Tuisto

Tuisto

Tuisto ist der Name eines germanischen Gottes, der in dieser Schreibweise nur bei Tacitus in seinem Werk Germania überliefert ist:

„Celebrant carminibus antiquis (quod unum apud illos memoriae et annalium genus est ) Tuisconem deum Terra editum et filium Mannum originem gentis conditorisque.“

„Als Stammväter und Begründer ihrer Völkerschaft verherrlichen sie [die Germanen] in alten Liedern - der einzigen Art historischer Überlieferung, die es bei ihnen gibt - Tuisto, einen der Erde entsprossenen Gott, und seinen Sohn Mannus.“

Tacitus: Germania 2,2

Die Handschriften zur Germania bieten eine große Schreibungsvielfalt des Namens; als Hauptvarianten sind Tuistonem und Tuisconem auszumachen. Eine Entscheidung zwischen den beiden Namensformen ist weder von der Überlieferung noch von der Etymologie her möglich. Beide können auf ein Element urgermanisch *twis- „zwei-“ zurückgeführt werden. Bei Tuisconem läge eine Weiterbildung mit dem Suffix urgermanisch *-ka- (urgermanisch *twis-ka- „zweifach“, fortgesetzt in althochdeutsch zwisc, mittelhochdeutsch zwisch, angelsächsisch twisc „zweifach“), bei Tuistonem dagegen eine Weiterbildung mit dem Suffix urgermanisch *-ta- (urgermanisch *twis-ta- „zweiteilig“, fortgesetzt in neuhochdeutsch Zwist, altenglisch tvist „Gabel“, altisländisch tvistr „zweigeteilt“, altisländisch tvistra „trennen“) vor. Wie die Namensform auch anzusetzen ist, in beiden Fällen ist der Name wohl als Zwitter zu verstehen. Der zweigeschlechtige Tuisto ist ein aus der Erde geborener Gott, wobei man vermutet, dass die Germanen sich diese als Mutter Erde vorstellten.

Zweigeschlechtige Urwesen kommen in der mythologischen Vorstellung häufiger vor. Eine Parallele findet sich etwa in der altnordischen Mythologie in Gestalt des Urriesen Ymir.

Geographische Bezeichnungen wie der Deister, das nördlichste Mittelgebirge und letzter Ausläufer des Weserberglandes gehen nicht auf den Namen der Gottheit zurück. Es liegt hier vielmehr das Wort düster in dialektaler Form vor (zum Benennungsmotiv vergleiche etwa Schwarzwald).[1]

Friedrich Gottlieb Klopstock verfasste 1764 die Ode Thuiskon.[2] Johann Gottfried Herder rezensierte sie 1771.[3]

Literatur

  • Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. Band II: Die Götter – Vorstellungen über den Kosmos. Der Untergang des Heidentums. 3. Auflage, Berlin 1970, S. 364.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://muendersbach.de/mundart.htm
  2. http://gutenberg.spiegel.de/klopstoc/gedichte/thuiskon.htm
  3. http://www.uni-duisburg.de/lyriktheorie/1773_2herder.html

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