Tausendmarksperre

Tausendmarksperre

Die Tausend-Mark-Sperre war eine Wirtschaftssanktion, die am 27. Mai 1933 von der deutschen Reichsregierung gegen Österreich verhängt worden war. Deutsche Staatsbürger mussten fortan vor Antritt einer Reise nach Österreich eine Gebühr von 1.000 Reichsmark zahlen. Verglichen mit heutiger Kaufkraft (2008) entspräche diese Gebühr einem Betrag von etwa 10.000 €.

Ziel war die Schwächung der österreichischen Wirtschaft, die schon zu dieser Zeit stark vom Tourismus abhängig war. Die Sperre wurde im „Juliabkommen“ vom 11. Juli 1936 wieder aufgehoben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Auslöser und Folgen

Durch die Maßnahme sollte der Sturz der Regierung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß herbeigeführt werden. Vorgeschobener Auslöser der Maßnahme war die Ausweisung des bayerischen Justizministers Hans Frank aus Österreich.

Die finanzielle Hürde erwies sich als wirksam. Die Übernachtungen sanken von 19,9 Mio. im Jahr 1932 auf 16,5 Mio. im darauf folgenden Jahr. Der Tiefpunkt war im Jahr 1934 erreicht mit 15,9 Mio. Nächtigungen. Allein in Tirol wurde ein Rückgang der Übernachtungen von 4,4 Millionen (in den Jahren 1929/1933) auf 500.000 (in den Jahren 1933/38) verzeichnet.

Gegenmaßnahmen

Die österreichische Regierung entwickelte eine Reihe von Maßnahmen, um dem starken Nächtigungsrückgang entgegenzuwirken, während von einzelnen Fremdenverkehrsgemeinden mit Forderungen nach einer Einigung mit Deutschland interveniert wurde. Neben massiven Unterstützungen für die marode Hotellerie wurde die Fremdenverkehrswerbung in anderen Quellgebieten intensiviert, großangelegte Kinderferienaktionen gestartet, Vergünstigungen für längere Reisen mit der Österreichischen Bahn angeboten und Druck auf Beamte ausgeübt, ihren Urlaub in Österreich zu verbringen (bis hin zu zusätzlichen Urlaubstagen bei der Wahl der „richtigen“ Destination). Zahlreiche lokale Projekte erhöhten die Attraktivität von österreichischen Reisezielen (als eines der bedeutendsten Beispiele die Großglockner-Hochalpenstraße, eröffnet 1935).

Es entstanden zahlreiche Filme, die vor allem um Touristen aus anglo- und frankophonen Ländern warben, so etwa Carneval in Vienna (1935), Rendezvous in Wien (1936), Wie ein Franzose Wien sieht (1937) oder Wiener Mode (1937). Besonders hervorzuheben ist Singende Jugend (1936, Regie: Max Neufeld); dieser Film zeigt die Wiener Sängerknaben auf der neu eröffneten Großglockner-Hochalpenstraße und hatte im Ausland tatsächlich gute Besuchszahlen. In Tschechien wurde er sogar zum besten ausländischen Film des Jahres 1936 gewählt.

Während die Zahl der deutschen Reisenden massiv zurückging, konnten vor allem 1934 und 1935 auffallende Zuwächse im Österreichischen Binnentourismus verzeichnet werden. Auch die Nächtigungen von Reisenden aus anderen Ländern konnten teilweise auffallende Wachstumsraten verzeichnen. Somit kann die Entwicklung des österreichischen Tourismus nach dem Verhängen der Tausend-Mark-Sperre als interessantes (wenn auch erzwungenes) Beispiel für eine Politik der Diversifizierung der Herkunftsländer gesehen werden.

Literatur

  • Otruba, Gustav: A. Hitlers „Tausend-Mark-Sperre“ und die Folgen für Österreichs Fremdenverkehr (1933–1938), Linz, 1983, ISBN 3-85320-308-6.

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