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Eine Autorikscha (kurz Auto, nicht zu verwechseln mit dem Gebrauch des Wortes in der deutschen Sprache), auch Motorikscha oder Trishaw, ist die motorisierte Variante der ursprünglich aus Japan stammenden Rikschas, zwei- oder dreirädrigen, entweder von einer Person zu Fuß oder mit einem Fahrrad (siehe auch Fahrradrikscha) gezogenen kleinen Wagen zur Personenbeförderung.
Autorikschas gehören heute zu einer weit verbreiteten Taxiart in Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch, Laos, Thailand, Sri Lanka und anderen asiatischen Ländern.
Inhaltsverzeichnis
Fahrzeugtechnik
Eine typische Autorikscha verfügt über eine Kabine aus Blech mit Fahrgastbereich, bestehend aus einer Sitzbank für zwei bis drei Personen, dem Platz des Fahrers und drei Rädern, zwei hinten, eines vorne. In manchen Gegenden Indiens wird der Fahrer Wallah genannt.
Es gibt sowohl kommerziell hergestellte Modelle, wie den Midget von Daihatsu oder die Autorikscha von Suzuki, als auch in lokalen Werkstätten zusammengebaute Fahrzeuge. Letztere bestehen allgemein aus dem Vorderteil und dem Motor eines Mopeds sowie aus einem Anhänger für die Fahrgäste auf zwei Rädern.
Gewöhnlich sind Autorikschas mit Zweitakt-Dieselmotoren ausgestattet und werden, wie Motorräder, nicht mit einem Lenkrad sonder mit einer Lenkstange gesteuert. Bei älteren Modellen befindet sich der Motor vorne, bei neueren hinten unterhalb der Fahrgastkabine. In Nordindien gibt es eine weitere, mit Harley-Davidson-Motoren ausgerüstete Variante, die wegen des Motorenklanges Phat-Phati genannt wird. Allerdings werden diese Phat-Phatis heute kaum mehr verwendet, weil der Schadstoffausstoß und der Lärm zu groß sind.
Daihatsu stellt eine spezielle Art von Tuk-Tuks, den Midget (engl.: Zwerg), her; der in Indonesien als Bajaj bekannt ist. Der Daihatsu-Midget wird auch in Peru verwendet, wo die Fahrzeuge Mototaxis (kurz Moto) genannt werden.
Problematisch sind Autorikschas vor allem aus sicherheitstechnischen Gründen. Selbst an sich leichte Unfälle können für die Passagiere schlimm ausgehen, da das dünne Blech kaum Schutz bietet. Im Gegensatz zu geschlossenen PKWs besitzen Autorikschas natürlich keine Klimaanlage und bieten nur wenig Schutz vor Regen. Das Mitfahren ist etwas gewöhnungsbedürftig, da man recht tief sitzt.
Indien
Autorikschas sind nicht nur ein wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Verkehrs Indiens, sie sind auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Viele Fahrer wären arbeitslos, gäbe es nicht die „Autos“. Daneben fahren auch immer mehr Studenten, um sich ihr Studium zu finanzieren. Alle größeren Banken bieten spezielle Kredite an, um Menschen die Möglichkeit zu geben, sich eine Autorikscha zu kaufen und damit als Einmannbetrieb selbständig zu machen.
Die meisten indischen Autorikschas sind weder mit Türen noch mit Sicherheitsgurten ausgestattet, haben aber ein schattenspendendes Dach. Sie sind meist gelb und schwarz, wobei die Bauweise und die Ausstattung allerdings in den verschiedenen Städten stark variiert.
Mancherorts sind die Sitzbänke mit zusätzlichen Plätzen versehen, um einem vierten Passagier Platz zu bieten. Auch wenn der Transport von mehr als drei Personen in vielen Orten verboten ist, ist es nicht ungewöhnlich, dass Autorikschas bis zu acht Fahrgäste auf einmal befördern. Oft werden umgebaute Autorikschas auch als „Schulbusse“ benutzt. Ausgestattet mit einer zusätzlichen Sitzbank gegenüber der normalen und weiteren schmäleren an den Seiten, können diese Fahrzeuge bis zu 20 Kinder aufnehmen. Da es mit derart überladenen Autorikschas immer wieder zu folgenschweren Unfällen kommt, werden sie inzwischen oft streng kontrolliert - nicht zuletzt auf Drängen besorgter Eltern. Dennoch treffen viele Eltern fixe Vereinbarungen mit den Fahrern, um die Kinder täglich zur Schule und danach wieder nach Hause zu bringen. Auch viele andere Kunden fahren täglich zu bestimmten Zeiten mit der Autorikscha zur Arbeit.
