Thomas Wentworth, Earl of Strafford

Thomas Wentworth, Earl of Strafford
Thomas Wentworth, Earl of Strafford.

Thomas Wentworth (* 13. April 1593 in London; † 12. Mai 1641 ebenda) war einer der führenden Politiker im Vorfeld des englischen Bürgerkriegs. Ein Höhepunkt seiner Laufbahn war seine Berufung zum Lord-Statthalter von Irland; noch heute gilt er dort als Symbolfigur eines absoluten englischen Herrschaftsanspruchs. 1640 wurde er von Karl I. zum 1st Earl of Strafford ernannt und avancierte zu einem der einflussreichsten Ratgeber des Königs, der sich zu jener Zeit bemühte, seinen Herrschaftsanspruch durchzusetzen. Als Vertreter des absoluten Königtums verurteilte das Unterhaus ihn 1641 in einer Bill of Attainder zum Tode, obwohl das Oberhaus ihn in einem vorhergehenden Verfahren freigesprochen hatte. 1641 wurde Wentworth enthauptet.

Inhaltsverzeichnis

Die frühen Jahre (1593-1616)

Thomas Wentworth war der Sohn des nordenglischen Gutsbesitzers William Wentworth und dessen Ehefrau Anne, einer Tochter des in Gloucester beheimateten Advokaten Robert Atkinson. 1611 konnte sein Vater William sich den Ritterschlag verdienen; damals wurden die Baronate von König Jakob I. zu einem festen Preis vergeben. Ab 1607 studierte Wentworth am Inner Temple und bereitete sich so auf eine Verwaltungskarriere in Nordengland vor.

Auf Betreiben seines Vaters vermählte sich Wentworth 1611 mit Lady Mary Clifford. Bis zum überraschenden Tode seiner Frau im Jahre 1622 führte Wentworth mit ihr eine harmonische Ehe. Danach zog Wentworth sich zunächst auf seine Güter in Yorkshire zurück. Der sensible Mann, dessen Gesundheit stets alles andere als robust gewesen war, wurde selbst von heftigen Fieberanfällen geschüttelt.

In der Zeit, in welcher die folgenreiche Spanienreise des Kronprinzen Karl mit dem Herzog von Buckingham erfolgte, nahm Wentworth daher keinen unmittelbaren Anteil an der Politik, so dass er sich auch in dem steten Konflikt zwischen der Königs- und der Parlamentspartei noch nicht exponierte.

1614 starb Wentworths Vater William; seine Mutter Anne war bereits 1611 verschieden. Die Aufgaben, die Wentworth als nunmehriges Familienoberhaupt übernahm, waren nicht unbeträchtlich. Seine Verwaltung des Familienbesitzes und einige hierfür notwendige Prozesse machten ihn in Yorkshire bekannt und bereiteten ihn auf etliche seiner künftigen Aufgaben vor.

Erste politische Karriere: Parteigänger des Parlaments

In dem Maße, wie Wentworth sich politisch zu betätigen begann, wurde er mehr und mehr der Parlamentspartei zugerechnet. Vor allem als junger Unterhausabgeordneter wurde er bald zu einem der führenden Debattenredner im House of Commons, wobei er die Rechte des Parlaments gegen die Übergriffe der auf Festigung ihrer absolutistischen Herrschaft bedachten Königspartei zu verteidigen trachtete. Die Unterschiede zwischen dem gemäßigten Konservatismus Wentworths und den radikaleren Absichten der Parlamentarier wurden dabei zunächst nicht offenkundig.

Der Kreis, dem Wentworth sich anschloss, führte auch zu persönlichen Bindungen. Vor allem begann Wentworth im Hause des Lord Clare, dem Vater von Denzil Holles zu verkehren. 1625 heiratete Wentworth Anne, die Tochter Lord Clares. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder, darunter der älteste Sohn William, der später zum zweiten Grafen von Strafford avancierte, hervor. Lady Arabella starb 1631 im Alter von nur 22 Jahren: Die Hochschwangere erschreckte sich über ein Insekt, was eine Totgeburt zur Folge hatte, die auch sie nicht überlebte.

1628 erreichte Wentworths politisches Agieren einen ersten für ihn persönlich sehr bedeutsamen Erfolg. Unter seiner maßgeblichen Mitwirkung legte das Parlament König Karl I. die Petition of Right vor, die der König akzeptierte.

Während dieser Erfolg für Wentworths politische Weggefährten nur ein wesentlicher Schritt im Kampf gegen die Krone war, sah Wentworth das Gleichgewicht der politischen Kräfte Englands mit der königlichen Zustimmung wiederhergestellt. Den weiteren aus seiner Sicht unberechtigten und überzogenen Forderungen des Unterhauses wollte er nicht mehr folgen. Stattdessen versöhnte er sich 1628 mit der Krone, wurde von Karl I. zum Baron ernannt und gehörte fortan dem House of Lords an.

