Tiberius II.

Tiberius II.
Solidus des Tiberios I. Konstantinos

Tiberios I. (II.) Konstantinos (mgr. Τιβέριος Α′ Κωνσταντίνος, lat. Flavius Tiberius Constantinus;13. August 582) war oströmischer Kaiser in den Jahren 578 bis 582. Er wird manchmal auch als Tiberios II. bezeichnet, wenn im Sinne des Kontinuitätsgedankens der römische Kaiser Tiberius (14–37 n. Chr.) als Tiberios I. gezählt wird.

Leben

Tiberios war ein Freund des Kaisers Justin II., unter dem er zum comes excubitorum (Kommandeur der wichtigsten Gardetruppe) ernannt und 565 auf einen Feldzug gegen die Langobarden entsandt worden war. 574 wurde er auf Betreiben der Kaiserin Sophia von Justin in den Rang eines Caesar und damit zum Mitregenten erhoben. Justin litt zu diesem Zeitpunkt bereits an einer Geisteskrankheit und war selbst kaum mehr regierungsfähig; während der Regentschaft des Tiberios konnte zumindest die Lage an der Orientfront stabilisiert werden, wo die Römer den persischen Sassaniden 575 (oder 576) in der Schlacht bei Melitene eine empfindliche Niederlage beibringen konnten (siehe auch Römisch-Persische Kriege). Nach dem Tod Kaiser Justins II. im Jahr 578 setzte sich Tiberios gegen die Witwe des Kaisers, die Tiberios heiraten und damit ihren Einfluss sichern wollte, durch und bestieg nunmehr unter dem Namen Imperator Caesar Flavius Tiberius Constantinus Augustus als Alleinherrscher (Augustus) den oströmischen Thron.

Wenig später, 579, kam es im römischen Syrien zu einem Aufstand: Anhänger des vorchristlichen Sonnenkultes (vgl. Sol invictus), die besonders in der Gegend um die Stadt Baalbek (Heliopolis) noch immer zahlreich waren, erhoben sich gegen die kaiserliche Christianisierungspolitik. Tiberios ließ den Aufstand, der ganz Syrien erfasste, blutig unterdrücken und die Anführer hinrichten (Joh. Eph. HE 3,27-30).

In Nordafrika verbuchte 578/579 der magister militum per Africam Gennadios einen wichtigen Sieg über die Mauren unter ihrem König Garmules; möglicherweise ist damit auch der Untergang des Kleinreiches von Altava zu verbinden. 579/80 begannen die Awaren das strategisch wichtige Sirmium zu belagern, nachdem sich Tiberios geweigerte hatte, ihnen die Stadt zu übergeben. Gleichzeitig setzte sich die Landnahme der Slawen auf dem Balkan fort. 582 musste das isolierte Sirmium kapitulieren, der bereits schwer erkrankte Tiberios stimmte nun auch notgedrungen der Zahlung von gewaltigen Jahresgeldern an den Awarenkhagan zu. Im Osten musste sich das Reich zudem der Bedrohung durch die persischen Sassaniden erwehren, deren Großkönig Hormizd IV. (579-590) Friedensgespräche ablehnte. Während der Krieg gegen die Awaren zu Ungunsten Ostroms verlief, konnte die Grenze gegenüber Persien aber immerhin gehalten werden. Erst einige Jahre nach dem Tod des Tiberios wurde 591 ein Friedensvertrag geschlossen, der bis 602/03 hielt.

Noch stärker als sein Vorgänger Justin begann Tiberios damit, die Staatskasse zu leeren und das oströmische Heer aufzurüsten. Er war beim Volk recht beliebt, zahlte er doch zu Beginn seiner Alleinherrschaft ein Viertel der im Reich erhobenen Steuern zurück und verschenkte immense Summen für die verschiedensten Zwecke. Möglicherweise ist dies aber auch ein Indiz dafür, dass seine Stellung in Wahrheit vergleichsweise schwach war.

Diese „Verschwendungssucht“ endete indes am Ende seines vierten Regierungsjahres, als sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechterte. Er erkrankte und starb schließlich am 13. August des Jahres 582. Kurz zuvor hatte er seine erfolgreichen Feldherrn Maurikios und Germanus adoptiert, zu Mitkaisern (Caesaren) erheben lassen und mit seinen Töchtern Constantia und Charito verheiratet. Einen Tag vor Tiberios' Tod wurde Maurikios zum Augustus erhoben und übernahm ohne Probleme die Macht im Reich.

Literatur

  • Andrew Louth: The Eastern Empire in the sixth century. In: Paul Fouracre (Hrsg.): The New Cambridge Medieval History. Bd. 1. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 93–117.
  • John Martindale: The Prosopography of the Later Roman Empire IIIb. Cambridge 1992, S. 1323–1326.
  • Ernst Stein: Studien zur Geschichte des byzantinischen Reiches vornehmlich unter den Kaisern Justinus II. und Tiberius Constantinus. Stuttgart 1919 (veralteter Forschungsstand, teils aber immer noch grundlegend).
  • Michael Whitby: The successors of Justinian. In: The Cambridge Ancient History. Bd. 14. Hrsg. von Averil Cameron und anderen, 2. neubearbeitete Auflage, Cambridge 2000, S. 86ff.
  • Michael Whitby: The Emperor Maurice and his Historian – Theophylact Simocatta on Persian and Balkan Warfare. Oxford 1988.

Weblinks


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