Tsūsensan

Tsūsensan
Hanaoka Seishū, Bild unbekannter Herkunft

Hanaoka Seishū (jap. 華岡 青洲; * 30. November 1760 in der Provinz Kii (heute: Kinokawa, Präfektur Wakayama) als Hanaoka Umpei (華岡 雲平); † 21. November 1835) war ein japanischer Arzt, der bereits 40 Jahre vor Crawford Williamson Long die weltweit erste Operation mit einem Narkotikum durchführte. Er war auf Brustkrebsoperationen (Mastektomien) spezialisiert, von denen er 153 erfolgreich durchführte.

Hanaoka studierte 3 Monate Innere Medizin bei Yoshimasu Nangai (吉益 南涯), einem Sohn von Yoshimasu Tōdō, der eine Autorität auf dem Gebiet der klassischen, chinesischen Medizin (古医方, koihō) war, und danach 1 Jahr „Caspar-Chirurgie“ bei Yamato Kenryū (大和 見立). Caspar Schamberger führte die europäische Chirurgie in Japan (als Teil des Rangaku) ein, die daraufhin in Japan mit seinem Namen verbunden wurde. 1785 nahm er in seiner Heimat die Arbeit als Arzt auf.[1]

Am 13. Oktober 1804 führte Hanaoka eine Mastektomie durch, bei der er ein selbstentwickeltes Narkosemittel genannt Tsūsensan benutzte. Seine Patientin war die 60-jährige Kan () aus Gojō, deren ganze Familie an Brustkrebs verstarb.

Die Isolationspolitik (Sakoku) des Tokugawa-Shōgunats verhinderte, dass seine Leistungen außerhalb Japans bekannt wurden. Sie wurden erst mit deren Ende 1854 publiziert, als die Behandlung unter Zuhilfenahme von Narkotika bereits unabhängig außerhalb Japans entwickelt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Tsūsensan

Tsūsensan (通仙散), auch Mafutsusan (麻沸散) genannt, bestand aus 8 Teilen Datura metel (syn. Datura alba; 曼陀羅華/曼荼羅華, Mandarage) und je 2 Teilen Aconium japonicum (草烏頭, Kusauzu), Angelica dahurica (白芷/白止, Byakushi), Angelica decursiva (当帰, Tōki), Selinum striatum (syn. Ligusticum wallichii; 川芎/川弓, Senkyū).[2] Gelegentlich werden noch 1 oder 2 Teile Arisaema serratum (syn. Arisaema japonicum; 天南星, Tennanshō) als Bestandteil aufgeführt. Die Wirkung setzt nach 2 bis 4 Stunden und führt erst zur Schmerzunempfindlichkeit und dann zur Bewusstlosigkeit. Die Wirkstoffe dabei sind Scopolamin, Hyoscyamin/Atropin, Aconitin und Angelicotoxin. Der Effekt hält 4 bis 24 Stunden an. [3]

Das Mittel entwickelte er zunächst mit Tierversuchen, danach dienten seine Mutter Otsugi (於継) und seine Frau Kae (加恵) als Versuchspersonen, wobei letztere dabei erblindete.[2]

Erwähnungen

Die bekannte japanische Schriftstellerin Ariyoshi Sawako schrieb 1966 den Roman Kae und ihre Rivalin (華岡青洲の妻, Hanaoka Seishū no tsuma). Dieser basiert auf Hanaokas Leben, besonders den Experimenten, vermischt mit einem fiktiven Konflikt zwischen seiner Mutter und seiner Frau.

Einzelnachweise

  1. Monatliches Informationsblatt des Japanischen Generalkonsulats in Hamburg: Japan auf einen Blick. Ausgabe 33/April 1999
  2. a b Medizinische Hochschule Shiga: Geschichte der Analgesie
  3. Chosen-asagao and the recipe for Seishu Hanaoka's general anaesthetic, tsusensan

Weblinks

Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Eigennamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Japanischen. Hanaoka ist hier somit der Familienname, Seishū ist der Eigenname.

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