Verkehr
Indische Autorikschas haben eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 50 km/h, die normale Fahrgeschwindigkeit liegt bei etwa 35 km/h. In den großen Städten des Landes wurden deshalb verschiedene Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass die allgegenwärtigen Autorikschas den öffentlichen Verkehr behindern.
In den südlich des Vorortes Bandra gelegenen Teilen Mumbais dürfen überhaupt keine Autorikschas verkehren. Dort sind ausschließlich deutlich teurere Taxis erlaubt, was positiv auf das Stadtbild wirken soll.
Auf den Hauptverkehrsstraßen von Chennai (früher Madras) wurden separate Spuren für Autorikschas und Mopeds gekennzeichnet.
Umweltverschmutzung
Im Juli 1998 bestimmte das indische Höchstgericht (Supreme Court of India), dass alle Autorikschas und öffentlichen Busse der Stadt Delhi auf den Betrieb mit Erdgas oder Flüssiggas umgestellt werden müssen. In der Folge konnte eine deutliche Verbesserung der Luftqualität verzeichnet werden, was gerade für eine Stadt wie Delhi, wo es nicht ungewöhnlich ist, Fußgänger mit Schutzmasken zu sehen, einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität bedeutet. Die Versorgung ist allerdings noch nicht optimal gelöst. So müssen die Fahrer sich nicht selten in lange Warteschlangen einreihen, um die Gastanks wieder befüllen zu lassen. Andere regionale Regierungen versuchen darüber hinaus, die Zweitaktmotoren allmählich durch Viertakter zu ersetzen.
Wissenschaftler des Indian Institute of Science entwickelten den Prototyp eines Hybridantriebs für Autorikschas, der sowohl mit fossilen Brennstoffen als auch mit elektrischer Energie betrieben werden kann.
Fahrpreis und Trinkgeld
Taxameter sind in den meisten Ländern grundsätzlich gesetzlich vorgeschrieben. In vielen Regionen verfügen die meisten Autorikschas über keinen Taxameter, oder die Fahrer ziehen es vor, ihn nicht zu benutzen und den Fahrpreis mit dem Fahrgast auszuhandeln.
Die Fahrer stehen in Indien vielerorts im schlechten Ruf, entweder fehlerhafte Taxameter zu verwenden oder Umwege zu fahren, um den Fahrpreis in die Höhe zu treiben. Umgekehrt beklagen viele Fahrer und ihre in manchen Städten einflussreichen Gewerkschaften, dass die gesetzlich geregelten Preise die realen Kosten nicht decken.
In einigen großen Städten wie Delhi, Mumbai (früher Bombay), Kolkata (Kalkutta), Chennai (Madras), Hyderabad und Bangalore wurden von den Stadtregierungen versucht, pre-paid-Systeme einzuführen, bei denen Kunden Tickets zu festgelegten Preisen für bestimmte Entfernungen kaufen und den Fahrern nach der Fahrt übergeben. Die Fahrer können diese Tickets dann wiederum einlösen. Das System konnte sich allerdings nicht durchsetzen, da nur wenige potentielle Fahrgäste bereit sind, sich zum Kauf der Tickets anzustellen und nicht stattdessen eine vorbeikommende Autorikscha anzuhalten.
Da es nicht ungewöhnlich ist, dass sich mehrere Fremde mit ähnlichen Fahrzielen eine Autorikscha teilen, entstanden verschiedene größerer Versionen mit bis zu acht regulären Sitzplätzen. In Delhi werden sie Phat-a-phat genannt, die Version in Hyderabad heißt 8-seater auto (8-Sitzer Auto), und in Chennai fahren die Palamboo Vans. Der Preis ist ähnlich fixiert wie bei den Bussen der öffentlichen Verkehrsbetriebe; allerdings bieten diese Autorikschas eine flexiblere und oft auch zuverlässigere Alternative.
