Torn Curtain

Torn Curtain
Filmdaten
Deutscher Titel: Der zerrissene Vorhang
Originaltitel: Torn Curtain
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1966
Länge: 122 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Brian Moore
Produktion: Alfred Hitchcock
Musik: John Addison
Kamera: John F. Warren
Schnitt: Bud Hoffman
Besetzung

Der zerrissene Vorhang (Originaltitel: Torn Curtain) ist ein 1966 erschienener Film von Alfred Hitchcock.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Eine Gruppe von Wissenschaftlern trifft in Kopenhagen zu einem Kongress ein. Zu ihnen gehören der US-amerikanische Wissenschaftler Professor Michael Armstrong, seine Assistentin und Verlobte Dr. Sarah Sherman sowie der DDR-Wissenschaftler Dr. Karl Manfred. Armstrong, der an einer Formel für ein neues Raketen-Abwehrsystem, genannt GAMMA 5 arbeitet, überrascht seine Verlobte mit der Neuigkeit, dass er Kopenhagen sofort in Richtung Stockholm verlassen werde, um neue Geldgeber für sein Projekt aufzusuchen. Damit wird sich auch die geplante Hochzeit der beiden auf unbestimmte Zeit verschieben. Armstrong schlägt Sarah vor, an seiner Stelle den Kongress in Kopenhagen weiter zu verfolgen. Dr. Sherman dagegen ist entsetzt über den plötzlichen Sinneswandel und möchte umgehend nach New York zurückreisen, als sie im Hotel zufällig erfährt, dass Michael gar nicht nach Stockholm, sondern nach Ost-Berlin gebucht hat. Kurzerhand lässt sie sich eigenmächtig auch für diesen Flug eintragen und wird noch während der Reise vom entsetzten Armstrong in der Maschine entdeckt.

In Schönefeld angekommen, wird Armstrong vor internationaler Presse in allen Ehren vom Vizepräsidenten Strauss und Wissenschaftsminister Dr. Schneider empfangen. Dr. Manfred arrangiert derweil für den Überraschungsgast Dr. Sherman die Visumsangelegenheiten, bevor das Paar auf dem Flughafengelände von Stasi-Chef Heinrich Gerhard und dem Agenten Gromek übernommen wird. Nach kurzem Aufenthalt in Berlin ist für die amerikanischen Wissenschaftler ein Treffen mit dem berühmten Professor Lindt an der Universität Leipzig eingeplant. Bei dieser Gelegenheit hofft Prof. Armstrong, an den fehlenden Teil der Formel für GAMMA 5 zu gelangen. Im Hotelzimmer entbrennt der Streit zwischen Michael und Sarah erst richtig. Während er seine Mission als streng abstrakt im Sinne der Wissenschaft betrachtet, wirft Sarah ihm schlichtweg Landesverrat vor.

Ein Taxifahrer fährt Armstrong zu einem abgelegenen Bauernhof, der von Agenten einer Fluchtorganisation namens „Pi“ bewohnt wird. Vom Bauern erhält Armstrong Instruktionen für seine geplante Flucht von Leipzig nach West-Berlin, nachdem er Professor Lindt den fehlenden Teil seiner Formel abgeluchst hat. Agent Gromek hat jedoch die Spur seines Schützlings wieder aufgenommen und riecht den „Braten der Verschwörung“. Ein Kampf zwischen Armstrong und Hermann Gromek entbrennt. Die Bäuerin hilft Armstrong sowohl beim Kampf gegen Gromek als auch bei der Beseitigung von Gromeks Leiche.

Zurück in Berlin, wird das Paar zu einem Interview bei Herrn Gerhardt geladen, bei dem Sarah ihre Mitarbeit am Wirken ihres Verlobten zusichert. Als der Stasi das Fehlen Gromeks auffällt, werden Nachforschungen angestellt. Am nächsten Tag berichtet der Taxifahrer Herrn Gerhardt, was er auf dem Bauernhof gesehen hat. Derweil begeben sich die Amerikaner zusammen mit Prof. Manfred nach Leipzig, wo sie von einem neugierigen Gremium der Universität empfangen werden. Als neuer Betreuer wird ihnen der Genosse Otto Haupt vorgestellt, der den verschwundenen Gromek ersetzen wird. Bei einem Rundgang durch die Universität stürzt Armstrong eine Treppe herunter und wird anschließend von Frau Dr. Koska verarztet, die sich als Mitglied der Fluchthelfergruppe Pi vorstellt. Bevor das Universitätsgremium zur ersten Befragung von Professor Armstrong kommt, unterbricht Herr Haupt die Sitzung und meldet seinen Landsleuten flüsternd, dass Gromek zuletzt lebend auf einem Bauernhof gesichtet wurde, der vor einigen Tagen von Professor Armstrong aufgesucht worden sei. Armstrong streitet den Besuch bei entfernten Verwandten nicht ab, könne dabei aber nicht Gromeks Anwesenheit bestätigen. Die Befragung Armstrongs wird daraufhin abrupt abgebrochen.

