde die Rikken Seiyukai 1917 zur stärksten Kraft im Parlament.

Premierminister

Hara Takashi als Premierminister

Als 1918 Premierminister Terauchi Masatake, ein Armeegeneral und Zögling des Genrō Yamagata Aritomo, dem „Königsmacher“ hinter den Kulissen bis zu seinem Tod 1921, aufgrund der Reisunruhen zurücktreten musste, kam Haras Stunde. Hara hatte sich schon seit Jahren um die Unterstützung von Yamagata bemüht, und auch der Genrō sah nun keine Alternative mehr zu Hara. Hara wurde daher vom Tennō auf Anraten Yamagatas zum Premierminister berufen und bildete am 28. September 1918 sein Kabinett, dem - abgesehen vom Armeeminister und dem Marineminister - ausschließlich Parteipolitiker angehörten. Sein Kabinett war daher das erste reine Parteienkabinett in der japanischen Geschichte. Hara war der erste „Bürgerliche“ auf dem Posten des Premierministers.

Nach der Machtübernahme verlor Hara jedoch rapide an Popularität, u. a. weil er sich gegen die Einführung des allgemeinen Wahlrechts (für Männer) wehrte und das Zensuswahlrecht verteidigte. Während seiner Amtszeit nahm Japan an der Pariser Friedenskonferenz 1919 teil und wurde Gründungsmitglied des Völkerbundes. In Fragen der Außenpolitik konnte Hara allerdings nur wenige Probleme lösen, so z. B. die Frage des japanischen Engagements in Sibirien (Sibirien-Intervention); die Frage antijapanischer Ausschreitungen in China (Zwischenfall vom 4. Mai, 1919) sowie Aufstände gegen die japanische Kolonialherrschaft in Korea (1. März-Bewegung, 1919).

1921 wurde Hara von einem fanatisierten Offizier der Kaiserlichen Marine im Hauptbahnhof von Tokio erstochen.

Die bedeutendste Hinterlassenschaft Haras ist sein Tagebuch (原日記 Hara nikki), bis heute die wichtigste Quelle für Historiker, die sich mit der Geschichte der Taishō-Zeit beschäftigen.

Literatur

  • Najita, Tetsuo: Hara Kei in the Politics of Compromise 1905-1915. Harvard Univ. Press, 1967.
  • Olson, L. A.: Hara Kei – A Political Biography. Ph.D.diss. Harvard University, 1954.
  • Duus, Peter: Party Rivalry and Political Change in Taisho Japan. Cambridge/Mass.: Harvard University Press, 1968.

Weblinks


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