Tevilah

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Tevila (hebr. טבילה), das Eintauchen des gesamten Körpers in einer Mikve ist neben der Netilat Jadajim, der rituellen Waschung der Hände, eine von zwei verschiedenen Formen der rituellen Waschung im Judentum. Die ersten Aufzeichnungen über diese Praktiken finden sich in der Tora und werden in Mischna und Talmud erläutert. Heute wird die rituelle Waschung der Hände nur noch von Anhängern des orthodoxen Judentums, sowie vereinzelt auch im konservativen Judentum beachtet. Im liberalen Judentum findet sich dieser Brauch nicht mehr.

Inhaltsverzeichnis

Grundlage

Sowohl traditionell religiöse sowie säkulare Gelehrte sind sich darüber einig, dass die rituelle Waschung im Judentum von den Rabbinen zu Zeiten des Talmuds eingeführt wurde, um die Reinheitsgebote zu erweitern und sicher zu gehen, dass auch alle Gebote bis ins kleinste Detail befolgt würden. Jedoch ist man sich über die Ursprünge und den Sinn dieser Praktik uneinig.

Richtlinien

Das traditionelle Judentum kennt verschiedene Arten der rituellen Waschung. Bei Einigen, wie den folgenden, ist es nicht notwendig, dass der ganze Körper mit Wasser bedeckt ist.

  • Negel Vasser (Jiddisch für "Nagel-Wasser"), nach dem Aufstehen am frühen Morgen, oder auch wenn man nur ein Nickerchen gemacht hat, wäscht man sich die Hände, indem man einen Krug nimmt und die Hände dreimal alternierend mit Wasser übergießt und eine Bracha (Segnung) spricht. In manchen Gemeinden ist es üblich, eine Bracha zu vermeiden, wenn man zuvor Geschlechtsverkehr hatte.
  • Netilat Jadajim (Hebräisch für "die Hände (nach der rituellen Reinigung) heben") dazu spricht man eine Bracha, bevor man eine Mahlzeit isst. (Im Judentum gilt allgemein eine Mahlzeit nur dann als vollwertig, wenn man Brot dazu ißt. Ißt man kein Brot, so gilt es nur als "Snack" und man muss kein Gebet sprechen.) Es wird ohne Bracha ausgeführt, wenn man ein trefes (rituell unreines) Objekt (z.B. Genitalien, ein Insekt oder Tier das nach den jüdischen Speisegesetzen als unrein gilt, nach dem man einen Friedhof besucht hat, etc.) angefasst hat.
  • Majim acharonim (Hebräisch, grob übersetzt "Nach dem Wasser"): Die rituelle Waschung der Finger nach einer Mahlzeit.
  • Während eines Pessach Seder wäscht man die Hände ein drittes Mal bevor man ein Gemüse, Karpas, ißt.
  • Nachdem man auf der Toilette war.
  • Um Unreines zu entfernen, nachdem man sich die Haare oder Nägel geschnitten hat.
  • Um tum'at met (Hebräisch grob "Verunreinigung durch den Tod") zu entfernen, nachdem man an einer Trauerfeier teilgenommen hat, wenn man einen Friedhof betrat, oder sich bis zu vier Ellen einer Leiche genähert hat.
  • Einige Strenggläubige waschen sich nach einem Samenerguss, auch bei der Ejakulation, da der Mann danach als Ba'al Keri, unrein, gilt.

Andere Formen, bei denen man den ganzen Körper im Wasser waschen muss:

  • Am Tag vor Jom Kippur und einigen anderen Festtagen.
  • Als Vorbereitung für den Schabbat.
  • Bei einem Übertritt zum Judentum. (In einer Mikwe)
  • Tahara, (Hebräisch für "Reinigung"), die rituelle Waschung und Reinigung, eines Toten in sowie das eintauchen des Toten in eine Mikwe, vor der Beerdigung.
  • Nachdem eine Frau menstruierte oder ein Kind gebar, da sie danach als Nidda (unrein) gilt.

Im konservativen Judentum

Einige konservative Rabbiner legen Frauen, die nicht verheiratet sind aber sexuelle Kontakte pflegen, auf, sich in einer Mikwe zu reinigen, da sie nach einem außerehelichen sexuellem Kontakt als "Nidda" gelten.

Im liberalen Judentum

Im liberalen Judentum werden die Regeln der rituellen Waschungen meist nicht befolgt. Allerdings liegt es bei jedem Einzelnen Mitglied, ob die Regeln befolgt werden sollten. Einige Frauen nehmen zwar aus spirituellen Gründen ein Bad in der Mikwe, dies ist hat aber nicht unbedingt einen Bezug zu den Reinheitsgeboten.

Das Eintauchen des gesamten Körpers

Es gibt verschiedene Situationen in denen biblische oder rabbinische Regeln das Eintauchen des Körpers als verbindend sehen. Teilweise wird Lebendes Wasser benötigt: Dazu benutzt man entweder eine natürliche Strömung oder eine Mikwe.

Konversion

Konvertiten, die traditionell bzw. orthodox übertreten (bei säkularen Gemeinden ist die Praktik sehr unterschiedlich, aber auch oft zu finden), müssen sich beim Konversionsprozess in einer Mikwe baden. Es ist ein symbolischer Akt, damit waschen sich Konvertiten von ihrem alten Leben rein und werden rituell gereinigt, d.h. sie werden praktisch "neu geboren".

