The Man in the High Castle

The Man in the High Castle

Das Orakel vom Berge (englischer Originaltitel: The Man in the High Castle) ist eine Alternativweltgeschichte und Dystopie des US-amerikanischen Schriftstellers Philip K. Dick aus dem Jahr 1962. Sie spielt im selben Jahr in einer fiktiven Gegenwart, in der das Dritte Reich und Japan die USA besiegt und unter sich aufgeteilt haben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Hintergrund der Alternativwelt

Franklin D. Roosevelt wird 1933 vor seiner Präsidentschaft ermordet und der Zweite Weltkrieg endet im Jahre 1947 mit dem Sieg der Achsenmächte, da es den von Roosevelt initiierten New Deal nie gegeben hat und die USA ihre wirtschaftliche Depression nicht überwinden konnten. Nach der Niederlage werden die USA unter den Siegermächten Deutschland und Japan aufgeteilt. Westlich der Rocky Mountains liegt das japanische, östlich das deutsche Gebiet, zwischen beiden existiert eine neutrale Pufferzone.

Deutschland hat mittlerweile das Mittelmeer zur Lebensraumgewinnung trockengelegt (siehe auch das reale aber nie verwirklichte Atlantropa-Projekt) und ist unter anderem damit beschäftigt, die Bevölkerung Afrikas komplett auszurotten. Nach dem Tod von Reichskanzler Martin Bormann (Adolf Hitler vegetiert mittlerweile von einer Syphilis befallen dahin) kommt es zu einem Machtkampf zwischen verschiedenen Gruppen des nationalsozialistischen Regimes. Während dieses eine rücksichtslose Politik der Unterwerfung und Vernichtung betreibt, geben sich die japanischen Besatzer zwar autoritär, dies jedoch in weit milderer Form als die Deutschen. Italien unterhält ein kleines Imperium im Mittleren Osten, spielt aber ansonsten im Weltgeschehen keine große Rolle mehr.

Im Gegensatz zu unserer Realität sind in dieser Alternativwelt Reinhard Heydrich, Fritz Todt und Erwin Rommel nicht während des Zweiten Weltkriegs gestorben. Heydrich hat nach Himmlers nicht vollständig aufgeklärten Tod von 1948 dessen Rolle eingenommen, Todt betrieb mit seiner Organisation Todt den Wiederaufbau des von den Deutschen besetzten Teils der USA, wurde dann jedoch 1949 kaltgestellt, was auch für Rommel galt, der nach seinem Sieg in Nordafrika mit seinen Panzerdivisionen England überrollte. Die Alternativwelt hat zwei Persönlichkeiten aus Kunst und Unterhaltung eine eigentümliche Rolle zugewiesen, so ist Herbert von Karajan Dirigent der New Yorker Philharmoniker, Bob Hope hat eine satirische Sendung in dem offensichtlich nicht von den Nazis besetzten Kanada, in der er sich über das Naziregime lustig machen kann.

Handlung

Vor diesem Hintergrund werden die Erlebnisse verschiedener Protagonisten aus der japanisch besetzten und der Pufferzone geschildert, deren Leben durch private oder berufliche Umstände miteinander verwoben sind.

