- Tote Tage
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Schaltjahr (lat. annus bissextus), bezeichnet ein Jahr im Kalender, das im Unterschied zum Normaljahr einen zusätzlichen Schalttag oder/und Schaltmonat enthält, um zumeist die Differenz zwischen einem planmäßigen Kalenderjahr und dem mittleren Sonnenjahr auszugleichen. Astronomische Kalender und Lunarkalender können auch andere Zeiträume als Grundlage für ein Schaltjahr haben. Heute gilt in fast allen Teilen der Welt, ebenso wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der Gregorianische Kalender.
Inhaltsverzeichnis
Sonnenkalender
Julianischer Kalender
Unter C. Julius Cäsar wurde der bis dahin geltende Römische Kalender gründlich reformiert; zum Ausgleich der im Lauf der Jahre angewachsenen Differenzen zwischen den Kalenderdaten und den ihnen ursprünglich zugeordneten Sonnenständen ging der Neuformierung der Monate im Jahr 46 v. Chr. das sogenannte „Verworrene Jahr“ voraus.
Bei seiner Reform griff Julius Cäsar auf die ägyptische Lösung - dem Einfügen eines Schalttages - zurück.[1] Ab 45 v. Chr. galt dann der julianische Kalender. Der Schalttag wurde in jedem vierten Jahr dem Monat Februar hinzugefügt, so dass in jedem vierten Jahr dem 24. Februar (ante diem sextum calendas martias d. h. sechster Tag vor den Kalenden des März) ein zweiter 24. Februar (ante diem bis sextum calendas martias d. h. zweiter sechster Tag vor den Kalenden des März) folgte. Jetzt betrug die Jahresdauer 365,25 Tage, was dazu führte, dass sich dieser Kalender etwa alle 128 Jahre gegenüber dem mittleren Sonnenjahr um einen Tag verschob.
Gregorianischer Kalender
Seit dem Ersten Konzil von Nicäa im Jahr 325, bei dem der Frühlingsanfang auf den 21. März festgelegt wurde, betrug die aufgelaufene Differenz des Julianischen Kalenders gegenüber dem Sonnenjahr im Jahre 1582 bereits 10 Tage. Papst Gregor XIII. ließ deshalb zum Ausgleich im Jahr 1582 auf den 4. Oktober den 15. Oktober folgen, wobei die Abfolge der Wochentage nicht verändert wurde; auf einen Donnerstag folgte ein Freitag.
Die vorherige julianische Schalttagsregelung wurde gleichzeitig dahingehend geändert, dass in alle Jahre, deren Jahreszahl ohne Rest durch vier teilbar sind, der 29. Februar als Schalttag eingefügt wird. Ausgenommen von dieser Schaltjahresregelung sind volle Jahrhunderte, die nicht ohne Rest durch 400 teilbar sind. Damit dauert das gregorianische Kalenderjahr im Durchschnitt 365,2425 Tage.
Orthodoxer Kirchenkalender
Das gregorianische Jahr ist gegenüber dem Sonnenjahr rund 27 Sekunden zu lang. Daher hinkt ihm der gregorianische Kalender nach 1.615 Jahren um einen halben Tag hinterher. Deshalb schlug die orthodoxe Kirche, nachdem sie jahrhundertelang die gregorianische Kalenderreform verweigert hatte, in jüngster Zeit eine etwas kompliziertere Schaltregel vor: Abweichend vom gregorianischen Kalender sind die Jahrhunderte nur dann Schaltjahr, wenn sie durch 900 geteilt den Rest 200 oder 600 ergeben. Damit wäre das Jahr 2800 kein Schaltjahr, sondern erst das Jahr 2900. Die Abweichung zum Sonnenjahr beträgt beim orthodoxen Kirchenkalender mit durchschnittlich 365,24222 Tagen pro Jahr nur noch knapp drei Sekunden.
Französischer Revolutionskalender
In der Zeit, in der der Französische Revolutionskalender Gültigkeit hatte, waren die Jahre 3, 7 und 11 Schaltjahre. Das Jahr 15 war ebenfalls als Schaltjahr vorgesehen. Hierzu kam es aber nicht mehr.
Die ursprüngliche Regelung des Kalenders war, dass der erste Tag jedes Jahres auf die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche fallen und jedes vierte Jahr ein Schaltjahr sein solle. Diese Forderungen hätten sich ab dem Jahr 19 widersprochen, und so schlug Charles-Gilbert Romme, der Autor des Kalendersystems, eine dem Gregorianischen Kalender ähnliche Regelung vor, nach der im Unterschied zum Gregorianischen Kalender jedes 4000. Jahr, obwohl durch 400 teilbar, kein Schaltjahr sein sollte. Das Kalenderjahr hätte somit eine Länge von 365,24225 Tagen gehabt. Er stieß jedoch aus politischen Gründen damit auf Widerstand. Durch die kurze Gültigkeit des Revolutionskalenders wurden die Diskussionen jedoch obsolet.
