- Termenvox
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Das Theremin (auch: Thereminvox, Thereminovox, Termenvox) ist ein elektronisches Musikinstrument. Auf Deutsch wird es auch Ätherwellengeige oder Ätherophon genannt.
Es ist eines von wenigen Musikinstrumenten, die vom Musiker ohne körperliche Berührung gespielt werden. Erfunden wurde es 1919 vom russischen Physikprofessor Lev Sergejewitsch Termen (1896–1993), der sich im Westen später Leon Theremin nannte.
Zuerst gezeigt wurde es 1920 in St. Petersburg am Physikalisch-Technischen Institut. Der Öffentlichkeit wurde das Theremin 1921 in Moskau auf dem 8. Allsowjetischen elektrotechnischen Kongress vorgestellt. 1927 demonstrierte Lev Termen sein Gerät erstmals in Deutschland und reiste anschließend in die USA, wo er vermögende Mäzene fand und 1928 für das Theremin ein Patent erhielt.
Bereits 1929 wurde auch in Deutschland ein „Aetherophon“ von der Firma Koch & Sterzel in Leipzig hergestellt, das aber vermutlich eine Pedalsteuerung für die Lautstärke hatte.
Inhaltsverzeichnis
Funktionsweise
Das Theremin wird durch den Abstand beider Hände zu zwei Antennen berührungsfrei gespielt, wobei eine Hand die Tonhöhe, die andere die Lautstärke verändert. Zusätzlich reagiert es auch auf Körperbewegungen von Personen, die sich in der Nähe befinden.
- Die Niederfrequenz entsteht durch Mischung der Ausgangssignale zweier Hochfrequenzoszillatoren unterschiedlicher Frequenz. Einer davon wird durch die Annäherung einer Hand an eine angeschlossene Antenne etwas verstimmt, was zu einer merklichen Änderung der Schwebungsfrequenz führt. Diese wird direkt auf einen Verstärker ausgegeben.
- Die Frequenz eines dritten Oszillators wird in eine Spannung gewandelt, die als Steuergröße für die Lautstärke dient. Auf Grund dieses Funktionsprinzips kann das Theremin kontinuierlich alle Töne über einen großen Ambitus von 9 Oktaven erzeugen.
In der Originalversion war das Theremin mit Röhrenoszillatoren ausgestattet, dabei wurde eine Tetrode genutzt, um die Differenzfrequenz (Schwebung) zu erzeugen. Moderne Theremine arbeiten vielfach mit Transistoroszillatoren. Nach Termen entwickelte vor allem Robert Moog das Instrument weiter, auch in Varianten als Bausatz. Bauanleitungen erschienen auch in Zeitschriften und Elektronikbüchern.
Sonderformen
Es gibt vereinfachte Theremins, bei denen die Steuerung der Lautstärke weggelassen wird. Die Lautstärke kann dann gegebenenfalls über ein zusätzliches Pedal geregelt werden.
Eine andere Foto-Theremin genannte Sonderform arbeitet mit Fotoelementen und reagiert auf Schwankungen der Helligkeit. Die Geräte sind meist etwas kleiner und Techno-DJs setzen sie gelegentlich bei ihren Auftritten ein.
Das Terpsiton hat vergrößerte Antennen, so dass man es durch Tanzen spielen kann.
Anwendung
Eingesetzt wird und wurde das Theremin vielfältig. Neben den Kompositionen speziell für das Termenvox wurde es oft für Filmmusik verwendet, zum Beispiel erstmals bereits 1931 von Dmitrij Schostakowitsch für den sowjetischen Film Odna sowie von Gawriil Popow für den Dokumentarfilm Komsomol – Förderer der Elektrifizierung (1932). In Hollywood wurde das Theremin besonders für die Darstellung außergewöhnlicher psychischer sowie übernatürlicher Zustände verwendet, so z. B. erstmals in The Lost Weekend (Das verlorene Wochenende) und Spellbound (Ich kämpfe um dich) (beide 1945) (beide komponiert von Miklós Rózsa), Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951) von Bernard Herrmann, Mars Attacks (1996) und Charlie und die Schokoladenfabrik (2005) von Danny Elfman oder The Machinist (2004). Besonders übertrieben zum Einsatz kommt es im Film 11:14, in der Filmmusikkomponist Clint Mansell zu den alltäglichsten und bizarrsten Szenerien die höchsten und tiefsten Töne des Theremins verwendet und somit einen Verfremdungseffekt erzielt. Eine bekannte Virtuosin auf dem Theremin war Clara Rockmore (1911–1998). Für die Filmmusik zahlreicher Science-Fiction-Filme der 1950er und 60er Jahre zeichnete Dr. Samuel Hoffmann (1904–1967) als Solist verantwortlich.
