Therese Forster

Therese Forster
Therese Huber

Therese Huber (* als Marie Therese Heyne 7. Mai 1764 in Göttingen; † 15. Juni 1829 in Augsburg) war eine deutsche Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Therese Huber war eine in ihrer Zeit herausragende und bedeutende Persönlichkeit, Schriftstellerin (Romane, Erzählungen, Reisebeschreibungen, Essays, Rezensionen, Korrespondenzartikel), Übersetzerin, Redakteurin (Cottas Morgenblatt für gebildete Stände) und Briefschreiberin (ca. 4500 überlieferte Briefe). Seit 1989 erscheint im Olms-Verlag eine Reprintausgabe der Romane und Erzählungen, seit 1999 eine auf neun Bände geplante Briefausgabe Therese Huber (BTH) im Niemeyer-Verlag. Beide Ausgaben werden in der "Arbeitsstelle Therese Huber" der Universität Osnabrück unter der Leitung von Magdalene Heuser vorbereitet und erarbeitet.

Therese Huber war die älteste und Lieblingstochter des Altphilologen Christian Gottlob Heyne (1729-1812), des wohl einflussreichsten Professors der neu gegründeten Göttinger Universität. Die Grundlagen ihrer autodidaktisch erworbenen, unsystematischen Bildung erhielt sie in Göttingen; dort hatte sie leichten Zugang zu den Beständen der von ihrem Vater geleiteten Bibliothek, wovon sie reichlich Gebrauch machte. In erster Ehe heiratete sie den Natur- und Völkerkundler Georg Forster (1754-1794), mit dem sie 1785-1787 zwei Jahre in Vilnius (damals Polen), 1787-1788 vorübergehend wieder in Göttingen und dann 1788-1792 in Mainz während der Zeit der Französischen Revolution und der Mainzer Republikgründung lebte. Zu der bereits eingeleiteten Scheidung dieser Ehe ist es aufgrund Georg Forsters Tod im Januar 1794 nicht mehr gekommen. In zweiter Ehe heiratete Therese den Schriftsteller und Redakteur Ludwig Ferdinand Huber (1764-1804), mit dem sie 1794-1798 in dem kleinen Dorf Bôle bei Neuchâtel, 1798 wenige Wochen in Tübingen, dann bis 1804 in Stuttgart und 1804 in Ulm lebte. Für Forster fertigte Therese Huber bereits Übersetzungen an, ihre schriftstellerische Tätigkeit begann sie aber erst in der Zeit ihrer zweiten Ehe (ab 1793/94). Bis 1819 veröffentlichte Therese ihre Werke anonym oder unter dem Namen Ludwig Ferdinand Hubers.

Als Witwe wohnte Therese Huber zunächst lange bei der Familie ihrer zweiten Tochter Claire von Greyerz: 1805-1807 in Stoffenried und 1807-1816 in Günzburg. In diesen Jahren versuchte sie immer wieder, für sich eine Berufstätigkeit als Erzieherin zu finden. Sie zog im August 1816 wieder nach Stuttgart, als Johann Friedrich Cotta ihr die Möglichkeit einer Anstellung in seinem Verlag in Aussicht stellte. Zunächst übertrug er ihr die Redaktion des Kunst-Blatts, einer Beilage zum Morgenblatt für gebildete Stände, kurz darauf (Anfang Januar 1817) übernahm sie die redaktionelle Verantwortung für das ganze Morgenblatt, das sie bis Ende 1823 erfolgreich führte. Im November 1823 zog sie nach Augsburg um, da Cotta die Redaktion des Morgenblatts dorthin zu verlegen plante, was jedoch nicht geschah. Damit endete ihre Redaktionstätigkeit. In Augsburg lebte auch die Familie ihrer Tochter Claire von Greyerz. Dort ist Therese Huber 1829, fast erblindet, im Alter von 65 Jahren gestorben.

Therese Huber hat zehn Kinder geboren (vier in der Forster- und sechs in der Huber-Ehe), von denen vier das Erwachsenenalter erreicht haben: Therese Forster (1786-1862), die unverheiratet geblieben und Erzieherin geworden ist; Claire Forster (1789-1839), ab 1805 verheiratet mit Gottlieb von Greyerz (1778-1855), einem Forstmeister; Luise Huber (1795-1831), ab 1813 verheiratet, 1816 geschieden und ab 1822 wieder verheiratet mit Emil von Herder (1783-1855); Victor Aimé Huber (1800-1869), Reiseschriftsteller, Gymnasialprofessor und Sozialreformer.