Nachdem Michael gegenüber Sarah seine tatsächlichen Spionagepläne zugunsten seines Landes offenbart hat, trifft das Paar am Abend auf einer privaten Feier von Professor Lindt ein. Armstrongs Versuch, näheren Kontakt zu Lindt herzustellen, gelingt. Bei einem Treffen am nächsten Morgen in Lindts Arbeitszimmer in der Universität verblüfft Armstrong seinen DDR-Kollegen mit der Feststellung, dass GAMMA 5 in den USA bereits gebaut worden sei. Lindt behauptet, mit Armstrongs Formel würde die Konstruktion garantiert in die Luft fliegen, und versucht, sie zu korrigieren. Zwischenzeitlich hat die Volkspolizei auf dem Grundstück des Bauernhofes die Leiche Gromeks entdeckt, was den Verdacht gegen Professor Armstrong erhärtet. Noch während die beiden Wissenschaftler eifrig über die Formel diskutieren, werden in der Universität über Lautsprecher alle Studenten gebeten, nach den beiden Amerikanern zu suchen. Inzwischen hat Armstrong den fehlenden Teil der Formel von Prof. Lindt erfahren können. Unter Mithilfe von Dr. Koska begeben sich Michael und Sarah per Fahrrad quer durch Leipzig zum Fluchtbus von Pi, der, mit etwa 20 fiktiven Reisenden besetzt, das Paar wohlbehalten zurück nach Berlin bringen soll.

Der Bus wird zunächst von der Volkspolizei angehalten und untersucht, wenig später von russischen Militärdeserteuren wieder angehalten und die Insassen um Bargeld beraubt. Beide Ereignisse können durch tätige Mithilfe vom „Reiseleiter“ der Organisation, Herrn Jakobi, Heinrich dem Busfahrer und Prof. Armstrong selbst entschärft werden. Die Polizei gibt dem Bus zwei Motorradstreifen zum Geleit nach Berlin mit. Auch der reguläre Linienbus rückt dem Fluchtfahrzeug immer näher. Eine Mitreisende, Fräulein Mann, ist inzwischen durch die Situation sehr nervös geworden und wird, als sie sich nicht beruhigen lässt, kurzerhand auf der Landstraße ausgesetzt. Der Fluchtbus erreicht schließlich Berlin, direkt hinter ihm stoppt auch der Linienbus. Die Polizeieskorte wird misstrauisch und als alle Reisenden von „Pi“ davonlaufen, schießt sie den Flüchtenden einige Maschinengewehrsalven hinterher. Michael und Sarah entkommen unverletzt, um sich auf die Suche nach ihrem nächsten Fluchthelfer, Herrn Albert, zu machen.

Bei ihrer Suche wird das Paar von der polnischen Gräfin Kuchinska angesprochen, die ihrerseits Bürgen für eine Einreise in die USA sucht. Nachdem Sarah ihre Adresse aufgeschrieben hat, begeben sich zu Herrn Albert, von dem sie die Visitenkarte eines Reisebüros bekommen. Ein misstrauischer Pförtner hat inzwischen die Polizei gerufen, die jedoch von Gräfin Kuchinska aufgehalten wird. Vor dem Reisebüro wird das Paar von dem als Bauern verkleideten Agenten abgefangen, den Michael schon bei seinem ersten Zusammentreffen kennengelernt hat. Die Amerikaner sollen nun eine Ballettaufführung besuchen, an deren Ende sie vom Inspizienten in Ausstattungskörben versteckt und ins neutrale Schweden verbracht werden. Noch während der Aufführung erkennt die Ballerina im Zuschauerraum die gesuchten Wissenschaftler und lässt die Stasi anrücken. Als deren Chef Gerhardt und die Volkspolizei suchend durch die Gänge des Theaters streifen, greift Armstrong zur Notlösung und ruft „Feuer!“, worauf alle Besucher panisch zu den Ausgängen strömen. Michael und Sarah jedoch werden mittels einer Feuerschutztüre vor der panischen Menge in Sicherheit gebracht und in zwei Körben versteckt. Am nächsten Morgen befindet sich das Ensemble nebst Reisegepäck an Bord eines DDR-Schiffes in Richtung Schweden. Wieder ist es die Ballerina, die ahnt, dass etwas mit den Ausstattungskörben nicht stimmt. Beim Ausladen veranlasst sie einen Schiffsoffizier auf bestimmte Körbe zu schießen, aber es sind die falschen. Michael und Sarah sind derweil an der anderen Reling ins Wasser gesprungen und erreichen schwimmend neutralen Boden.

