Tarsus (Stadt)

Tarsus (Stadt)
Tarsus
Wappen von Tarsus
Tarsus (Türkei) (Türkei)
DEC
Basisdaten
Provinz (il): Mersin
Landkreis (ilçe): Tarsus
Koordinaten: 36° 55′ N, 34° 54′ O36.91666666666734.8955555555567Koordinaten: 36° 55′ 0″ N, 34° 53′ 44″ O
Einwohner: 316.382 (2000)
Telefonvorwahl: (+90) 324
Postleitzahl: 33 xxx
Kfz-Kennzeichen: 33
Struktur und Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Burhanettin Kocamaz (MHP)
Webpräsenz (Stadtverwaltung):

Tarsus ist eine türkische Stadt in der Provinz Mersin, etwa 30 km nordöstlich der Provinzhauptstadt Mersin, am Treffpunkt der Autobahn Mersin-Adana mit der aus Norden durch die Kilikische Pforte kommenden E 90.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Hafenstadt Tarsus, die Handelsbeziehungen nach Phönizien und Ägypten unterhielt, lag ca. zwei bis drei Kilometer vom Mittelmeer entfernt und war über den schiffbaren Fluss Kydnos erreichbar. Der Hafen ist heute verlandet, und die Stadt liegt etwa 16 km vom Meer entfernt.

Die älteste Siedlungsschicht stammt aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Wenn die Gleichsetzung Tarša/Tarsus (Šuppiluliuma-Sunaššuraš-Vertrag) korrekt ist, gehörte die Stadt zeitweise zum Fürstentum Kizzuwatna. Unter den Hethitern entwickelte sie sich zu einem wichtigen Zentrum Kilikiens. Um 1200 v. Chr. wurde Tarsus zerstört, anschließend zumindest teilweise griechisch besiedelt, wie zahlreiche mykenische Funde zeigen. Erstmals eindeutig schriftlich bezeugt ist Tarsus in assyrischen Texten, die die Eroberung durch Sanherib schildern. Kurz darauf wurde Tarsus assyrische Provinzhauptstadt. Nach Dion Chrysostomos (Orationes xxxiii, 40) ist Tarsus eine phönizische Gründung mit dem Namen Taraz. Flavius Josephus (Jüdische Altertümer I.6, § 1) setzte die Stadt mit dem biblischen Tarsis (Gen. 10, 4) gleich. Eine Inschrift in Anchiale behauptete dagegen zur Zeit Alexanders, dass Tarsus durch Sardanapal begründet worden sei.

Nach der Assyrerzeit geriet die Stadt unter die Herrschaft von Babylon, Persien und schließlich Alexander dem Großen. Unter den Seleukiden erhielt die Stadt 171 v. Chr. den Namen Antiochia am Kydnos, unter römischen Einfluss (ab 66 v. Chr.) wurde sie in Juliopolis umbenannt, in Gedenken an Gaius Iulius Caesar, dem sie während des Bürgerkrieges die Treue hielt.

Tarsus erhielt geschichtliche Berühmtheit durch das Treffen von Kleopatra mit Antonius 41 v. Chr. Unter den Sassaniden wurde Tarsus 259 vorübergehend erobert, gelangte daraufhin in die Einflusssphäre von Palmyra und dem römischen Vasallen Odaenathus. Von Aurelian wurde es in einem Feldzug gegen Zenobia zurückerobert und geriet durch die Reichsteilung schließlich unter byzantinische Hoheit. Kaiser Julian fand 363 in Tarsus seine letzte Ruhestätte. Die Perser eroberten 614 die Stadt. Die Araber hielten Tarsus bis 965, als Nikephoros Phokas es für Byzanz eroberte. Es war Sitz des Statthalters von Kilikien. Nach der Schlacht von Manzikert war Tarsus Teil des Gebietes, das Abul Gharib beherrschte. Die Kreuzfahrer nahmen es 1097 vorübergehend ein. Tarsus wurde danach Teil von Kleinarmenien. Schließlich fiel die Stadt an die Mamelucken, dann an die Osmanen.

Religion

In Tarsus entwickelte sich ein starker religiöser Synkretismus. Gottheiten wie Baal, Tarz und Zeus verschmolzen zu dem Stadtgott Sandan. Neben dem Mithras-Kult hatte auch das Judentum eine feste Stellung in Tarsus.

Die Juden von Tarsus, seit der Neugründung der Stadt, 171 v. Chr. unter Antiochos IV. Epiphanes, gezielt angesiedelt, besaßen eine bevorzugte Stellung sowie das Bürgerrecht. Der vermutlich in Tarsus geborene Apostel Paulus wurde dadurch automatisch römischer Bürger. Die Stadt wurde auch Sitz eines Erzbischofs. Doch ging das Bistum unter, so dass es heute nur noch als Titularerzbistum der Römisch-Katholischen Kirche weiterlebt.

Bekannte Persönlichkeiten

Liste der Titularerzbischöfe von Tarsus

Giulio Rospigliosi 14. März 1644–20. Juni 1667 (anschließend bis 1669 Papst Clemens IX.)
Michelangelo dei Conti 13. Juni 1695 – 28. Juni 1709 (seit 1721 als Papst Innozenz XIII.)
Ferdinando Maria de Rossi 20. Juli 1739 – 24. September 1759
Karl Theodor von Dalberg 10. März 1788 – 17. Januar 1800
Fabio Maria Asquini 2. Oktober 1837 – 22. Januar 1844
Paolo Polidori 22. Januar 1844 – 23. April 1847
Antonio Benedetto Antonucci 25. Juli 1844 – 5. September 1851
Antonio Saverio De Luca 22. Dezember 1853 – 16. März 1863
Domenico Sanguigni 15. Juni 1874 – 19. September 1879
Zygmunt Szczęsny Feliński 15. März 1883 – 17. September 1895
Nicola Averardi 10. Dezember 1895 – 11. März 1924
Alexis-Henri-Marie Lépicier 22. Mai 1924 – 19. Dezember 1927
Pietro Ciriaci 15. Februar 1928 – 12. Januar 1953
Luigi Raimondi 24. Dezember 1953 – 5. März 1973

Literatur

  • H. Böhlig: Die Geisteskultur von Tarsos. 1913
  • A. Erzen: Kilikien bis zum Ende der Perserherrschaft. 1940

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