- Taucheranzug
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Der Tauchanzug schützt den Körper eines Tauchers vor Unterkühlung durch das Wasser.
Der Tauchanzug wurde 1819 von dem deutschen Werkzeug- und Büchsenmacher August Siebe in England erfunden. Die ersten Anzüge waren aus Metall, später wurden sie aus Gummi hergestellt. Der heute gebräuchliche synthetische Nassanzug wurde von den Zwillingen Bob und Bill Meistrell 1953 in Kalifornien entwickelt.
Es wird zwischen Nass-, Halbtrocken- und Trockenanzügen unterschieden.
Eine wichtige Ergänzung sind Handschuhe und Füßlinge aus Neopren.
Inhaltsverzeichnis
Nassanzug oder Feuchtanzug
Der Nassanzug ist meist aus Neopren oder vergleichbaren Materialien in einer Stärke zwischen 2,5 und 8 mm gefertigt, manchmal mit einem Innenfutter aus Frottee, Nylon oder einem anderen hautfreundlichen Textil. Er ist so geschnitten, dass er hauteng am Körper anliegt. Das Material des Anzugs ist zwar wasserdicht, das Wasser kann aber beim Eintauchen an den Reißverschlüssen, an der Halsöffnung sowie an den Hand- und Fußbünden in den Anzug eindringen und alle Zwischenräume zwischen dem Körper des Tauchers und dem Anzug ausfüllen. Allerdings kann das eingedrungene Wasser durch die Bewegungen des Trägers im Anzug zirkulieren, was für einen Wärmeaustausch mit der Umgebung sorgt. Nassanzüge werden meist in wärmeren Gewässern wie beispielsweise dem Roten Meer oder dem Indischen Ozean genutzt.
Bei einem Nassanzug hängt die Wärmeisolierung nicht nur von der Dicke des Materials, sondern auch von der Passform des Anzugs ab. Je besser der Anzug sitzt, umso weniger kann das Wasser im Inneren zirkulieren und Wärme abtransportieren. Ein ungefütterter Anzug mit einer Innenseite aus Offenzelligem Neopren liegt besser am Körper an und kann die Zirkulation verringern. Maßanfertigungen sind von einigen wenigen Herstellern zu beziehen.
Er ist fast immer als Overall (meist mit langen Ärmeln und Hosenbeinen) ausgeführt und soll verhindern, dass vom Anzug bedeckte Hautstellen direkten Wasserkontakt bekommen. Zusätzlich wirkt das (Gasblasen enthaltende) Neopren als thermischer Isolator, so dass der Körper nicht auskühlt. Durch Kragen, Arm- und Beinabschlüsse, besonders aber durch den Reißverschluss, dringt aber in geringen Mengen Wasser in den Anzug ein. Daher sind Feuchtanzüge für niedrige Wassertemperaturen ungeeignet.
Nassanzüge gibt es in verschiedenen Formen:
- als einteiligen Tropenanzug zum Tauchen in warmen Gewässern mit einer Neoprenstärke von 2,5 - 3 mm. Der Tropenanzug hat (meist) keine Kopfhaube und kann lange oder kurze Ärmel und Beine haben. In tropischen Gewässern soll der Anzug nicht nur vor Unterkühlung schützen, sondern dient auch als physischer Schutz (z. B. vor Nesseltieren).
- als Einteiler mit einer Neoprenstärke zwischen 4 und 8 mm. Dieser Anzug hat lange Ärmel und Beine sowie meistens eine angesetzte Kopfhaube. Beim Tauchen in kühleren Gewässern kann er mit einer Neoprenweste ergänzt werden, die den Rumpf des Tauchers mit einer zusätzlichen Neoprenschicht isoliert.
- als Zweiteiler, bestehend aus einer langen, hochgeschnittenen oder Trägerhose (Long John) und einer langärmligen Jacke (meist) mit angesetzter Kopfhaube - beides mit einer Materialstärke zwischen 5 und 8 mm. Am Rumpf des Tauchers liegen immer zwei Neoprenschichten übereinander, so dass dieser Anzug vor allem für kühlere Gewässer geeignet ist.
Die Vorteile von Nassanzügen sind die relativ geringen Anschaffungskosten und die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten sowohl in tropischen als auch in kühleren Gewässern. Der wichtigste Nachteil ist, dass sich auch in gut sitzenden Anzügen die Wasserzirkulation nie ganz unterbinden lässt. Nassanzüge sind für das Kaltwassertauchen nur bedingt geeignet.