  • Rudolf Wegener, ein Agent der deutschen Abwehr, reist als schwedischer Händler getarnt nach San Francisco, wo er sich mit Mr. Tagomi, dem Leiter der Japanischen Handelskommission, trifft. Er muss solange unentdeckt bleiben, bis Mr. Yatabe von Japan eintrifft, ein General, der der japanischen Regierung eine Botschaft überbringen soll. Wegener warnt Yatabe vor den Plänen des Nazireichs, Japan nach einem inszenierten Vorfall mit einem plötzlichen massiven Atomschlag auszuschalten, um dann dessen Überseegebiete einnehmen zu können. Als zwei Männer des Sicherheitsdienstes Wegener aufgreifen wollen, erschießt Tagomi diese und gerät damit in einen inneren Konflikt. Inmitten der Machtwirren (Joseph Goebbels hat zunächst den Machtkampf für sich entscheiden können) kehrt Wegener nach Deutschland zurück, wo er von der Waffen-SS empfangen wird, sein weiteres Schicksal und die Frage, ob seine Warnung rechtzeitig Japan erreicht, bleiben ungewiss.
  • Nachdem Frank Frink von seiner alten Firma, einem Unternehmen, das als Antiquitäten gefälschte Pistolen herstellt, entlassen wurde, fertigt er auf Vorschlag seines früheren Chefs zusammen mit Ed McCarthy unter dem Namen „Edfrank“ Schmuckstücke an. Um seinen alten Arbeitgeber zu schaden, geht er unter falscher Identität zu einem Kunden seines früheren Arbeitgebers, dem Ladenbesitzer Robert Childan, und klärt diesen, nachdem er Interesse an einem Colt vorgegaukelt hat, über die Fälschung auf. Später versucht McCarthy Childan eine Kollektion der „Edfrank“ Schmuckstücke zu verkaufen, Childan nimmt schließlich einige auf Kommissionsbasis in sein Angebot auf. Frink wird, nachdem er von Childan verraten wurde, als Jude schließlich aufgegriffen und soll eigentlich an die Deutschen ausgeliefert werden. Tagomi, an den das Gesuch übergeben wird, verwehrt jedoch aufgrund seiner Verärgerung darüber, dass der Sicherheitsdienst versucht hat Wegener aufzugreifen, die Auslieferung und ordnet die Freilassung Frinks an, der, ohne zu wissen warum, dadurch wieder freikommt.
  • Robert Childan ist ein Ladenbesitzer (American Artistic Handicrafts Inc.) und bei den Japanern berühmt. Er übernimmt einige Werke der Edfrank-Juweliere und kann eines an Mr. Tagomi verkaufen. Childan ist hin- und hergerissen zwischen Bewunderung und Abscheu vor den japanischen Besatzern, zu denen er in Gestalt eines jungen japanischen Ehepaares (Paul und Betty) Kontakt hat, dem gegenüber er Minderwertigkeitskomplexe empfindet. Als Childan Betty ein von „Edfrank“ angefertigtes Schmuckstück schenken will und dieses Paul übergibt, dieser jedoch insgeheim sich über das Schmuckstück lustig macht, es Betty nicht gibt und später Childan davon erzählt, entwickelt letzterer nach einem inneren Kampf schließlich eine Art Nationalstolz und ringt Paul eine Entschuldigung ab.
  • Mr. Tagomi fühlt sich hin und her gerissen zwischen der modernen amerikanischen und der traditionellen, buddhistischen Welt. Später macht ihn die Tatsache, dass er in einem Schmuckstück, hergestellt vom Edfrank-Juweliergeschäft, und verkauft von Mr. Childan, keinen Sinn sieht, anscheinend verrückt.
  • Frinks Ex-Frau Juliana Frink, die in Colorado lebt und dort als Judolehrerin arbeitet, geht eine Beziehung mit Joe Cindella, einem (scheinbar) italienischen Trucker, ein. Diese Beziehung ist eher sexueller Art, Frink fühlt sich von Cindella gleichzeitig angezogen und abgestoßen. Cindella zeigt Frink das Buch Die Plage der Heuschrecke von Hawthorne Abendsen, einem Roman, in dem die Achsenmächte den Krieg verloren haben. Frink hatte bereits zuvor von dem Buch gehört und beginnt fasziniert darin zu lesen. Zusammen mit Cindella macht sie sich auf den Weg zu Abendsen, der in einem zu einer Art Festung ausgebauten Haus leben soll. Als sich während ihres Aufenthalts in Denver herausstellt, dass Cindella ein Schweizer Killer im Dienst der Deutschen ist, der Abendsen beseitigen soll, tötet Frink ihn und reist alleine weiter. Als sie schließlich ankommt, stellt sich heraus, dass Abendsen in einem ganz normalen Haus wohnt. Nachdem Frink von Abendsen empfangen wird, berichtet letzterer das Buch mit Hilfe des I Ging geschrieben zu haben. Frink befragt selbiges, was die zu erfahrende Lehre aus dem Buch sei, worauf sie als Antwort erhält, dass das Buch mit der Niederlage der Achsenmächte die „innere Wahrheit“ wiedergibt.

