Tepla-Barrandium

Tepla-Barrandium

Das Barrandium (mit den nördlich vorgelagerten geologischen Einheiten Teil des Teplá-Barrandiums) ist eine geologische Gebietseinheit in Tschechien zwischen Prag im Nordosten und Pilsen im Südwesten. Benannt wurde es nach dem französischen Geologen, Paläontologen und Ingenieur Joachim Barrande (1799–1883).

Barrandium

Das Gebiet, das oft auch als Prager Mulde bzw. Prager Becken bezeichnet wird, umfasst Gesteine des Paläozoikums. Es ist bei Geologen und Paläontologen vor allem wegen der verbreiteten und gut zu studierenden Sedimentgesteine aus Kambrium, Ordovizium, Silur und Devon bekannt. Hervorzuheben sind etwa die Systemgrenze zwischen Silur und Devon im Profil bei Klonk oder der unter- bis mitteldevonische Riffkomplex bei Koněprusy. Die Gesteine des Gebiets wurden während der variszischen Gebirgsbildung verfaltet, durch Überschiebungen zusammengeschoben und durch Metamorphose umgewandelt.

Die reichen Vorkommen von Fossilien haben schon im 18. Jahrhundert das Interesse der Geologen auf sich gezogen. Aus den heute unter Naturschutz stehenden Lokalitäten wie Steinbrüchen, Weganschnitten oder natürlichen Aufschlüssen wie z.B. Bachläufen wurden von Barrande reichhaltige Faunen des Erdaltertums gesammelt. Hervorzuheben sind dabei: Trilobiten, Brachiopoden, Graptolithen, Nautiloideen, Crinoiden. Teile von Barrandes Sammlung sind im Nationalmuseum in Prag.

Teplá-Barrandium

Zusammen mit dem Barrandium bilden die nördlich und nordwestlich vorgelagerten Gesteine des Proterozoikums die varisizische Einheit des Teplá-Barrandiums, einer Untereinheit des Bohemikums im Böhmischen Massiv. Die nach Ortschaften in der Nähe der charakteristischen Einheiten benannte Teplá-Blovice-Gruppe und die Davle-Jílové-Gruppe (im Südteil des Barrandiums zur Kraplupy-Zbraslav-Gruppe zusammengefasst) bilden das Unterlager der paläozoischen Gesteine des Barrandiums. In der früheren geologischen Literatur wurden sie als Präspilitische Gruppe (Teplá-Blovice-Gruppe) und Spilitische Gruppe (Davle-Jilové-Gruppe) bezeichnet. Sie bestehen neben den kennzeichnenden Spiliten und Keratophyren aus mächtigen Folgen von Grauwacken, Siltsteinen und Tonschiefern, die in Phyllite, Glimmerschiefer und Paragneise umgewandelt wurden. Abgeschlossen wird die Abfolge des Proterozoikums von der jung-präkambrischen Flysch-Folge der Štěchovice-Gruppe (Postspilitische Gruppe). Am Ende des Präkambriums wurden die bisher abgelagerten Gesteine während der cadomischen Orogenese verfaltet und deformiert. Nach der Gebirgsbildung erfolgten Abtragung und eine tiefgründige Verwitterung, ehe das Barrandium sich entwickelte.

Literatur

  • Roland Walter et al.: Geologie von Mitteleuropa. 5. Auflage. Schweizerbarth’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1992, ISBN 3-510-65149-9, S. 300f. 
  • Reinhard Schönenberg, Joachim Neugebauer: Einführung in die Geologie Europas. 4. Auflage. Verlag Rombach, Freiburg 1981, ISBN 3-7930-0914-9, S. 90f. 

49.813.9722222222227Koordinaten: 49° 48′ 0″ N, 13° 58′ 20″ O


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