Tulostoma squamosum

Tulostoma squamosum
Tulostoma
Zitzen-Stielbovist (Tulostoma brumale)

Zitzen-Stielbovist (Tulostoma brumale)

Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Tulostomatales
Familie: Tulostomataceae
Gattung: Tulostoma
Wissenschaftlicher Name
Tulostoma
Persoon 1794

Die Stielboviste (Tulostoma) sind eine Gattung von Pilzen aus der Familie der Tulostomataceae in der Ordnung der Tulostomatales. Die Gattung umfasst etwa 100 Arten (Dörfelt, nach Krieglsteiners Angaben zwischen 79 und 126 Arten) und ist weltweit verbreitet. Es handelt sich um bodenbewohnende Saprobionten relativ trockener Standorte (Steppen, Halbwüsten, Wüsten. In Deutschland sind Trockenrasen typische Standorte. Das Basidiokarp entwickelt sich unterirdisch, es wird durch einen sich streckenden, holzigen Stiel über die Erdoberfläche hinausgehoben. Dabei zerreißt die Exoperidie, von der ein Teil manchmal an der Unterseite der die Gleba umschließenden Endoperidie hängen bleibt. Die zu einer grauen Sporenmasse zerfallende Innere des Fruchtkörpers wird als Sporenstaub durch eine zitzenförmige oder fimbriate Öffnung des Fruchtkörpers (Peristom) entlassen. Die Fruchtkörper erscheinen vom Spätsommer bis zum Herbst, überdauern meist den Winter und können dadurch fast ganzjährig gefunden werden.

Inhaltsverzeichnis

Arten (Auswahl)

Krieglsteiner nennt für Baden-Württemberg folgende Arten:

Tulostoma armillatum

Tulostoma armillatum, (Bresadola in Petri, 1904)
Der Stiel dieser Art ist 30-50 mm lang und braun. Der gelb- bis rotbraun gefärbte Kopf ist ca. 10 mm breit. Das Peristom (Mündung der Endoperidie ist flach kegelförmig und gezähnt. Die eiförmigen Sporen sind glatt und etwa 4x3 µm groß. Die Art wurde bisher nur sehr selten vom Mittelmeergebiet bis in das südliche Mitteleuropa gefunden.

Zitzen-Stielbovist

Tulostoma brumale (Persoon 1794)
Die in Deutschland häufigste Art der Gattung hat einen 10-45 mm langen, blass ockerfarbenen, geschuppten Stiel. Der Kopf ist kugelförmig und 4-10 mm breit. Das Peristom ist zitzenförmig (deutscher Name) mit einem braunen Hof. Die Sporen sind mehr oder weiniger kugelförmig, mit Warzen bedeckt und etwa 4 - 4,3 µm groß. Tulostoma brumale kommt in lückigen Trocken -, Halbtrocken - und Sandrasen, sowie manchmal auch auf Mauern und an Straßenböschungen auf kalkhaltigen oder neutralen Böden vor. Die Art ist in Europa (vom Mittelmeer bis Irland, Südschottland, Mittelschweden und -Norwegen, Südwestfinnland), Zentralasien, Iran, Mittelasien und Kanarische Inseln. In Australien und Neuseeland wurde die Art eingeschleppt.

Gewimperter Stielbovist

Gewimperter Stielbovist (Tulostoma fimbriatum)

Tulostoma fimbriatum (Fries 1829)
Der Gewimperte Stielbovist, ebenfalls eine in Deutschland vergleichsweise häufig vorkommende Art der Gattung unterscheidet sich vom Zitzen-Stielbovist durch eine flach kegelförmige Öffnung der Endoperidie und die anliegenden braunen Schuppen des etwa 14-80 mm langen, rilligen Stieles. Außerdem ist die Unterseite des Kopfes meist mit Erd- und Sandpartikeln verkrustet. Der kugelige Kopf ist 9-17 mm breit, die Art ist größenmäßig sehr variabel. Tulostoma fimbriatum wächst auf lückigen Rasengesellschaften, auf Brachäckern, Spargelfeldern, an Waldrändern und lichten Kiefernwäldern. Die Art ist Europa (nördlich bis zu den Niederlande und Mittelschweden), Asien (Südsibirien, Mittelasien) und Nordamerika verbreitet.

Dünen-Stielbovist, Kotlabas Stielbovist

Tulostoma kotlabae (Pouzar 1958)
Die Art ist gekennzeichnet durch eine kurzzylindrische Öffnung der Endoperidie ohne dunkleren Hof. Der Stiel der Art ist 9 - 45 mm lang und fast weiß, der ebenfalls fast weiße, kugelige Kopf wird 5 - 9 mm breit. Die Sporen sind unregelmäßig kugelig, warzig und 4 - 4,4 µm breit. Kotlabas Stielbovist ist aus Europa (Südfrankreich und Ungarn bis Juist, Rügen, Polen und Südschweden) und Mittelasien bekannt, in Deutschland kommt sie selten in sehr lückigen Trockenrasen vor.

Schwarzbehöfter Stielbovist

Tulostoma melanocyclum (Bresadola in Petri 1904)
Die Art ist durch einen schwarzbraunen Hof um das kurz-zylindrische Peristom gekennzeichnet. Der mit anliegenden Schuppen bedeckte Stiel ist 8 - 45 mm lang. Der Kopf ist 7- 11 mm breit, seine anfangs ockerbraune Farbe verschwindet bald durch Ausbleichen. Die 4,5 - 6 µm breiten, warzigen Sporen sind kugelförmig. Der in Deutschland seltene Schwarzbehöfte Stielbovist wächst in lückigen Trockenrasen auf kalkhaltigen Untergrund. Er ist in Mittelasien und Europa (Von Rumänien, Norditalien und Frankreich bis Mittelengland, Niederlande und Südschweden.

Schuppiger Stielbovist

Tulostoma squamosum (J. F. Gmelin, 1792)
Diese sehr seltene Art besitzt einen 15 -50 mm langen, mit sparrig abstehenden braunen Schuppen besetzten Stiel, sowie einen 7 -12 mm breiten kugeligen Kopf. Die Mündung der erst blass braunen bald hellgrau verblassenden Endoperidie ist kurz zylindrisch ohne einen dunkleren Hof. Die Art kommt in Trockenrasen auf Sand- Kalk- und Gipsböden, in Robinienforsten und in alpinen Siberwurzbeständen vor. Der Schuppige Stielbovist ist in Südafrika, im Kaukasus und Ostsibirien verbreitet. In Europa kommt er vom Mittelmeerraum bis Belgien, Südschweden und Litauen vor.

Bedeutung

Die Stielboviste besitzen keinen Speisewert, wirtschaftlich sind sie unbedeutend.

Gefährdung

Die Stielboviste kommen in Deutschland vor allem auf Standorten vor, die durch menschliche Bewirtschaftung entstanden sind (Trockenrasen). Diese Standorte und damit die darauf angewiesenen Pilzarten sind durch Bewirtschaftungsaufgabe, Düngereintrag und daraus folgende Überwachsung gefährdet.

Literatur

  • G. J. Krieglsteiner: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2000, ISBN 3-8001-3531-0
  • Heinrich Dörfelt, G. Jetschke: Wörterbuch der Mycologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg-Berlin; 2001, ISBN 3-8274-0920-9
  • E. Gerhardt: Der große BLV Pilzführer für unterwegs. BLV Verlagsgesellschaft, München, 2001, ISBN 3-405-15147-3

Weblinks


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