- Turntable
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Als Plattenspieler (engl. Turntable oder record player) bezeichnet man ein üblicherweise elektrisches Gerät zum Abspielen von (analogen) Schallplatten.
Vorläufer waren die meist mechanischen Geräte Grammophon und Phonograph.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Schallplatten hatten in den 1950er und 1960er Jahren ein Quasi-Monopol als Tonträger, das erst durch die Compact Cassette (CC) und später durch die Compact Disc (CD) aufgebrochen wurde. Der Marktanteil des analogen Plattenspielers ist seit den 1990er Jahren nur noch gering, aber nicht ganz verschwunden. So betrug die Zahl der verkauften Plattenspieler im Jahr 2005 ungefähr 100.000; im selben Jahr wurden etwa 170.000 nicht-tragbare CD-Spieler und 8,3 Millionen MP3-Abspielgeräte verkauft.[1]
Es gibt Musikliebhaber, die den Klang der Schallplatte höher einstufen als den der CD. Außerdem ist der Plattenspieler auch heute noch für viele Disc Jockeys ein unverzichtbares Werkzeug. Durch den Kontakt mit der Platte ist schnelles und intuitives Mixen möglich. Dadurch sind auch Türen zu weiteren Kunststücken offen, wie z. B. Backspinning (das schnelle Zurückziehen der Platte) und Scratching (Erzeugen von neuen Tönen durch rhythmisches Zurück- und Vordrehen der Platte).
DJs verwenden dazu in der Regel neuartige Plattenspieler, wie z. B. den Technics SL-1210MK2, aber auch diverse mehr oder weniger verbesserte Nachbauten sind erhältlich. Legendär wurde der direktgetriebene Plattenspieler durch seinen patentierten quarzgesteuerten, innerhalb einer Viertelumdrehung auf Solldrehzahl beschleunigenden Direktantrieb. Auch mehr als 20 Jahre nach der Einführung der 1200/1210-Serie werden im DJ-Sektor sämtliche Plattenspieler an ihm gemessen: Technics bewarb den MK2 daher lapidar mit "Zu besichtigen in ihrer Lieblings-Diskothek". Mit solchen Plattenspielern ist man in der Lage, die Drehgeschwindigkeit in einem gewissen Prozentbereich stufenlos zu verändern. Beim Technics 1200 bzw. 1210MK2 ist das ±8 %, wobei auch Umbauten existieren, die diesen Bereich auf bis zu ±30 % erweitern. Die später eingeführten Ausführungen à la M5G erweitern den Bereich auf ±16 % . Hier kann der Pitchbereich entsprechend umgeschaltet werden. Dieser Pitchregler ermöglicht es, Musikstücke mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten entsprechend anzugleichen, um einen Beat durchgängig beizubehalten. Durch Manipulation der Abspielgeschwindigkeit verändert sich allerdings zudem stets die Tonhöhe der abgespielten Musik. Darauf lässt sich die englische Bezeichnung Pitch zurückführen, die übersetzt Tonhöhe oder auch Tonlage bedeutet.
Seit einiger Zeit gibt es auch wieder einen Vinylrecorder, mit dem man Platten aufnehmen kann, ohne sie zu pressen – hier werden die Platten geschnitten. Vorfahren dieses Gerätes waren die in den fünfziger Jahren herausgebrachten Heim-Folienschneidegeräte mit 78 min⁻¹., die sich jedoch aufgrund des hohen Nadelrauschens qualitativ nicht gegen die frühen Heim-Tonbandgeräte behaupten konnten.
Bekannte Hersteller, die gegenwärtig noch High-End-Plattenspieler herstellen, sind unter anderem Linn Products, Dual, Transrotor, Clearaudio, Thorens, Roksan, Pro-Ject und Rega.
Einen vollkommenen eigenen Weg geht die japanische Firma E. L. P. Corporation, die Laserplattenspieler entwickelt, bei der die Schallplatten berührungslos mittels Laserlicht ausgelesen werden. Der Nachteil dieser Konstruktion besteht neben dem hohen Preis in der extremen Empfindlichkeit beim Abtasten von verschmutzten Schallplatten, weshalb eine Plattenwaschmaschine zum Lieferumfang gehört.
