Tetrazoliumsalz

Tetrazoliumsalz
Strukturformel
Strukturformel von Triphenyltetrazoliumchlorid
Allgemeines
Name Triphenyltetrazoliumchlorid
Andere Namen

2,3,5-Triphenyl-2H-tetrazoliumchlorid

Summenformel C19H15N4Cl
CAS-Nummer 298-96-4
PubChem 9283
Kurzbeschreibung fast farbloses feinkristallines Pulver [1]
Eigenschaften
Molare Masse 334,81 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

250 °C (Zersetztung) [1]

Löslichkeit
  • löslich in Wasser, Alkohol, Aceton
  • unlöslich in Ether[1]
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [2]
Reizend
Reizend
(Xi)
R- und S-Sätze R: 36/37/38
S: 26-36
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Tetrazoliumchlorid (TTC), genauer 2,3,5-Triphenyltetrazoliumchlorid, ist eine quartäre Ammoniumverbindung und ein Redox-Farbstoff.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Triphenyltetrazoliumchlorid ist ein farbloser, in Wasser löslicher Redox-Indikator.[3] Der Farbumschlag erfolgt bei einer Redox-Reaktion:

  • Im oxidierten Zustand (Tetrazolium) ist der Indikator farblos.
  • Im reduzierten Zustand (Formazan) ist der Indikator rot.

Reaktionen

Das wasserlösliche farblose 2,3,5-Triphenyltetrazoliumchlorid wird unter Aufnahme von zwei Elektronen (e) und einem Proton (H+) zum wasserunlöslichen roten Farbstoff 1,3,5-Triphenylformazan reduziert. Die Reduktion erfolgt durch einen zweimaligen Einzel-Elektronentransfer (SET):[4]

Reduktion des Tetrazolium-Kation über ein Tetrazolium-Radikal zum Formazan

Das Tetrazolium-Kation (T+) wird über ein Tetrazolium-Radikal (T·) zum Formazan (F) reduziert.

Grenzformeln der Struktur des Tetrazolium-Radikals

Mögliche Resonanzstrukturen des intermediären Radikals lassen sich nach klassischer Betrachtung ableiten:

Orbitalbild des Tetrazolium-Kations

An N1, 2, 3 und C ist jeweils ein einfach besetztes sp2-Orbital, in das der Einzelelktronentransfer erfolgen kann. N2 und N3 haben orthogonale doppelt besetzte p-AO, die nicht in das aromatische System involviert sind.

Erfolgt der SET in das sp2-Orbital von N1 (symbolisiert mit "*") ergibt sich folgendes Bild:

Orbitalbild des Tetrazolium-Radikals mit Mesomerie

Erfolgt der SET in das sp2-Orbital von N2 oder 3 (symbolisiert mit "*") ergibt sich für N2 folgendes Bild:

Orbitalbild des Tetrazolium-Radikals, bei der keine Mesomerie möglich ist

Es würde eine wenig wahrscheinliche Nitren-Radikal-Struktur in beiden Fällen resultieren (analog für N3).

Verwendung

Triphenyltetrazoliumchlorid wird ebenso wie das analoge 3-(1-Naphthyl)-Derivat (Tetrazoliumviolett), Tetrazoliumblau und Tetrazolpurpur zum Nachweis von intakten Zellen genutzt (Vitalfärbung). Dabei wird das Tetrazolium-Kation von Dehydrogenasen der Atmungskette (vornehmlich vom Komplex I) zu Formazan reduziert.[5][6][7]

Anwendung findet es in der Histochemie zur Aktivitätsmessung von Dehydrogenasen, zur Messung der Keimfähigkeit von Saatgut, für Schnelltests zur Wertbestimmung von Antibiotika und Desinfektionsmitteln, zur Qualitätsbestimmung von Belebtschlamm und in der Lebensmittelchemie als Indikator für den Bakteriengehalt von Milch verwendet.[1]

In der Dünnschichtchromatographie eignet es sich als Sprühreagenz auf reduzierende Zucker, Corticosteroide und andere Reduktionsmittel.

weitere Tetrazolium-Verbindungen

Mono-Tetrazolium Salze
  • INT (Iodonitrotetrazoliumchlorid), CAS 146-68-9
  • MTT (3-(4,5-Dimethyl-2-thiazolyl)-2,5-diphenyl-2H-tetrazoliumbromid), CAS 298-93-1
  • XTT (2,3-Bis(2-methoxy-4-nitro-5-sulfophenyl)-5-((phenylamino)carbonyl)-2H-tetrazoliumhydroxid), CAS 117038-70-7 [8]
  • MTS (3-(4,5-Dimethylthiazol-2-yl)-5-(3-carboxymethoxyphenyl)-2-(4-sulfophenyl)-2H-tetrazolium), CAS 138169-43-4 [8]
  • WST-1 (2-(4-Iodophenyl)-3-(4-nitrophenyl)-5-(2,4-disulfophenyl)-2H-tetrazolium), CAS 150849-52-8 [8]
Di-Tetrazolium Salze
  • BT (Tetrazolium Blau), CAS 1871-22-3
  • NBT (Nitroblau Tetrazoliumchlorid), CAS 298-83-9
  • TNBT (Tetranitrotetrazolium Blau), CAS 1184-43-6

Einzelnachweise

  1. a b c d Thieme Chemistry (Hrsg.): Römpp Online. Version 3.1. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2007.
  2. Sicherheitsdatenblatt Sigma-Aldrich
  3. Ried, W. (1952): Formazane und Tetrazoliumsalze, ihre Synthesen und ihre Bedeutung als Reduktionsindikatoren und Vitalfarbstoffe. In: Angewandte Chemie. Bd. 64, S. 391-396. doi:10.1002/ange.19520641403
  4. Monica C. Gonzilez & Enrique San Romàn (1989): Photochemistry of Aqueous Solutions of Triphenyltetrazolium Chloride. In: J. Phys. Chem. 93, 3536-3540.
  5. Altman, F.P. (1976): Tetrazolium salts and formazans. In: Prog. Histochem. Cytochem. Bd. 9, S. 1-56. PMID 792958
  6. Ogur, M. et al. (1957): Tetrazolium overlay technique for population studies of respiration deficiency in yeast. In: Science. Bd. 125, S. 928-929. PMID 13421693
  7. Rich, P.R. et al. (2001): The sites of interaction of triphenyltetrazolium chloride with mitochondrial respiratory chains. In: FEMS Microbiol. Lett. Bd. 202, S. 181-187. PMID 11520612
  8. a b c McCluskey, C. et al. (2005): An evaluation of three new-generation tetrazolium salts for the measurement of respiratory activity in activated sludge microorganisms. In: Microb. Ecol. Bd. 49, S. 379-387. PMID 16003480 doi:10.1007/s00248-004-0012-z

Siehe auch


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