- Tausia
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Eine Tauschierung ist eine Verzierung aus Buntmetall- oder Edelmetall-Intarsien (Einlagen) in metallenen Oberflächen. Unterschieden werden Linien- und Flächentauschierungen. Der Ausdruck leitet sich vom arabischen Wort für Färben tauschija ab. Frühere Bezeichnungen für diese Kunst sind "Tausia" oder "Agémina".
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Aus der Bronzezeit sind erste Tauschierungsversuche überliefert, wie zum Beispiel auf rituellen Prunkäxten oder der Himmelsscheibe von Nebra und dem Sonnenwagen von Trundholm. Weitere Verbreitung fand diese Kunst später vor allen in Asien. So zeigen die awarenzeitliche Tauschierarbeiten des 6. und 7. Jahrhunderts entweder eine Kontrastwirkung zwischen dem dunklem Trägermaterial aus Eisen und Silberfäden oder ein Kontrastieren zwischen silbernem Rezipienten und dunkler Einlagemasse. Die Mehrzahl der Objekte stammt aus der Früh- und Mittelawarenzeit; es handelt sich hierbei um Teile der Gürtelgarnitur, aber auch um Pferdegeschirr wie Beschläge, Trensen und Steigbügel.
In Europa standen Tauschierungen in der Merowingerzeit, besonders im 7. Jahrhundert, bei den Alamannen, Franken und Thüringern in hoher Blüte. Verziert wurden hauptsächlich Waffenteile, Gürtelschnallen und Beschläge, Rüstungen und Zaumzeuge. In frühmerowinglicherzeitlichen Gräbern, welche auf das 5. Jahrhundert zurückdatieren, finden sich vor allem eiserne Gürtelschnallen mit silberner Streifentauschierung, daneben kommen auch Gürtelschließen mit Rechteckbeschlag und engmaschigem Gittermuster aus dünnen Silber- und Messingfäden bzw. Ringtauschierungen vor, oder auch streifen- oder gittertauschierte eiserne Riemendurchzüge mit Dornenden von Schwertschneiden.
Dabei lässt sich im zeitlichen Querschnitt ein allmählicher Wandel in der Tracht und im allgemeinen Geschmack feststellen: War in der älteren Merowingerzeit, wie schon aus den erwähnten Grabfunden hervorgeht, der Gürtelschmuck auf einfache Schnallen, manchmal mit kerbschnittverziertem oder almandincloisonniertem Beschlag, aus Eisen, Bronze oder Edelmetall beschränkt, während Riemenwerk, das zum Wehrgehänge, Schuhwerk oder Zaumzeug gehört, kaum mit Metallbesätzen versehen war, so hatte sich schon um das Jahr 600 herum eine neue Mode eingestellt: Tendenziös ging man dazu über, das bisher ungenutzte Riemenwerk mit metallenen Beschlägen zu versehen, und unter den Männern in den Reichen der Merowingerkönige fand eine immer martialischer anmutende Tracht mit großen, reich tauschierten Gürtelgarnituren aus Eisen allgemeine Verbreitung, wie zahlreiche Grabfunde eindrucksvoll beweisen.
Heute werden Tauschierarbeiten nur noch von wenigen Goldschmieden hergestellt.
Technik
Bei der technischen Umsetzung handelt es sich um die Befestigung von Metall in oder auf einem Metall durch Aufdrücken und Einklemmen, Aufnieten, Auf- und Einschmelzen, Bekleben, Einhämmern und Eingießen in gerasterte, gemeißelte, gestochene und möglicherweise auch geätzte Oberflächen des Trägerobjektes.
In das zu verzierende Werkstück werden mit einem Stichel oder Meißel (Schrotpunze) die gewünschten Muster als sich nach unten hin etwas verbreiternde Vertiefungen eingeschnitten. Bei Linientauschierungen werden in die schmalen Vertiefungen Drähte oder Bänder aus Messing, Bronze, Silber oder Gold eingelegt und eingehämmert. Durch die Verdrängung des Metalls bei der Eintiefung entstehen an den Rändern der Rillen kleine Grate, die nach dem Einlegen des Drahts mit einer Flachpunze wieder zurückgehämmert werden. Die zurückgetriebenen Grate am Rillenrand greifen dabei über den eingelegten Draht.
Bei Flächentauschierungen werden entsprechen geformte Metallplättchen in die großflächigen Vertiefungen eingehämmert. Dazu muss die Eisenunterlage vorher aufgerauht werden. Abschließend wird die gesamte Oberfläche plangeschliffen und poliert. Die Einlagen zeichnen sich dann, entsprechend ihrer Metallfarbe, deutlich von dem sie umgebendem Metall ab.
Bei Blechbandeinlagen werden die Kanten der Vertiefungen mit Schrotpunzen gezogen, die Fläche rauht man mit Schrot – oder Zahnpunzen auf. An machen Fundstücken fehlen die aufrauenden Strukturen, bei diesen handelt es sich um Blecheinlagen.
Da auch eine flächige Tauschierung eine Einlegearbeit ist, kann man nicht von „Plattierung“ sprechen (Plattierung = Auflage). Bei der Plattierung ist die Rauhung der Oberfläche weniger stark ausgeführt.
Untersuchung und Restaurierung
Für die Untersuchung der Beschaffenheit von Tauschierarbeiten eignen sich am besten Röntgenaufnahmen, auf ihnen treten Details zu Tage, die mit bloßem Auge nicht erkennbar wären. So kann man feststellen, dass die Drähte, welche in die Tauschierungen eingelegt sind, „tordiert“ (spiralig gedreht) oder gezogen sind. Ziehen bedeutet, dass eine zuvor ausgeschmiedete Metallrute durch die Löcher eines Zieheisens gezogen wird, bis der Draht auf die gewünschte Stärke ausgezogen ist. Beim Tordieren hingegen wird ein Draht hergestellt, indem von einem sehr dünn ausgehämmerten Silberblech ein dünner Blechstreifen abtrennt und dieser dann zu einem Draht eingerollt wird.
Tauschierte Gegenstände aus archäologische Funden sind durch ihre oft über tausend Jahre lange Lagerung im Boden meistens von einer mehr oder weniger dicken Rostschicht überzogen. Silber und Eisen liegen mit den Bodensäuren des Erdreiches in unmittelbarem Kontakt, was dazu führt, dass lokal elektrische Ströme zwischen diesen verschiedenen Metallen fließen. Durch diese Elektrolyse wandelt sich das unedlere Eisen in Eisenoxid um, das heißt, es rostet. Dadurch sind die silbernen Einlagen nur noch von Eisenoxid umgeben. Dieser Rost muss bei der Restaurierung behutsam mit rotierenden Diamant-Schleifkörpern oder Ultraschall-Vibrierstiften abgetragen werden.
Literatur
- Wilfried Menghin (Hrsg.): Tauschierarbeiten der Merowingerzeit. Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Berlin 1994. ISBN 3-88609-200-3
- Jochem Wolters: Zur Geschichte der Goldschmiedetechniken. Texte, Bilder, Analysen. Sonderveröffentlichung von gold + silber - uhren + schmuck. Leinfelden-Echterdingen, o. J. (ca. 1985).
- O. Heinrich-Tamaska: Studien zu den awarenzeitlichen Tauschierarbeiten. 2005
- B. Urbon: Die hohe Kunst der Tauschierung bei Alamannen und Franken. 1997
Weblinks
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