Es gibt keine einheitlichen, für ganz Indien geltenden Regeln zum Geben von Trinkgeld. Allgemein üblich ist es allerdings, dass Fahrgäste zum nächsten vollen Betrag in Rupien aufrunden. Die Fahrer sind meist auch wenig begeistert, wenn ein Fahrgast darauf besteht, das Kleingeld (Chillara) ausbezahlt zu bekommen.
Schmuck und Werbeträger
Autorikschas sind nur selten nicht mit Aufklebern, Postern oder Werbebotschaften geschmückt. Viele Fahrer tragen ihre Vorliebe für bestimmte Filme und Filmstars (siehe auch Bollywood) oder berühmte Cricket-Spieler zur Schau, indem sie deren Poster meist an der Rückseite ihres Fahrzeugs anbringen.
Daneben sind Glaubensbekundungen zu Ehren hinduistischer Götter wie „Jai Bajrang Bali“ (zu Ehren des Hanuman) oder „Jai ma Kali“ weit verbreitet. Auch „Jesus loves you“, „Jehova, the lord is my protector“ oder eine Kombination der Symbole der Weltreligionen (das hinduistisch-buddhistische Om, ॐ, das christliche Kreuz sowie Stern und Mondsichel für den Islam) sind oft zu sehen. Letzteres half schon manchem Fahrern, sein Fahrzeug während der immer wieder ausbrechenden Konflikte zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen vor Schaden zu bewahren.
Auch weltliche Aussagen, wie der auf die Geburtenkontrolle bezogene Slogan „Small family, happy family“ („Kleine Familie, glückliche Familie“) oder „Don't pollite the air“ (kein Tippfehler, „Verschmutzt nicht die Luft“) sind keine Seltenheit. Autorikschas dienen auch als Werbeträger. In Bangalore, dem „indischen Silicon Valley“, findet sich zum Beispiel Werbung für Schulen, die Unterricht in verschiedenen Programmiersprachen anbieten.
Mitunter sind Autorikschas auch mit Stereoanlagen ausgestattet, die aktuelle Musik wiedergeben - gewöhnlich so laut, dass sie den Motorenlärm halbwegs übertönen.
Die Fahrer selbst tragen meist Gewänder in khaki-Grün.
Verbrechen
In vielen südindischen Städten haben die Fahrer eine Reputation als notorische Kriminelle. Die Anschuldigungen reichen von Taschendiebstahl über chain snatching (ein umgangssprachlicher Ausdruck für das Stehlen von Schmuckketten) bis hin zu Extremfällen wie Entführung und Mord. Tatsächlich gab es in Chennai 1980 einen Fall eines Mörders, der Autorikscha-Fahrer war; in den Zeitungen wurde er Auto Shankar genannt. Das Bild der Fahrer in der öffentlichen Meinung hat in diesen Städten beträchtlich gelitten. Allerdings geht die Zahl krimineller Übergriffe durch Fahrer kontinuierlich zurück, nicht zuletzt auch, weil immer mehr gut ausgebildete junge Männer diesen Beruf ausüben, da er ihnen einen Weg in die Selbständigkeit eröffnet. Immer wieder berichten Zeitungen auch über Fahrer, die von Fahrgästen vergessene Gegenstände bei der Polizei abgeben oder gleich direkt zu den Kunden bringen.
Autorikschas im Kino
Die Fahrer werden in Bollywood-Filmen meist negativ charakterisiert, sind die Bösewichte, die Fahrgäste entführen oder zumindest um ihr Geld bringen. Eine Ausnahme ist der vom tamilischen Schauspieler Rajinikanth dargestellte Autorikscha-Fahrer, der in dem Film Baasha als großer Wohltäter auftritt. Bilder des Schauspielers sind an den Autorikschas im Bundesstaat Tamil Nadu dementsprechend oft zu sehen.
Im 13. James Bond Film, „Octopussy“, entkommen Bond und ein weiterer Agent ihren Feinden ebenfalls in einer Autorikscha.
Autorikschas als Expeditionsfahrzeuge
In jüngster Zeit haben vereinzelt Autorikschas als Expeditionsfahrzeuge auf dem Weg von Asien nach Europa ihre Leistungsfähigkeit bewiesen, z. B. 2006 von Bangkok nach Brighton [1], 2007 von Darjeeling nach London [2] und die geplante Tour von Kerala nach München [3].
