Tenure track

Tenure track

Tenure Track ist ein Begriff aus dem angelsächsischen Sprachraum und beschreibt ein Vorgehen in der akademischen Laufbahn an Universitäten und Hochschulen.

Tenure-Track in den USA und Kanada

Das Tenure-Track ist ein im US-amerikanischen Bildungssystem verbreitetes System zur Rekrutierung von lebenslang angestelltem Hochschulpersonal. In den dortigen Universitäten wird ein Professor bei seiner Erstanstellung zunächst befristet beschäftigt; er ist akademisch unabhängig, aber einer ständigen Leistungsanforderung und -kontrolle unterlegen, um eine Aussicht auf feste Anstellung zu erhalten. Ein vergleichbares System gilt z. B. auch für Lehrer im Schuldienst oder für wissenschaftliches Personal im System der Nationalen Laboratorien des US-Energieministeriums (United States Department of Energy National Laboratories).

Diese Laufbahngestaltung findet als Tenure-Track Ausdruck: man bekommt einen zeitlich befristeten Vertrag (im Regelfall sechs bis sieben Jahre) als Assistant Professor mit einer festen Laufbahnzusage (Tenure) im Bewährungsfall. Man ist im Rahmen dieses befristeten Vertrages nur unter erhöhtem Aufwand kündbar und kann nach dessen Ende zum Associate bzw. Full Professor aufsteigen. Es ist üblich, hervorragende Wissenschaftler damit zu locken, Tenure in Aussicht zu stellen. Es handelt sich jedoch nicht um eine „Regelbeförderung“ oder eine „automatische Einstellung nach Probezeit“.

Voraussetzung für eine Tenure-Stelle an einer US-Hochschule sind vor allem eine umfangreiche Liste von Veröffentlichungen, die Einwerbung von Drittmitteln, positive Studentenevaluationen und das Engagement in der Fakultät und Hochschule. Letztlich ist naturgemäß auch die Entwicklung des betreffenden Lehrfachs ausschlaggebend. Die Tenure-Entscheidung durchläuft zahlreiche hochschulinterne Stellen, vom Fachbereich (department) bis hin zum Senat (trustees).

In den USA sind auch die Berufungs- bzw. Anstellungsbedingungen für Professoren je nach Universität unterschiedlich geregelt. Auch Colleges und andere Bildungseinrichtungen, insbesondere die, die in der beruflichen Erwachsenenbildung tätig sind, können Professoren einstellen, ohne dass es hierfür einer Genehmigung durch das Department of Education (gleichzusetzen mit dem deutschen Kultusministerium) bedarf.

Bei den renommierten amerikanischen Universitäten erhält ein Assistant Professor aus dem eigenen Haus kaum eine Chance auf Tenure. Dort ist die Stellung hauptsächlich ein Sprungbrett für eine bessere Stelle anderswo. Die aktuelle Entwicklung an den amerikanischen Hochschulen zeigt, dass die Einstellung mit Tenure-Track rückläufig ist. Für die Hochschulleitungen ist es einfacher, Professoren in befristeten Stellen zu beschäftigen. 2004 waren weniger als die Hälfte aller in den USA neubesetzten Professorenstellen Tenure-Track.

Tenure-Track in Deutschland

Das Tenure-Track-Verfahren entspricht der auch in Deutschland früher möglichen Verbeamtung auf Widerruf (im Gegensatz zur Verbeamtung auf Zeit). Diese entfiel im Zuge hochschulpolitischer Umwälzungen in den 70er Jahren. Der Grund lag wahrscheinlich in der Starre des Beamtentums und den internen Schwierigkeiten deutscher Hochschulen, mit dem Widerrufsverfahren auch einen wissenschaftlichen Leistungsfilter zu verknüpfen.

Tenure-Track wird derzeit in Deutschland insbesondere in Zusammenhang mit der Juniorprofessur diskutiert, da die Fünfte Novelle zum Hochschulrahmengesetz von 2002 mit der Juniorprofessur auch die Möglichkeit, sie mit Tenure-Track auszustatten, eingeführt hat. Hierzulande ist jedoch eine ablehnende Haltung festzustellen, da man irrtümlicherweise von einer „Regellaufbahn“ und „Regelbeförderung“ ausgeht: aus Mangel an Erfahrung mit dieser suspekt betrachteten Neuerung aus Übersee befürchtet man, dass die Beförderung auf eine Lebenszeitprofessur am Ende der auf sechs Jahre befristeten Juniorprofessur in der Regel stattzufinden habe, so wie die meist dreijährige Probezeit vieler Beamtenlaufbahnen in der Regel bestanden wird. Daher sind weniger als 10 % von bisher (Mitte 2006) etwa 1.000 Juniorprofessuren mit Tenure-Track ausgeschrieben worden. Man hat also eine Endevaluation, obwohl sie keineswegs in den meisten Fällen positiv ausfallen muss, in mehr als 90 % der Fälle vorsichtshalber gar nicht vorgesehen und somit das Risiko ausgeschlossen, vermeintlich einen mittelmäßigen und ungeliebten Mitarbeiter auf Lebenszeit anstellen zu müssen. Da die ersten Endevaluationen im Jahre 2008 stattfinden werden, gibt es noch keine Erfahrungswerte über die Erfolgsquote.

Die Helmholtz-Gesellschaft schreibt jährlich Nachwuchsgruppenleiterstellen mit Tenure-Track aus, allerdings sind es zahlenmäßig viel weniger als Juniorprofessuren. Es wird dort bereits im dritten Jahr einer auf fünf Jahre befristeten Anstellung über die Weiterbeschäftigung auf Lebenszeit entschlossen.

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