Tatras

Tatras
Hohe Tatra
Tatra, Blick vom Rysy an der Grenze zwischen Polen und Slowakei
Die Tatra innerhalb der Geomorphologischen Einteilung der Slowakei und Polens

Tatra (slowakisch und polnisch Tatry) ist der Name eines Gebirgskomplexes des geologischen Fatra-Tatra-Gebietes in den Karpaten. Der Großteil liegt in der Slowakei, ein kleiner Teil in Polen (der Rysy mit 2499 m ü. NN. ist der höchste Berg Polens). Mit 2.655 m ü. NN ist der Gerlachovský štít in der Slowakei die höchste Erhebung der Tatra und der ganzen Karpaten. Nur in ihrem nördlichsten Teil, der Hohen Tatra, und im südlichen Teil, dem Făgăraş-Gebirge, dem Retezat und dem Bucegi-Gebirge, erreichen die Karpatengipfel Höhen von mehr als 2500 m.

Die Tatra besteht aus:

  • der West-Tatra (deutsch auch: Liptauer Alpen, slowakisch Západné Tatry, polnisch Tatry Zachodnie),
  • der Ost-Tatra (slowakisch Východné Tatry, polnisch Tatry Wschodnie), die sich wiederum aus der Hohen Tatra (slowakisch Vysoké Tatry, polnisch Wysokie Tatry) im Westen und den Beler Kalkalpen (auch Belaer Tatra, slowakisch Belianske Tatry, polnisch Tatry Bielskie) im Osten zusammensetzt.
Luftbild: Blick auf die Hohe Tatra von Norden (Polen)
Czarny Staw (pl), Zakopane, Polen

Von der Tatra zu unterscheiden ist die Niedere Tatra, die von der Tatra durch die von den Flüssen Váh (Waag) und Poprad (Popper) durchflossene Talsenke Podtatranská kotlina getrennt wird. In diesem Becken befinden sich die Landschaften Liptau (Liptov) und Zips (sl. Spiš, pl. Spisz). Westlich der Tatra befindet sich die Region Orava (pl. Orawa), nördlich die Region Podhale und die Gebirgszüge der Gorce und Beskiden.

Umgangssprachlich werden sowohl die West- und Ost-Tatra als auch die Niedere Tatra als „Tatry“ bezeichnet (zumal das Wort „Tatry“ im Slowakischen und Polnischen heutzutage in der Mehrzahl steht), oder es wird nur die Hohe Tatra als Tatry bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geologie

Der zentrale Teil der Tatra besteht aus Granit, gefolgt von Sedimentgesteinen aus Kalkstein, Dolomit, Tonstein und Schiefer. Die Gebirgsbildung der Tatra wurde maßgeblich mitverursacht durch einen Grabenbruch im Bereich der Südtatra, der vor rund 15 Millionen Jahren in Erscheinung trat und dem Gebirge eine Höhe von ehemals etwa 6 km verlieh. Er trennt die Tatra vom Liptauer und dem Poprader Becken. Aus diesem Grund hat die Tatra auch keine Vorbergzone. Das Gesicht des Gebirges wurde in den letzten 2 Millionen Jahren von den Eiszeiten geprägt. Gletscher schoben sich in den Granit der Tatra und hinterließen U-Täler im Gestein, die mit Moränen abschließen und sich nach Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher mit Wasser füllten.

Klima

Die Tatra und ihre Umgebung sind die kältesten Gebiete in der Slowakei. Die Temperatur sinkt um etwa 0,6°C je 100 m Höhenunterschied. Daher befinden sich die kältesten Orte auf den Gipfeln der Berge. Die Winde wehen meist aus nordwestlicher Richtung. Durch die Lage des Gebirges entsteht ein Regenschatten auf der windabgewandten Seite im Poprader Becken, wo die jährlichen Niederschläge um etwa 300 mm geringer sind als im polnischen Zakopane.

Flüsse und Seen

In der Tatra entspringen die beiden Quellflüsse des Dunajec, der nach Nordosten fließt, sowie der zunächst nach Südosten fließende Poprad (Popper), der bei Nowy Sącz in den Dunajec mündet. Der Dunajec ist ein rechter Nebenfluss der Weichsel. In der Tatra gibt es etwa 200 Gletscherseen. Die bekanntesten sind das Meerauge in Polen, und auf der slowakischen Seite der Štrbské pleso, der am gleichnamigen Wintersportort liegt, der Poprader See, der Steinbachsee (Skalnaté pleso) und der Grüne See (Zelené pleso).

Wirtschaft und Infrastruktur

Die größte und bekannteste Stadt auf der polnischen Seite ist Zakopane. Auf slowakischer Seite liegen die bekannten Wintersport- und Höhenkurorte Tatranská Lomnica (dt. Tatralomnitz), Starý Smokovec (Altschmecks) und Štrbské Pleso (Tschirmer See). An der südlichen Peripherie des Gebirges verläuft die Autobahn D1 von Bratislava nach Košice.

Nationalpark

1949 wurde auf der slowakischen Seite der Tatra der Tatra Nationalpark (TANAP) gegründet; in Polen tat man dasselbe im Jahre 1954. Die UNESCO hat beide Parks (die eine Gesamtfläche von 113 000 ha bedecken) zu einem internationalen Biosphärenreservat erklärt. Sie beherbergen über 1300 erfasste Pflanzenarten unterschiedlicher zonaler Vegetationstypen, angefangen von Buchenwaldgesellschaften bis hin zu Vegetationsformen alpinider Klimazonen.

Die Fauna umfasst alle für die Karpaten typischen Raubtierarten, auch Wildkatze, Luchs, Wolf und Braunbär. Man findet auch einige charakteristische Vogelarten wie den Tannenhäher.

Vermischtes

Am 19. November 2004 vernichtete ein starker Orkan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h auf slowakischer Seite große Teile des Fichtenwaldes in der Hohen Tatra.

Weblinks

49202665Koordinaten: 49° 0′ N, 20° 0′ O


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