Tobis Filmkunst

Tobis Filmkunst

Die Tobis Tonbild-Syndikat AG, später Tobis Industrie GmbH (Tiges) und Tobis Filmkunst GmbH, war eine große deutsche Filmproduktionsgesellschaft in der Zeit des Nationalsozialismus.

Der noch heute bestehende gleichnamige Filmverleih – Tobis Film (Tobis Film GmbH & Co. KG, Berlin ist die Muttergesellschaft) – hat mit dem staatsmittelbaren Tobis-Konzern der NS-Zeit nichts zu tun.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1927-1933

Die Firma wurde am 12. Mai 1927 als Zweigunternehmen der Schweizer Schallplatten- und Patenthaltungsfirma Tri-Ergon-Musik-AG gegründet. Zum Tonfilmunternehmen wurde sie erst im August 1928, als die Tri-Ergon-Musik-AG sich mit dem holländisch-deutschen Küchenmeister-Konzern und einigen anderen Unternehmen zusammenschloss, um die verschiedenen Patente in einer Hand zu vereinigen. Hinter dem Ringen um ein eigenes Patent steckte die Absicht, sich der Konkurrenz durch die amerikanischen Firma Warner Bros. zu entledigen, die ein Patent der Western Electric nutzte.

Durch Abkommen mit der Klangfilm GmbH (13. Februar 1929) und den amerikanischen Elektrokonzernen General und Western Electric („Pariser Tonfilmfrieden“, 22. Juli 1930) standen der neuen Firma, die zunächst den Namen „Tonbild-Syndikat AG“ erhalten hatte, nun aber in Tobis-Klangfilm umbenannt wurde, die Patente der Klangfilm GmbH, von Siemens, AEG, Polyphon und auch der amerikanischen Konzerne zur Verfügung.

1933-1945

Nach der UFA war die Tobis die größte deutsche Filmproduktionsgesellschaft, was sie nach dem nationalsozialistischen Regierungsantritt 1933 für die neuen Machthaber, die ihren Propagandaapparat ausbauen und die bereits gleichgeschaltete UFA von Konkurrenten befreien wollten, besonders interessant machte. Direktor wurde Goebbels' Günstling Helmut Schreiber. Eine Rolle spielten auch die im Besitz der Muttergesellschaft Intertobis befindlichen Tonfilmpatente. Die 1934 begonnene und 1939 abgeschlossene Umbildung der Tobis in eine reichsmittelbare Firma stellte Goebbels' - gelungenen - ersten Versuch einer von der Öffentlichkeit gänzlich unbemerkten feindlichen Übernahme einer Filmgesellschaft dar.

Die Berliner Tobis, die sich – wie fast alle deutschen Filmproduktionsfirmen – 1936/37 am Tiefpunkt einer Rentabilitätskrise befand, wurde reorganisiert. Nach dem Aufkauf der Aktienmehrheit der Intertobis durch die Cautio Treuhand GmbH wurde die Filmproduktion in die Tobis Industrie GmbH (Tiges) überführt, die am 27. November 1937 in „Tobis Filmkunst GmbH“ umbenannt wurde. Der Schauspieler Emil Jannings wurde zum Verwaltungsratsvorsitzenden ernannt. 1942 wurde die Tobis in den UFA-Konzern eingegliedert und behielt nur noch formale Selbstständigkeit.

1945-1962

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Produktionseinrichtungen der Tobis Teil des neu gegründeten Ufa-Konzerns. Mit dem Untergang dieses Konzerns im Jahre 1962 war auch die Geschichte der Tobis beendet.

Tochtergesellschaften

Zur Tobis gehörten zahlreiche Tochtergesellschaften, u. a. die am 6. April 1933 in Berlin gegründete Tobis-Cinéma-Film AG, die Tobis-Filme ins Ausland verlieh und vertrieb. Vereinzelt hat diese Firma auch eigene Filme produziert (Das Gäßchen zum Paradies, 1936; Condottieri, 1936/37).

1933 wurde die österreichische Sascha-Film mehrheitlich übernommen und in Tobis-Sascha-Film AG umbenannt.

Mitarbeiter

Schauspieler, die oft für die Tobis arbeiteten, waren z. B. Fita Benkhoff, Charlott Daudert, Elisabeth Flickenschildt, Gustav Fröhlich, Ilse Fürstenberg, Heinrich George, Käthe Haack, Heidemarie Hatheyer, Paul Henckels, Lucie Höflich, Emil Jannings, Eugen Klöpfer, Hilde Körber, La Jana, Günter Lüders, Else von Möllendorff, Harald Paulsen, Mady Rahl, Franz Schafheitlin, Sybille Schmitz, Olga Tschechowa, Eduard von Winterstein und der Kinderdarsteller Norbert Rohringer.

Hausregisseure der Tobis waren Karl Anton, Volker von Collande, Erich Engel, Veit Harlan, Paul Heidemann, Max W. Kimmich, Werner Klingler, Wolfgang Liebeneiner, Wolfgang Staudte, Paul Verhoeven und Hans H. Zerlett.

Herstellungsgruppenleiter: Karl Anton, Ludwig Behrends, Hans Bertram, Volker von Collande, Herbert Engelsing, Walter F. Fichelscher, Conrad Flockner, Heinrich George, Hermann Grund, Veit Harlan, Heinz Hille, Heinrich Jonen, Fritz Klotzsch, Fred Lyssa, Werner Malbran, Erich von Neusser, Willy Reiber, Bernhard F. Schmidt, Helmut Schreiber, Gerhard Staab, Robert Wuellner.

Kameraleute (Auswahl): Richard Angst, Friedl Behn-Grund, Georg Bruckbauer, Eduard Hoesch, Georg Krause, Bruno Mondi und Fritz Arno Wagner. Komponisten (Auswahl): Peter Kreuder, Leo Leux, Theo Mackeben, Norbert Schultze und Wolfgang Zeller.

Sprecher der Tobis-Wochenschau (Auswahl): Harry Giese.

Die Filme der Tobis

Literatur

  • Hans-Michael Bock, Wiebke Annkatrin Mosel, Ingrun Spazier (Red.): Die Tobis 1928-1945. Eine kommentierte Filmografie. München: edition text + kritik, 2003. ISBN 3-88377-748-X
  • Jan Distelmeyer (Red.): Tonfilmfrieden – Tonfilmkrieg. Die Geschichte der Tobis vom Technik-Syndikat zum Staatskonzern. München: edition text + kritik, 2003. ISBN 3-88377-749-8

Siehe auch

Weblinks


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