The Deer Hunter

The Deer Hunter
Filmdaten
Deutscher Titel: Die durch die Hölle gehen
Originaltitel: The Deer Hunter
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1978
Länge: 175 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Michael Cimino
Drehbuch: Michael Cimino, Deric Washburn
Produktion: Michael Cimino, Michael Deeley, John Peverall, Barry Spikings
Musik: Stanley Myers
Kamera: Vilmos Zsigmond
Schnitt: Peter Zinner
Besetzung

Die durch die Hölle gehen (Originaltitel: The Deer Hunter) ist ein US-amerikanischer Spielfilm.

Das drei Stunden lange Epos wird allgemein dem GenreKriegsfilm“ oder auch „Antikriegsfilm“ zugeordnet. Die Handlung: Drei Männer aus der amerikanischen Provinz ziehen in den Vietnamkrieg und kehren als Wracks in ihre Heimat zurück, oder kommen in Vietnam ums Leben.

„Die durch die Hölle gehen“ ist in drei etwa gleich lange Akte aufgeteilt: Vor Vietnam, in Vietnam und nach Vietnam. Der Einfluss des Krieges auf die USA und ihre Bürger wird geschildert. Regisseur Michael Cimino sagte, dass er einen Film über die Vereinigten Staaten drehen wollte, nicht über Vietnam.

Auf der Berlinale 1979 verursachte der Film einen Skandal: Die sowjetische Delegation bezeichnete den Film als „Beleidigung für das Volk von Vietnam“ und reiste demonstrativ ab.

Das musikalische Hauptthema des Films Cavatina“ (The Theme From The Deer Hunter) des britischen Komponisten Stanley Myers ist auch abseits der Leinwand berühmt und wurde mit dem Ivor Novello Award ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Michael, Nick und Steven, drei russischstämmige Stahlarbeiter aus dem US-Provinzstädtchen Clairton, Pennsylvania, sind Patrioten durch und durch. Deshalb gehen sie 1968 freiwillig nach Vietnam. Knapp vor ihrer Abreise wird die russisch-orthodoxe Hochzeit Stevens mit Angela ausgiebig gefeiert (nach „The Andy Warhol Diaries“ handele es sich um eine russinische Hochzeit). Am folgenden Tag begeben sich Michael und Nick mit weiteren Freunden ein letztes Mal gemeinsam auf die Hirschjagd.

In Vietnam geraten Michael, Nick und Steven in Gefangenschaft der Vietcong. Kampfhandlungen werden kaum gezeigt. Die Gefangenen des Vietcong werden in Käfigen fast unter Wasser gehalten und müssen gegeneinander „Russisches Roulette“ spielen. Den Protagonisten gelingt die Flucht.

Steven wird auf der Flucht so schwer verwundet, dass ihm die Beine amputiert werden müssen und er an den Rollstuhl gefesselt in die Heimat zurückkehrt. Auch Michael, der scheinbar unverletzt den Krieg überlebt hat, ist gezeichnet. Er findet sich in seiner Heimat nicht mehr zurecht, der Umgang mit seinen alten Freunden und Bekannten ist ihm unmöglich geworden. Auf einem erneuten Jagdausflug mit seinen Freunden schießt er absichtlich am Hirsch vorbei. Er kehrt nach Vietnam zurück, um seinen Freund Nick und sich selbst zu finden. Nick wird durch den auf groteske Weise lebensverachtend geführten Krieg so traumatisiert, dass er – anstatt nach Hause zurückzukehren – in einem Casino in Saigon als Russisches-Roulette-Spieler endet, auf den Geld gewettet wird. Bei Michaels Versuch, ihn während eines Russisches-Roulette-Spiels zur Rückkehr in die Heimat zu überreden, erschießt Nick sich selbst.

Interpretation

Viele Filme über den Vietnamkrieg spielen zum großen Teil in Vietnam. Dieser nicht. Der Film dauert fast drei Stunden und ist praktisch in drei Akte von je einer Stunde Länge geteilt: die fröhliche Zeit vor dem Krieg, die grausamen und würdelosen Ereignisse im Gefangenenlager während des Krieges und anschließend die vergeblichen Versuche, im „normalen“ Leben wieder Fuß zu fassen. Viel wichtiger als die authentische Darstellung des Krieges war es dem Regisseur, die Auswirkungen auf die Menschen und Familien in den USA zu zeigen. Während vor dem Einsatz die Männer und ihre Familien in einer intakten Umgebung leben, so ist nach dem Einsatz das Leben der ehemals Glücklichen eine Qual.

Besonderes Aufsehen erregt die Sequenz, in der die gefangenen Michael und Nick von ihren Bewachern gezwungen werden, „Russisches Roulette“ zu spielen. Sie ist eine besonders eindringliche Metapher für die Sinnlosigkeit und Brutalität des Krieges und das Fehlen jeder Regeln, nach denen entschieden wird, wer überlebt und wer stirbt. Die Sinnlosigkeit verdichtet sich zudem in der Darstellung von Amerikanern russischer Abstammung, die in einem Stellvertreterkrieg gegen die Sowjetunion (Russland) „Russisches Roulette“ spielen. Sie hat Filmgeschichte geschrieben. Gleichzeitig entzündet sich an ihr die meiste Kritik an dem Film.