Während ein schwedischer Reporter noch das Ankunftsgelände des Hafens nach den beiden Amerikanern absucht, sitzen diese schon in trockene Decken gehüllt vor einem wärmenden Ofen und genießen ihre neugewonnene Freiheit.

Hintergrund

Bernard Herrmann sollte, wie bei allen Hitchcock-Filmen seit zehn Jahren, die Filmmusik komponieren. Universal hatte jedoch schon durchblicken lassen, dass man die Zeit symphonischer Filmmusiken für abgelaufen halte. Stattdessen stellte man sich lockere, auch für den Schallplattenverkauf geeignete Unterhaltungsmusik vor. Als Herrmann nach Beendigung der Dreharbeiten Hitchcock die fertig komponierte Filmmusik vorführte, kam es zum Eklat. Herrmanns Musik war wie gewohnt „schwer“ und orchestral. Es kam zum Streit, Hitchcock verließ das Studio, und die Freundschaft war beendet. Inzwischen ist Herrmanns verhinderter Soundtrack für diesen Film auch auf CD käuflich erhältlich.

Legendär ist auch, dass Hitchcock alles andere als begeistert war, als das Studio ihm die beiden Hauptdarsteller Newman und Andrews vorschrieb, deren Sterne in Hollywood gerade steil nach oben schossen. So war Newman ein sogenannter Method-Actor, der vom Regisseur für fast jede Szene erst einmal richtig „motiviert“ werden musste und der gerne über deren Interpretation diskutierte. Filmkritiker bemängeln bei beiden Darstellern, dass sie ihre Rollen recht emotions- und lustlos heruntergespult hätten. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass Newman und Andrews ja ernste Wissenschaftler statt Filmstars darstellen sollten und das ist ihnen ganz gut gelungen.

Eine weitere bemerkenswerte Szene ist diejenige, in der Stasi-Mann Gromek (Wolfgang Kieling) getötet wird: Hitchcock wollte nach eigenen Aussagen zeigen, dass es nicht immer so einfach ist, einen Menschen umzubringen, wie es häufig im Film dargestellt wird. Der Zweikampf zwischen Armstrong und Gromek entfacht sich im Bauernhaus der Fluchtorganisation Pi, wo es zum Handgemenge der beiden Männer kommt. Die Bäuerin mischt sich in das Geschehen ein und sticht Gromek mit einem Brotmesser in die Schulter, wobei die Klinge abbricht. Im Verlauf des nun folgenden Kampfes gehen sich Armstrong und Gromek an die Kehlen und würgen sich gegenseitig. Zwischendrin schlägt die Bäuerin mit einem Spaten auf Gromeks Beine ein, bis der schließlich verletzt in der Horizontalen liegt. Danach wird er von Armstrong und der Bäuerin zu deren Gasofen geschleift, sein Kopf mit vereinten Kräften in die Röhre gedrückt und der Gashahn aufgedreht, bis der Bösewicht endlich erstickt ist.