Werke

  • Abentheuer auf einer Reise nach Neu-Holland. In: Flora, Tübingen 1793/94. Jg. 1793 Bd. 4, H. 12, S. 241-274 und Jg. 1794, Bd. 1, H. 3, S. 7-43, S. 209-275.
  • Die Familie Seldorf. Eine Geschichte T.1.2. Tübingen 1795/96.
  • Luise. Ein Beitrag zur Geschichte der Konvenienz. Leipzig 1796.
  • Erzählungen von L.F. Huber. Bd. 1-3, Braunschweig 1801–02.
  • L. F. Huber's sämtliche Werke seit dem Jahre 1802, nebst seiner Biographie hg. von Therese Huber. Bd. 1-4. Stuttgart und Tübingen 1806-1819 (Bd. 2 unter dem Titel: C. F. Huber's sämtliche Werke seit dem Jahre 1802; Bd. 3 und 4: Hubers gesammelte Erzählungen, fortgesetzt von Therese Huber, geb. Heyne).
  • Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau, Leipzig 1811.
  • Ellen Percy, oder Erziehung durch Schicksale T.1.2. Leipzig 1822.
  • Jugendmuth. Eine Erzählung von Therese Huber. In zwei Theilen. Leipzig 1824.
  • Johann Georg Forster's Briefwechsel. Nebst einigen Nachrichten von seinem Leben. Hg. von Th<erese> H<uber>, geb. H<eyne>. T. 1.2. Leipzig 1829.
  • Die Ehelosen. Bd. 1.2. Leipzig 1829.
  • Erzählungen von Therese Huber. Gesammelt und hrsg. von V<ictor> A<imé> H<uber>. T. 1-6. Leipzig 1830–33.
  • Briefe. Bd. 1-9. Hrsg. von Magdalene Heuser und [ab Bd. 5] Petra Wulbusch. Tübingen: Niemeyer 1999ff. [Zitiertitel: BTH]
  1. Bd.1: Briefe 1774-1803. Hrsg. von Magdalene Heuser in Zusammenarbeit mit Corinna Bergmann-Törner, Diane Coleman Brandt, Jutta Harmeyer und Petra Wulbusch. Tübingen 1999.
  2. Bd. 2: Briefe 1804-Juni 1807. Bearb. von Magdalene Heuser, Petra Wulbusch, Andrea Kiszio, Jessica Kewitz und Diane Coleman Brandt. Tübingen 2003.
  3. Bd. 4: Briefe 1810-1811. Bearb. von Petra Wulbusch. Tübingen 2001.
  4. Bd. 5: Briefe 1812-Juni 1815. Bearb. von Petra Wulbusch, Magdalene Heuser, Andrea Kiszio. Tübingen 2005.
  • Romane und Erzählungen [=Repr.]. Hrsg. von Magdalene Heuser. Hildesheim: Olms 1989ff. (= Frühe Frauenliteratur in Deutschland. Hrsg. von Anita Runge).
  1. <Therese Huber:> Die Familie Seldorf. Th. 1.2. Tübingen: Cotta 1795/6 [= Repr.]. Mit einem Nachwort von Magdalene Heuser. Hildesheim: Olms 1989 (= Romane und Erzählungen. Bd. 1).
  2. <Therese Huber:> Luise. Leipzig: Wolf 1796 [= Repr.]. Mit einem Nachwort von Magdalene Heuser. Hildesheim: Olms 1991 (= Romane und Erzählungen. Bd. 2).
  3. Therese Huber: Hannah, der Herrnhuterin Deborah Findling. Leipzig: Brockhaus 1821 [= Repr.]. Das Urtheil der Welt. Frankfurt u. Leipzig 1805 [=Repr.]. Mit einem Nachwort von Diane Coleman Brandt. Hildesheim: Olms 2001 (= Romane und Erzählungen. Bd. 3.1 und 3.2).
  4. Therese Huber: Ellen Percy. Th. 1.2. Leipzig: Brockhaus 1822 [= Repr.]. Mit einem Nachwort von Magdalene Heuser. Hildesheim: Olms 1996 (= Romane und Erzählungen. Bd. 4).
  5. <Therese Huber>: Erzählungen von L. F. Huber. Sammlung 1-3. Braunschweig: Vieweg 1801-1802 [= Repr.]. Mit einem Nachwort von Sylvia Cordie. Hildesheim: Olms 1999 (= Romane und Erzählungen. Bd. 7 und 8).
  6. Therese Huber: Erzählungen. Gesammelt und herausgegeben von V<ictor> A<imé> H<uber>. Th. 1-6. Leipzig: Brockhaus 1830-1833 [=Repr.]. Mit einem Nachwort von Petra Wulbusch. Hildesheim: Olms 2006 (= Romane und Erzählungen. Bd. 9-12).

