Teplice-Šanov

Teplice-Šanov
Dieser Artikel beschreibt die Bezirksstadt Teplice in Tschechien. Für weitere Orte dieses Namens, siehe Teplice (Begriffsklärung)
Teplice
Wappen von Teplice
Teplice (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Teplice
Fläche: 2378 ha
Geographische Lage: 50° 39′ N, 13° 49′ O50.64333333333313.821944444444228Koordinaten: 50° 38′ 36″ N, 13° 49′ 19″ O
Höhe: 228 m n.m.
Einwohner: 51.193 (2005)
Postleitzahl: 415 01
Verkehr
Bahnanschluss: Ústí nad Labem–Chomutov
Struktur
Status: Statutarstadt
Ortsteile: 7
Verwaltung (Stand: 2007)
Oberbürgermeister: Jaroslav Kubera
Adresse: náměstí Svobody 2 1/2
415 95 Teplice
Website: www.teplice.cz
Ortsansicht um 1870
Rathaus
Pestsäule – im Hintergrund links: Dekanatskirche Johannes des Täufers, rechts die Schlosskirche
Flüsse und Städte in Nordböhmen – Teplice rot markiert
Schlosskirche zum Heiligen Kreuz
Schlosspark
Urquelle „Pravřídla“
Erker an der Fassade des Gymnasiums
Plakette zur Erinnerung an Beethovens Besuch 1811

Teplice, bis 1948 Teplice-Šanov (deutsch Teplitz-Schönau, früher auch Töplitz), ist eine Bezirksstadt mit 51.193 Einwohnern (2005) in der nordböhmischen Region Ústí, Tschechien. Die Stadt ist ein berühmter Kurort, den im 18. und 19. Jahrhundert Prominente aus ganz Europa besuchten. 1812 trafen hier Beethoven und Johann Wolfgang von Goethe zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Teplice liegt in 230 m Höhe über dem Meeresspiegel am südlichen Fuß des Erzgebirges, nördlich vom Böhmischen Mittelgebirge im nordböhmischen Becken. Östlich erhebt sich der Doubravská hora (393 m).

Verkehr

Die Stadt liegt an der wichtigen Hauptbahn von Ústí nad Labem (Aussig) über Chomutov (Komotau) nach Cheb (Eger). Nebenstrecken führen nach Děčín (Tetschen) und nach Lovosice (Lobositz).

Wie in so vielen Städten Tschechiens wurde in den 1960er Jahren die alte meterspurige Straßenbahn zu Gunsten eines O-Bus-Betriebes aufgegeben. Aus dem nahen Bohosudov (Mariaschein) führt ein Sessellift zum Komáří vížka (Mückentürmchen) auf dem Erzgebirgskamm.

Geschichte

Die Quellen von Teplitz sollen der Sage nach 762 entdeckt worden sein. Urkundlich wurde die Stadt im 12., die Bäder im 16. Jahrhundert erwähnt. Königin Judith war es, die in den Jahren 1158–1164 etwa an der Stelle des heutigen Schlosses ein Benediktinerinnenkloster „ad aqua calidas“ (bei den warmen Wassern) gründete und es reich ausstattete. Der slawische Wortstamm für „Wärme“ findet sich auch im Ortsnamen wieder; sowohl in der tschechischen, als auch in der von dieser abgeleiteten deutschen Form.

Um 1630 gehörten Stadt und Schloss dem Wilhelm Kinsky von Wchinitz und Tettau, der zusammen mit Wallenstein 1634 in Eger ermordet wurde. Nachfolgend konfiszierte Kaiser Ferdinand II. Kinskys Besitzungen und verlieh Teplitz im selben Jahr an den Generalfeldmarschall Graf Johann von Aldringen, der jedoch ebenfalls 1634 bei Landshut fiel. Der Besitz fiel an seine Schwester Anna, die mit Hieronymus Freiherr von Clary verheiratet war. Nach Erbstreitigkeiten wurden die neuen Besitzer 1666 endgültig bestätigt, wobei als Familienname Clary-Aldringen festgelegt wurde. Seitdem ist die Familie Clary-Aldringen mit Teplitz verbunden.

1793 wurde etwa die Hälfte der Bebauung in einem großen Stadtbrand zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte im klassizistischen Stil, was der Stadt den Beinamen Klein Paris einbrachte.

In den napoleonischen Kriegen war Teplitz 1813 das Hauptquartier der drei alliierten Monarchen.

Im September 1835 hatten die Monarchen von Österreich, Russland und Preußen, im Herbst 1849 der Kaiser von Österreich, die Könige von Preußen und Sachsen und am 25. Juli 1860 der Kaiser von Österreich und der Prinzregent von Preußen eine Zusammenkunft in Teplitz. 1862 wurde das 1100-jährige Jubelfest der Thermen gefeiert und dabei ein Denkmal enthüllt.

Durch eine Katastrophe im Kohlenwerk Döllinger bei Dux am 10. Februar 1879, die das Thermalwasser dorthin abführte, war die Existenz von Teplitz als Kur- und Badeort in Frage gestellt. Dazu kam es nicht, die Quellen konnten bis zum 3. März 1879 an ihren alten Austrittsöffnungen wieder zu Tage gefördert werden.

