- Turm- und Palisadensiedlung
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Die Turm-und-Palisaden-Siedlung (hebräisch: חומה ומגדל Chomá uMigdál, Mauer und Turm; gebräuchlich ist auch die englische Bezeichnung Stockade and Tower) ist eine befestigte landwirtschaftliche jüdische Siedlung in Palästina; diese Form der Siedlungsgründung war typisch für die Zeit des Arabischen Aufstandes Ende der 1930er Jahre.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtlicher Kontext
In den 1930er Jahren kam es in Palästina während des britischen Mandats zunehmend zu Spannungen zwischen den einheimischen Arabern und der jüdischen Bevölkerung, die durch die Alija (Einwanderung) kontinuierlich anwuchs. Diese Situation verschärfte sich vor allem seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933. Die arabische Bevölkerung wehrte sich gegen die Zuwanderung und weitere jüdische Besiedlung des Landes. Verhindert werden sollte auch, dass auf bereits vom Jüdischen Nationalfonds gekauften Land weitere Siedlungen entstehen.
Aus einem Generalstreik im Jahr 1936 entwickelte sich in dieser angespannten Stimmung der Arabische Aufstand. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen, beide Seiten hatten Verletzte und Tote zu beklagen. Auch Überfälle bewaffneter arabischer Einheiten auf isolierte landwirtschaftliche jüdische Siedlungen kamen vor.
Um einerseits die Zahl der Siedler in von Juden dünn besiedelten Gegenden zu erhöhen und zum anderen den Verlust grenznaher und umstrittener Gebiete zu verhindern, beschlossen die jüdischen Organisationen die Gründung weiterer Siedlungen.
Besonderheiten der "Turm-und-Palisaden-Siedlung"
Bei einer Siedlungsgründung mussten die Siedler von Beginn an mit arabischen Angriffen rechnen. Daher mussten die Siedlungen schnell zu bauen und von Anfang an gut zu verteidigen sein.
Die Lösung lag in der Fertigbauweise: Alle benötigten Teile des neuen Ortes wurden aus Holz vorgefertigt. Am Bestimmungsort wurden die Teile von den Siedlern innerhalb weniger Stunden zusammengefügt. Innerhalb eines Tages konnten so eine doppelwandige Holzpalisade mit Kiesfüllung und einige Hütten aufgebaut sowie ein vorgefertigter Wachturm aufgestellt werden. Die umbaute Fläche umfasste über 1 Dunam (=1000 Quadratmeter).
Ab der ersten Nacht ließ sich die neue Siedlung gut verteidigen.
Geschichte und Verbreitung der Siedlungen
Die erste Turm-und-Palisaden-Siedlung war Tel Amal, das im Dezember 1936 wenige Kilometer westlich von Bet Schean entstand. In kurzer Zeit entstanden nach dem gleichen Bauprinzip 57 solcher Siedlungen. Die letzte Turm-und-Palisaden-Siedlung dieser Periode war Amir in der Huleebene, das im Oktober 1939 gegründet wurde. Rechnet man weitere Siedlungen dazu, die in den Jahren bis zur Staatsgründung nach einem ähnlichen Prinzip entstanden, gibt es über hundert dieser Orte. Obwohl viele der Siedlungen angegriffen wurden, konnten sie von der jüdischen Seite gehalten werden. Viele der Siedlungen sind Kibbuzim, die heute noch existieren.
Auffällig ist eine deutliche Häufung von Turm-und-Palisaden-Siedlungen in zwei Nord-Süd-Streifen. Über 90% der Siedlungen befinden sich in einem 15 Kilometer breiten Streifen entlang der Mittelmeerküste oder im Bereich des Jordangrabens. Allein 10 Siedlungen befinden sich in der Gegend um Bet Schean; Ende der 1930er Jahre bestand eine große Wahrscheinlichkeit, dass dieses Gebiet der arabischen Seite zugeschlagen wird.
Beispiele für Turm-und-Palisaden-Siedlungen
Zu den bekannteren Turm-und-Palisaden-Siedlungen gehören folgende Orte (meist handelt es sich um Kibbuzim):
- Amir
- Dan
- En Gev
- Gescher
- Ginnossar
- Kfar Ruppin
- Kfar Szold
- Negba
- Schawei Tzion
- Tel Amal
- Uscha
Eine ganze Reihe weiterer Siedlungen enthält die Liste der Kibbuzim.
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