Technik
Beim Plattenspieler tastet eine Metall-, Saphir- oder Diamantnadel oder neuerdings auch ein Laser die Rille der Schallplatte ab. Der mechanische Tonabnehmer wandelt die geringfügigen Schwingungen der Nadel in schwache elektrische Ströme um, die entzerrt und verstärkt werden müssen, um ein Tonsignal wiedergeben zu können. Beim Abtasten mittels Laser wird das gewonnene Signal ebenfalls auf ausschließlich analogem Weg verarbeitet.
Der Tonabnehmer hängt wiederum am Tonarm, der meistens mit einem Gegengewicht, bei einfachen Geräten mit einer Feder ausbalanciert wird. Dabei wird zwischen Radialtonarmen und Tangentialtonarmen unterschieden. Bei einem Tangentialtonarm bewegt sich der Tonkopf auf einer Schiene parallel zum Radius des Plattentellers.
In der Regel können Plattenspieler Schallplatten mit zwei Geschwindigkeiten abspielen: 331/3 min⁻¹ (Umdrehungen pro Minute), 45 min⁻¹. Seltener ist auch ein Abspielen von älteren Platten mit 78 min⁻¹ oder 162/3 min⁻¹ möglich.
Antriebsarten
Plattenspieler werden mit verschiedenen Antriebsarten, also der Art wie der Plattenteller in Drehung versetzt wird, hergestellt. Diese unterschiedlichen Antriebsarten sind zum Teil historisch bedingt, zum Teil aber auch entwickelt worden, um verschieden technische Anforderungen zu erfüllen, z. B.
- schnelles Hochlaufen des Plattentellers
- geringe Übertragung von Motorvibrationen auf den Plattenteller
- exakte Regelbarkeit der Plattentellerdrehzahl
Verbreitet sind oder waren der Direktantrieb, der Riemenantrieb und der Reibradantrieb.
Direktantrieb
Beim Direktantrieb ist die Achse des Plattentellers gleichzeitig die Achse des Antriebsmotors. Bei einigen Modellen, z. B. Technics 1210, ist der Plattenteller Teil des Motors. Hier wirken die Elektromagnete des Motors direkt auf den Plattenteller, bzw. der Plattenteller liegt auf dem Rotor des Motors auf. Die Änderung der Plattentellerdrehzahl wird direkt über die Drehzahländerung des Motors erreicht. Wird die Motordrehung über ein Zahnrad auf die Plattentellerachse übertragen, z. B. um einen Motor mit höherer Drehzahl einzusetzen, wird ebenfalls von Direktantrieb gesprochen.
Direkt angetriebene Plattenspieler sind vor allem im DJ-Bereich verbreitet. Direktangetriebene Plattenspieler können mit extrem kurzer Hochlaufzeit gebaut werden. Die verwendeten Motoren konnten bei einigen billigen Plattenspielern zur Übertragung eines Ruckelns führen, wenn der Läufer des Motors sich im Anker zur nächsten Position bewegt. Hochwertige direkangetriebene Rundfunklaufwerke hingegen hatten noch weniger Vibrationen als die besten heute verfügbaren Laufwerke mit Riemenantrieb. Ein Nachteil des Direktantriebes ist aber, dass die Konstruktion von Motor und Steuerung mit PLL-Regelung einen hohen Entwicklungsaufwand fordert, welcher bei den heute üblichen kleinen Stückzahlen nicht mehr wirtschaftlich ist.
Riemenantrieb
Beim Riemenantrieb wird die Drehung der Motorachse mit einem Gummiriemen oder -band auf den Plattenteller übertragen. Diese Bauart ist weit verbreitet, da der Riemenantrieb eine mechanische Entkopplung zwischen Motor und Plattenteller zulässt, und somit unerwünschte Vibrationen im Plattenteller minimiert werden können.
Die Drehzahlsteuerung erfolgt beim Riemenantrieb entweder über Steuerung der Motordrehzahl oder über die Verwendung unterschiedlicher Übersetzungen zwischen Motorachse und Plattenteller. Dieses wird mit unterschiedlich großen Laufscheiben auf der Motorachse erreicht. Der Antriebsriemen muss zum Wechseln der Geschwindigkeit von einer Scheibe auf die andere umgehängt werden. Bei Dual-Plattenspielern mit Vario-Pulley erfolgt das Umlegen des Riemens automatisch, durch die segmentierte Antriebswelle veränderbaren Durchmessers ist sogar eine Drehzahlfeineinstellung (Pitch) möglich.