Das mit 126 Minuten ohnehin schon ausgiebige Filmwerk wäre noch um einiges länger geworden, hätte Hitchcock nicht die sogenannte „Fabrikszene“ herausgeschnitten. Sie spielt nach dem Mord Gromeks auf dem Weg von Ost-Berlin nach Leipzig. Prof. Armstrong und Dr. Sherman werden von Prof. Manfred einer Gruppe Fabrikarbeiter vorgestellt, deren Kombinatsleiter die amerikanischen Gäste auf ein Kantinenessen einlädt. Er lobt in einer kurzen Rede die beiden Akademiker für ihren Entschluss, ihre Dienste zukünftig dem „friedlichen Arbeiter- und Bauernstaat“ zur Verfügung zu stellen und bittet auch Prof. Armstrong um ein paar nette Worte. Als Dr. Sherman die zögerliche Haltung ihres Verlobten bemerkt, springt sie für ihn ein und bedankt sich kurz bei den Arbeitern für den freundlichen Empfang. Beim anschließenden gemeinsamen Mittagessen spricht Prof. Armstrong einen weißhaarigen Arbeiter an, der große Ähnlichkeit mit dem soeben ermordeten Agenten Gromek hat. Er entpuppt sich als älterer Bruder Gromeks und zeigt dem Professor Fotos von dessen Familie mit 3 Kindern. Beim Betrachten der Bilder überkommt Prof. Armstrong ein ungutes Gefühl. Leider scheint das entfernte Filmmaterial dieser Szene unwiederbringlich verloren zu sein. Im Bonusprogramm der DVD („Torn Curtain rising“) sind einige Standfotos und Teile des Drehbuches zu dieser Szene wiedergegeben.

Die Originalszenen des Films wurden ausschließlich auf dem Universal-Gelände und in der kalifornischen Umgebung gedreht. Für einige Inserts, Zwischenschnitte und Rückprojektionen engagierte Hitchcock ein Kamerateam, das Aufnahmen aus Europa nach Hollywood schickte.

Die Filmcrew bestand aus Amerikanern (Paul Newman, Mort Mills), Engländern (Julie Andrews, Arthur Gould-Porter), westdeutschen Akteuren (Hansjörg Felmy, Günter Strack, Wolfgang Kieling, Gisela Fischer), deutschsprachigen Emigranten (Ludwig/Louis Donath, Dr. Harold Dyrenforth, Norbert Schiller, Heinrich-Hermann „Rico“ Cattani) sowie osteuropäischen Emigranten (Lila Kedrova, Tamara Toumanova). Produktionsdesigner Hein Heckroth wurde auf ausdrücklichen Wunsch Hitchcocks engagiert und „erschuf“ Teile von Kopenhagen, Ost-Berlin und Leipzig auf dem Studiogelände der Universal.

Deutsche Fassung

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1966 in den Ateliers der Berliner Synchron Wenzel Lüdecke in Berlin. Das deutsche Dialogbuch stammt von Fritz A. Koeniger, Synchronregie führte Dietmar Behnke. [1]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Prof. Michael Armstrong Paul Newman Claus Biederstaedt
Dr. Sarah Louise Sherman Julie Andrews Margot Leonard
Gräfin Kuchinska Lila Kedrova Tina Eilers
Heinrich Gerhard Hansjörg Felmy Hansjörg Felmy
Hermann Gromek Wolfgang Kieling Wolfgang Kieling
Karl Manfred Günter Strack Günter Strack
Freddy Arthur Gould-Porter Kurt Mühlhardt
Mr. Jakobi David Opatoshu Hugo Schrader
Genosse Haupt Harold Dyrenforth Jochen Schröder
Hotel-Angestellter Erik Holland Jürgen Thormann
Bauer Mort Mills Hans W. Hamacher
Bäuerin Carolyn Conwell Ursula Heyer
Frau im Bus Gloria Govin Marianne Penzel

Kritik

„Der Meister aller Meister kocht ab und zu mit Wasser.“

Abendzeitung (München)

„Turbulentes Spionageabenteuer, oberflächlich und naiv in der Zeichnung des mitteldeutschen Milieus, recht spannungslos inszeniert.“

Lexikon des internationalen Films (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997

„Spannende Spionagestory […] Wie immer löst Hitchcock das Tatsächliche auf in Suspense. Politisch deshalb naiv und unglaubwürdig, filmisch allerdings brillant. Wertung: […] sehr gut“

Lexikon Filme im Fernsehen[2]

Cameo

Hitchcock sitzt in einem Cameo-Auftritt mit dem Rücken zur Kamera in einer Hotelhalle und hat ein Baby auf dem Knie; offensichtlich hat das Kind soeben in die Windel gemacht. Bei dieser Szene im Film geht die Musik über auf Charles Gounods Trauermarsch für eine Marionette d-moll (1872/79), der als das Hauptthema für die Serie Alfred Hitchcock Presents (1955) verwendet wurde.

Literatur

  • Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme (OT: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc.. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X, S. 407 / Der zerrissene Vorhang in der Deutschen Synchronkartei; abgerufen am 16. Dezember 2007
  2. Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon Filme im Fernsehen (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 952

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