- Tuberkelbakterien
-
Mycobacterium tuberculosis Systematik Abteilung: Actinobacteria Klasse: Actinobacteria Ordnung: Actinomycetales Familie: Mycobacteriaceae Gattung: Mycobacterium Art: Mycobacterium tuberculosis Wissenschaftlicher Name Mycobacterium tuberculosis (Zopf 1883) Lehmann & Neumann 1896 Mycobacterium tuberculosis ist ein Bakterium, das zur Familie der Mykobakterien gehört. Es handelt sich um den wichtigsten Erreger der Tuberkulose beim Menschen. Auch Tiere können durch M. tuberculosis an Tuberkulose erkranken.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften
M. tuberculosis ist ein gram-positives, stäbchenförmiges, zur aktiven Bewegung unfähiges Bakterium. Die Bakterien sind säurefest und lassen sich daher mit der Ziehl-Neelsen-Färbung sowie mit speziellen Fluoreszenzfarbstoff-Färbungen (z. B. Auramin-Färbung) mikroskopisch von nicht säurefesten Bakterien und anderen nicht säurefesten Objekten unterscheiden. Die Bakterienzellwand enthält unter anderem Arabinogalaktan und Mykolsäuren, die neben anderen lipophilen Zellwandbestandteilen für die Säurefestigkeit verantwortlich sind.
Weitere charakteristische Eigenschaften sind sein extrem langsames Wachstum (15 bis 20 Stunden), die Fähigkeit schwachen Desinfektionsmitteln zu widerstehen, Aerobie und intrazellulärer Pathogenese. Das Bakterium besitzt die Fähigkeit in Makrophagen (Fresszellen des Immunsystems) zu überleben und sich dann zu teilen.
Auf genomischer Ebene codiert ein Großteil seiner Gene für die Produktion von lipolyse- (Energiegewinnung durch Spaltung von Fetten) und lipogenesefähigen (Fettsynthese) Enzymen. Des Weiteren ist eine glycinreiche repetitive Struktur charakteristisch für das Mycobakterium. Man vermutet hinter dieser Eigenschaft die Fähigkeit Immunantworten auszuweichen, indem das Bakterium seine Oberflächenproteine kontinuierlich verändert ("antigenic variation").[1]
Infektion, Erkrankung, Therapie beim Menschen
- → Hauptartikel: Tuberkulose
Die Übertragung erfolgt in der Regel durch eine Tröpfcheninfektion. Die Haupteintrittspforte ist die Lunge. Die Infektion der Lungen führt zur Knötchenbildung und Zerstörung des Lungengewebes sowie der Streuung tuberkulöser Herde im Körper. Unterernährte und geschwächte Menschen sind besonders anfällig für die Erkrankung. Heute ist etwa jeder dritte Mensch auf der Welt mit Mycobacterium tuberculosis infiziert. Vor allem in Dritte-Welt-Ländern fällt die Behandlung mit Antibiotika schwer, da sie sich über Monate hinzieht. Darüber hinaus gibt es immer mehr Fälle, bei denen der Erreger gegenüber vielen Antibiotika resistent ist. Jedes Jahr fordert Tuberkulose 2 Millionen Todesfälle und ist neben AIDS und Malaria die weltweit am weitesten verbreitete Infektionskrankheit.
Infektion und Erkrankung bei Nutz- und Haustieren
Tiere infizieren sich stets durch an offener Tuberkulose erkrankte Menschen. Beobachtet wurde eine Erkrankung bei Rind (M. bovis), Schwein, Pferd, Schaf und Ziege. Hühner sind weitgehend resistent gegen M. tuberculosis. Bei erkrankten Tieren entwickelt sich meist nur ein schnell abheilender örtlicher Prozess. In solchen Fällen ist es angeraten, die die Tiere betreuenden Menschen auf Tuberkulose zu untersuchen.
Wesentlich ernster ist die Infektion von Haustieren, die mit dem Menschen in enger häuslicher Gemeinschaft leben. Hunde, Katzen und möglicherweise Papageien werden zuerst von offen tuberkulösen Menschen angesteckt, entwickeln selbst eine meist offene Tuberkulose und bilden dadurch eine gefährliche Ansteckungsquelle für Menschen, die mit ihnen in Kontakt kommen.
Geschichte
Das Bakterium wurde 1882 von Robert Koch entdeckt und erstmals isoliert. Durch Züchtung in Reinkultur und Tierexperimenten konnte er in Form der Kochschen Postulate nachweisen, dass die Tuberkulose durch M. tuberculosis verursacht wird.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.nature.com/nature/journal/v393/n6685/full/393537a0.html Deciphering the biology of Mycobacterium tuberculosis from the complete genome sequence] Nature 393, 537-544 (11 June 1998)
Literatur
- Karl Bernhard Lehmann, Rudolf Otto Neumann: Atlas und Grundriss der Bakteriologie und Lehrbuch der speciellen bakteriologischen Diagnostik. Lehmann, München 1896.
- W. Köhler et al.: Medizinische Mikrobiologie. Urban & Fischer-Verlag München/Jena 2001, 8. Auflage. ISBN 3-437-41640-5
Wikimedia Foundation.