Tjóðveldisflokkurin

Tjóðveldisflokkurin

Tjóðveldisflokkurin [ˈtʃoʊvɛldɪsˌfloʰkʊrɪn], seit September 2007: Tjóðveldi [ˈtʃoʊvɛldɪ] ist eine politische Partei auf den Färöern. Im Ausland werden sie auch die Republikaner genannt. Ihr bekanntester Wortführer ist Høgni Hoydal (* 1966).

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der alte Name setzte sich wie folgt zusammen: tjóð-veldis-flokkurin. tjóð bedeutet im Färöischen Nation, und veldi heißt (Staats-)Macht. tjóðveldi ist eine Republik und flokkur eine Partei. Der Name lautete also wörtlich übersetzt: Die Partei der Republik. tjóðveldi(ð) stand im Allgemeinen auch synonym für diese Partei, weshalb dieser Kurzname im September 2007 offiziell angenommen wurde

Ein Republikaner ist ein tjóðveldismaður („Republiksmann“), und die gesamte Anhängerschaft das tjóðveldisfólk („Republiksleute“).

Politische Ausrichtung

Wie der Name andeutet strebt Tjóðveldi eine Republik Färöer an. Das bedeutet nicht nur die Loslösung von Dänemark, sondern auch die Ablehnung einer möglichen Personalunion der Färöer als souveränen Staat mit dem dänischen König als Staatsoberhaupt. In dieser Hinsicht ist sie die radikalste färöische Partei, die von ihren Anhängern dafür als besonders konsequent bezeichnet wird, von ihren Gegnern jedoch oft als fanatisch/dogmatisch.

Im Gegensatz zur ebenfalls - aber etwas moderater - auf Souveränität bedachten Fólkaflokkurin (Volkspartei) sind die Republikaner politisch links orientiert. Sie werden auch als Sozialisten bezeichnet. Dabei sind sie radikaler als die Javnaðarflokkurin (Sozialdemokraten), die in der Frage zur Loslösung von Dänemark darüber hinaus eine abwartende bis ablehnende Haltung einnimmt. Während es hier also jeweils punktuelle Übereinstimmungen gibt, ist der Graben zur Sambandsflokkurin (Unionisten) in jeder Hinsicht unüberwindlich. Entsprechend ist die Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Lagern die polemischste, die auf mögliche Koalitionen keine Rücksicht nehmen braucht - es wäre undenkbar.

Ihre Anhänger finden sich oft in der Arbeiterschaft und bei Intellektuellen. Hochburg ist zum Beispiel Tórshavn mit seiner städtischen Bevölkerung. Seit ihrer Gründung 1948 konnten sich die Republikaner als politische Größe etablieren, die bei Løgtingswahlen seit 1954 immer um die 20 % schwankt. Sie gehört damit zum Kreis der vier Großen.

Seit der Umbenennung 2007 definiert sich Tjóðveldi auch als grüne Partei.

Geschichte

Volksabstimmung 1946

Die historischen Wurzeln von Tjóðveldi gehen zurück auf das Debakel der Volksabstimmung vom 14. September 1946 und die Verfassungskrise der Färöer. Damals gab es nur eine hauchdünne Mehrheit für die Loslösung von Dänemark bei einer Wahlbeteiligung von nur etwa 60 %. Der Ärger über die Abstimmungsoptionen („alles oder nichts“) wurde von vielen für die geringe Beteiligung verantwortlich gemacht, zumal die Fólkaflokkurin für eine dritte Option eintrat („Selbstverwaltung innerhalb des Königreichs“), die nicht angegeben werden konnte und daher zum Boykott führte. Während die sozialdemokratische Javnaðarflokkurin und die pro-dänische Sambandsflokkurin für die Anbindung an Dänemark waren, gab es so nur einen Løgtingsabgeordneten, den sozialdemokratischen „Abweichler“ Jákup í Jákupsstovu, der konsequent für den souveränen Staat Färöer als Republik eintrat.

Außerparlamentarisch gab es darüber hinaus eine Bewegung, die von den heimgekehrten Studenten getragen wurde, die während der britischen Besetzung der Färöer im Zweiten Weltkrieg in Kopenhagen ausharrten, und sich nun sofort ans Werk machten, als junge Elite die färöische Nation zu konstituieren. Gleichzeitig suchten sie das Bündnis mit der Arbeiterschaft und vertraten soziale Forderungen. Dass die Mehrheit der Färinger in der Volksabstimmung für die Loslösung stimmte, war so gesehen Ausdruck einer außerparlamentarischen Opposition.

