Trauth

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Wolfgang Trauth (* 1945) ist deutscher Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Gruppenanalytiker, Lehrtherapeut und Verleger.

Leben

Dr. Wolfgang Trauth studierte Psychologie und Sozial- und Erziehungswissenschaften mit Abschluss sowie Nebenfachstudium der theoretischen Medizin, Soziologie, Philosophie. Er ist Psychoanalytiker und Gruppenpsychotherapeut. Kassenzulassung als approbierter Psychologischer Psychotherapeut für Tiefenpsychologie, Psychoanalyse, Gruppentherapie bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen. Er arbeitet seit 1978 in eigener Praxis in München und als Lehranalytiker und Lehrtherapeut, Dozent und Supervisor der Landesärztekammer und im staatlich anerkannten Ausbildungsbereich zur Approbation von Psychologischen Psychotherapeuten an mehreren therapeutischen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen. Er ist Ausbildungsleiter für Tiefenpsychologie/Psychoanalyse an einem staatlich anerkannten Ausbildungsinstitut und einem kulturpsychoanalytischen Institut. Langjährige Lehrtätigkeit im Hochschulbereich.

Trauth ist Vorsitzender der Gesellschaft für Psychoanalyse und Psychotherapie (GPP) und des Kulturanalytischen Seminars München (PSM), Regionalleiter German Association for Psychodynamic Psychotherapy und Vorsitzender der Weiterbildungskommission des Deutschen Arbeitskreises für Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik (DAGG-KuP) und Mitglied in verschiedenen Fachgesellschaften.

Werk

Das regulative Struktur- und Inszenierungskonzept (Beziehungskonzept) von Trauth (seit 1979) basiert auf den in jahrzehntelanger Beziehungserfahrung mit seinen Patienten gewonnenen Erkenntnissen (auch mit strukturell-gestörten und psychotisch-reagierenden Patienten). Sie motivierten ihn zu einer kritischen Auseinandersetzung mit fundamentalen Grundannahmen der Psychoanalyse und den daraus abgeleiteten Regulationskonzepten und Theoriebildungen. Heute finden die Hypothesen des regulativen Konzeptes zunehmend durch aktuelle empirische Forschungen Bestätigung. Z.B. durch: die Frühkindforschung, die aktuelle psa. Beziehungstheorie, durch die Bindungstheorie, den Konstruktivismus, die Gedächtnispsychologie, kognitiv-science-Forschung, Emotions-Psychologie und Neuropsychologie.

Dem regulativen Konzept liegt eine kritische Reinterpretation des triebpsychologische Ansatzes und des Spannungsabfuhr- und Konstanzprinzips, des Konzepts einer primärharmonischen Ur-Phase und Durchgangsphase der Spaltung sowie weiterer, darauf aufbauender psychoanalytischer Konzepte (Abwehr- und Narzißmuskonzept der klassischen und weiterentwickelten Psychoanalyse) zugrunde. Die sich „in und auch zwischen“ traditionellen psychoanalytischen Ansätzen ergebende Widersprüche werden im Rahmen seines gegenpolig-regulativen Struktur- und Beziehungsverständnisses überhaupt erst verstehbar.

Bei der kritischen Auseinandersetzung mit traditionellen Positionen schmälert Trauth nicht die von der traditionellen Psychoanalyse gewonnenen grundlegenden „Erkenntnisse“. Seine Forderung besteht vielmehr darin, die der klinischen Theorie zugrunde liegende Erklärungstheorie (metapsychologische Fundierung der Psychoanalyse) zeitgemäß und im Austausch zum aktuellen Stand der wissenschaftlichen Nachbarsdisziplinen zu fundieren.

Trauth macht in seinen Arbeiten die Wurzeln, die seinem beziehungsorientierten und regulativen Verständnis zugrunde liegen, sehr deutlich – gerade dadurch wird die Originalität seines Ansatzes hervorgehoben. Dies wird sichtbar in der Präzisierung seines Ansatzes, z. B. am Beispiel der Neuformulierung der Spaltung, des Primär- und Sekundärprozesses sowie bei der Diskussion des psychoanalytisch-systemtheoretischen Verständnisses, ebenso bei der kritischen Reflexion von psychoanalytisch-kulturanalytischen Positionen. Aufgrund der postulierten psychischen Organisationsprinzipien

  1. „Tendenz zur Aufrechterhaltung eines dynamisch-gegenpoligen Gleichgewichts“ sowie
  2. der Strukturinszenierung im bio-psycho-sozialen Feld gewinnt der Einfluss des situativen Aspekts große Bedeutung.

Psychisches Erleben wird nur in Einheit von Struktur und bio-psycho-sozialer Situation überhaupt erst existent. Reine Struktur gibt es nicht. Abwehrmechanismus können so nur als psycho-soziale verstanden werden. Identität und Subjekt werden prozesshaft verstanden. Autonomie und Kohärenz des Subjekts sind Illusion, die jedoch zum psychischen Grenzerhalt notwendig ist. Dies gibt dem Verständnis von Normalität/Abweichung, psychischem Gleichgewicht und sog. psychischer Gesundheit, eine völlig andere Perspektive gibt, als im Rahmen der traditionellen Psychoanalyse. Dasselbe gilt für soziopsychoanalytische Perspektiven, die sich aus dem regulativen Konzept ableiten lassen (wie beispielsweise Pädagogik, Geschlechterfrage).

Trauths Ansatz öffnet konsequent die Psychoanalyse zum Sozialen hin, ohne die analytischen Erkenntnisse und den Blick auf das Subjekts aufzugeben. Er provoziert allerdings die Frage, ob in spätmodernen Zeiten das psychologische Modell der Psychoanalyse noch dem Verständnis des heutigen Menschen gerecht wird und nicht durch ein psycho-soziales ersetzt werden müsste.

Schriften

  • Zentrale psychische Organisations- und Regulationsprinzipien und das psychoanalytische Verständnis von Abwehr und Regulation psychoanalytische Grundlagenforschung. Zeitschrift für psychoanalytische Psychotherapie. Heft 19,1. Psychoanalytischer Verlag. München 1997. ISBN 3931672-00-X.
  • Tödliche Kindesmißhandlung und Kindesvernachlässigung in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum 1985 - 1989. Würzburg 2000.

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