Terri Schindler-Schiavo

Terri Schindler-Schiavo

Theresa Marie Schiavo [ˈʃaɪvoʊ] (* 3. Dezember 1963 bei Philadelphia/Pennsylvania; † 31. März 2005 in Pinellas Park/Florida) – allgemein Terri Schiavo oder Terri Schindler-Schiavo genannt – war eine US-Amerikanerin aus Saint Petersburg (Florida), die bei einem Zusammenbruch eine durch Sauerstoffmangel ausgelöste schwere Gehirnschädigung erlitten hatte und sich infolge dessen von 1990 bis zu ihrem Tod 15 Jahre lang im Wachkoma befand.

Sie war Gegenstand einer von den Medien verfolgten Auseinandersetzung zwischen ihrem Ehemann Michael Schiavo und ihren Eltern Mary und Bob Schindler über die Fortsetzung lebenserhaltender Maßnahmen, wodurch sie in den Fokus der gesellschaftlichen Debatte über dieses Thema geriet.

Inhaltsverzeichnis

Medizinische Vorgeschichte

Terri Schiavo litt an Bulimie. Als Folge dieser Essstörung kam es am 25. Februar 1990 zu einem Kaliummangel, der einen vorübergehenden Herzstillstand verursachte. Durch die dabei aufgetretene Unterversorgung mit Sauerstoff wurde ihr Gehirn schwer geschädigt und sie fiel in ein Wachkoma (Apallisches Syndrom).

Laut Ansicht der behandelnden Ärzte wäre es nicht mehr möglich gewesen, Terri Schiavo aus diesem Koma wieder aufzuwecken, da das Gehirn zu großen Schaden erlitten hatte. Der Cortex cerebri (die Großhirnrinde) sei fast vollständig atrophiert (verschwunden). Dies konnte bei der Autopsie nach ihrem Tode bestätigt werden. Somit wäre sie bei einer Durchsetzung der Wiederaufnahme lebenserhaltender Maßnahmen weiterhin als Komapatientin ans Krankenbett gefesselt geblieben. Die von ihren Eltern vertretene Ansicht, eine Heilung oder auch nur signifikante Besserung sei möglich, wurde nur von wenigen Fachleuten geteilt.

Bewegungen Schiavos, die von ihren Eltern als Anzeichen von Bewusstsein gedeutet wurden, erklärten ihre Ärzte als vegetative Reflexe, die kein Indiz für verbliebenes Bewusstsein seien.

Einige deutsche Ärzte, die von den Medien befragt wurden, waren aber der Ansicht, dass sie in keinem reinen Wachkoma war, sondern in einem Status minimaler Bewusstseinsaktivität.

Diskussion über Konsequenzen

Der Ehemann akzeptierte die Diagnose der Ärzte, nachdem anfängliche Behandlungsversuche erfolglos geblieben waren. Die Eltern hatten dagegen weiterhin die Hoffnung, es könne möglich sein, eine Besserung des Zustands ihrer Tochter zu erreichen. Aus dieser unterschiedlichen Einschätzung ergab sich ein erbittert geführter Streit um die Behandlung von Schiavo: Während sich der Ehemann auf den seiner Aussage nach oft geäußerten Wunsch Schiavos berief, bei unheilbarer Krankheit nicht künstlich am Leben erhalten zu werden, und er somit die Behandlung einschließlich der künstlichen Ernährung abbrechen wollte, wollten die Eltern die Behandlung auf jeden Fall fortsetzen, um jede Chance zur Heilung nutzen zu können.

Rechtliche und politische Auseinandersetzung

Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien über die Behandlung wurde seit Jahren vor Gericht und zunehmend auch über die Medien geführt. Im Mai 1998 hatte Terri Schiavos Ehemann Michael erstmals einen Antrag auf gerichtliche Erlaubnis zur Entfernung des Nahrungsschlauches gestellt. Die Eltern legten Einspruch ein – der Beginn des juristischen Streits. Im April 2001 wurde die künstliche Ernährung auf gerichtliche Anordnung eingestellt. Die Entscheidung wurde zwei Tage später von einem anderen Gericht revidiert. Im Oktober 2003 wurde die Ernährung erneut auf richterliche Anordnung hin eingestellt. Daraufhin verabschiedete das Parlament Floridas im Schnellverfahren ein Gesetz, das dem Gouverneur Jeb Bush das Recht gab, die künstliche Ernährung anzuordnen. Bush machte von diesem Recht Gebrauch, sodass die Ernährung Schiavos nach wenigen Tagen wieder aufgenommen wurde.

Im September 2004 wurde dieses Gesetz allerdings vom höchsten Gericht Floridas für verfassungswidrig erklärt. Daraufhin entschied im Februar 2005 ein Richter, die künstliche Ernährung am 18. März erneut abzubrechen. Schiavos Eltern versuchten, durch eine Vielzahl von rechtlichen Eingaben und politischen Appellen in Florida und auf Bundesebene, diese Entscheidung widerrufen zu lassen. Obwohl sich der amerikanische Präsident George W. Bush persönlich für das Anliegen der Eltern einsetzte und die Republikaner im Eilverfahren noch am 21. März extra ein Gesetz verabschiedeten, das den Gerichtsweg der Eltern erweiterte, konnten sie sich nicht durchsetzen.

Die Ernährungssonde blieb beschlussgemäß entfernt. Terri Schiavo starb 13 Tage später am 31. März aufgrund von Wassermangel. In den letzten Tagen ihres Lebens hatte sie Morphin erhalten, um Schmerzen, die durch den Wasserentzug aufgetreten sein konnten, zu lindern, da es umstritten ist, ob Wachkoma-Patienten noch Schmerzen erleiden können oder nicht.

Schiavos Leichnam wurde nach übereinstimmendem Willen ihres Ehemanns und ihrer Eltern obduziert, um das Ausmaß ihrer Hirnschädigung zweifelsfrei zu klären. Es wurde dabei festgestellt, dass sie so schwer hirngeschädigt war, dass keine Behandlung eine Verbesserung ihres Zustandes hätte bewirken können. Nach Angaben des Gerichtsmediziners Jon Thogmartin wog das Gehirn der jungen Frau nur rund die Hälfte eines normalen menschlichen Gehirns. Terri Schiavo sei blind und auch sonst nicht in der Lage gewesen, ihre Umwelt wahrzunehmen. Es wurden keine Anzeichen einer Misshandlung festgestellt. Die genaue Ursache des ursprünglichen Zusammenbruchs konnte nicht geklärt werden.

Politische Diskussion

Die Bemühungen ihres Ehemannes, die Abschaltung der automatischen Nahrungszufuhr bei Terri Schiavo durchzusetzen, haben in den USA eine kontroverse Debatte über Bioethik, Sterbehilfe, Vormundschaft und Menschenrechte ausgelöst. Der Fall wird in diesem Zusammenhang von vielen Sekten und einigen Politikern in den USA für eigene Zwecke genutzt, wie sich beispielsweise an den versuchten Interventionen des Gouverneurs von Florida, Jeb Bush, oder den Äußerungen des amerikanischen Präsidenten zeigte, der sich eindeutig auf die Seite der Eltern Schiavos stellte. Aus einer eigentlich privaten Angelegenheit wurde somit nach und nach ein Fall von großem öffentlichem Interesse.

Auch in Europa erregte der Fall Schiavo Aufmerksamkeit. In Deutschland wurde vor allem über eine Patientenverfügung und die Frage, wie der Fall hier möglicherweise entschieden worden wäre, diskutiert. Papst Johannes Paul II. sprach sich für die Aufrechterhaltung der Ernährung von Terri Schiavo aus.

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