Tiger I

Tiger I
Ein Tiger während des Unternehmens Zitadelle

Ein Tiger während des Unternehmens Zitadelle

Panzerkampfwagen VI "Tiger" Ausf. E
Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 5 (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer, Funker)
Länge 8,45 m
Breite 3,547 m
Höhe 3,00 m
Gewicht 52,5–56,9 t
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung 25–110 mm
Hauptbewaffnung 88 mm KwK 36 L/56
Sekundärbewaffnung 2x 7,92-mm-MG 34
Beweglichkeit
Antrieb 700 PS Maybach HL 230 P 45
515 kW (700 PS)
Federung Drehstabfeder
Höchstgeschwindigkeit 38 km/h
Leistung/Gewicht 12,30–13,33 PS/t
Reichweite 140 km

Der Panzerkampfwagen VI „Tiger“ Ausf. E (Sd.Kfz. 181) – auch als Tiger I bekannt – war der erste schwere deutsche Kampfpanzer, der im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam. Er wurde im Jahre 1942 eingeführt, nachdem sich die Unterlegenheit der bisherigen Modelle Panzer III sowie Panzer IV gegen den sowjetischen T-34 wie auch den KW-1 gezeigt hatte.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Der Tiger entstammt in den Grundzügen einem Entwicklungsauftrag von 1937 für einen mittleren Panzer als Nachfolger des Panzer IV. Sowohl Henschel als auch Porsche entwickelten diverse Prototypen, die aber allesamt abgelehnt wurden. Beide Firmen konnten die damit gemachten Erfahrungen einbringen, als im Mai 1941 das Entwicklungsziel auf einen schweren Panzer mit etwa 45 Tonnen Gewicht abgeändert wurde. Dieser schwere Panzer sollte eine starke Panzerung und eine leistungsfähige Kanone erhalten. Der VK 4501(H) von Henschel setzte auf einen konventionellen Antrieb mit einem Motor und Direktantrieb über ein Getriebe, der Turm war etwa mittig auf der Wanne angeordnet. Der VK 4501(P) von Porsche setzte auf einen komplizierten Antrieb durch zwei kleinere Motoren mit Generator, die den Strom für die letztlich antreibenden Elektromotoren erzeugten, der Turm war im vorderen Drittel der Wanne angeordnet. Der Turm wurde von Krupp eigentlich für den VK 4501(P) entwickelt, aber er wurde in leicht modifizierter Form auch im VK 4501(H) eingesetzt.

Am 20. April 1942 wurde jeweils ein fahrbereiter Prototyp vorgestellt, danach folgte die intensive Erprobung. Der Henschel-Panzer erhielt im Juli 1942 unter anderem aufgrund des weniger komplizierten und dadurch zuverlässigeren Antriebs den Vorzug und wurde zum Panzerkampfwagen VI, genannt Tiger. Die Serienproduktion begann im August 1942.

In Erwartung des Bauauftrags für den Tiger hatte Ferdinand Porsche bereits insgesamt 100 Fahrgestelle seines Entwurfes bauen lassen, die nun aber angesichts des an Henschel gehenden Auftrags überflüssig waren. Auch von hoher Stelle aus wollte man die 91 verbliebenen Fahrgestelle nicht verschrotten, und so erhielt Porsche im September 1942 den Auftrag, diese für ein schwergepanzertes und bewaffnetes Sturmgeschütz bzw. Jagdpanzer zu nutzen. Diese Entwicklung führte dann zum Panzerjäger Tiger (P) Ferdinand.

Beschreibung

Tiger im Bovington Tank Museum.

Der Schwerpunkt bei der Konstruktion des Tiger lag auf Panzerung und Bewaffnung. Die verwendete 88-mm-Kanone (8,8 cm KwK 36 L/56) wog alleine 1352 kg. Ihre hohe Durchschlagskraft wurde bis Kriegsende von nur wenigen Panzergeschützen übertroffen und war der Panzerung der alliierten Panzerfahrzeuge mehr als gewachsen. Die Standardgranate 39 durchschlug auf 1000 m 100 mm Stahl. So konnte der Tiger einen angreifenden T-34-Panzer aus der doppelten Entfernung zerstören, in der er selbst in Gefahr geriet. Die Lebensdauer des Rohrlaufes betrug etwa 6000 Schuss. Je nach Ausführung führte der Tiger 66 bis 92 Granatpatronen sowie 4500 Schuss MG-Munition mit sich.

