- Bandolier
-
Das Bandelier (auch Bandolier oder Bandalier, französisch, bandoulière oder spanisch bandolera, „Bändchen“) ist ein über die Schulter gelegter, schräg über den Oberkörper getragener breiter Lederriemen, an dem militärische Ausrüstungsgegenstände befestigt waren, die sich aufgrund des Gewichts schlecht am Gürtel oder Leibgurt tragen ließen.
Inhaltsverzeichnis
Verwendung
Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen hatten die Schützen nicht nur die eigentliche Waffe zu tragen, sondern auch die dazugehörende Munition. Am Bandelier der Schützen waren befestigt
- ein Kugelbeutel aus Leder mit Kugeln; Reichsnorm war ein Kugelgewicht von 2 Lot Nürnberger Gewicht (etwa 30 Gramm), d. h. 16 Kugeln auf 1 Pfund Blei [1].
- das Pulverin, ein kleines Fläschchen mit feinem Mehlpulver („Zündkraut“) für die Zündpfanne;
- zehn bis zwölf kleine Holzbüchsen („Apostel“) mit abgemessener Pulvermenge für einen Schuss, die später – als erstes bei der Reiterei – durch Behälter (d.h. Patronen) aus Papier ersetzt wurden. Die Pulvermenge sollte 2/3 des Kugelgewichtes ausmachen, also ca. 20 Gramm oder 320 Gran Schwarzpulver.
- ein Zinnfläschchen mit Öl zum Fetten der Pfropfen;
- die zusammengelegte Lunte, ein in Bleizucker getränkter Hanfstrick, der stundenlang glimmen konnte;
- eine Räumnadel zum Säubern des Zündlochs.
Diese Gegenstände waren mit Lederriemen am Bandelier befestigt. Der Regensburger Stadtobrist Alexander von Haslang empfahl in einem Musterungsbuch 1606 allerdings, man solle zur Befestigung der Pulvermaße nicht „lidere rhüemlein (lederne Riemchen)“, sondern „guete, starckhe träte schnierlein (gedrehte Schnürlein)“ verwenden, „die Jm regen zu veld etwas erdulden khünnen, dann die rhümlein den nechsten erfault (weil die Riemlein beizeiten verfaulen)“. Alles zusammen wog ca. 3,8 Kg [2].
An einem eigenen Bandelier konnte auch ein Degen befestigt sein, Grenadiere trugen daran die Granatentasche. Die berittenen Schützen trugen ihre Arkebuse an einem Bandelier, damit sie im Kampf nicht verloren ging. „Dazu besaß das Bandelier einen besonderen Haken, den Karabinerhaken, der in einen Ring eingriff, der auf einer Stange verschiebbar am Arkebusenschaft befestigt war“ [3]. Sie wurden daher u. a. auch als Bandelierreiter bezeichnet.
Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die Papierpatronen in einer Patronentasche (Kartusche) untergebracht, die weiterhin an einem Bandelier getragen wurde.
Von Beginn des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde von der Infanterie teilweise das doppelte oder Kreuzbandelier über beide Schultern getragen: an dem einen Bandelier hing die Patronentasche, am anderen das Seitengewehr.
Im späten 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Bandelier bei den berittenen Truppen eine Zierde, die über der linken Schulter getragen wurde und bei den Offizieren mit goldenen oder silbernen Tressen verziert waren, die daran hängende Kartusche war mit einem Adler, Stern, Wappen oder Namenszug besetzt.
In außereuropäischen Ländern, vorwiegend in Amerika, wurden auch Bandeliers getragen, an denen einzelne Patronen für die Schusswaffe befestigt waren.
Quellen und weiterführende Informationen
Interne Verweise
Literatur
- Georg Ortenburg, Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Landsknechte, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1984, ISBN 3-7637-5461-X (S. 62f und 183)
- Dr. Peter-Christoph Storm, Der Schwäbische Kreis als Feldherr, Schriften zur Verfassungsgeschichte Band 21, Duncker & Humblot Berlin, 1974, ISBN 3-428-03033-8
- Adoph Menzel, Die Armee Friedrichs des Großen in ihrer Uniformierung, Verlag Martin Oldenbuorg, Berlin 1908; Reprint Weltbild GmbH, Augsburg 2005, ISBN 3-8289-0523-4
- Johann Jakob von Wallhausen, Kriegskunst zu Fuß, Oppenheim 1615
Weblinks
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.