Azteken-Kalender
Im Azteken-Kalender werden am Ende eines jeden 52-Jahres-Zyklus 13 Schalttage (nemontemi „Nichttage“) eingeschaltet. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Jahreslänge von 365 Tagen und 6 Stunden. Das weicht vom tropischen Jahr um mehr als 11 Minuten ab. Die Genauigkeit dieser Schaltjahresmethode ist identisch mit der Genauigkeit des Julianischen Kalenders.
Lunarkalender
In Lunarkalendern werden Schaltmonate benötigt, um mit der synodischen Periode des Mondes von 29,5306 Tagen konform zu laufen. Dabei bietet sich ein regelmäßiger Wechsel von „vollen Monaten“ zu 30 und Schaltmonaten („hohler Monat“) zu 29 Tagen an. Mit Sonderregeln werden die fehlenden 0,0306 Tage pro Monat (Metonischer Zyklus, Kallippischer Zyklus und andere) korrigiert. Daneben gibt es auch Schalttage, um das Lunarjahr mit zwölf Mondmonaten von etwa 354 Tagen durch einschalten von meist elf „Toten Tagen“ zu ergänzen.
Jüdischer Kalender
Im Jüdischen Kalender, einem Lunisolarkalender, der durch die Regelung des Metonzyklus Regelungen dem Sonnenjahr angepasst wird, wird in allen Jahren, die bei einer Division durch 19 einen Rest von 0, 3, 6, 8, 11, 14, oder 17 haben, ein Schaltmonat eingefügt. Er wird als Adar II bezeichnet. Der Schaltmonat ist der Adar I mit 30 Tagen. Der im Gemeinjahr übliche Monat Adar mit seinen 29 Tagen wird zum Adar II, was sich auch am Feiertag Purim zeigt, der im Schaltjahr im Adar II gefeiert wird. Analogien finden sich auch im üblichen bürgerlichen Kalender, wo im Schaltjahr der 24. Februar verdoppelt wird und dann aber der Einfachheit halber im üblichen Rhythmus weitergezählt wird, wodurch häufig die irrige Meinung auftritt, der 20. Februar sei der Schalttag.
Islamischer Kalender
Im Islamischen Kalender, einem synodischen, also reinen Lunarkalender, ist die Bestimmung eines Schaltjahres äußerst schwierig. Nach einem gebräuchlichen System sind alle Jahre, die bei einer Division durch 30 einen Rest von 2, 5, 7, 10, 13, 16, 18, 21, 24, 26, oder 29 haben, Schaltjahre.
Nach diesem System haben im Islamischen Kalender alle geradzahligen Monate 30 Tage und alle ungeradzahligen Monate 29 Tage. In Schaltjahren wird dem letzten ungeradzahligen Monat ein Tag hinzugefügt, so dass er dann 30 Tage hat. Somit besteht ein Jahr des Islamischen Kalenders durchschnittlich aus 354,36666 Tagen.
Chinesischer Kalender
Schaltjahre im traditionellen, lunisolaren chinesischen Kalender haben 13 Monate mit 383, 384 oder 385 Tagen statt der zwölf des Gemeinjahres mit 353, 354 oder 355 Tagen.
Zur Berechnung zählt man die Anzahl der Neumonde zwischen dem elften Monat eines Jahres (dem Monat der Wintersonnenwende) und dem elften Monat des folgenden Jahres. Fallen in diesen Zeitraum 13 Neumonde, so wird ein Schaltmonat eingefügt. Der erste Monat, der keinen zhong qì enthält, erhält dieselbe Nummer wie der Vormonat mit einem Zusatz als Schaltmonat.
Astronomischer Kalender
Ägyptischer Kalender
Der im Altertum bekannte ägyptisch-astronomische Kalender verwendete Jahre, die regulär 365 Tage dauerten und in 12 Monate a 30 Tage aufgeteilt waren. Die fehlenden fünf Tage wurden als Heriu-renpet eingeschaltet. Im Jahr 238 v. Chr. ordnete Ptolemaios III. an, alle vier Jahre einen Tag einzufügen, um die Verschiebung der Jahreszeiten zu verhindern. Der Schalttag beziehungsweise das Schaltjahr war geboren.[1]
Maya-Kalender
Auch der Haab-Kalender des Maya-Kalenders verwendet Schalttage: Hier werden nach den Standardjahr von 360 Tagen (18 Perioden mit je 20 Tagen) ein 5-tägiger Schaltmonat (Uayeb „namenlos“) eingefügt.
Siehe auch
Literatur
- Elias J. Bickerman: Chronology Of The Ancient World. 2. Auflage. Cornell University Press, New York 1980, ISBN 0-8014-1282-X.
- Hermann Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 13. Auflage. Hahn, Hannover 1991, ISBN 3-7752-5177-4.
- Hermann Grotefend: Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. Nachdruck von 1891. Scientia, Aalen 1970, ISBN 3-511-04560-6.
- Hans Lietzmann: Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre 1–2000 nach Christus. 4. Auflage. de Gruyter, Berlin 1984, ISBN 3-11-010049-5.
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