Literatur

  • Ludwig Geiger: Therese Huber 1764 bis 1829. Leben und Briefe einer deutschen Frau. Nebst einem Bildnis von Therese Huber. - Stuttgart 1901.
  • Andrea Hahn (Hrsg.): Die reinste Freiheitsliebe, die reinste Männerliebe: ein Lebensbild in Briefen und Erzählungen zwischen Aufklärung und Romantik, Therese Huber. Berlin 1989.
  • Magdalene Heuser: Jakobinerin, Demokratin und Revolutionär. Therese Hubers "kleiner winziger Standpunkt als Weib" um 1800. In: Sklavin oder Bürgerin? Französische Revolution und Neue Weiblichkeit 1760-1830. Hg. von Victoria Schmidt-Linsenhoff u.a. Marburg 1989, S. 143-157.
  • Magdalene Heuser: Therese Heyne. Schriftstellerin 1764-1785. Rede anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel am 4. August 1989, Papendiek 16. In: Göttinger Jahrbuch 37 (1989), S. 194-197.
  • Andrea Hahn u. Bernhard Fischer (Hrsg.): "Alles von mir!": Therese Huber (1764-1829), Schriftstellerin und Redakteurin. Marbach 1993.
  • Bernhard Fischer: Cottas´ "Morgenblatt für die gebildeten Stände" von 1807 bis 1823 und die Mitarbeit Therese Hubers. AGB 43 (1995), p.203-239.
  • Brigitte Leuschner: Schriftstellerinnen und Schwesterseelen. Der Briefwechsel zwischen Therese Huber (1764-1829) und Caroline Pichler (1769-1843). Herausgegeben von Brigitte Leuschner. Marburg 1995. (Neue Auflage 2001)
  • Magdalene Heuser: "Therese ist der Contrast meines Wesens". Therese Hubers Briefe an ihre Tochter Therese Forster 1797-1828. In: Mutter und Mütterlichkeit. Wandel und Wirksamkeit einer Phantasie in der deutschen Literatur. Festschrift für Verena Ehrich-Haefeli. Hg. von Irmgard Roebling und Wolfram Mauser. Würzburg 1996, S. 131-146.
  • Andrea Hahn: "Wie ein Mannskleid für einen weiblichen Körper": Therese Huber (1764-1829). Beruf Schriftstellerin/ Schreibende Frauen im 18. und 19. Jahrhundert. Hsg. Karin Tebben, Göttingen 1998 p.103-131.
  • Andrea Hahn: Szenen aus dem publizistischen Alltag: Therese Huber, Maler Müller und die Geschichte einer misslungenen Lektor-Autor-Beziehung. In: Maler Müller zum 250 Geburtstag am 13. Januar 1999, p.104-116, Reibingen 1998.
  • Brigitte Leuschner: Der Briefwechsel zwischen Therese Huber (1764-1829) und Karoline von Woltmann (1782-1847). Ein Diskurs über Schreiben und Leben. Marburg 1999.
  • Magdalene Heuser: Georg und Therese Forster - Aspekte einer gescheiterten Zusammenarbeit. In: Literarische Zusammenarbeit. Hg. von Bodo Plachta. Tübingen 2001, S. 101-119.
  • Magdalene Heuser: Die Jugendbriefe von Therese Heyne-Forster-Huber. Vergewisserung der (weiblichen) bürgerlichen Subjektivität. In: Von der dargestellten Person zum erinnerten Ich. Europäische Selbstzeugnisse als historische Quellen (1500-1800). Hg. von Kaspar von Greyerz, Hans Medick und Patrice Veit. Köln u.a. 2001 , S. 275-298.
  • Carola Hilmes: Georg Forster und Therese Huber: Eine Ehe in Briefen. In: Das literarische Paar. Le couple littéraire. Intertextualität der Geschlechterdiskurse. Intertextualité et discours des sexes, hrsg. von Gislinde Seybert, Bielefeld: Aisthesis 2003, S. 111–135. Online-Version (frei herunterladbares PDF bei www.goethezeitportal.de)
  • Jessica Kewitz (Hrsg.): Kommen Sie, wir wollen 'mal Hausmutterles spielen«. Der Briefwechsel zwischen den Schriftstellerinnen Therese Huber (1764-1829) und Helmina von Chézy (1783-1856). Marburg 2004.
  • Petra Wulbusch: Therese Huber und Emil von Herder. Zum Geschlechterdiskurs um 1800. Tübingen 2005.
  • Magdalene Heuser und Jutta Harmeyer: Artikel zu Th. Hubers Romanen. In: Lexikon deutschsprachiger Epik und Dramatik von Autorinnen (1730-1900). Hg. von Gudrun Loster-Schneider und Gabriele Pailer. Tübingen 2006.
  • Sabine Dorothea Jordan: Ludwig Ferdinand Huber (1764-1804). His Life and Works. (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Nr.57). Stuttgart: Akademischer Verlag Hans-Dieter Heinz, 1978.

- Ulrike Bergmann: Die Mesalliance. Georg Forster: Weltumsegler, Therese Forster: Schriftstellerin. Frankfurt am Main 2008.

Weblinks


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