Vorteil des Riemenantriebs ist, dass auch mit geringem Entwicklungsaufwand Plattenspieler mit guten Laufeigenschaften konstruiert werden können. Nachteilig sind höhere Gleichlaufschwankungen, Geschwindigkeitsdrift aufgrund von Temperatur- oder Luftfeuchtigkeitsschwankungen, Geschwindigkeitsschwankungen durch die Modulation der Tonrille (laute Stellen werden wegen der Bremswirkung der Rille mit niedrigerer Tonhöhe abgespielt als leise) sowie Vibrationen durch den Schlupf des Riemens.
Diese Nachteile können konstruktiv gemindert werden, Masselaufwerke mit schweren Plattentellern gehen durch die Massenträgheit gegen kurzfristige Drehzahlschwankungen vor. Einige Konstruktionen wie z.B. Philips Laufwerke der 1970er Jahre mit "direct control" oder die Dual Plattenspieler CS5000 und CS750 sowie deren Abkömmlinge haben eine Regelelektronik, welche die Drehzahl direkt am Plattentellererfassen. Die Dual-Modelle haben dazu 200 in den Subteller eingefräste Zähne, welche durch eine Lichtschranke erfasst werden. Das daraus generierte Signal wird mit einer quarzbasierten Referenz verglichen und Drehzahlabweichungen sofort ausgeregelt. So verbinden diese Laufwerke die hohe Drehzahlkonstanz der Quarzregelung wie bei besseren Direkttrieblern mit der hohen Rumpelfreiheit von Riementrieblern, welche vor allem den üblichen DJ-Laufwerken weit überlegen ist.
Reibradantrieb
Beim Reibradantrieb wird die Übertragung der Drehung durch ein Gummirad erreicht. Der Motor treibt das Reibrad an, das wiederum die Drehung auf die Innenseite des Plattentellers überträgt. Dadurch kann eine sehr gute Übertragung des Drehmoments auf den Plattenteller, und damit ein schnelles Hochdrehen des Tellers erreicht werden. Nachteilig ist jedoch die Gefahr, Vibrationen des Motors über die relativ starre Kopplung zwischen Motorachse und Plattenteller in den Teller einzukoppeln.
Die Drehzahlsteuerung erfolgt hier mittels unterschiedlicher Übersetzungen zwischen Motorachse (auch Stufenachse genannt) und dem Reibrad.
Reibradantrieb wird heute nur noch von wenigen Herstellern angeboten, und das nur bei Billiglaufwerken. In den 50er- und 60er Jahren gebaute Klassiker sind z. B. EMT 927 und 930, Garrard 301 und 401 sowie der Thorens TD-124. Letzterer arbeitet mit einer Kombination aus Reibrad- und Riemenantrieb. Der Motor treibt über einen kurzen Riemen das den Plattenteller treibende Reibrad an. So wird eine Entkoppelung des Motors vom Plattenteller erreicht. Nahezu alle Hersteller wie z. B. Braun, Perpetuum Ebner (PE), Elac, Bang & Olufsen, Lenco und vor allem Dual bedienten sich dieses Antriebskonzeptes in den 50er- und 60er Jahren.
Tonabnehmer und -arm
- Siehe Hauptartikel Tonabnehmer und Tonarm
Sonstiges
In den 1960er Jahren kamen mehrere tragbare Plattenspieler auf, z. B. von Loewe. Es handelte sich hierbei anfangs um handliche Geräte, die lediglich Platz für 7“-Singles boten, später meistens um baulich besonders große Radiorecorder, bei denen die Platte von vorn durch eine Klappe oder von oben durch einen Schlitz eingeschoben wurde. Möglich wurde dieses durch die Tangentialtechnik. Außerdem gab es noch Plattenspieler, die für den Einbau ins Auto gedacht waren.
Ziel dieser Geräte war, die eigene Plattensammlung unterwegs nutzen zu können, ohne die Vinylplatten auf Bänder überspielen zu müssen. Der hohe Preis (damals weit über 1000 DM) sowie das Gewicht verhinderten jedoch einen Markterfolg, dazu kam die Konkurrenz durch immer kleinere tragbare Cassettenspieler, wie den Walkman.
Weblinks
- HiFi-Wiki.de Gerätedatenbank für Hifi-Produkte
- Turntable Modding
- Tonarm justieren
- Informationen zu Plattenspieler im BAM-Portal
- Privatsammlung von Grammophonen und Phonographen
- Klassische Plattenspieler
Einzelnachweise
- ↑ Mark-Werner Dreisörner: Für die Schallplatte gut aufgelegt. In: Die Rheinpfalz, 6. Dezember 2006
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