Schwer liegt die Heuschrecke

Ein Buch im Buch, oft auch das Heuschreckenbuch genannt, das offiziell verboten aber auch ein Bestseller ist, und davon handelt, dass die Achse den Krieg verliert. Der Autor ist Hawthorne Abendsen, der Titel des Buches ist der Bibel entlehnt (Kohelet (12,5 EU} „die Heuschrecke schleppt sich dahin“).

Der Inhalt des Buches unterscheidet sich ebenfalls vom realen Geschehen des Zweiten Weltkrieges. In seiner Handlung ist Großbritannien maßgeblich an der Niederlage der Achsenmächte beteiligt. So kann die fast besiegte sowjetische Armee die Stadt Stalingrad nur durch massive Unterstützung von britischen Truppen halten, welche von Nordafrika über die Türkei nach Russland marschieren. Hitler und Goebbels werden lebend von den Engländern gefasst und in Nürnberg abgeurteilt. Es folgt ein Machtwettkampf zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten, den Großbritannien für sich entscheiden kann. Maßgebliche Ursache hierfür ist Churchill, der über Jahre hinweg britischer Premierminister bleibt und das Empire entschlossen führt, während in den USA ein schwacher Präsident auf den nächsten folgt. Das britische Empire, das in der realen Welt nach dem Krieg zerfiel, ist im Heuschreckenbuch nach diesem, dem "Kalten Krieg" ähnlichen Wettstreit, die mächtigste Nation der Welt.

Verwendung des I Ging

Dicks Angaben zufolge entstand Das Orakel vom Berge mithilfe des I Ging, das ihm geholfen habe, die Entwicklung der Geschichte zu bestimmen.

Das I Ging wird im Buch von den japanischen und amerikanischen Protagonisten ebenfalls als Orakel benutzt. Dick ließ in der Handlung auch Abendsen sein Buch mithilfe des I Ging verfassen.

Themen

Das Hauptthema des Buches ist der Einfluss der Unwirklichkeit auf die Wirklichkeit.

  • Bereits im Jahre 1962 sollen die Nazis zum Mars geflogen sein.
  • Robert Childan stellt fest, dass viele seiner Antiquitäten Fälschungen sind.
  • Das „Heuschreckenbuch“ beschreibt die Geschichtsentwicklung genauer, als das eigentliche Buch selbst es tut.
  • Der „Mann im hohen Schloss“ lebt in einem normalen Haus.
  • Am Ende der Geschichte finden Juliana und Abendsen unter Einbeziehung des I Ging heraus, dass ihre Welt die eigentliche Fiktion ist.
  • Mr.Tagomi dreht durch und sieht die reale Welt vor sich.

Rezeption

Philip K. Dick erhielt 1963 für „Das Orakel vom Berge“ den Hugo Award in der Kategorie Roman. Es wird von Kritikern als sein bestes Werk angesehen und fand den Weg nicht nur in Klassiker-Reihen der Science Fiction, sondern erhielt auch beispielsweise durch die Aufnahme in die allgemein ausgerichtete Klassiker-Reihe des Penguin-Verlags eine Akzeptanz über den Science Fiction-Bereich hinaus. Dementsprechend zählt das Buch zu den bekanntesten Werken Dicks.

Literatur

  • Philip K. Dick: Das Orakel vom Berge. Heyne, München 2000, ISBN 3-453-16411-3

Sonstiges

Weblinks


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