Tulku

Tulku
Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
སྤྲུལ་སྐུ་
Wylie-Transliteration:
sprul sku
Aussprache in IPA:
[ʈʂyku]
Offizielle Transkription der VRCh:
zhügu
THDL-Transkription:
trülku
Andere Schreibweisen:
tülku, trulku, tulku
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
活佛、轉世者、
呼圖克圖、化身
Vereinfacht:
活佛、转世者、
呼图克图、化身
Pinyin:
huófó, zhuǎnshìzhě,
hūtúkètú, huàshēn

Ein Tulku (tib.sPrul sku) ist im Vajrayana-Buddhismus ein buddhistischer Meister, den man als Wiedergeburt eines früheren Meisters identifiziert hat (Mongolisch: hutuktu; Sanskrit: nirmāṇakāya, nach der trikāya-Lehre).

Inhaltsverzeichnis

Wie »entsteht« ein Tulku?

Wenn ein buddhistischer Übender Weisheitseinsicht (nicht "Erleuchtung"!) oder zumindest weit fortgeschrittene Einsicht erlangt, wird er im Sinne der Wiedergeburt vermutlich wieder unter (für die Wesen, denen er helfen kann) günstigen Umständen, z.B. als Mensch in einem buddhistischen Kontext, geboren, wobei er oder sie eventuell auch während des Todes Bewusstheit besitzt und folglich Einfluss auf den Ort seiner Geburt nehmen kann. Dies ist im buddhistischen Rahmen logisch, wenn man annimmt, dass auch der Buddha den Ort seiner Geburt bewusst gewählt hat.

Daraus ergibt sich im Vajrayana-Buddhismus, dass man besonders begabte Kinder als Wiedergeburt eines früheren Praktizierenden erkennt und im Sinne dieser sozialen Position ausbildet. Dazu haben sich insbesondere bei wichtigen Stellungen eine bestimmte Vorgangsweise, wie das Suchen von Kindern nach bestimmten Vorzeichen (manchmal durch einen testamentarischen Brief des Verstorbenen) und die Prüfung der infragekommenden Kandidaten durch Erkennen früherer persönlicher Gegenstände etc. eingebürgert. Kandidaten fallen ihrerseits dadurch auf, dass sie sich als Kinder selbst an ein früheres Leben erinnern und überraschende Details mitteilen; weiters zeigen sie besondere Fähigkeiten, wünschen die Klostergelübde zu nehmen, etc. In der Regel entscheidet ein hochgestellter Lama (oder mehrere Lamas) des betreffenden Klosters über die Anerkennung.

Tulkus müssen zwar in jedem Leben erneut in die Schule gehen und Kenntnisse erwerben, tun sich aber beim Erlernen geistiger Fähigkeiten sehr leicht oder besitzen sie bereits weitgehend von vornherein (Geistesruhe, meditative Fähigkeiten, Einsicht, andere besondere Fähigkeiten). Insgesamt fördert das tibetische System junge Mönche und Nonnen sehr individuell nach ihren geistigen Fähigkeiten, wonach die Tulku-Anerkennung nur ein Aspekt dieser Förderung ist.

Die als Tulkus anerkannten Wiedergeburten sind in 99 % der Fälle männlichen Geschlechts.

Geschichte des Tulku-Systems

Das tibetische Tulku-System besteht seit vielen Jahrhunderten, und so hat man heute unter den berühmtesten Tulkus beispielsweise den "14." Dalai Lama oder den "17." Karmapa. Insgesamt gibt es ca. 1000 Tulkus. Je nach Art ihrer spirituellen Schwerpunktsetzung bezeichnet man diese Tulkus auch als Wiedergeburt eines bestimmten Bodhisattva; der Dalai Lama beispielsweise gilt als Verkörperung des Bodhisattva Avalokiteshvara, der unter anderem als Beschützer Tibets gesehen wird.

Genauere Begriffserklärung

Der Begriff 'Tulku' ('Ausstrahlungskörper') bezieht sich wörtlich auf jeden physischen Körper, den ein Wesen innehat, er hat also hier die Sonderbedeutung 'Tulku eines bewussten/besonderen Wesens'. Dass man Tulkus anerkennt, ist eine tibetisch-mongolisch-chinesische Besonderheit, die zwar grundsätzlich entbehrlich ist, jedoch auch nicht im Widerspruch zur buddhistischen Lehre steht, denn natürlich können manche Praktizierende von Geburt an aufgrund ihrer früheren Übung bereits sehr viel weiter fortgeschritten sein als andere.

Die Realisation (tatsächliche Verinnerlichung) von Geistesruhe, Bodhichitta, oder Einsicht in die Leerheit werden gemeinhin die Gründe dafür sein, dass Schüler die Wiedergeburt ihres Lehrers nach dessen Tod suchen. In der Volksrepublik China werden Maßnahmen zum Management der Reinkarnation lebendiger Buddhas ergriffen.[1]

Abgrenzung

Abzugrenzen ist der Tulku-Titel von anderen buddhistischen Würden wie Geshe, (Gelehrter; einer, der viel gelernt hat), Khempo (Klosterabt), Lama (spiritueller Lehrer), Mönch/Nonne (jemand mit bestimmten Gelübden), Yogi (ein fortgeschrittener Übender des Tantrayana). Tulkus können jeden dieser Titel im Leben erwerben, 'Tulku' sind sie (per gesellschaftlicher Anerkennung) von Geburt an.

Liste von Tulkus

Siehe auch

Literatur

  • Sogyal Rinpoche: Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben. Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod. 3. Auflage. O. W. Barth Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3502611130

Aufsatz

Quellen

  1. china-intern: Chinas KP-Regierung ergreift Maßnahmen zum Management der Reinkarnation lebendiger Buddhas
  2. Penor Rinpoche: sangyetashiling: The Action Lama

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