Pakistan
Die in Pakistan am weitesten verbreitete Version von Autorikschas sind jene der Firma Suzuki. Wegen der durch die Abgase verursachten Luftverschmutzung werden sie in den großen Städten langsam zurückgedrängt. Environment Canada, das kanadische Umweltministerium, führt in Lahore, Karatschi und Quetta Pilotprojekte durch, um die Fahrzeuge auf den Betrieb mit Erdgas umzustellen.
Indonesien
In Indonesien ist das Modell Midget von Daihatsu, hier Bajaj genannt, das meistbenutzte und steht in Konkurrenz mit den Becaks (siehe auch Fahrradrikscha) und gewöhnlichen Taxis.
Thailand
Die thailändischen Samlor (Thai: สามล้อ, gesprochen: [sǎːm-lɔ́ː] - „Dreirad“) sind charakteristisch für das Straßenbild Bangkoks und vieler anderer Städte. Allgemein werden sie wegen des typischen tuckernden Geräuschs, das diese Zweitakter von sich geben, Tuk Tuks genannt. Gewöhnlich bieten sie in der Fahrgastkabine zwei bis drei Personen Platz, sind aber nicht selten auch mit mehr Gästen belegt.
Tuk-Tuks werden hauptsächlich zur individuellen Personenbeförderung eingesetzt. Sie stellen somit eine Alternative zu Taxis dar. Der Vorteil von Tuk-Tuks ergibt sich aber aufgrund ihrer kleinen Größe, die sie in die Lage versetzt, jede erdenkliche Lücke im Stau auszunutzen und somit schneller und wendiger als Taxis oder Busse jedes Ziel erreichen zu können. Der Fahrpreis ist Verhandlungssache, gewöhnlich aber derselbe wie für eine Taxifahrt.
Der Motor sitzt wie bei einem Motorrad unter einer Abdeckung zwischen den Knien des Fahrers, der das Gefährt mit einem breiten, verchromten Lenker steuert. Die Sitzbänke sind schmal und nur wenig gepolstert. Die Höchstgeschwindigkeit liegt angeblich bei 100 km/h.
Das thailändische Tuk-Tuk ist die Weiterentwicklung einer japanischen Version der fahrradbetriebenen Rikscha aus den 1950er Jahren. Heute werden die Vehikel zu Tausenden fabrikmäßig hergestellt und kosten um die 80.000 Baht.
In den letzten Jahren nimmt die Anzahl der Tuk-Tuks stark ab. Vor allem in Bangkok machen Taxis, die klimatisiert, bequemer und nicht (wesentlich) teurer sind, diesen traditionellen Fahrzeugen Konkurrenz. Aber auch der Skytrain und die Untergrundbahn tragen zur Entspannung der Verkehrssituation bei, was den Tuk-Tuks ihren spezifischen Vorteil mehr und mehr abnimmt. Weiterhin sind Motorrad-Taxis (125 cm³) sehr beliebt; hierbei setzt sich der Fahrgast einfach auf den Soziussitz, wodurch es sich noch schneller durch den dichten Verkehr bewegen kann. Motorrad-Taxis sind stärker spezialisiert, und sie bieten günstige Preise. Tuk-Tuks bieten also weder einen besonders schnellen noch einen günstigen oder einen komfortablen Weg der Beförderung an. Insofern ist mit einem weiteren Rückgang des Tuk-Tuk-Aufkommens bis zu rein touristischen Zwecken zu rechnen.
siehe auch: Songthaew
Peru
Wie in Indonesien ist auch in Peru das Modell Midget von Daihatsu unter den kommerziell hergestellten Fahrzeugen das am weitesten verbreitete. Die Fahrzeuge werden hier Mototaxi oder kurz Moto genannt. Daneben gibt es aber auch viele selbstgebaute Motos, zusammengebaut aus dem Vorderteil eines Motorrads oder Mopeds und einem zweirädrigen Anhänger für die Passagiere.
Teilweise sieht man Tuk-Tuks auch als Lastentaxi, z.B. für Tiere. Der Begriff entstand durch Lautmalerei (Motorgeräusch).
Einzelnachweise
Weblinks
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