Körperflüssigkeiten und Hautprobleme

Die Tora beschreibt verschiedene Rituale in denen Hautprobleme (Tzora'ath) und unnatürliche genitale Aussscheidungen bei Männern und Frauen (Zav/Zava) behandelt werden. Zu Zeiten des Tempels musste man spezielle Opfer bringen und Rituale vollziehen, die auch eine Eintauchung in der Mikwe beinhalteten, um sich von solchen Problemen reinzuwaschen. Heutzutage genügt das Eintauchen in eine Mikwe. Dazu gehören auch:

  • Seminale Ausscheidung beim Mann (inklusive der Ejakulation), Keri genannt.
  • Das Ende der Menstruation bei Frauen. Diese gelten während sie menstruieren als "Nidda".

Nidda Siehe Hauptartikel Nidda (Judentum)

Zav/Zava

Wegen extremen Verhältnissen im römischen Palästina kam es in der Zeit der Amoraim dazu, dass die Frauen ihre Menstruation unregelmäßig bekamen und sie so nicht mehr zwischen natürlicher (Nidda) und unnatürlicher Ausscheidung (Zava) unterscheiden konnten. Deshalb legte man die Gesetze strenger aus, was dazu führte, dass die Frauen, sobald sie bluteten, keine sexuellen sowie physischen Beziehungen mit ihrem Mann unterhielten und sich nach sieben Tagen in einer Mikwe badeten um wieder rituell rein zu sein. Heute pflegen bloß noch orthodoxe Frauen die Regeln der Nidda und Zava.

Keri

Männern, die Samen ausschieden - auch während des Geschlechtsverkehrs, war der Zutritt zum Tempel verwehrt, bevor sie nicht in einer Mikwe badeten. Sie galten (trotz des Bades) bis zum Ende des Tages als unrein.

Der Talmud schrieb außerdem vor, dass Männer, während sie unrein sind, vom Studium der Tora und den Gebeten ausgeschlossen sind.

Maimonides schrieb einen Kehrvers, indem er das Gebot aufhob, basierend auf einer Meinung im Talmud, die besagt, dass die Juden zu damaligen Zeiten nicht fähig waren diese Gesetze aufrechtzuerhalten. Trotzdem hielt sich Maimonides selbst an diese Regeln.

Seit dem Kehrvers von Maimonides hielten sich nur wenige Männer an diese Regeln. Das Chassidische Judentum aber führte den regelmäßigen Mikwe-Besuch wieder ein, um dadurch spirituelle Reinheit zu erlangen. Als das Chassidische Judentum wieder mehr an Bedeutung erlangte, zogen sephardische Männer und Mitglieder der Mizrahi nach.

Tod

Kontakt mit einem Kadavar

Leviticus entsprechend muss sich jeder, der in Kontakt mit einem Tier kommt, das nicht nach den Regeln der Halacha geschlachtet wurde, rituell in einer Mikwe reinigen, da er sonst als unrein gilt.

In Deuteronomium wird beschrieben, dass man sich zwar nicht rituell unrein macht, wenn man von einem Tier isst, das trefe ist oder nicht nach den Regeln der Halacha geschlachtet worden ist. Denn es ist ausdrücklich verboten, ein solches Tier zu essen, und somit übertritt man ein Gebot.

Kontakt mit einer Leiche

Jeder, der in Berührung mit einer menschlichen Leiche oder einem Grab kam, galt als so unrein, dass diese Person mit Wasser, das durch das Ritual der para adumma (Rote Kuh) entstanden ist, besprengt werden musste, um wieder als rituell rein zu gelten. Jedoch galt die Person, die das Ritual durchführte, am Ende ebenfalls als rituell unrein.

Jom Kippur

Die biblischen Regelungen für den Jom Kippur erfordern, dass der jüdische Hohepriester, der den Sündenbock nach Azazel schickt, sich danach rituell badet. Dasselbe gilt auch für die Person, die den Bock hinwegführt und die Person, die die Opfer verbrennt. Die Mischna besagt, dass der Hohepriester sich fünf Mal eintauchen muss, und seine Hände und Füße müssen zehnmal gewaschen werden.

Rituelle Eintauchung der Männer

Im modernen orthodoxen Judentum wird es vom Mann verlangt sich einen Tag vor Jom Kippur und Rosch ha-Schana in einer Mikwe zu baden. Charedische Juden reinigen sich auch vor Schabbat und einige chassidische Juden sogar jeden Tag vor dem morgendlichen Gebet.

Grund für zeitgenössische Befolgung

Sowohl im orthodoxen und konservativen Judentum gibt es verschiedene Meinungen und Gründe für die Befolgung der rituellen Waschung.

Im orthodoxen Judentum gehen die Meinungen auseindander. Die Einen meinen, dass es trotz fehlendem Tempel wichtig ist, all diese Regeln so gut wie nur irgendwie möglich zu befolgen, während die Anderen meinen, dass die Regeln zur rituellen Waschung nur in Zeiten des Tempeldienstes Gehalt haben, und dass es sich bloß um rabbinische Verordnungen handelt, die in Erinnerung an den Tempel ausgeführt werden.

Im Dezember 2006, gab das Conservative Judaism's Committee on Jewish Law and Standards drei Antworten zum Thema Nidda ab. Alle drei befanden die traditionellen Auflagen der rituellen Waschung für konservative Juden wichtig, waren sich allerdings nicht einig, ob es richtig sei, diese Praktiken weiterhin durchzuführen und ob man manche Regeln milder auslegen dürfe.


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