Für zusätzlichen Sprengstoff sorgte dann die Annullierung des Ergebnisses seitens Dänemarks und die Auflösung des Løgtings. Einzig Jákup í Jákupsstovu ging nach der Auflösung zum regulären Sitzungstermin um so seinen Protest (Nichtachtung des Kopenhagener Aktes) zu demonstrieren. Er wurde aus der Sozialdemokratie ausgeschlossen.

Gründung 1948

Als Kompromiss in der Verfassungskrise wurde 1948 das Autonomiegesetz der Färöer in Kraft gesetzt, das im Wesentlichen den heutigen Status quo markiert. Hierüber gab es keine Volksabstimmung aber die Mehrheit der etablierten Parteien. Das eigentliche Votum - Loslösung von Dänemark - stand weiterhin im Raum, und so lag es nahe, dass diejenigen, die dafür gerungen haben, nun eine neue Partei gründeten, die sich genau das zum obersten Ziel machte.

Am 22. und 23. Mai 1948 war es dann soweit: Tjóðveldisflokkurin wurde gegründet. Neben dem republikanischen Endziel, das sich im Namen wiederfindet, bildete das soziale Anliegen, die Verbesserung der Lage der Arbeiter und Fischer, den zweiten programmatischen Grundpfeiler der neuen Partei.

Bei den nächsten Løgtingswahlen 1950 zogen die Republikaner mit zwei Abgeordneten ins Parlament ein. 1954 waren es sechs und 1958 sieben Abgeordnete. Seitdem gilt die Partei als gefestigt mit einem stabilen Stammwählerpotenzial um 20 %.

Die führenden Köpfe jener Anfangsjahre waren unter anderem D.P. Danielsen, Frederik Hansen, Erlendur Patursson, Jákup í Jákupsstovu, Andrea Árting, Andreas Ziska, Hanus við Høgadalsá, Hans Debes Joensen, Jóhan Simonsen, Karsten Hoydal und Sigurð Joensen.

Entwicklung zur Regierungspartei

1962 beteiligte sich Tjóðveldi erstmals an einer Regierungskoalition mit der Volkspartei und der Sjálvstýrisflokkurin, der ehemals starken Selbstverwaltungspartei, die schon länger nur noch eine Kleinpartei war, aber oft Zünglein an der Waage ist.

Nach einigen weiteren Regierungsbeteiligungen in wechselnden Koalitionen, wurden die Republikaner am 30. April 1998 stärkste Partei mit acht Abgeordneten. Erneut koalierten sie mit der Volkspartei und Sjálvstýri. Der junge Høgni Hoydal (Enkel von Karsten Hoydal) betrat die politische Szene und wurde stellvertretender Ministerpräsident des Landes. Diese Regierung setzte die Loslösung von Dänemark auf ihre Agenda und wurde am 30. April 2002 wiedergewählt. Allerdings war der Loslösungsprozess bereits gescheitert, und so musste man sich mit kleinen Schritten (und moderateren Forderungen) begnügen.

2004 schließlich wurden die Republikaner wieder stärkste Partei mit acht Abgeordneten, blieben aber in der Opposition.

Internationale Zusammenarbeit

Tjóðveldisflokkurin pflegt die Zusammenarbeit mit republikanischen und linken Parteien in Grönland, Island, Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark. Dass die Färöer als Land im Nordischen Rat vertreten sind, schreibt sich die Partei ebenso zu, wie den Bau des Haus des Nordens als wichtigstem Kulturzentrum des Landes.

Auch die Gründung des Westnordischen Rates als Gremium der Parlamentarier Grönlands, Islands und der Färöer beruht auf einer Initiative der färöischen Republikaner.

Im dänischen Parlament (Folketing) ist Tjóðveldi Mitglied der Nordatlantischen Gruppe.

Løgtingsabgeordnete seit 2004

Name Wohnort Wahlkreis
Høgni Hoydal Hoyvík Suðurstreymoy
Annita á Fríðriksmørk Hoyvík Suðurstreymoy
Torbjørn Jacobsen Glyvrar Eysturoy
Karsten Hansen* Klaksvík Norðoyar
Hergeir Nielsen Vágur Suðuroy
Heidi Petersen Vestmanna Norðstreymoy
Finnur Helmsdal Hoyvík Suðurstreymoy
Páll á Reynatúgvu Sandur Sandoy

*Karsten Hansen ist Anfang 2007 aus der Partei ausgetreten.

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