Textilprodukt

Textilprodukt
Verschiedene Textilien (v.l.n.r.: gewebte Baumwolle, Samt, bedruckte Baumwolle, Kattun, Filz, Satin, Seide, Sackleinen, Kunstfaser

Eine Textilie (zu lateinisch textilis und französisch texere „gewebt“, „gewirkt“) ist ein flexibles Material, das aus einem Verbund von Fasern besteht. Sowohl Fasern, Garn, textile Flächen wie Gewebe, Gewirke oder Gestricke und fertige Produkte (unter anderem Bekleidung) werden unter dem Oberbegriff Textilien zusammengefasst. Die präzise Verwendung der unterschiedlichen Begriffe regelt DIN 60000.

Inhaltsverzeichnis

Terminologie

Die Wörter Stoff und Tuch werden, auch in der textilverarbeitenden Branche, oft synonym zu Textilie verwendet. Es gibt allerdings geringfügige Unterschiede in der Bedeutung dieser Wörter. „Textilien“ sind alle Materialien, die aus Fasern hergestellt sind. „Stoff“ oder „Tuch“ bezeichnet hingegen Material, das durch Weben, Wirken, Stricken oder anderes Verbinden von Fasern eine (textile) Fläche bildet.

Einsatzgebiete

Textilien werden vielfältig benutzt. Das weitaus bekannteste Einsatzgebiet ist die Bekleidung. Darüber hinaus werden sie im Haushalt eingesetzt in Form von Teppichen, bei Polstermöbeln, Vorhängen, Handtüchern oder als Tischdecke. In Technik und Industrie finden sich Zelte, Airbags, Filter, Netze und Geotextilien. Im medizinischen und Hygienebereich werden Textilien bei Windeln, Taschentüchern und Verbandszeug verwendet. In jüngerer Zeit werden Textilien in Verbindung mit Harz als faserverstärkter Kunststoff in Segelbooten und Flugzeugen eingesetzt.

Werden Textilien für industrielle Zwecke und aufgrund anderer Eigenschaften als ihrem Aussehen verwendet spricht man üblicherweise von Technischen Textilien.

Industrie

Die Textilindustrie stellt Textilien in großem Maßstab mittels Textilmaschinen her. Damit sie den unterschiedlichen Qualitätsansprüchen genügen, werden Textilien in der Textilveredlung (Ausrüstung) gebrauchsfähig gemacht. Nach Bestimmung unterscheidet man Textilien für

Das Textilkennzeichnungsgesetz (TKG) regelt in Deutschland die Bezeichnung/Etikettierung von Textilien. Die Geschichte der Textilien wird an Textilforschungsinstituten und in Textilmuseen dokumentiert und erforscht.

Rohstoffe

Fasern, die Rohstoffe für alle anderen Textilien, teilen sich in zwei Hauptgruppen ein:

  • Naturfasern (tierischen, pflanzlichen oder mineralischen Ursprungs) und
  • Kunst- bzw. Chemiefasern (synthetisch hergestellt)

Hauptsächlich verwendete pflanzliche Rohstoffe sind neben Baumwolle Bastfasern wie Hanffasern, Flachs- oder Leinfasern, Nessel, Jute. Aus den harten Sisal- und Kokosfasern werden vornehmlich Bodenbeläge gefertigt. Tierische Rohstoffe sind Wolle, Seide und Rosshaar. Ökologische Überlegungen gehen in jüngerer Zeit dahin, die Verwendung von Chemiefasern zu Gunsten von Naturfasern zu reduzieren.

Herstellungsverfahren

Textile Flächen lassen sich mit verschiedenen Verfahren herstellen. Nach der Art der Flächenkonstruktion unterscheidet man vliesartig verbundene (z. B. Filz) und aus Fadensystemen aufgebaute Textilien (z. B. Gewebe, Gewirke, Strickwaren).

Das Weben beruht auf einer rechtwinkligen Verkreuzung zweier Fadensysteme, so dass verschieden Arten von Bindungen entstehen. Die wichtigsten sind Leinwand-, Köper- und Atlasbindung. Samtartige Gewebe entstehen dadurch, dass Kett- oder Schussfäden kleine Schlaufen (Noppen) bilden, die aufgeschnitten den Flor ergeben. Beispiele sind Plüsch und Frottierware.

Das Stricken zählt mit dem Wirken zu den maschenstoffbildenden Verfahren. Zur Bildung einer Masche wird ein Faden zu Schleifen verformt, die miteinander verschlungen werden.

Überdies gibt es viele historische Verfahren und Nischenanwendungen, wie etwa das Malimoverfahren. Spinnen ist das grundlegende Verfahren zur Herstellung von Fäden. Meist verbindet Nähen textile Flächen.

Geschichte

Die Herstellung von Textilien ist eine wichtige Handwerkskunst, deren Geschwindigkeit und Ausmaß nicht zuletzt durch die Industrialisierung eine ungeahnte Qualität erreicht hat. Trotzdem unterscheiden sich die Grundprinzipien z. B. beim Weben heute nicht wesentlich von denen aus dem Altertum.

Da Textilien aus organischem Material bestehen, das im Laufe der Zeit von Bakterien zersetzt wird, finden Archäologen nur selten textile Artefakte. Werden doch einmal Textilien gefunden, sind diese oft verkohlt oder durch den Kontakt zu Kupferartefakten überkrustet mit kupferbasierten Mineralien. Das Kupfer hat in diesen Fällen das Wachstum von Bakterien und damit den biologischen Abbau gehemmt.[1] Die bisher ältesten Artefakte sind 15.000 v. Chr. entstandene, versponnene Fasern, die in Frankreich gefunden wurden.

Die ältesten Hinweise auf Textilien sind geschnitzte Darstellungen von Venus Figuren, die sich mit Gewebe verhüllen und um 20.000 v. Chr. entstanden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hillary Mayell: Textile Fragments Provide Details of Ancient Lives. In: National Geographic News. 23. August 2004 (Online ; Stand: 2008-01-16). 

Weblinks


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