Thaurī

Thaurī

Sufyān ibn Sa'īd ibn Masrūq Abū 'Abd Allāh al-Kūfī, bekannter unter dem Namen Sufyān ath-Thaurī (arabischسفيان الثوري‎) (geb. 716 in Kufa, gest. 778) war ein bedeutender islamischer Gelehrter. Er befasste sich intensiv mit dem islamischen Recht, gründete eine juristische Schule, die eine Zeitlang bis nach Spanien ausstrahlte, und spielte eine wichtige Rolle in der Weitergabe zahlreicher Hadith-Überlieferungen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sufyān ath-Thaurī wurde im irakischen Kufa geboren und erwarb schnell einen Ruf als Jurist, mit besonderem Schwerpunkt auf Hadithen. Hierin unterschied er sich vom System, das zu jener Zeit im Irak vorherrschte und hauptsächlich durch die Verwendung von Ra'y gekennzeichnet war, als dessen wichtigster Vertreter Abu Hanifa gilt. Zwischen 732 und 737 begann Ath-Thaurī eine über 30jährige Reisezeit, die der Weiterleitung von Hadithen gewidmet war und ihn nach Chorasan, in den Hedschas und insbesondere nach Basra führte. Hier geriet er in die politischen Auseinandersetzungen zwischen Abbasiden und Umayyaden. 769 wurde ihm eine freigewordene Stelle als Kadi in Kufa angeboten, die er jedoch ablehnte. Um der Verhaftung und Einkerkerung zu entgehen, flüchtete er nach Sanaa. Zwischen 769 und 774 scheint er eine Pilgerfahrt nach Mekka sowie häufige Reisen nach Syrien, Libanon und Palästina unternommen zu haben. Bei seinen häufigen Begegnungen mit al-Auza'i und ihrem gemeinsamen Schüler Abu Ishaq al-Fazari kam es zur Festlegung von juristischen Entscheidungen, die später im Ichtilāf al-fuqahāʾ / ‏ اختلاف الفقهاء„Die kontroversen Lehrmeinungen der Rechtsgelehrten“ von at-Tabari festgehalten wurden. Die von ihm gegründete und nach ihm benannte Rechtsschule Thaurīya war für die juristische Praxis im Maghreb und in Al-Andalus maßgebend, bis sie im 10. Jahrhundert durch die malikitische Schule verdrängt wurde.

Gegen Ende seines Lebens wurde er des ständigen Reisens müde und akzeptierte eine Versöhnung mit den neuen Behörden unter dem Kalifen al-Mahdi. Er starb im Scha'ban 161 der islamischen Zeitrechnung (Mai 778) und wurde in Bagdad neben bedeutenden Gelehrten wie beispielsweise Hasan al-Basri beerdigt.

Werk

Zu seinem teilweise verlorenen Werk gehören

  • zwei unauffindbare Bände mit Hadithen
  • ein Band mit Bestimmungen zum Erbrecht
  • ein fragmentarischer Korankommentar
  • verschiedene religiöse Abhandlungen
  • einige Hinweise zur Naturwissenschaft sowie zu weiteren Interessensgebieten des Autors.

Einzelnachweise


Literatur

  • The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill. Leiden. Bd. 9, S. 804-805

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sufyān ath-Thaurī — Sufyān ibn Sa īd ibn Masrūq Abū Abd Allāh al Kūfī, bekannter unter dem Namen Sufyān ath Thaurī (arabisch ‏سفيان الثوري‎) (* 716 in Kufa; † 778) war ein bedeutender islamischer Gelehrter. Er befasste sich intensiv mit dem islamischen Recht,… …   Deutsch Wikipedia

  • Sufyān at-Thawrī — Sufyān ibn Sa īd ibn Masrūq Abū Abd Allāh al Kūfī, bekannter unter dem Namen Sufyān ath Thaurī (arabisch ‏سفيان الثوري‎) (geb. 716 in Kufa, gest. 778) war ein bedeutender islamischer Gelehrter. Er befasste sich intensiv mit dem islamischen Recht …   Deutsch Wikipedia

  • Abû Dscha'far Muhammad Ibn Dscharîr Ibn Jazîd at-Tabari — Abû Dscha far Muhammad Ibn Dscharīr Ibn Yazīd at Tabarī,‏أبو جعفر محمد بن جرير بن يزيد الطبري ‎, DMG Abū Ǧaʿfar Muḥammad b.Ǧarīr b.Yazīd aṭ Ṭabarī genannt at Tabarī (* 839 in Amol, Tabaristân; † 19. Januar 923 in Bagdad), war ein bedeutender… …   Deutsch Wikipedia

  • At-Tabari — Abû Dscha far Muhammad Ibn Dscharīr Ibn Yazīd at Tabarī,‏أبو جعفر محمد بن جرير بن يزيد الطبري ‎, DMG Abū Ǧaʿfar Muḥammad b.Ǧarīr b.Yazīd aṭ Ṭabarī genannt at Tabarī (* 839 in Amol, Tabaristân; † 19. Januar 923 in Bagdad), war ein bedeutender… …   Deutsch Wikipedia

  • Ichtilaf — Ichtilāf arabisch ‏إختلاف‎, DMG iḫtilāf ist ein Fachbegriff der islamischen Jurisprudenz und bezeichnet die kontroversen Lehrmeinungen der Rechtsgelehrten sowohl innerhalb einer Rechtsschule als auch zwischen den Rechtsschulen im Islam. Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Tha — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Rabi'a al-Adawiyya — Darstellung Rabias in einer persischen Miniatur. Rābiʿa al ʿAdawiyya al Qaisiyya (arabisch ‏رابعة العدوية القيسية‎, DMG Rābiʿa al ʿAdawiyya al Qaysiyya) (* 714, 717 oder 718 in Basra; † 801 in Basra) war eine berühmte islamische …   Deutsch Wikipedia

  • Rabia al-Adawiyya — Darstellung Rabias in einer persischen Miniatur. Rābiʿa al ʿAdawiyya al Qaisiyya (arabisch ‏رابعة العدوية القيسية‎, DMG Rābiʿa al ʿAdawiyya al Qaysiyya) (* 714, 717 oder 718 in Basra; † 801 in Basra) war eine berühmte islamische …   Deutsch Wikipedia

  • Rabia al-Adawiyya al-Qaisidiyya — Darstellung Rabias in einer persischen Miniatur. Rābiʿa al ʿAdawiyya al Qaisiyya (arabisch ‏رابعة العدوية القيسية‎, DMG Rābiʿa al ʿAdawiyya al Qaysiyya) (* 714, 717 oder 718 in Basra; † 801 in Basra) war eine berühmte islamische …   Deutsch Wikipedia

  • Rabia al-Adawiyya al-Qaisiyya — Darstellung Rabias in einer persischen Miniatur. Rābiʿa al ʿAdawiyya al Qaisiyya (arabisch ‏رابعة العدوية القيسية‎, DMG Rābiʿa al ʿAdawiyya al Qaysiyya) (* 714, 717 oder 718 in Basra; † 801 in Basra) war eine berühmte islamische …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”