Um 1888 bestanden in Teplitz als Heilquellen die beiden Stadtbadquellen Urquelle und Frauenbadquelle, 48° C, die Steinbadquelle 34,6°, die Stephansquelle 36,75°, die Sandbadquelle 32,5° und die Wiesenquelle 32,7°. Hinzu kamen die Schlangenbadquelle 39° und die Neubadquelle 44,75° C. in Schönau. Diese Quellen führten meist alkalisch-salinisches Wasser, mit nur geringen festen Bestandteilen, vorzugsweise kohlensaurem Natron, vermischt. Die Quellen wurden fast ausschließlich zum Baden gebraucht, vornehmlich gegen chronischen Rheumatismus, Gicht, Lähmungen, bei skrofulösen Anschwellungen und Geschwüren, Neuralgien, beginnenden Rückenmarksleiden, aber auch bei Folgekrankheiten aus Schuss- und Hiebwunden und nach Knochenbrüchen („Bad der Krieger“). Die Urquelle diente auch zur Trinkkur. Von den Quellen wurden zehn Badehäuser gespeist. Die Frequenz von Teplitz-Schönau belief sich 1887 auf 7.351 Kurgäste nebst 19.224 Passanten. Der Badegesellschaft dienten als Versammlungs- und Vergnügungsorte der in der Mitte der Stadt gelegene Kurgarten, in welchem sich das neue Stadttheater, die Trinkhallen, der Kursalon und das palastartige Kaiserbad befinden; der Garten und Park des fürstlich Claryschen Schlosses; die 264 m hohe Königshöhe mit dem Schießhaus, der Schlackenburg und dem Denkmal König Friedrich Wilhelms III.; das Belvedere; der Seumepark mit dem Grabmal Johann Gottfried Seumes der Kaiserpark; die Payer- und Humboldt-Anlagen; der 392 m hohe Schlossberg mit Schlossruinen; der Turner und Propstauer Park.

Im Jahre 1895 wurden Teplitz und der Badeort Schönau (Lázně Šanov) vereint und die Stadt erhielt den Doppelnamen Teplitz-Schönau. Die Stadt Teplitz-Schönau hatte am 1. Dezember 1930 30.799 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 26.281 und am 22. Mai 1947 22.783 Bewohner. Teplitz-Schönau war von 1938 bis 1945 Sitz der Kreisverwaltung des gleichnamigen Landkreises im Reichsgau Sudetenland. Am 1. Oktober 1942 wurden die Stadt Turn und die Gemeinde Settenz nach Teplitz-Schönau eingegliedert. Aufgrund der Beneš-Dekrete wurde die deutsche Bevölkerungsmehrheit 1945 enteignet und vertrieben. 1948 erfolgte der Zusammenschluss der Stadt Teplice-Šanov mit den Orten Novosedlice, Proboštov, Řetenice, Trnovany, Sobědruhy und Malý Újezd zur Stadt Teplice[1]. 1954 wurden die Pläne für „Velké Teplice“ aufgegeben und ein Teil der Orte erhielt ihre Selbstständigkeit zurück.

Wirtschaft

Mitte des 19. Jahrhunderts begann auch in der Umgebung von Teplice der Abbau von Hartbraunkohle im größeren Stil. Die Stadt hatte sich, begünstigt durch die in der Umgegend befindlichen reichen Braunkohlenlager zu einem bedeutenden Industrie- und Handelsplatz entwickelt. Heute ist Teplice ein Ort, in dem vor allem Glas und Keramik produziert wird.

Sehenswürdigkeiten

  • Dekanatskirche Johannes der Täufer (Děkanský kostel sv. Jana Křtitele): Der genaue Zeitpunkt der Errichtung der am Schlossplatz gelegenen Kirche ist unbekannt. Der Turm stammt aus dem Jahr 1594. Die heutige barocke Gestalt erhielt die Kirche bei einem Umbau zwischen 1700 und 1703. Die Innenausstattung umfasst unter anderem Gemälde von Peter Johann Brandl und Wenzel Lorenz Reiner. Die Kirche beherbergt zudem die Grabstellen der Familien Wchynsky, Aldringen und Clary-Aldringen.
  • Dreifaltigkeitssäule: Die auf dem Schlossplatz befindliche Säule stammt von Matthias Bernhard Braun.
  • Schloss: Das Schloss geht auf ein in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründetes Benediktinerkloster zurück, welches in den Hussitenkriegen zerstört und aufgegeben wurde. Auf den Grundmauern entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine Veste. Das spätgotische Hauptgebäude stammt ebenso wie die Schlosskirche aus dem 16. Jahrhundert. Zwischen 1634–1945 gelangte das Anwesen in die Hände der Familie Clary-Aldringen. Diese nahm umfassende barocke und klassizistische Umbauten und Erweiterungen vor. Dazu zählten auch der heutige Westflügel und das Theater. Zudem machten die Schlossherren das Anwesen zu einem Treffpunkt namhafter Personen aus Politik und Gesellschaft. Unter den Schlossgästen befanden sich unter anderem Charles Joseph de Ligne, Giacomo Casanova, Johann Wolfgang von Goethe, Fryderyk Chopin und Franz Liszt. Das Schloss beherbergt seit 1947 das Regionalmuseum Teplice mit Ausstellungen zur Stadt-, Kur- und Regionalgeschichte bei einem Bestand von einer dreiviertel Million Objekte. Es verfügt über eine wertvolle Innenausstattung unter anderem gemalten Kassettendecken, Stuckdekoration und Zimmer mit zeitgenössischer Einrichtung.
  • Schlosskirche zum Heiligen Kreuz (Zámecký kostel Povýšení sv. Kříže): Die Kirche stammt aus dem Jahr 1586 und erhielt ihre heutige romantische Gestalt während eines Umbaus von 1798 bis 1806. Seit 1950 wird das Gotteshaus von Anhängern der Orthodoxen Kirche genutzt.

