Barbireau

Barbireau

Jacob Barbireau (auch Jacques B.* 1455/56 in Antwerpen; † 7. August 1491 ebenda) war ein franco-flämischer Komponist.

Biographie

Jacob Barbireaus Vorfahren gehörten dem Patriziat der Stadt an. Barbireaus Großeltern hießen Aernout Barbireau und Johanne, sein Vater war Jan Barbireau (* 1425/6; † nach 1487), der mit der 1487 verstorbenen Johanne van Sint Pol verheiratet war, Jacobs Mutter.

Kindheit und Jugend Barbireaus liegen im Dunkeln. Doch wird er eine gediegene universitäre und musikalische Ausbildung genossen haben, da die frühesten Dokumente von ihm als bildungsbeflissenen und einflussreichen Studenten berichten. In der 2. Jahreshälfte 1481 war der berühmte Gelehrte und Musiker Rudolf Agricola nach Antwerpen gekommen. „Eine Anzahl von Kanonikern und viele vornehme Jugendliche“ hatten ihn gebeten, für jährlich 100 Kronen Vorlesungen zu halten. Agricola war gewillt, auf dieses Angebot unter der Bedingung einzugehen, dass er von der Stadt bezahlt werde. Kein anderer als Barbireau wurde beauftragt, dies mit der Stadt auszuhandeln. In einem Brief vom 27. März 1482 aus Groningen erinnerte Agricola Barbireau an diese Übereinkunft. Kriegsbedingt verzögerten sich die Unterhandlungen, so dass Agricola erst am 25. Oktober 1482 den Brief Barbireau erhielt, in welchem dieser das Einverständnis der Stadtoberen mitteilte. Agricola hatte sich zwischenzeitlich jedoch entschlossen, einem Ruf der Universität Heidelberg zu folgen, worüber er Barbireau in einem Schreiben vom 1. November 1482 aus Köln informierte. Da Barbireau sich nicht in der Lage sah, in Heidelberg unter Agricola zu studieren, schrieb dieser für Barbireau den Traktat De formando studio (1484), eine Art Leitfaden für Barbireaus weiteres Studium.

Schon Anfang der 1480er Jahre war Barbireau als Musiker und Komponist bekannt. Früh, vielleicht von Kindheit an, stand er in Verbindung mit Antwerpens Hauptkirche Notre Dame. Wenigstens seit 1482 war sie sein existentieller Mittelpunkt; hier wollte er begraben werden, und es sollte den koralen, den Chorknaben dieser Kirche obliegen, das Gedächtnis an ihn aufrechtzuerhalten. Seit 1487 ist Barbireau in den Rechnungsbücher von Notre Dame als zangmeester oder magister choralum verzeichnet, er hatte diese Position vermutlich aber bereits seit 1484/85 inne (in dieser Zeit zahlte er, nun Magister, eine Gebühr an die capellania Onze Lieve Vrouw in het Nieuwwerk, einer für den zangmeester bestimmten Stiftung). Der Chor, dem Barbireau vorstand, umfasste acht koralen und 12 Sänger. Verschiedene Gilden Antwerpens teilten sich die Verantwortung für die musikalische Ausgestaltung der Gottesdienste. Jeden Morgen um 7 Uhr musste eine Messe gesungen werden, jeden Abend die Laudae. Die Aufgaben des zangmeesters bestanden unter Anderem darin, die koralen zu versorgen; sie in Musik und in den Gebräuchen der Kirche zu unterrichten und sie Sitte und Anstand zu lehren; er musste sie auf ihrem Weg von koraalhuis zur Kirche begleiten, wo sie zusammen mit dem zangmeester wohnten, und auf dem Weg zurück. Auch hatte er beim Gottesdienst die Psalmen und Responsorien zu intonieren.

Neben seiner Funktion an der Antwerpener Hauptkirche pflegte Barbireau engeren Kontakt zum Hof Maximilians. Seit Anfang 1486 unterrichtete er im Auftrag des Königs Guillaume de Ternay. 1489 hielt sich Barbireau in ’s-Hertogenbosch auf. Vielleicht stand dieser Besuch in Zusammenhang mit seiner großer Reise, die ihn bis nach Buda führte, wo er, mit einem Empfehlungsschreiben Maximilians versehen, Ende 1489 /Anfang 1490 eintraf und bei Königin Beatrix vorstellig wurde. 1490/91 kehrte Barbireau nach Antwerpen zurück, wo er am 7. August 1491 starb. In seinem Testament bedachte er seine nach 1487 geheirateten Frau und eine Tochter Jacomyne Barbireau (* nach 1487; † nach 1525).

Werke

"Der Pfoben swanz" (der Pfauen Schwanz) ein weltliches Stück, vermutlich ein Chorsatz, hier die Fassung für Regal:

 Der Pfoben swanz (Barbireau), 1,9 MB?/i

(die Zuordnung stammt, wie die Aufnahme, aus einem Konzertprogramm mit alter Musik von 1990)

Überliefert sind folgende Werke Barbireaus:

  1. MISSA VIRGO PARENS CHRISTI, 5v.
    Quellen: Wien, Nationalbibliothek Ms 1783 (nr. 1), f. 1v-17r (Jacobus Barbyrianus); Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Ms Chigi CVIII 234 (nr. 20), f. 143v-153r (anonym, ohne Agnus Dei III).
  2. MISSA FAULX PERVERSE, 4v.
    Quellen: Wien, Nationalbibliothek Ms. 11883 (nr. 13) f. 174v-185 (Barberiaw); Wien Nationalbibliothek Ms 1783 (nr. 2), f. 17v-33r (Barbiraw).
  3. KYRIE PASCHALE, 4v.
    Quellen: Wien, Nationalbibliothek Ms 1883 (nr. 13), f. 167v-170r (Barbirianus); Wien, Nationalbibliothek Ms 15497 (nr. 1), f. 1v-5r (Barbireau); Jena, Universitätsbibliothek, Chorbuch 22 (nr. 86), f. 113v-116r (Barbiraw).
  4. OSCULEUM ME, 4v.
    Quelle: Brüssel, Bibl. Royale, Ms 9126 (nr. 20), f. 174v-177r, (Jac. B.).
  5. SCOEN LIEF, 4v.
    Quelle: Rom, Bibl. Casantense, Ms. 2856 (nr. 27), f. 30v-31r (Ja. barbirau).
  6. GRACUUL ET BIAULX, 4v.
    Quelle: Rom, Bibl. Casantense, Ms. 2856 (nr. 29), f. 32v-34r (B.).
  7. EEN VROYLIC WESEN (Qu’en dictes vous, Se une fois.) 3(4) v.
    Quellen: Kopenhagen 1848-2° (Jacquies d’Anvers), Segovia (nr. 94) f. 166r (Jacobus B.); RISM 15389 (im Jenaer Exemplar J.B. zugeschrieben). St. Gallen 462 (mit zusätzlichem Altus; Obrecht), 463 (mit zusätzlichem Altus; Obrecht). RISM 15389 (im Berliner Exemplar Obrecht zugeschrieben). Greifswald 640-41 (nur S,B; Isaac); Ulm, Domarchiv, Schermarsche Sammlung Ms. 237 a,b,c,d (anonym), Tournai, Bibl. De la Ville, Chansonnier de Tournai (nr. 20) f. 26v.27r (anonym).

Literatur


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