Targeted therapy

Targeted therapy

Die gezielte Krebstherapie (engl. 'targeted therapy' ) ist ein neuer Ansatz in der Behandlung von Krebs. Dank neuer Erkenntnisse der Molekularbiologie und Biomedizin können in der gezielten Krebstherapie bestimmte Merkmale und Eigenschaften bösartiger Zellen für die Entwicklung neuer, spezifischer Arzneistoffe genutzt werden - etwa monoklonale Antikörper gegen Oberflächenproteine der Krebszellen oder zur Hemmung der krebsbedingten Neubildung von Blutgefäßen (Antiangiogenese). Da diese Merkmale auf gesunden Zellen meist kaum oder gar nicht vorkommen, ist die gezielte Krebstherapie gleichsam schonend und wirksam. Durch Kombination mit den konventionellen Therapiemethoden (Chirurgie, Chemo- und Strahlentherapie) konnte das Behandlungsspektrum in der Krebstherapie deutlich erweitert und die Heilungschancen für Krebspatienten verbessert werden.

Inhaltsverzeichnis

Herkömmliche Krebstherapie

Mit den bisher üblichen Krebstherapien mithilfe von Chirurgie, Chemotherapie und/oder Strahlentherapie konnten bei einigen Krebserkrankungen Heilungsraten von 75 bis 90 % erreicht werden. Allerdings sprechen nicht alle Tumoren so gut auf die herkömmlichen Therapieverfahren an und nicht allen Patienten kann die teilweise belastende Therapie zugemutet werden.
In der Medizin werden heutzutage lokale Therapien, wie etwa Operation und Strahlentherapie, mit systemischen Therapien (etwa mit Zytostatika) kombiniert:

Lokale Therapien

Die Chirurgie setzt auf die mechanische Entfernung der bösartigen Gewebe; der Chirurg kann aber nur Krebsmanifestationen entfernen, die er sehen kann. Auch Tumore, die in lebenswichtige Organe einwachsen oder bereits Metastasen gebildet haben, sind einer Operation nicht mehr zugänglich. Andere Krebserkrankungen, wie etwa Leukämien oder Lymphknotenkrebs, gelten von vorne herein als sogenannte systemische Krebserkrankungen und können daher nicht chirurgisch behandelt werden. Ähnliches gilt für die lokale Tumorbehandlung mittels der Strahlentherapie.

Systemische Therapien

Die systemisch wirkende Chemotherapie beruht auf der Freisetzung von Zellgiften und der Schädigung der Erbsubstanz einzelner Zellen. Diese weitgehend ungezielte Therapie schädigt aber neben den Krebszellen auch gesunde Zellen und Gewebe und führt so zu den teils schweren und lange anhaltenden Nebenwirkungen wie Haarausfall, Unfruchtbarkeit, Blutarmut, Infektionen, Polyneuropathie und vielen mehr.

Probleme der herkömmlichen Krebstherapie

Fortgeschrittene oder metastasierte Tumoren können mit einer lokalen Therapie nicht ausreichend bekämpft werden; die systemische Therapie kann jedoch, vor allem bedingt durch die Nebenwirkungen der Chemotherapie, in Dauer und Intensität nicht beliebig gesteigert werden. Trotz moderner Behandlungskonzepte und Kombinationschemotherapien, bei denen Synergieeffekte der einzelnen Arzneistoffe ausgenutzt werden, blieben zudem die Heilungserfolge bei einigen Krebserkrankungen weit hinter den Erwartungen zurück. Manche Krebsarten - wie etwa das Leberzellkarzinom oder das Pankreaskarzinom - werden beispielsweise erst spät entdeckt, sprechen nur schlecht auf die Chemotherapie an oder kehren häufig nach Abschluss der Therapie zurück (Rezidiv).

Prinzipien der gezielten Krebstherapie

Das Prinzip der gezielten Krebstherapie ist es, besondere Merkmale und Eigenschaften von Krebszellen zu identifizieren, welche auf gesunden Körperzellen nicht vorkommen, um Medikamente zu entwickeln, die gezielt Krebszellen bekämpfen und gesunde Zellen verschonen. Dabei wird beispielsweise ausgenutzt, dass Krebszellen meist Veränderungen in ihrer Erbsubstanz aufweisen (Mutationen), welche zu veränderten Proteinstrukturen auf den Krebszellen führen. Die bereits heute verfügbaren Medikamente sind meist gentechnisch hergestellte monoklonale Antikörper (Namensendung '-mab') oder sogenannte 'small molecules' (vom engl. 'Kleine Moleküle', Namensendung '-mib' oder '-nib') gegen solche veränderten (Oberflächen-)Proteine.