Ortsteile

Zur Stadt Teplice gehören die Ortschaften Hudcov (Hundorf), Nová Ves (Neudörfel), Prosetice (Prasseditz), Řetenice (Settenz), Sobědruhy (Soborten) und Trnovany (Turn).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Humbert Achamer-Pifrader (* 1900, † 1945), SS-Standartenführer
  • Hildegard Alex (* 1942), deutsche Theater-, Film- und Fernsehdarstellerin
  • Reinhold Andert (* 1944) Liedermacher, Autor und Historiker
  • Maxi Böhm (* 23. August 1916, † 26. Dezember 1982 in Wien), Schauspieler und Kabarettist
  • Anton Dietzenschmidt (* 1893, † 1955), deutscher Dramatiker
  • Walter Hanel (* 14. September 1930), Karikaturist
  • Pater Hugo Hantsch, österreichischer Benediktinermönch, römisch-katholischer Pfarrer, Universitätsprofessor und Historiker sowie NS-Opfer
  • Doris Jannausch (* 30. August 1925), deutsche Schriftstellerin, Theater-Schauspielerin und Kabarettistin
  • Paul Kohner, österreichisch-US-amerikanischer Filmproduzent
  • Wolfgang Kunert, bayerischer Spitzenbeamter und seit Dezember 2004 Regierungspräsident der Oberpfalz
  • Robert Lang, tschechischer Eishockeyprofi
  • Emil Lehmann, führender sudetendeutscher Volkstumskämpfer
  • Karl Löb (* 15. März 1910, † 20. Januar 1983), Kameramann
  • Jiří Majer (1922-2008), tschechischer Bergbauhistoriker
  • Michal Mareš (1893–1971), tschechischer Journalist, Lyriker und Feuilletonist
  • Julius Payer, österreichisch-ungarischer Polar- und Alpenforscher, Kartograf und Professor der Militärakademie
  • Otto Perutz (* 1847, † 1922), Chemiker und Industrieller
  • Helmut Pfleger (* 6. August 1943), Schachspieler
  • Harald Schwarz (1921–1995), Puppenspieler
  • Anton Tausche (1838-1898), Wanderlehrer, Politiker
  • Melchior Vischer (1895–1975), Schriftsteller und Regisseur

Im Ort lebten und wirkten

Literatur

  • Georg Delhaes: Der Badeort Teplitz-Schönau in Böhmen: seine Umgebungen, seine Thermalquellen und Moorbäder; nebst einer Anleitung zu dem beim Curgebrauche zu beobachtenden Verhalten. Junk. Teplitz 1867.
  • Georg Delhaes: Die Thermen und Moorbäder zu Teplitz-Schönau (Böhmen): in ihrer physiologischen und therapeutischen Wirkungen; eine balneologische Studie auf Grund einer 15-jährigen Erfahrung. Dominicus. Prag 1878.
  • Hermann Fischer: Bad Teplitz, wie es jetzt ist. Ein Handbuch für Kurgäste. Verlags-Comptoir. Grimma 1839.
  • Friedenthal: Der Kurort Teplitz-Schönau, topographisch und medizinisch dargestellt. Wien 1877.
  • Hermann Hallwich: Teplitz, eine deutschböhmische Stadtgeschichte. Duncker & Humblot. Leipzig 1886.
  • Herold: Studien über die Bäder zu Teplitz. Wien 1886.
  • Josef von Löschner (Hrsg.): Teplitz und die benachbarten Curorte vom naturhistorischen, medicinisch-geschichtlichen u. therapeutischen Standpunkte .... Prag / Carlsbad 1867.
  • Lustig: Karlsbad und Teplitz, balneo-therapeutisch. (2. Aufl.) Wien 1886.
  • J. Scheider: Bad Teplitz-Schönau und Umgebung. Praktischer Führer für Reisende und Ratgeber für Kurgäste. Reihe Griebens Reiseführer 44. Goldschmidt. Berlin 1907.
  • Max Türp: Die Entwicklung des Kohlenbergbaues im Braunkohlenrevier Teplitz-Brüx-Komotau. Lerche. München 1975.

Einzelnachweise

  1. http://www.portal.gov.cz/wps/portal/_s.155/701?l=22/1949

Weblinks


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