In der Gegenwart tritt Lydia Kavina, die Großnichte Termens, die bei ihm das Thereminspiel gelernt hat, als führende Virtuosin auf dem Theremin auf. Weitere konzertant tätige Thereministen sind Pamelia Kurstin und Rob Schwimmer (USA), Celia Sheen (Großbritannien), Peter Pringle (Kanada), Masami Takeuchi (Japan), sowie Barbara Buchholz und Carolina Eyck (Deutschland), die auch das erste deutschsprachige Lehrbuch zum Thereminspiel verfasst hat (Die Kunst des Thereminspiels). Die Berliner Band atelierTheremin (Deutschland) verwendet das Instrument seit 1997 im Kontext ihrer stilistisch am ehesten als Neo-Retro-Krautrock zu bezeichnenden Musik (mit Schwerpunkt auf analoger Elektronik).
Der französische Musiker Jean Michel Jarre setzt das Theremin bei einigen seiner Stücke ein. So spielt er beim Konzert Jarre in China oder Oxygene in Moscow auf einem MOOG Theremin - Big Briar series 91. Er spielte das Theremin auch in Gdańsk in Polen auf seinem Konzert, das zum Gedenken der Solidarność stattfand.
Ebenfalls verwendete Christopher Franke ein Theremin für die Musik zum Babylon-5-TV-Film Das Tor zur 3. Dimension.
Die Musik zur englischen Krimiserie Midsomer Murders (dt. Inspector Barnaby) verwendet das Theremin (gespielt von Celia Sheen) fast durchgehend, besonders solistisch in der Titelmusik und dürfte somit die umfangreichste Anwendung in der Fernsehmusik sein.
Auch in der modernen Rockmusik findet das Theremin Anwendung. So benutzte Jimmy Page von Led Zeppelin das Instrument bei Whole Lotta Love. Auch der Sänger und Gitarrist Daniel Bernath der Band Syqem nutzt das Theremin in einigen seiner Kompositionen. Die britische Trip-Hop Band Portishead erwähnt auf der Besetzung für das Album Dummy zwar ein „Thereman“, es wurde jedoch ein Roland SH-101 verwendet.[1] In anderen Songs der Gruppe wird das Theremin durch einen Moog-Synthesizer imitiert. Der deutsche Experimental-Musiker Bernd-Michael Land nutzte das Theremin ausgiebig auf dem (Live-)Album TheReMinator. Die koreanische Pianistin Monla begleitet sich auf dem Titelstück ihres Albums A Dreaming Kid ebenfalls auf einem Theremin. Matthew Bellamy von der britischen Band Muse ließ sich eine Theremin-Einheit in einige seiner Gitarren einbauen. Auf dem Album Give Me Fire der schwedische Rockband Mando Diao ist in einigen Songs ebenfalls ein Theremin zu hören.
Im Deutschen Museum in München kann jeder Besucher auf dem ausgestellten Theremin spielen.
Die Beach Boys verwendeten ein verwandtes Instrument, das Tannerin oder Electro-Theremin, gespielt und konstruiert von Paul Tanner, für die Aufnahmen zu Good Vibrations und I just wasn’t made for these times. Bei diesem Instrument wird allerdings die Frequenz nicht berührungsfrei gesteuert, sondern dadurch, dass ein Widerstandsband an unterschiedlichen Stellen mit einem Metallstift berührt wird. Bei Live-Auftritten übernahm Sänger Mike Love die Führung über das Instrument. Als kleine Hilfe bastelte ihm die Crew eine Notenliste und markierte die Stellen, die Love berühren musste. Für Puristen ist das Electro-Theremin eigentlich kein Theremin, da es auch nicht nach dem Überlagerungsprinzip arbeitet. (Aber das tut das Moog Series 91A auch nicht) Zeitweise verwendete Mike Love für die Auftritte ein mit einem Moog ribbon controller gesteuertes Instrument. Auch Brian Wilson benutzt für seine Live-Auftritte einen solchen Nachbau.
In Stücken von Tom Waits trifft man immer wieder auf das Theremin, sowohl integriert in Einzelnummern als auch als Teil des Orchesters bei diversen Musiktheaterstücken wie Alice.
Die slowenische Band Laibach hat ein Theremin-Solo in der Adaptation der russischen Nationalhymne auf ihrem 2006 erschienenen Album „Volk“ verwendet.
Auf dem Album Portrait Of An American Family von Marilyn Manson, wurde es 1994 von Madonna Wayne Gacy gespielt.