Tarieren: Die Neoprenstärke des Anzugs hat Einfluss auf das Tarieren. Je dicker das Material ist, desto mehr Auftrieb hat es. Dieser Auftrieb muss mit Bleigewichten kompensiert werden. Erschwerend kommt hinzu, dass das Neopren selbst durch den mit der Tiefe zunehmenden Wasserdruck verdichtet wird, so dass sich der Auftrieb mit zunehmendem Umgebungsdruck (sprich: Wassertiefe) verringert. Da das Gewicht des Bleis konstant bleibt, nimmt dann der Abtrieb mit zunehmender Tiefe zu, was durch Tarierfunktionen (Tarierweste, -jacket) kompensiert werden muss.
Zu beachten ist, dass der Feuchtanzug nicht nur von Tauchern, sondern auch von Wellenreitern, Kitesurfern, Windsurfern, Wasserskifahrern und manchmal auch Schwimmern getragen wird, der Trocken- oder Halbtrockenanzug auch beim Rafting und beim Segeln in unruhigen Gewässern.
Halbtrockenanzug
Der Halbtrockenanzug ist ein einteiliger Anzug aus Neopren mit einer Stärke zwischen 5 mm und 8 mm. Er ist eine Mischform aus Nass- und Trockenanzug. Wie der Trockenanzug hat er an den Ärmeln, an den Füßen und am Gesicht oder Hals (je nach Hersteller) Dichtmanschetten, die das Eindringen von Wasser weitgehend vermeiden aber auch einen Wasseraustausch (keine Zirkulation), sowie einen nur wasserdichten oder auch gasdichten Reißverschluss am Rücken. Die Wärmeisolierung wird wie beim Nassanzug vom Neopren übernommen. Dazu kommen an den Handgelenken und den Knöcheln aufwendige Systeme aus Doppelmanschetten, deren abdichtender Effekt allerdings nur mit dazu exakt passenden Handschuhen und Fußlingen zustande kommt. Der Halbtrockenanzug liegt eng am Körper an und kann nicht, wie der Trockenanzug, zum Tarieren mit Luft gefüllt werden. Wenn trotzdem Wasser in den Anzug eindringt, isoliert er immer noch wie ein Nassanzug.
Der Vorteil des Halbtrockenanzugs ist die bessere Wärmeisolierung gegenüber dem Nassanzug, wodurch er besser zum Kaltwassertauchen geeignet ist (sogar Eistauchen). Sein Nachteil ist der erheblich höhere Preis. Eine Überlegung ist, sich bei solchen Anzügen eine Maßanfertigung machen zu lassen, da Anzüge von der Stange häufig nicht optimal passen. Allerdings können auch die Maßfertigungen, abhängig von der Tagesform des Maßnehmenden, aber auch der herstellenden Firma, ausgesprochen schlecht sitzen. Grade diese "Einzelstücke" haben dann auch oft Mängel, was Nähte oder allgemein die Verarbeitung angeht. Als Alternative besteht die Möglichkeit, Anzüge verschiedener Hersteller zu probieren, da sich die Nenngrößen von Hersteller zu Hersteller unterscheiden können. Der Besuch einer Fachmesse lohnt sich, dort sind dann nahezu alle Hersteller versammelt.
Trockenanzug
Der Trockenanzug (im Taucherjargon "Trocki" genannt) ist ein einteiliger Anzug mit wasserdicht angesetzten Füßlingen aus wasser- und luftdichtem Material (früher meist gummierte Textilien, heute diverse synthetische Gummis). Der Anzug wird an den Ärmeln und am Hals mit enganliegenden Latex- oder Glattneoprenmanschetten abgedichtet und hat zum Einsteigen einen wasser- und gasdichten Reißverschluss.
Man unterscheidet Trockenanzüge mit Eigenisolation (Neopren-Trockentauchanzug) und ohne Eigenisolation (Membran-Trockentauchanzug). Letzterer muss selbst keine direkte Wärmeisolierung bieten und kann deshalb aus relativ dünnem Material gefertigt werden, welches an belasteten Stellen weiter gegen Abrieb verstärkt ist. Die Wärmeisolierung wird im weit geschnittenen Anzug durch die untergezogene Kälteschutzbekleidung sichergestellt. Die weiche Bekleidung verhindert weitgehend Druck- und Scheuerstellen an Anzug und Körper.
Der Taucher bleibt im Inneren des Anzugs trocken. Zur Wärmeisolierung des Kopfes wird eine separate oder angesetzte Neoprenkopfhaube gebraucht, alternativ kann ein Leichthelm benutzt werden. An den Händen kommen Nasshandschuhe aus Neopren oder Trockenhandschuhe mit Ringsystem zum Einsatz.
Der Anzug kann mit Pressluft oder zur noch besseren Isolation mit Argon aufgeblasen werden. Dazu verbindet man ihn über einen Inflatorschlauch mit dem Atemregler bzw. einem separaten Druckminderer. An der Schulter oder manchmal auch am meist linken Oberarm befindet sich ein Ventil, über das die Luft aus dem Anzug abgelassen werden kann und auf der Brust das Einlassventil.
