9. Kompanie

9. Kompanie

Die 9. Volkspolizei-Kompanie (kurz 9. Kompanie) war eine Spezialeinheit für Terrorismusbekämpfung der Kasernierten Einheiten des MdI (Ministerium des Innern) der DDR und dem Chef der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei (BDVP) Potsdam unterstellt. Einsatzbefehle erteilte ausschließlich der Chef des Stabes des MdI Generaloberst Wagner. Der Minister für Staatssicherheit konnte diese Einheit anfordern, wobei die Führung beim MdI verblieb. Die Existenz war streng geheim.

Mit Bildung der Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) des Bundesgrenzschutz wurden auch im MdI der DDR Maßnahmen zur Aufstellung solcher Anti-Terror-Einheiten durchgeführt. Die 9. VP-Kompanie ist nicht identisch mit den „Diensteinheiten IX“ aus Angehörigen der Kriminal- und Schutzpolizei einiger Bezirksbehörden der DVP (BDVP).

Das MfS verfügte mit der HA XXII über eine eigene Antiterroreinheit, diese Fähigkeiten gab es aber auch in diversen weiteren Diensteinheiten, zum Beispiel im Wachregiment Feliks Dzierzynski, das seine Antiterrorkomponente bei Erkner, auf Rügen und bei Teupitz ausbildete. Verschiedene Fachpublikationen gehen davon aus, dass die 9. Volkspolizei-Kompanie des MdI tatsächlich eine komplett legendierte MfS-Diensteinheit war, so wie das auch bei Teilen der Kriminalpolizei (K) der Volkspolizei der Fall war.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Die 9. Volkspolizei-Kompanie war spezialisiert auf Terrorismusbekämpfung, Geiselbefreiung und Personenschutz und kam immer dann zum Einsatz, wenn besondere Gefährdungslage vorlagen, also auch bei der Bekämpfung von Schwerstkriminalität und Amokläufen von psychisch gestörten Tätern.

Organisation

Gliederung

Die 9. Kompanie gliederte sich in:

  • eine Führungskomponente:
    • dem Kompaniechef,
    • dem Stellvertretenden Kompaniechef,
    • dem Stellvertreter für Politische Arbeit,
    • dem Innendienstleiter
    • dem Waffenmeister
    • dem Schirrmeister
    • dem Meister für Organisation (Verwalter für Vorschriften u. Ä.)
    • dem Zugführern
    • dem Gruppenführern
    • den Kompanietrupp mit:
      • Sicherstellungskräften/Küchentrupp
      • eine Regulierungsgruppe
      • drei Schützenpanzerwagen/SPW PSH
      • Nachrichtengruppe mit SPW PSH K2 (Führung)und R-123, UM 2, R 108, UFT und UFS
  • den Einheiten
  • Außerdem gab es
    • einen Partei-Sekretär (Er war der Kreisleitung der SED des MdI unterstellt.)
    • einen FDJ-Sekretär (Er war der Kreisleitung der FDJ des MdI unterstellt)
    • dem Abwehroffizier des MfS, der der Hauptabteilung VII des MfS direkt unterstellt war.(war nicht Angehöriger der 9.VPK)

Truppenstärke

Die Truppenstärke betrug 111 Mann.

  • 8 Offiziere
  • 90 Unterführer, davon 17 Berufsunterführer
  • 13 Wm.

(Quelle: Stellenplan der Einsatzeinheit des MdI, gültig ab 1. November 1980, GVS I 052360 )

Geschichte

Gründung

Als Legende kursierte unter den Offizieren der Kasernierten Einheiten: „Die 9. Kompanie sei spätestens 1978, annähernd zur gleichen Zeit wie die streng geheime Dienststelle Blumberg, aufgestellt worden. Hierzu wurden einige als Sportlehrer an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig ausgebildete Offiziere verwendet. Sie waren ursprünglich für den Truppeneinsatz als Offizier für Ertüchtigung in den Volkspolizei-Bereitschaften vorgesehen.“

Tatsächlich erließ der Minister des Innern und Chef der Deutschen Volkspolizei am 1. April 1980 den Befehl Nr. 0056/80 über die Bildung einer Einsatzeinheit des MdI:

… 1. (1) Zur Lösung spezieller Aufgaben im Zusammenwirken mit den Kräften der Arbeitsrichtung IX ist eine Einsatzeinheit des MdI auf der Grundlage der bestätigten Strukturdokumente bis zum 30. November 1980 mit Standort Potsdam zu bilden.

(2) Mit der Aufstellung der Einsatzeinheit des MdI ist die 8. Kompanie der Transportpolizei aufzulösen.

(3) Für die Aufstellung der Einsatzeinheit des MdI und die Auflösung der 8. Kompanie der Transportpolizei ist der Chef der BDVP Potsdam verantwortlich.

2. Die Einsatzeinheit des MdI wird dem Chef der BDVP Potsdam unterstellt.

3. Der Einsatz der Einsatzeinheit erfolgt auf der Grundlage vom Minister des Innern und Chef der Deutschen Volkspolizei bestätigter Einsatzgrundsätze.

7. (1) Die Einsatzausbildung der Einsatzeinheit ist auf der Grundlage eines ihren Einsatzgrundsätzen entsprechenden und durch die Hauptabteilung Bereitschaften zu erarbeitenden Ausbildungsprogramm zu organisieren und ab 1. Dezember 1980 planmäßig durchzuführen.

10. Die Einsatzbereitschaft der Einsatzeinheit des MdI ist bis zum 30. März 1981 herzustellen.

(Quelle: Bundesarchiv DO 1/0.2.2, GVS I 056101 Bl. 1 bis 3, Persönlich)

Erfahrungen in der Ausbildung von Spezial-Aufklärungskräften lagen mit den durchgeführten „Einzelkämpferkursen“ nach Vorbild der Infanterieschule Hammelburg der Bundeswehr an der Offiziershochschule Dresden vor. Diese einwöchigen Kurse (Überprüfung) liefen ab 1971 jeweils im 3. Studienjahr vor der Verwendungsausbildung. Er lief 1974 letztmals. Die Ausbildung von Spezial-Aufklärungszugführern lief weiter.

Einsätze

Sie kam mehrfach zum Einsatz, so z. B. Anfang der 80er Jahre in Frankfurt (Oder), als sich ein ausgebrochener Häftling in einem Hochhaus verschanzte. Unter anderem wurde sie auch für Wachaufgaben mit dem Hintergrund der Verhinderung von Geiselnahmen und Attentaten im Rahmen der Leipziger Messe eingesetzt. Ein weiterer Einsatz erfolgte am Abend des 12. Dezember 1986 zur Abriegelung und Sicherstellung der Aeroflot-Maschine vom Typ Tu-134, die bei Berlin-Bohnsdorf beim Landeanflug abgestürzt war.

Verweise

Film

  • Rolf Sakulowski: DDR – Geheim: Die unbekannten Seiten der DDR – Teil 1: „Das unsichtbare Kommando“. Dieser Film behandelt die Diensteinheit IX der BDVP Potsdam (jetzt SEK Land Brandenburg) und erwähnt nur am Rande die 9. Kompanie.

Literatur

  • Jörn Steike: Die Bereitschaftspolizei der DDR 1950–1990, Geschichte – Struktur – Aufgaben – Rechtliche Ausgestaltung, München 1992, ISBN 3880734437

Weblinks


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