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Turgut Reis (* 1485 in Charabalac (heute Turgutreis) bei Bodrum, Anatolien; † 23. Juni 1565 auf Malta) auch Torghud, Torgut, Dragut Bei oder Thorgu) war ein Korsar, türkischer Admiral, und Bey von Tripolis. Den Titel Bey erhielt er 1552 von Sultan Süleyman dem Prächtigen (Kanuni Sultan Süleyman), nachdem er im Jahr zuvor Tripolis den Maltesern entrissen hatte.
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Gesamtbild
Von 1538 an, als Turgut sich der Freibeuterflotte unter Khair ad-Din Barbarossa anschloss, verbreitete er im Mittelmeer Angst und Schrecken. Schon in der Seeschlacht von Prevesa im September 1538, wo eine von Kaiser Karl V. entsandte europäische Flotte mit 600 Schiffen, unter der Führung von Turguts lebenslangem Gegner, dem genuesischen Admiral Andrea Doria, von einer osmanischen Flotte mit 120 Schiffen unter Khair ad-Din geschlagen wurde, spielte Turgut Reis eine erhebliche Rolle.
Bis zu seinem Lebensende war er an führender Stelle an den Kämpfen zwischen den islamisch-türkischen und den christlichen Mächten im Mittelmeerraum (siehe Türkenkriege) beteiligt. Seine Erfolge und Niederlagen, seine Kaperfahrten und Belagerungen erstreckten sich über weite Teile des Mittelmeeres, von Dalmatien bis Tripolis, von der Levante bis zur Straße von Gibraltar und sogar hinaus bis zu den Kanarischen Inseln.
Freibeuterei
Turgut wurde vermutlich 1485 auf der kleinasiatischen Halbinsel von Bodrum in eine arme Familie geboren; heute steht dort das nach ihm benannte Städtchen Turgutreis. Bereits in jungen Jahren diente er als Kanoniersgehilfe auf türkischen Galeeren und wurde sehr bald ein ausgezeichneter Seefahrer und Kanonier. Dann kaufte er einen Anteil an einer Seeräuber-Brigantine, die so erfolgreich operierte, dass er nach kurzer Zeit zum Eigner einer Galeasse aufsteigen konnte und sich im östlichen Mittelmeer einen Namen als wagemutiger Korsar erwarb.
Um 1538 schloss Turgut sich Khair ad-Din Barbarossa an, der ihn nach einer Reihe von erfolgreichen Aktionen zum Kahya (Leutnant) und Befehlshaber über zwölf seiner Galeeren ernannte.
Am Ende dieses Jahrzehnts war Turgut im westlichen Mittelmeer so berüchtigt und gefürchtet, dass Andrea Doria 1540 von Kaiser Karl V. den Auftrag erhielt, ihn auszuschalten. Doria unterstellte seinem Großneffen Giovanni Andrea Doria eine Flotte, und dieser gelang es, Turguts Geschwader von 13 Galeeren auf Korsika aufzuspüren, wo die Korsaren recht sorglos unter den Mauern einer Festung ankerten. Die Festung begann, seine Schiffe zu beschießen, am Strand sammelten sich Hunderte von kämpferischen Korsen, und auf See versperrte Doria den Fluchtweg. Turgut entschloss sich zur Kapitulation und verbrachte die nächsten vier Jahre als genuesischer Galeerensklave, ehe er 1544 von Barbarossa gegen 3000 Dukaten Lösegeld (und vermutlich die Drohung einer Brandschatzung von Genua) wieder freigekauft wurde.
Osmanischer Admiral
Nach dem Tod von Barbarossa (1546) befahl Sultan Süleyman allen osmanischen Seestreitkräften, Turgut Reis als ihren Admiral anzuerkennen. Turgut bedrohte Neapel, plünderte die Küste von Kalabrien, und griff dann im Winter 1548 die spanischen Besitzungen Susa, Sfax und Monastir an der tunesischen Küste an. 1549 eroberte er die Stadt Mahdia (al-Mahdiya), damals die am stärksten befestigte Stadt an der nordafrikanischen Küste, im heutigen Tunesien. Nach langen und für beide Seiten verlustreichen Kämpfen gelang es Andrea Doria und dem Bailli und späteren Großmeister des Malteserordens Claude de la Sengle, Turguts Leute im September 1550 wieder aus Mahdia zu vertreiben und die Stadt einzunehmen. Da die Malteserritter das Angebot Karls V. ablehnten, Mahdia als Lehen zu verwalten, wurde die Festung nach einjähriger spanischer Besatzung, vor dem Abzug 1551, vollständig zerstört.
Turgut entkam mit 20 Schiffen auf die Insel Djerba, die seit 1524 sein Hauptstützpunkt war. Dort schloss ihn Andrea Dorias Flotte in einer Bucht ein. Daraufhin ließ Turgut seine Leute die Schiffe über Land auf einem geschmierten Bohlenweg auf die andere Seite der Insel ziehen und entkam nach Konstantinopel. Dort ernannte ihn Süleyman zum Sandschak Bei (Provinz-Gouverneur) der Insel Santa Maura und machte ihn damit zu einem osmanischem Amtsträger.