Besonders tragisch wird Stevens junge Ehe zerstört. Er, durch den Einsatz schwer behindert, will nicht mehr nach Hause. Seine Frau ist psychisch schwer krank. Als Michael als Einziger der Gruppe nach dem Krieg zu ihr kommt, um zu erfahren, wo Steven sich aufhält, liegt sie krank im Bett. Sie will und kann wohl auch nicht sprechen und schreibt die Adresse des Kriegsversehrten-Sanatoriums, in dem Steven untergebracht ist, nur mit viel Mühe auf einen kleinen Zettel.

Michael Cimino zeigt eindringlich, wie das Leben der Männer samt ihrer Angehörigen durch die Sinnlosigkeit des Krieges zerstört wird. Es ist also ein Film über die US-amerikanischen Opfer des Krieges, auch die, welche nie in Vietnam waren.

Der Vietnamkrieg endete mit der Einnahme Sàigòns am 30. April 1975 durch nordvietnamesische Truppen, The Deer Hunter erschien somit gerade mal drei Jahre später. In seiner Intention gleicht der Film dem zeitgleich entstandenen Film Coming Home von Hal Ashby, der sich aber mehr auf die Auswirkungen der Traumata im Alltag konzentriert. Oliver Stone bereitete eine ähnliche Erzählung mit Geboren am 4. Juli 1989 noch einmal auf.

Kritiken

  • Episch angelegter, schonungslos harter Film über die Unmenschlichkeit des Krieges, der durch seine genaue Milieuschilderung die Ursachen für das Verhalten seiner Figuren erkennen läßt.“ – Lexikon des internationalen Films
  • „Wie der Krieg körperlich und seelisch verstümmelt, zeigt dieser mitreißende Kriegsfilm, der sich mutig dem Vietnamtrauma der Amerikaner stellt, allerdings die politische Gegenseite zugunsten spekulativer Actioneffekte verteufelt.“ (Wertung: sehr gut) – Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, Seite 151
  • „...Was folgt, zählt zu den explosivsten, bedrückendsten und härtesten Szenen, mit denen der Krieg im Kino je gezeigt wurde. Der Vietcong foltert seine gefangenen Aggressoren, indem er sie, im Angesicht des Bildes von Ho Chi Minh, zwingt, gegeneinander russisches Roulette zu spielen und sich in Tigerkäfigen unter Wasser von Ratten zernagen zu lassen. Diese Stelle, in der die Vietnamesen das grausame Erbe des Feindbildes vom Japaner im Zweiten Weltkrieg antreten, ist eine Ohrfeige für jene, die glaubten, daß auch ein gerechter Verteidigungskrieg ein unbeirrbar heroischer sei. Hier hat die Gegenwart ein häßliches Gesicht, das wir, angesichts der anonymen Vernichtungsmaschinerie der Amerikaner in jenem Krieg, noch nicht wahrgenommen haben oder vielleicht auch nicht wahrnehmen wollten...“ – Karsten Witte in der Frankfurter Rundschau am 19. März 1979
  • „Und da sitzen am Schluß des Films Witwen, Mütter, die ihre Söhne, Männer, die ihre Freunde verloren haben, nach dem Begräbnis eines Soldaten, der am Vietnamkrieg wahnsinnig geworden ist, zusammen und singen, zaghaft-verlegen zuerst, dann immer trotziger ‚God bless America‘. Eine Szene, die gerade deshalb so beklemmend, erregend und mutig ist, weil diese Leute gerade nicht dem Wasp-Klischee von Amerikanern entsprechen. […] Ciminos überlebende Helden sind zwar frei und tapfer, aber sie sind heimatlos geworden. Michael Cimino verfügt über eine faszinierende Mischung aus Intellekt und filmischem Instinkt.“ – Wolfgang Limmer: Vietnamesisches Roulett in Der Spiegel am 19. Februar 1979 [1]
  • „… als die Gefangenschaft der Hauptdarsteller beim Vietkong geschildert wurde, hätte ich […] beinahe […] aus Protest den Saal verlassen. Die Vietkong-Partisanen waren nicht zart mit ihren Gefangenen umgesprungen, und es war bestimmt gefoltert worden. Aber zum Russischen Roulette hatten die Soldaten Ho Tschi Minhs mit Sicherheit niemanden gezwungen, und schon gar nicht hatten sie um Geld gespielt. Was auch immer man von den vietnamesischen Kommunisten halten mochte, diese plumpe Verunglimpfung war unwürdig und empörend.“ – Peter Scholl-Latour in Der Tod im Reisfeld, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, Stuttgart 1982, ISBN 3-548-33022-3

Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden vergab das „Prädikat wertvoll“.

Das American Film Institute sieht seit 1998 Die durch die Hölle gehen unter den 100 besten amerikanischen Filmen (Platz 53). 1996 wurde er aufgenommen in das „National Film Registry“ der Library of Congress.

Auszeichnungen

  • Der Film wurde bei der Oscarverleihung im Jahr 1979 mit fünf Oscars ausgezeichnet: Bester Film, bester Nebendarsteller (Christopher Walken), beste Regie, bester Schnitt und bester Ton.
  • Vier weitere Nominierungen: De Niro als bester Hauptdarsteller, Meryl Streep als beste Nebendarstellerin, bestes Drehbuch und beste Kamera.
  • 1979 Golden Globe für die beste Regie und fünf Nominierungen, darunter bester Film und bester Hauptdarsteller (De Niro).

Literatur

  • E. M. Corder: Die durch die Hölle gehen. Roman mit Fotos nach dem Filmdrehbuch. Goldmann, München 1979, ISBN 3-442-03844-8 (OT: The Deer Hunter). 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Limmer: Vietnamesisches Roulett. In: Der Spiegel. 19. Februar 1979. Abgerufen am 5. März 2008.

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