Schwächen waren seine ungünstige Formgebung; im Gegensatz z. B. zum T-34 oder dem Panther hatte er keine gerundete oder abgeschrägte Panzerung. Weiter war seine Motorisierung im Verhältnis zum bewegten Gewicht schwach; die ersten 250 Tiger hatten einen Maybach-Benzinmotor mit maximal 650 PS Leistung, alle folgenden eine leistungsgesteigerte Version mit maximal 700 PS.
Das Schachtellaufwerk war insbesondere an der Ostfront anfällig, da der sich darin immer wieder ansammelnde Matsch gefrieren konnte und das Laufwerk blockierte. Auch der hohe Produktionsaufwand und der hohe Bedarf an hochwertigen Rohstoffen stellten angesichts der immer schlechter werdenden Versorgungslage einen gravierenden Nachteil dar.
Ein weiterer Nachteil war die Überbreite des Tigers, so dass für den Transport auf Zügen spezielle Verladeketten aufgezogen werden mussten (20 cm schmaler als Geländeketten).
Das hohe Gefechtsgewicht von 56,9 t machte viele Brücken für den Tiger unpassierbar, daher sollte er im Notfall Flüsse auch ohne Brücken überwinden können. Aus diesem Grund waren bei den ersten 495 Exemplaren alle Klappen, Luken und der Turmring mit Gummidichtungen wasserdicht verschließbar. Am Heck wurde über dem Motor ein Schnorchel angebracht, der Innenraum und Motor mit Luft versorgen sollte. So konnte die Watfähigkeit auf über vier Meter erhöht werden. Ab 1943 wurde aufgrund von Materialengpässen, hohem Verschleiß der Dichtungen und auch durch den Wegfall der Anforderung an die Tiefwatfähigkeit darauf verzichtet. Ohne diese Ausrüstung konnte der Tiger immerhin noch Wassertiefen von bis zu 1,3 Meter ohne Probleme durchfahren.

Der Tiger verfügte über ein halbautomatisches Getriebe mit acht Vorwärts- und vier Rückwärtsgängen. Er wurde nicht über Hebel, sondern mit einem Lenkrad gesteuert. Dadurch war er einfach zu fahren und bot gleichzeitig viel Platz für die Besatzung, was ihn - neben der Sicherheit, die er bot - bei den Besatzungen beliebt machte.

Einsatz

Der erste Tiger, der den Alliierten in die Hände fiel (1943 nahe Tunis)
In Italien abgeschossener Tiger, von Alliierten von der Straße geräumt.

Hitler drängte auf einen baldigen Fronteinsatz, so dass die Konstruktion unausgereift war, als am 29. August 1942 die lediglich vier einsatzbereiten Tiger des ersten Zugs der Schweren Panzerabteilung 502 in das Gebiet der Heeresgruppe Nord nach Mga, südöstlich von Leningrad transportiert wurden.

Die ersten Einsätze der vier genannten Tiger waren herbe Fehlschläge. Es traten technische Mängel auf, und die Besatzungen sowie Begleitinfanterie waren noch nicht genügend mit dem neuen Gerät vertraut. Zudem wurde von höchster Stelle der erste Angriff in ungeeignetem Gelände befohlen, bei dem drei von vier Tiger wegen technischer Probleme an Getriebe, Motor sowie Lenkung ausfielen, jedoch alle geborgen und wieder instandgesetzt werden konnten. Beim zweiten Einsatz Mitte September 1942 wurden alle 4 Tiger entweder abgeschossen oder blieben im sumpfigen Gelände stecken. Einer davon konnte nicht mehr geborgen werden und wurde nach dem Ausbau aller demontierbaren Teile im Niemandsland der Front festliegend gesprengt. Trotzdem stellten die Tigerpanzer schon bald ihre Vorteile unter Beweis und wurden zu den bei den Alliierten gefürchtetsten deutschen Kampfpanzern.

Wegen der geringen Produktionszahlen war eine geschlossene Ausstattung der Panzerdivisionen nicht möglich. Deshalb wurden zur Führung der Tigerpanzer selbständige sogenannte schwere Panzerabteilungen geschaffen (Abteilung = Bataillon). Die drei Kompanien einer Abteilung hatten ein Soll von 45 Tigern. Lediglich besondere Elite-Panzerdivisionen wie z.B. Großdeutschland oder Das Reich hatten zeitweise eine eigene Tiger-Kompanie in ihrem Panzerregiment.

Aufgrund der hohen Kosten und geringen Stückzahlen wurden die Tiger ausschließlich mit erfahrenen Besatzungen besetzt, die eine besonders gründliche Ausbildung durchlaufen hatten. Hierzu wurde die illustrierte Tigerfibel erstellt. Erst wenn die Besatzung in der Lage war, jedes Detail des Tigers zu beherrschen, wurde sie in den Feldeinsatz geschickt.

