- Tanz der Bienen
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Die Tanzsprache ist eine wesentliche Kommunikationsform der Honigbienen. Durch das Tanzen werden mehrere Arten von Information über Futterquellen (Trachtquellen) vermittelt. Erstens wird die Anwesenheit einer ergiebigen Nahrungsquelle angekündigt, zweitens wird der Geruch der Nahrungsquelle vermittelt (die Bienen haben einen sehr empfindlichen Geruchssinn) und drittens wird die Lokalität der Nahrungsquelle übermittelt (nur Schwänzeltanz). Kommt eine Biene von der Futtersuche zurück, teilt sie ihren Stockgenossinnen durch einen Tanz mit, wo sie Nahrung (Nektar, Pollen, Honigtau oder Wasser) gefunden hat. Allerdings werden nur sehr ergiebige Nahrungsquellen durch Tänze angezeigt, d. h. es tanzen ca. 10 % aller heimkehrenden Sammlerinnen.
Auch beim Schwärmen spielt das Vortanzen zum Finden und Auswählen eines geeigneten neuen Nistplatzes eine entscheidende Rolle. Wenn sich ein Bienenvolk vermehren (teilen) will, entsteht ein Bienenschwarm. Das hierbei auftretende Vortanzen zur Auswahl eines neuen Nistplatzes wird im Artikel Schwarmtrieb sehr ausführlich beschrieben.
Es gibt zwei verschiedene Tanzformen.
- Findet die Biene eine Futterquelle, welche weniger als 100 Meter von dem Bienenstock entfernt ist, so führt sie den Rundtanz vor. Dabei läuft die Biene abwechselnd links- und rechtsherum in einem Kreis. Je ergiebiger die Futterquelle ist, desto lebhafter und länger tanzt der Fündige. Beim Rundtanz wird jedoch keine Richtungsangabe übermittelt.
- Bei weiter entfernt liegenden Futterquellen wird der Schwänzeltanz aufgeführt. Die Biene scheint dabei ein kurzes Stück geradeaus zu laufen und kehrt auf einem Bogen zum Ausgangspunkt zurück. Der Schwänzeltanz heißt so, weil die Bienen, während sie die Gerade durchlaufen, ihren Hinterleib rhythmisch hin- und herbewegen, also schwänzeln. Die Biene steht während der Schwänzelphase mit den Füßen fest auf dem Untergrund, vorzugsweise den Rändern leerer Wabenzellen. Der Rücklaufbogen wird abwechselnd nach rechts und links ausgeführt. Der Winkel der Geraden zur Senkrechten entspricht dem Winkel zur Sonne, den die Bienen einhalten müssen, um zur Futterquelle zu kommen. Die Länge der Schwänzelphase bestimmt die Entfernung der Futterquelle. Andere Bienen laufen der tanzenden Biene hinterher, um die Informationen aufzunehmen. Gleichzeitig prägen sie sich den Geruch der gesammelten Nahrung ein, um gezielt zu den richtigen Blüten zu fliegen.
Inhaltsverzeichnis
Erforschung
Der Bienentanz wurde bereits von Aristoteles beschrieben. Erste weiterführende Untersuchungen wurden vom Verhaltensforscher Karl von Frisch um 1920 durchgeführt. In dieser Zeit war von Frisch noch nicht bekannt, dass der Schwänzeltanz Informationen über Richtung und Distanz einer Nahrungsquelle enthält. Er vertrat die Meinung, dass der Schwänzeltanz nur von Pollensammlerinnen und der Rundtanz nur von Nektarsammlerinnen vollführt werden. Nach von Frisch bestand die Hauptaufgabe des Tanzes in der Übermittlung des Nahrungsgeruchs und der Ankündigung einer ergiebigen Nahrungsquelle. Erst eine Änderung des experimentellen Aufbaus seiner Fütterungsexperimente 20 Jahre später ermöglichte ihm die Entschlüsselung des Schwänzeltanzes. In den Jahren 1944 und 1945 begann von Frisch, Futter in einer Entfernung von mehr als 100 m anzubieten, was bei allen Sammlerinnen, ob Nektar- oder Pollensammlerin, Schwänzeltänze verursachte. 1973 erhielt er vor allem für die Entschlüsselung des Tanzes den Nobelpreis. Inzwischen gelang es auch, mit einem Roboter den Bienentanz nachzuahmen und so die Bienen in eine bestimmte Richtung loszuschicken.
Mögliche Erklärung für die Entstehung
Entfernung
Früher wurde vermutet, dass eine Arbeiterin, die eine große Strecke zurücklegen musste, bei der Ankunft erschöpfter ist, als eine Biene, die Nahrung in der Nähe gefunden hat, weshalb der Tanz weniger intensiv vorgetragen wird.
Diese Angabe ist inzwischen nach Untersuchungen von Prof. Tautz (Universität Würzburg) überholt. Danach registrieren die Bienen die Bewegungsmuster der im Flug vorbeiziehenden Bilder. Der Flug über eintönige Strecken (Felder) wird als kürzer interpretiert als der Flug z. B. zwischen dicht stehenden Bäumen.
Richtung
Viele Insektenarten sind in der Lage, sich am Sonnenstand zu orientieren und eine bestimmte Richtung einzuhalten, indem sie einen bestimmten Winkel zur Sonne einhalten. Bei Laufkäfern konnte nachgewiesen werden, dass sie sich in Abwesenheit von Licht an der Senkrechten orientieren. Dazu wurden sie auf eine kippbare waagerechte Unterlage gesetzt. Wenn sie in eine bestimmte Richtung liefen, wurde das Licht ausgeschaltet und gleichzeitig die Unterlage senkrecht gekippt. Die Käfer änderten ihre Richtung und liefen im gleichen Winkel zur Senkrechten weiter, den sie vorher zur Lichtquelle eingehalten hatten.
Der Fähigkeit, zwischen Winkel zur Sonne und Winkel zur Senkrechten einen Zusammenhang zu bilden, scheint also bei Insekten weiter verbreitet zu sein. Um zu untersuchen, ob es auch bei Bienen diesen Zusammenhang gibt, wurde im normalerweise dunklen Bienenstock eine Lichtquelle installiert. Daraufhin wurde die Richtung beim Schwänzeltanz relativ zur Lichtquelle angegeben. Wenn man einer zurückkehrenden Arbeiterbiene die Augen mit Schellack verklebte, so dass sie die Lampe nicht sehen konnte, orientierte sie sich an der Senkrechten. Alle anderen Bienen interpretierten den Tanz aber relativ zur Lichtquelle - und flogen in die falsche Richtung.
Vermutlich wurde der Schwänzeltanz ursprünglich vor dem Stock aufgeführt und die tatsächliche Richtung zur Sonne angegeben. Später wurde er ins Innere des Stocks verlegt und dabei die bereits vorhandene Fähigkeit zur Umorientierung ausgenutzt.
Literatur
- von Frisch, K.: Über die "Sprache" der Bienen. 1923 Zoologisches Jahrbuch (Zoologie und Physiologie) 40, 1-186
- von Frisch, K.: Dance language and orientation of bees. 1967 Harvard University Press (Cambridge, Massachusetts)
- Seeley, T.H.: The wisdom of the hive. 1995 Harvard University Press (Cambridge, Massachusetts)
- Dyer, F.C.: The biology of the dance language. 2002 Annual Review of Entomology 47, 917-949
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