Bey von Tripolis
Turgut bewirkte die Ausrüstung einer türkischen Flotte von 112 mit 12.000 Janitscharen bemannten Galeeren und zwei Galeassen, die unter dem nominellen Befehl von Sinan Pasa am 16. Juli 1551 vor Malta auftauchte. Die Türken verwüsteten die Insel und eroberten die Nachbarinsel Gozo, wo sie Tausende von Sklaven erbeuteten. Dann segelten sie nach Nordafrika und eroberten im August Tripolis im heutigen Libyen, das Karl V. 1530 dem Malteserorden als Lehen, zusätzlich zu Malta, gegeben hatte. Daraufhin verlieh Sultan Süleyman ihm Tripolis und seine Umgebung als Lehen, sowie den Titel Bey.
1552 wurde er von Sultan Süleyman als Admiral an die Spitze einer großen türkischen Flotte berufen, die der Sultan auf Grund des zwischen ihm und König Heinrich II. von Frankreich verabredeten geheimen Vertrags gegen Italien sandte. Turgut Reis plünderte 1553 Kalabrien, machte einen Überfall auf Elba und belagerte dann Bonifacio auf Korsika. Als sich Bonifacio aber den Franzosen ergab, sah sich Turgut genötigt, nach vergeblichen Versuchen, Piombino und Portoferraio zu erobern, nach Konstantinopel zurückzukehren. Zwar kam er 1554 abermals an die Küsten von Kalabrien, zog sich aber bald nach Durazzo und dann nach Tripolis zurück. 1558 errang er in der Seeschlacht bei Djerba einen seiner größten Siege. 1559 schlug er einen Angriff der Spanier auf Algier zurück.
Seine Grausamkeit und Tyrannei machten ihn indessen bei den anderen osmanischen Satrapen Nordafrikas äußerst verhasst. Mehrere von ihnen schlossen daher 1560 ein Bündnis mit dem Vizekönig von Sizilien, der von König Philipp II. von Spanien den Auftrag erhielt, Tripolis wiederzuerobern. Doch gelang dies nicht, da Turgut die sizilische und maltesische Flotte besiegte.
Tod auf Malta
Als Süleyman 1565 die Eroberung von Malta befahl, stieß Turgut Reis mit 13 Galeeren und zwei Galeonen zur osmanischen Flotte. Er sollte die eigentlichen Oberbefehlshaber Admiral Piale Pascha und Mustafa Pascha beraten. Am 18. Juni, während der Belagerung von Fort St. Elmo, wurde Turgut von einem Steinsplitter am Kopf getroffen, als eine Kanonenkugel in seiner Nähe einschlug und ihn die Einschlagsfragmente tödlich verletzten. Sterbend hörte er noch von der Einnahme des Forts, am 23. Juni 1565, die man vornehmlich seinen taktischen Anweisungen verdankte. Er wurde in Tripolis beerdigt.
Anmerkung
Mehrere Schiffe der türkischen Marine wurden nach Turgut Reis benannt.
Literatur
- Ernle Bradford, Der Schild Europas. Ullstein Buchverlag , ISBN 3548349129 (aus dem Englischen, Titel der Originalausgabe: The Great Siege: Malta 1565)
- Ernle Bradford: The Great Siege: Malta 1565. Wordsworth, 1961, ISBN 1-8402-2206-9.
- Tim Pickles, Malta 1565: Last Battle of the Crusades; Osprey Campaign Series #50, Osprey Publishing, 1998.
- Stephen C. Spiteri. The Great Siege: Knights vs. Turks, 1565. Malta, The Author, 2005.
- Ernle Bradford, The Sultan's Admiral: The Life of Barbarossa, London, 1968.
- John B. Wolf, The Barbary Coast: Algeria under the Turks, New York, 1979; ISBN 0-393-01205-0.
- E. Hamilton Currey, Sea-Wolves of the Mediterranean, London, 1910.
- J. Willeitner: Libyen. Dumont Kunst-Reiseführer, 2001
Weblinks
- Capraia Insel und Dragut auf italienisch
- Auf italienisch, aber genaue Daten
- Geschichte der Seeräuberei: Turgut Reis (englisch) (naja, zwar tw falsch aber bemüht.)
- Turgut Reis: Geburtsort von Turgut Reis (englisch), aber leider mit falschen Daten ( Schlacht um Malta 1595 zB )
Personendaten NAME Turgut Reis ALTERNATIVNAMEN Turgut Reis; Turgut Rais; Dragut; Tirgut; Torghud; Thorgu KURZBESCHREIBUNG Freibeuter und osmanischer Admiral, Bei von Tunis GEBURTSDATUM 1485 GEBURTSORT Charabalac (heute Turgutreis) bei Bodrum STERBEDATUM 23. Juni 1565 STERBEORT Malta
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