- Trankebar
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Tharangambadi Staat: Indien Bundesstaat: Tamil Nadu Distrikt: Nagapattinam Lage: 11° 2′ N, 79° 51′ O11.032579.853055555556Koordinaten: 11° 2′ N, 79° 51′ O Einwohner: 21.621 (2006)[1] Tharangambadi (Tamil: தரங்கம்பாடி, Taraṅkampāṭi; [ˈt̪arʌŋɡʌmˌbaːɖi]), früher Tranquebar, ist eine historische Hafenstadt mit dem Fort Dansborg und angrenzenden Fischerdörfern im Distrikt Nagappattinam an der Südostküste von Tamil Nadu im Süden Indiens, ca. 250 km südlich der Millionenstadt Chennai. Sie war in der Vergangenheit eine wichtige Fischer- und Handelsstadt, besaß als dänische Kolonie eigene Münzen und eine bedeutende Missionsdruckerei für Literatur in Englisch und Tamil. Sie war Ausgangspunkt für die lutherische Missionstätigkeit in Tamil Nadu und deshalb im 20. Jahrhundert eine Zeit lang Bischofssitz der TELC (Tamil Evangelical Lutheran Church = Tamil Suvishesha Lutheran Tirusabai) mit der Neu-Jerusalemskirche als Bischofskirche. Die Einwohnerzahl beträgt 21.621 (Berechnung; Stand: 1. Januar 2006).
Der Tsunami nach dem Seebeben im Indischen Ozean 2004 am 26. Dezember 2004 überflutete die Stadt, zerstörte die angrenzenden Fischerdörfer und riss viele Bewohner in den Tod. Der Wiederaufbau der Stadt Tharangambadi und der angrenzenden Fischerdörfer wird von verschiedenen einheimischen und internationalen Organisationen und Partnerkirchen durchgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Tharangambadi war zwischen 1620 und 1845 unter dem Namen Tranquebar bzw. Dänisch-Indien eine dänische Kolonie in Indien. Gegründet wurde sie von der Dänischen Ostindien-Kompanie. Tranquebar wurde bedeutsam als Ort der ersten deutschen protestantischen Mission. Die Deutschen Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau wurden von der Dänisch-Halleschen Mission, einer Stiftung des dänischen Königs Friedrich IV. (1699 - 1730), als lutherische Missionare nach Tranquebar entsandt. Am 9. Juli 1706 in Tranquebar angelangt, konnten sie bereits ein Jahr später die ersten Tamilen (Malabaren) und Mischlinge (Portugiesen) taufen und eine kleine lutherische Gemeinde gründen, die bis 1712 etwa 221 Glieder umfasste; Am 14. August 1707 war die neue kreuzförmige Jerusalemskirche fertig gestellt worden (neu errichtet 1717). Von der dänischen Kolonialbehörde angefeindet, die durch die Missionsarbeit ihre Handelsinteressen gefährdet sah, wurde Bartholomäus Ziegenbalg ein Jahr später mehrere Monate in dem Fort Dansborg inhaftiert (1708 bis 1709). Heute erinnern ein Denkmal und eine Büste von Bartholomäus Ziegenbalg in der Nähe der Festung von Tranquebar an den 9. Juli 1706.
Die Dänisch-Hallesche Mission wirkte in Tranquebar von 1706 bis zum Verkauf der dänischen Niederlassung an die Engländer 1845. Bereits seit dem Ende der dreißiger Jahre gab es keine der dänischen Krone unterstellten Missionare mehr in Tranquebar.
Die 1836 in Deutschland gegründete Evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft zu Dresden (ab 1848 Evangelisch-Lutherische Missionsgesellschaft zu Leipzig) verstand sich als Nachfolgeorganisation der Dänisch-Halleschen Mission und entsandte 1840 mit Heinrich Cordes ihren ersten Missionar. Die deutsch-lutherische Missionstätigkeit wurde auch unter britischer Kolonialhoheit bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges fortgesetzt, letzter Missionspfarrer war der aus dem Memelland stammende Wilhelm Kanschat (1899-1981).
Des Weiteren befand sich hier von 1760 bis 1803 eine Missionsstation der Herrnhuter Brüdergemeine, der "Brüdergarten" in Porayar. Heute befinden sich dort verschiedene Einrichtungen der TELC (Tamil Evangelical Lutheran Church = Tamil Suvishesha Lutheran Tirusabai). Die TELC ist 1919 gegründet in der Tradition der Leipziger Mission und der Mission von der Schwedischen (lutherischen) Kirche. Der TELC-Bischof führt den Titel "Bischof von Tranquebar" und hat seinen Sitz in Tiruchirappalli.
Tranquebar wurde im Jahre 1845 zusammen mit allen dänischen Besitzungen in Indien durch einen Vertrag vom 22. Februar an die britische Ostindien-Kompanie verkauft,[2] unter deren Einfluss große Teile des Landes dem Verfall ausgeliefert waren. Zur Erschließung des Tourismus wurden die Kirchen, die Festung und die Stadttore bis 2004 restauriert. Nach dem Tsunami am 26. Dezember 2004 sind weitere Restaurierungsarbeiten notwendig geworden.
Einzelnachweise
- ↑ Tranquebar,The Danish East India Company 1616 - 1669 A brief essay, chiefly in narrative form, by Peter Ravn Rasmussen Revised and reworked from what was originally a term paper written at the University of Copenhagen in spring 2006]
- ↑ Eintrag Indien in Pierer's Universal-Lexikon von 1857, abgefragt am 24. Februar 2009
Literatur
- Arno Lehmann, Es begann in Tranquebar. Die Geschichte der ersten evangelischen Kirche in Indien, Berlin 1956
- Roland Sckerl, Tranquebar. Bilder aus den ersten hundert Jahren lutherischer Mission in Indien. Drei Kurzbiographien nach alten Berichten. Durmersheim, 2006.
Weblinks
Die Dänisch-Hallesche Mission
Karten
- Historische Karte von Trankebar aus dem Besitz der Dänisch-Halleschen Mission
- Historische Karte von Trankebar aus dem Jahr 1761 (auf Englisch)
- Umgebungskarte und Stadtplan von Tharangambadi
Tranquebar
- Willkommen in Tranquebar (auf Englisch, Dänisch und Tamilisch)
- Zionskirken i Trankebar (auf Dänisch)
Münzen
- Münzen aus Dänisch-Indien (auf Englisch und Dänisch)
Geschichte von Tranquebar
- Trankebar: Dänische Ostindien-Kompanie 1616-1669 (auf Englisch)
- Stadtentwicklung von Tharangambadi
- "Conversations in Tarangambadi: Caring for the Self in Early Eighteenth Century South India" von Eugene F. Irschick(auf Englisch) Ladezeit abwarten!
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