Rezeptorbasierte Therapie

Manche Krebszellen tragen auf der Oberfläche ihrer Zellmembran einzigartige Strukturen, z.B. Rezeptoren und andere Membranproteine, welche sie von anderen Körperzellen unterscheiden. Mit der Entwicklung des monoklonalen Antikörpers Rituximab gelang 1997 erstmals der Beweis für die Wirksamkeit einer solchen Therapie[1].

Störung von Stoffwechselwegen

Mit einer neuen Klasse von Medikamenten, den sogenannten 'small molecules' gelingt es, gezielt in den Stoffwechsel von Krebszellen einzugreifen und diese damit am Wachstum zu hindern:

Hemmung der Gefäßneubildung (Antiangiogenese)

Die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) kommt im gesunden Körper eher selten vor - ein wachsender Tumor benötigt jedoch eine Menge Nährstoffe und Sauerstoff; er regt daher das umgebende Gewebe mit Botenstoffen wie VEGF zur Gefäßneubildung an. Ein Medikament gegen diese Botenstoffe konnte mit dem monoklonalen Antikörper Bevacizumab entwickelt werden, welches bereits erfolgreich seine Wirksamkeit beim Darmkrebs unter Beweis gestellt hat[2].

Zukunft der gezielten Krebstherapie

Derzeit werden Methoden entwickelt, um für jeden Krebspatienten eine individuelle und gezielte Krebstherapie zu ermöglichen. Aus einer kleinen Probe des Tumors wird dann z.B. ein 'genetischer Fingerabdruck' der Krebszellen erstellt, um in einem zweiten Schritt ein individualisiertes Medikament herzustellen, das ganz gezielt bei diesem einen Patienten die Krebserkrankung bekämpft. Besonders in den Feldern der Biomedizin, insbesondere der Gentherapie und Zelltherapie werden fast täglich Fortschritte in der Erforschung neuer Behandlungsmöglichkeiten gemacht.

Anregung zum programmierten Zelltod (Apoptose)

Durch bestimmte Wirkstoffe oder das Einbringen von Genen kann in den Krebszellen der 'programmierte Zelltod' (Apoptose) ausgelöst werden. Ein vielversprechender Ansatz ist das Einbringen des sogenannten „Selbstmordrezeptors“ TRAIL in die Krebszellen[3], wobei bisher noch keine effektive Methode für diesen Gentransfer zur Verfügung steht.

Bekämpfung der Krebsstammzellen

Für die Wiederkehr einer Krebserkrankung nach scheinbarer Heilung, das sogenannte Rezidiv, werden nach neueren Theorien sogenannte Krebsstammzellen verantwortlich gemacht. Bei einigen Krebsarten, etwa der Chronisch Myeloischen Leukämie (CML) ist es bereits gelungen, diese Stammzellen zu identifizieren. Damit stehen neue Ziele für die Krebstherapie zur Verfügung[4]; entsprechende Therapiekonzepte befinden sich jedoch noch in einer frühen Phase der Erforschung.

Literatur

  • Green MA: „Targeting Targeted Therapy.“ New England Journal of Medicine 2004; 350(21): S. 2191-2193 Abstract Artikel
  • Druker BJ: „Molecularly targeted therapy: have the floodgates opened?.“ The Oncologist 2004; 9(4): S. 357-360 Abstract Artikel

Quellen

  1. McLaughlin P, Grillo-Lopez AJ, et al.: „Rituximab chimeric anti-CD20 monoclonal antibody therapy for relapsed indolent lymphoma: half of patients respond to a four-dose treatment program.“ J Clin Oncol 1998; 16(8): S. 2825-33 Abstract
  2. Willett CG, Boucher Y, et al.: „Direct evidence that the VEGF-specific antibody bevacizumab has antivascular effects in human rectal cancer.“ Nature Medicine 2004; 10(2): S. 145-147 Abstract
  3. Kim Y und Seol DW: „TRAIL, a mighty apoptosis inducer..“ Molecules and Cells 2003; 15(3): S. 283-293 Abstract Artikel
  4. Elric LJ, Joergensen HG, et al.: „Punish the parent not the progeny.“ Blood 2005; 105(5): S. 1862-1866 Abstract Artikel
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