Die bis Kriegsende insgesamt 14 Tigerabteilungen wurden aufgrund der schlechter werdenden Kriegslage an die verschiedensten Fronten verteilt und kämpften – wechselnden Großverbänden unterstellt – stets an den Brennpunkten der Abwehr oder als Speerspitze von Gegenangriffen. Die Tigerbesatzungen erreichten extrem hohe Abschusszahlen, so dass die Erwartungen in den neuen Panzer mehr als erfüllt wurden. Wegen der geringen Zahl der einsatzbereiten Fahrzeuge kam die technische Überlegenheit jedoch nicht zum Tragen. Bis August 1944 wurden insgesamt 1355 Tiger ausgeliefert. Dann wurde die Produktion auf den Tiger II umgestellt. Der Tiger I Ausf. E wurde jedoch bis Kriegsende bei einigen Abteilungen eingesetzt.

Auf die Truppen der Westalliierten hatte der Tiger zudem eine nicht zu unterschätzende indirekte Wirkung, da der mit Zusatzpanzerungen versehene Panzer IV auf den ersten Blick dem Tiger recht ähnlich sah und daher von alliierten Soldaten oft als Tiger angesehen wurde. Somit konnte das Aussehen des Panzer IV den Vormarsch alliierter Truppenverbände weit mehr verzögern, als es seine eigentliche Kampfkraft vermocht hätte.

Legenden

Der Tiger war von Anfang an bevorzugtes Objekt der deutschen sowie der gegnerischen Propaganda, so dass viele Legenden und Übertreibungen kursieren.

Schon über den ersten Tigereinsatz gibt es in militärhistorischen Werken und Memoiren die verschiedensten Versionen. Nach der Schlacht von Kursk haben die Sowjets eine Zahl an zerstörten Tigerpanzern angegeben, welche die Zahl der insgesamt produzierten Tiger bei weitem überstieg. Auch in neueren Werken finden sich zum Teil vollkommen falsche Vorstellungen über die Anzahl der bei den Deutschen eingesetzten Tiger.

Tigerkommandanten

Der berühmteste deutsche Panzerkommandant des Zweiten Weltkrieges, Michael Wittmann, befehligte ab 1943 einen Tiger, ebenso wie der den Abschüssen nach erfolgreichste deutsche Kommandant Kurt Knispel.

Weitere erfolgreiche Tigerkommandanten waren Otto Carius und Albert Kerscher.

Derivate

Auf Basis des Tiger wurden nur wenige andere Modelle gebaut, und diese in geringer Anzahl:

  • Sturmpanzer VI Sturmtiger (38 cm-Mörser)
  • Bergetiger (Sd.Kfz. 185)
  • Panzerjäger Tiger(P) Ferdinand/Elefant (Porsche-Fahrgestell) (Sd.Kfz. 184)
  • Bergepanzer Tiger(P), ähnlich dem Bergetiger aber Porsche-Fahrgestell, Umbau von mindestens 3 Tiger(P) Prototypen
  • Rammpanzer Tiger(P), stark abgeschrägter, nach oben verjüngender Aufbau, gedacht um feindliche Panzer zu rammen und umzukippen oder Barrikaden zu durchbrechen, Umbau von drei Tiger(P) Prototypen
  • Befehlspanzer Tiger(P), ein Tiger(P) Prototyp (Fahrgestellnummer 150013) mit zusätzlicher Funkausrüstung
Produktion 1944

Technische Daten

  • Besatzung: 5
  • Gewicht
    • Gefechtsgewicht: 56,9 t
    • Verladegewicht: 52,5 t
    • Turm: 11 t
  • Bodendruck: 1,088 kg/cm² mit Geländekette / 1,442 kg/cm² mit Verladekette
    • Gewicht der einbaufertig gebohrten Wanne mit Decke: 20,8 t
  • Länge
    • über alles, Rohr nach vorn: 8,45 m
    • über alles, Rohr nach hinten: 8,434 m
    • Wanne ohne Rohrüberstand: 6,316 m
    • Rohrüberstand bei Rohr nach vorn: 2,116 m
  • Breite
    • Breite über Kette, Geländekette: 3,547 m
    • Breite über Kette, Verladekette: 3,142 m
  • Kettenbreite: 72,5 cm Geländekette / 52 cm Verladekette
  • Spurweite: 2,822 m
  • Höhe: 3,00 m
  • Bodenfreiheit: 47 cm
  • Feuerhöhe: 219,5 cm
  • Kletterfähigkeit: 79 cm
  • Steigfähigkeit: bis zu 35°
  • Watfähigkeit: 160 cm
  • Grabenüberschreitfähigkeit: 250 cm
  • Tauchfähigkeit: 410 cm (nur die ersten 495 Exemplare, danach 200 cm)
  • Hersteller: Henschel, Wegmann
  • Stückzahl: 1.355 (1942: 82 Stück / 1943: 649 Stück / 1944: 623 Stück (die letzten im August))
  • Fahrgstell-Nr.: 250001 - 251357
  • Preis je Fahrzeug: 250.800 RM
  • durchschnittliche Bauzeit je Fahrzeug: 14 Monate