Präsident des Nordischen Rates

Nach seiner Aussöhnung mit der Krone gelang es Wentworth, die Aufmerksamkeit des Königs auf die Verhältnisse in der Verwaltung der nordenglischen Provinzen zu richten. Präsident des Rates des Nordens war damals der Earl of Sunderland, der die Geschäfte weitgehend seinem Stellvertreter, Sir John Savile, überließ. Beide waren durch den Herzog von Buckingham protegiert worden. Nach dessen Ermordung durch John Felton jedoch konnte Wentworth in Whitehall aufzeigen, dass vor allem Savile immense Bestechungsgelder der katholischen Bevölkerung annahm. Savile und Sunderland wurden daraufhin ihrer Ämter enthoben und an Stelle Sunderlands Wentworths zum Präsidenten des Rates des Nordens ernannt. Die überlieferte Antrittsrede Wentworths vom 30. Dezember 1628 ist zugleich ein politisches Credo des konservativen Politikers. Wentworth führte unter anderem aus: Die Fürsten sollten nachsichtige, sorgende Väter ihres Volkes sein; der Untertanen bescheidene Freiheiten und deren gutes Recht müssten in den Augen der Fürsten unverletzlich sein. ... Die treuen Diener des Königs müssten beides - Volksrecht und Herrschergewalt - gleichermaßen beachten und in allen ihren Beschlüssen beides miteinander verweben und verknüpfen ... Dies ist die Grundlage, die ich mir bei meiner künftigen Verwaltungstätigkeit zu eigen machen werde, und es hat wohl noch nie ein Präsident so wenig erwartet, hingegen in Bezug auf die Sache so hohe Anforderungen gestellt.

3. Ehe

Im Oktober 1632 verheiratete sich Wentworth erneut, diesmal mit Elisabeth Rodes, der Tochter von Godfrey Rodes, einem Nachbar Wentworths, der als eifriger Puritaner bekannt war. Vielleicht deswegen wurde die Eheschließung einige Monate geheim gehalten. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Margaret. So weit bekannt, handelte es sich auch bei dieser dritten Ehe um eine glückliche Verbindung, jedenfalls lässt sich dies aus dem erhaltenen Teil des Briefwechsels der Ehegatten schließen.

Elisabeth überlebte Wentworth um mehr als vierzig Jahre; sie starb 1688. In seinem letzten Brief aus dem Tower an seinen Sohn und Erben hatte Wentworth diesem die Sorge für die Stiefmutter ausdrücklich aufgetragen.

Lord-Deputy von Irland

Wentworth wurde 1632 zum Lord Deputy von Irland ernannt. Er betrieb dort eine harte, den katholischen Iren aber entgegenkommende Politik. Die Wertschätzung, die Wentworth bei den irischen Katholiken genoss, zeigt sich auch daran, dass die gälischstämmigen Iren nach Wentworths Hinrichtung die Förderung einer antikatholischen Politik durch das englische Parlament fürchteten, in dem die Puritaner großen Einfluss hatten. 1641 begann in Ulster der Aufstand der katholischen Iren.

Aufstand in Schottland

1640 führte er das königliche Heer im Kampf gegen die Schotten.

Bürgerkrieg in England

Die Lage Karls I. gegenüber dem englischen Parlament war immer schwieriger geworden. Der König bedurfte des Parlaments, um zu angemessenen Steuereinnahmen zu gelangen, die ihm die Abgeordneten aber nur im Tausch gegen weitere Vorrechte bewilligen wollten.

In dieser hoffnungslosen Situation überwand sich der englische König, Wentworth, der jetzt auch die begehrte Earlswürde als 1st Earl of Strafford erhielt, die Zügel der englischen Politik ganz in die Hände zu geben.

Prozess und Hinrichtung

Wegen angeblicher Aufstachelung irischer Truppen gegen englische wurde er 1640 angeklagt mit dem Vorwurf des Hochverrats und unter dem Druck des Parlaments, gegen das sich Karl I. erneut nicht durchsetzen konnte, nach einem Aufsehen erregenden Prozess 1641 hingerichtet.

In der aufgeheizten Stimmung im England jener Tage löste die Hinrichtung Straffords großen Jubel in der Bevölkerung aus. Bezeichnender mag aber sein, dass Karl I., als die Revolution acht Jahre später auch seine Hinrichtung durchsetzte, erklärte, sein Tod sei nur eine gerechte Strafe dafür, dass er die Hinrichtung des ihm treu ergebenen Wentworth nicht verhindert habe.


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