Manche Taucher sind der Ansicht, beim Trockentauchen auf die Tarierweste verzichten zu können, weil über den Anzug tariert wird. Dazu eine Überlegung: Ein winziges Leck im Anzug führt dazu, dass der gesamte Trockenanzug innerhalb weniger Minuten volläuft und überhaupt keinen Auftrieb mehr bietet. Bei den Bleimengen, die für einen "Trocki" gebraucht werden, kann das schnell in bedrohliche Situationen führen.
Der Vorteil des Trockenanzuges ist, dass der Taucher kaum mit Wasser in Berührung kommt und bei entsprechender Unterkleidung im Anzug besser vor Kälte geschützt ist als in anderen Tauchanzügen.
Nachteil des Trockenanzuges sind der hohe Auftrieb durch das große Luftvolumen im Anzug, der durch mehr Blei kompensiert werden muss. Außerdem ist das Ausbalancieren der Schwimmlage unter Wasser schwierig, weil die Luft im Anzug zirkulieren kann und sich immer am höchsten Punkt des Anzuges sammelt. Senkt der Taucher den Oberkörper zu weit ab und sammelt sich somit Luft im Bein- und Fußbereich, besteht sogar die Gefahr eines gefährlichen Zwischenfalls falls der Taucher diese Situation nicht mehr in den Griff bekommt. Der Umgang mit einem Trockenanzug sollte deshalb im flachen Wasser solange geübt werden, bis der Taucher solche Situationen zuverlässig vermeiden kann.
Die ersten Trockentauchanzüge wurden mit den klassischen Helmtauchgeräten verwendet. Der Einstieg erfolgte im (gedehnten oder sehr großen) Halsausschnitt, die Luftregelung für Anzug und Atmung befindet sich am Helm. Das Aufblasen eines (gefüllten) Anzuges war aus Sicherheitsgründen oder für eine Dichtigkeitsprüfung durchaus denkbar, die Atmung bei vollaufendem Anzug durch Helm und Versorgungsleitung wenigstens teilweise sichergestellt.
Heißwasseranzüge
Im beruflichen Tauchen eingesetzte Anzüge. Nach Experimenten mit elektrischer Heizung und sogar mit radioaktiven Energiequellen im Rahmen der Entwicklung des Sättigungstauchens und der Unterwasserstationen die Alternative zum traditionellen Trockentauchanzug. Analog zum Nasstauchanzug befindet sich zwischen Taucher und eigentlichem Anzug eine Wasserschicht. Um eine ausreichende, in größeren Tiefen und bei geänderten Gasgemischen höhere Wärmeversorgung zu gewährleisten fließt Heißwasser aus der Versorgungsleitung in den Anzug und wird danach ins freie oder zurück zur Taucherglocke geleitet.
Geschichte
In tropischen und subtropischen Gebieten gingen die ersten Perlen- und Schwammtaucher ihrer Tätigkeit nackt oder nur im Lendenschurz nach. Auch diese Gewässer sind in größerer Tiefe und bei längerem Aufenthalt empfindlich kühl. Da es sich bei den Tauchern vielfach um Sklaven handelte, wurde dem zumeist wenig Bedeutung beigemessen.
Konrad Kyeser beschreibt um 1405 Taucheranzüge aus Leder zu militärischer Verwendung. Die niedrigeren Wassertemperaturen beispielsweise in Nord- und Ostsee machten es unerlässlich, den Körper vor Wärmeverlust zu schützen. So wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Taucher in einer Taucherglocke zum Wrack der Vasa hinabgelassen, um die Kanonen zu bergen. Diese trugen lederne Anzüge von minimaler Schutzwirkung, sodass auch sie erbärmlich froren. Gleichwohl waren Leder und Wolle bis Mitte des 19. Jahrhunderts die einzigen zur Verfügung stehenden Stoffe, die Bewegungsfreiheit und (wenn auch geringen) Wärmeschutz boten. Jedoch schützten diese Anzüge ihren Träger etwas vor Verletzungen.
Mit Erfindung der Vulkanisation von Gummi durch Charles Goodyear im Jahre 1839 (patentiert 1844) stand dann ein robustes wasserdichtes Material zur Verfügung. Dieses setzte sich nach und nach durch. Dabei war die isolierende Wirkung des Gummis selbst zu vernachlässigen, aber da der Taucher in dem Anzug weitgehend trocken blieb, konnte er wärmendes Unterzeug aus Wolle tragen.
Neopren® wurde 1930 erfunden. Als Material für Tauchanzüge wurde es 1954 von der Firma Barakuda (sic!) auf dem Markt eingeführt.
Seit einigen Jahren setzt sich für Trockentauchanzüge auch das Material Trilaminat durch.
Siehe auch
Weblinks
- www.wissenschaft.de: Abgeblitzt am Tauchanzug - Elektrische Spannung in neuartigem Material hält angriffslustige Haie auf Abstand
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