- Banater Tschechen
-
Die Tschechische Minderheit im Banat ist eine der kleinsten ethnischen Minderheiten Rumäniens und Serbiens.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im frühen 19. Jahrhundert siedelten sich Menschen aus den verschiedensten Teilen der Donaumonarchie in Rumänien an. Aus Böhmen, besonders aus Mittelböhmen kamen ca. 9000 Auswanderer, die sich im südlichen Banat niederließen und dort mehrere Dörfer gründeten. Ein Grund dafür war ähnlich wie bei den Banater Schwaben die Holzwirtschaft. Als Anreiz, sich hier niederzulassen, dienten Privilegien wie Befreiung von Steuern und vom mehrjährigen Wehrdienst. Teilweise wurden die Menschen auch von privaten Unternehmern mit falschen Versprechungen von Land und Arbeit angelockt. Dies galt vor allem für die erste Besiedlungswelle von 1824 bis 1825, die von einem ungarischen Holzunternehmer namens Janos Magyarly organisiert wurde. Nach dem Abschluss der Rodungsarbeiten verschwand er, ohne seine Zusagen an die Arbeiter einzuhalten. Viele Siedler traten daraufhin in die Armee ein. Die zweite, größere Welle von 1827 bis 1828 war bereits hauptsächlich militärisch organisiert, ihr Ziel war die Besiedlung des grenznahen Gebietes im Banater Gebirge am Eisernen Tor aus militärstrategischen Gründen (Wehrbauerntum). Einkommensquellen waren vor allem Holz- und Landwirtschaft, später aber auch Steinkohlebergbau.
Auf der rumänischen Seite der Donau entstanden so mehrere tschechische Ansiedlungen, von denen sechs noch überwiegend oder ausschließlich von Tschechen bewohnt sind:
- Eibentál (rum.: Eibenthal)
- Rovensko (rum.: Ravensca)
- Svatá Helena (rum.: Sfănta Elena)
- Gerník (rum.: Gârnic)
- Bígr (rum.: Bigăr)
- Šumice (rum.: Şumiţa)
Auch in der Stadt Orşova (tschechisch Oršava) siedelten sich Banater Tschechen an. Andere Dörfer wie das 1823 als erstes gegründete Svatá Alžběta (Elisabethfeld) oder Frauvízn (dt: Frauenwiese, rum. Poiana Muierii) wurden wieder aufgelassen. Ein Grund hierfür waren Probleme mit der Wasserversorgung, die durch die militärstrategisch günstige Lage mancher Dörfer oben auf den Hügeln bis heute schwierig ist. Auf der serbischen Seite ist, unweit der Grenze zu Rumänien, Češko Selo (gegründet 1837) zu erwähnen.
Als das Banat 1861 unter ungarische Herrschaft fiel, gab es noch eine dritte, kleinere Einwanderungswelle, in deren Zuge aber keine neuen Ortschaften gegründet wurden: Wenige Immigranten verteilten sich auf die bis dahin nicht tschechisch besiedelten Dörfer Clopodia/Caraş-Severin (1862), Peregul Mare/Arad (1863) und Scãiuş/Arad (1863-1865), in denen heute nur noch wenige Tschechen leben. Abseits von diesen organisierten Einwanderungswellen kamen aber immer wieder auch Einzelpersonen, hauptsächlich Handwerker, die aber hauptsächlich in größere Städte zogen und rasch assimiliert wurden.
Im Gegensatz dazu entstand in den kleinen Dörfern aufgrund der Isolation in der gebirgigen Landschaft nur wenig Kontakt zur rumänischsprachigen Umgebung, auch vom übrigen tschechischen Sprachraum waren die kleinen Sprachinseln weitgehend abgeschnitten. So konnte sich das sprachliche und kulturelle Leben aus dem 19. Jahrhundert weitgehend erhalten. Die Sprache der Banater Tschechen zeichnet sich daher durch altmodische Formen und einige rumänische Lehnwörter aus.
Eine weitere Gruppe von Auswanderern kam 1828 aus dem Raum Pilsen-Böhmerwald. Hierbei handelte es sich jedoch nicht um Tschechen, sondern um Sudetendeutsche, die etwas nördlich des Siedlungsgebiets der Banater Tschechen die Dörfer Gărâna (Wolfsberg), Brebu Nou (Weidenthal), Ruschiţa (Wolfswiese) und Lindenfeld gründeten.[1]
Heutige Situation
Heute haben die tschechischen Dörfer mit einem starken Bevölkerungsschwund zu kämpfen. Bedingt wird dies (nach einer ersten Auswanderungswelle 1947-49) vor allem durch Abwanderung der Jugend nach Tschechien seit der Öffnung der Grenzen nach dem Fall des Kommunismus ab 1990. Insgesamt leben heute noch ca. 3.938 Tschechen im rumänischen Banat (Volkszählung 2002) und 1.648 Tschechen in der Vojvodina (meistens im serbischen Banat) (Volkszählung 2001). In den letzten Jahren wurde verstärkt damit begonnen, neben der Landwirtschaft den Tourismus (vor allem aus Tschechien) als neue Einnahmensquelle zu erschließen. Insgesamt wurden die Kontakte zu Tschechien intensiviert, 2007 wurde sogar ein wöchentlich verkehrender Busservice von Svatá Helena nach Prag in Betrieb genommen. Die tschechische Volksgruppe ist in Rumänien als ethnische Minderheit anerkannt und hat als solche einen Sitz in der Camera Deputaţilor (Abgeordnetenhaus), dem Unterhaus des rumänischen Parlaments.
Tschechische Bevölkerungsanteile nach Gemeinden
Rumänien (Volkszählung 2002)
- Dubova, Kreis Mehedinţi -- 40,70%
- Gârnic, Kreis Caraş-Severin -- 33,46%
- Coronini, Kreis Caraş-Severin -- 27,36%
- Berzasca, Kreis Caraş-Severin -- 14,24%
- Şopotu Nou, Kreis Caraş-Severin -- 10,92%
- Lăpuşnicel, Kreis Caraş-Severin -- 10,75%
- Socol, Kreis Caraş-Severin -- 4,60%
- Peregu Mare, Kreis Arad -- 3,83%
- Eşelniţa, Kreis Mehedinţi -- 2,31%
- Orşova, Kreis Mehedinţi -- 1,85%
Serbien
- Großgemeinde Bela Crkva -- 3,99%
Bekannte Banater Tschechen
- Ignat Bednarik, Maler
- Anton Chladek, Maler
- Anton Vorel, Botaniker
- Lascăr Vorel, Maler
Karte
- Klub českých turistů: Turistická Mapa Banát, M 1: 100.000. 1. Auflage. Freytag & Berndt, Prag 2001, ISBN 80-85999-88-9 (Karte und Führer, tschechisch/rumänisch/englisch).
Weblinks
- http://volksgruppen.orf.at/radio1476/stories/64377/
- http://www.karpatenwilli.com/images/dia24.htm
- http://www.genealogy.ro/cont/czechs.htm (Englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Böhmische Dörfer im Banat. Abgerufen am 17. Oktober 2008.
Wikimedia Foundation.