Bewaffnung

  • 88 mm KwK 36 L/56
    • Zielmittel: TZF 9 b
    • maximale Schussweite: 10.500 m bei 15° Erhöhung / im direkten Richten: 1150 m
    • Feuerrate: bis zu 10 Schuss/min
    • Mündungsgeschwindigkeit
      • Panzergranate: 810 m/s
      • Sprenggranate: 780 m/s
    • Munition: 92 Schuss
    • Gewicht der Kanone: 1,3 t
    • Lebensdauer des Rohres: rund 6.000 Schuss
  • ein 7,92 mm MG 34 im Bug
  • ein 7,92 mm MG 34 o. 42 koaxial im Turm
    • Munitionsvorrat der MGs insgesamt: 5.850 Schuss (39 Gurtsäcke à 150 Schuss)
  • eine MP40 Kal. 9 mm
  • eine Signalpistole
  • sechs Nebelkerzenwerfer (nur frühe Version)

Antrieb

  • Motor: 700 PS Maybach HL 230 P 45, 12-Zylinder-Ottomotor; Hubraum 23 l (erste 250 Exemplare: Maybach HL 210 P 45 mit 478 kW (650 PS))
  • Leistungsgewicht: 9,1 kW/t bzw. 8,4 kW/t
  • Geschwindigkeit
    • Straße: 38 km/h
    • Gelände: 20 km/h
  • Kraftstoffvorrat: 540 l
  • Fahrbereich: bis zu 140 km auf Straße, 110 km in mittelschwerem Gelände

Panzerung

  • Wanne
    • 100 mm Bug / 66° Neigung
    • 100 mm Fahrerfront / 81°
    • 60 mm Wannenseite unten / 90°
    • 80 mm Wannenseite oben / 90°
    • 82 mm Heck / 81°
    • 25 mm Boden / 0°
  • Turm
    • 110 mm Turmblende
    • 100 mm Turmfront / 80°
    • 80 mm Turmseite / 90°
    • 80 mm Heck / 90°
    • 25 mm Decke / 0-9°

Durchschlagsleistung der Hauptwaffe

Die Durchschlagsleistung der 88 mm KwK 36 L/56 betrug mit der Panzergranate 39 auf 500 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 110 mm Panzerstahl, auf 1000 m waren es noch 100 mm. Die nur in geringen Stückzahlen vorhandene Panzergranate 40 mit Wolframkern erreichte 155 bzw 138 mm auf 500/1000 m bei ebenfalls 30 Grad.

Verweise

Interne Verweise

Literatur

  • Fleischer, Wolfgang: Tiger in der Truppe. In: Waffen-Arsenal, Special-Band 21, Podzun-Pallas, ISBN 3-7909-0637-9
  • Fleischer, Wolfgang / Scheibert, Horst: Panzer-Kampfwagen Tiger. Nebel Verlag, 2002, ISBN 3-89555-051-5
  • Ford, Roger: Tiger-Panzer. Nebel Verlag, 2000, ISBN 3-89555-768-4
  • Jentz, Thomas L.: Tiger I & II: Kampf und Technik. Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0691-3
  • Kleine, Egon / Kühn, Volkmar: Tiger – Die Geschichte einer legendären Waffe 1942-45. Motorbuch Verlag, 7. Auflage, Stuttgart 1999, ISBN 3-87943-414-X
  • Scheibert, Horst: Tiger I im Einsatz. In: Waffen-Arsenal, Sonderband S-20, Podzun-Pallas, ISBN 3-7909-0410-4
  • Senger und Etterlin, Ferdinand M. von: Die deutschen Panzer 1926-1945. Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-7637-5988-3
  • Spielberger, Walter J.: Der Panzerkampfwagen Tiger und seine Abarten. Motorbuch Verlag, 7. Auflage, Stuttgart 2003, ISBN 3-87943-456-5

Weblinks


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