Das Theremin wird auch im Musiktheater eingesetzt, z. B. in Olga Neuwirths Oper Bählamms Fest oder John Neumeiers Ballett Die kleine Meerjungfrau.
Der britische Comedian Bill Bailey setzt unter anderem in seinem Programm „Part Troll“ ein Theremin ein.
Im Film „The Delicate Delinquent“ von Frank Tashlin aus dem Jahr 1957 mit Jerry Lewis in der Hauptrolle entdeckt dieser in einem leerstehenden Büro ein Theremin und experimentiert damit einige Zeit herum. Ebenfalls für komische Effekte wird es in Matthew Barneys Kunstfilm Cremaster 3 in einer prominenten Rolle genutzt.
Wolfgang Knuth setzte das Theremin in einer Interpretation von John Cage's Variations II in Goslar ein.
Die Australische Elektronik-/Crossover-Band Angelspit setzt bei ihren Live-Auftritten ein Doepfer A-178 Theremin-Modul mit einem entsprechendem modularem Synthesizer ein.
Bei der Tournee „Das optimale Leben“ 2007/2008 von Annett Louisan spielt der Multiinstrumentalist Friedrich Paravicini ein Theremin bei der Nummer „Die ehrliche Haut“.
Des Weiteren wird die Ätherwellengeige heute in einigen Stücken der Minimal Electro-Gruppe Welle:Erdball genutzt.
Die Hamburger Kabarettistin und Regisseurin Lisa Politt verwendet in einigen ihrer Auftritte ein Theremin.
Auch Jon Spencer von der ehemals gleichnamigen Blues Explosion setzt das Theremin immer wieder ein, besonders häufig bei Liveauftritten.
Sogar moderne Metal-Bands benutzen zeitweise ein Theremin, so zum Beispiel die amerikanische Band Chimaira in deren Song "Six", bei dem das Theremin teilweise auch bei Live-Auftritten eingebunden wird
Weitere Erfindungen von Termen
Weitere Erfindungen Termens sind das Theremincello, ein Cello ohne Saiten, das in Edgar Varèses Ecuatorial eingesetzt wurde, und das Rhythmicon, das hohe Frequenzen mit komplexen rhythmischen Mustern kombiniert und damit die erste Rhythmus-Maschine der Welt darstellte. Auch das Terpsiton (s. o.) ist eine Erfindung Termens.
Termen entwickelte auch eine Reihe von Abhörtechnologien für den KGB, so z. B. eine Wanze, die durch Mikrowellen mit Strom versorgt wurde und ein Abhörgerät, das nicht mit Mikrofon arbeitete, sondern Schwingungen von Fensterscheiben mit Infrarotlicht abtastete.
Ähnliche Instrumente anderer Erfinder
Ein dem Theremin ähnliches und ebenfalls auf dem Überlagerungsprinzip beruhendes Instrument sind die Ondes Martenot. Sie werden aber nicht berührungslos gespielt. Auch Jörg Magers erstes „Sphärophon“, das er um 1925 in Berlin entwickelte, benutzte dasselbe Prinzip. Die Frequenzsteuerung erfolgte mittels eines Drehkondensators.
Das Tannerin von Paul Tanner erzeugt ähnliche Klänge, beruht aber nicht auf dem Überlagerungsprinzip und wird nicht berührungslos gespielt. Wie das Theremin erlaubt es eine kontinuierliche Veränderung der Tonhöhe.
Siehe auch: Trautonium, Elektronische Musik
Literatur & Diskografie
- Albert Glinsky: Theremin – Ether Music and Espionage. Univ. of Illinois Press, 2000, ISBN 0-252-02582-2.
- André Ruschkowski: Elektronische Klänge und musikalische Entdeckungen. Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-009663-4 (Überarb. und erw. Ausg. von „Soundscapes“).
- Peter Donhauser: Elektrische Klangmaschinen: Die Pionierzeit in Deutschland und Österreich. Böhlau Wien, Wien 2007, ISBN 3-205-77593-7.
- Carolina Eyck: Die Kunst des Thereminspiels: Lehrbuch für das Theremin mit Noten, Texten und Fotos, mit über 150 Übungen und Etüden und ca. 20 bearbeiteten und neuen Musikstücken. SERVI Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-933757-07-X (deutsche Ausgabe). ; The Art of Playing the Theremin. SERVI Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-933757-08-8 (englische Ausgabe).
- Lydia Kavina, Barbara Buchholz (Theremin); Kammerensemble Neue Musik Berlin, Wergo/Schott 6679-2 (CD) TOUCH! DON'T TOUCH!, Music for Theremin, von Olga Bochihina, Caspar Johannes Walter, Juliane Klein, Moritz Eggert u. a.
Einzelnachweise
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