Tussi

Tussi

Thusnelda († nach dem 26. Mai 17) war eine Tochter des Cheruskerfürsten Segestes und die Gemahlin des Cheruskerfürsten Arminius.

Arminius markierte als Sieger der Schlacht im Teutoburger Wald (9 n. Chr.) einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Auseinandersetzungen zwischen den Germanen und dem römischen Reich. Von ihrem Vater bereits einem anderen Mann versprochen, aber von Arminius entführt, wurde Thusnelda seine Frau.

Von Thusnelda leitet sich auch das heute zumeist als Schimpfwort gebrauchte „Tussi“ ab

Inhaltsverzeichnis

Leben

Verlässliche historische Informationen zu Thusnelda sind uns nur durch Tacitus überliefert, ihr Name nur bei Strabon[1]. Ihr Geburtsjahr ist unbekannt.

Gegen Ende des Jahres 14 oder zu Anfang des Jahres 15 entführte Arminius, Sohn des cheruskischen Gaugrafen Segimer, wohl mit ihrem Einverständnis, die Tochter des den Römern nahe stehenden cheruskischen Gaugrafen Segestes, und heiratete sie. Dies verschärfte die Spannungen zwischen den beiden Familien und führte zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Dabei gelang es Segestes wohl, laut eigenem Zeugnis, Arminius in seine Gewalt zu bringen und ihn einige Zeit gefangen zu halten. Grund war möglicherweise, dass nach der Entführung Thusneldas keine Schritte unternommen worden waren, die Ehe nach germanischem Recht abzusichern, d.h. durch nachträgliche Handlungen wie formellen Brautkauf und den Austausch von Gaben und Gegengaben.

Arminius kam schließlich wieder frei (auf welche Weise ist nicht bekannt), aber Thusnelda ging nicht zu ihrem Vater zurück. Dieser ließ sie daraufhin im Jahre 15 entführen - sie war inzwischen im fortgeschrittenen Zustand der Schwangerschaft - und auf seinen befestigten Gaugrafensitz, möglicherweise die Eresburg bei Obermarsberg oder auch den Desenberg bei Warburg, bringen. Arminius belagerte Segestes dort, ohne jedoch Erfolg zu haben. Es gelang Segestes, eine Gesandtschaft zu den Römern in Köln oder Xanten zu schicken, woraufhin Germanicus in das Gebiet der Cherusker einmarschierte und den Belagerungsring um Segestes sprengte. Segestes übergab Thusnelda an Germanicus, der sie nach Ravenna bringen ließ.[2] In Gefangenschaft gebar sie ihren und Arminius' Sohn Thumelicus.

Am 26. Mai 17 wurden Thusnelda und Thumelicus im Triumphzug, der zu Ehren des Germanicus in Rom stattfand, als Trophäen mitgeführt. Ihr Vater Segestes, der von Germanicus einen sicheren Wohnsitz auf dem linken Rheinufer erhalten hatte, wohnte diesem Schauspiel als Ehrengast bei. Über Thusneldas weiteres Leben und ihren Tod ist heute nichts mehr bekannt; ebenso über das Leben und Ende ihres Sohnes. Tacitus spricht in Andeutungen: Der Knabe wuchs in Ravenna auf. Von dem Spiel, das das Schicksal später mit ihm getrieben hat, werde ich zu gegebener Zeit berichten.[3] Der weitere Lebensweg von Thusnelda und Thumelicus liegt im Dunkel der Geschichte verborgen, da der von Tacitus angekündigte Bericht verschollen ist (oder vielleicht auch nicht mehr geschrieben wurde). Aus seinen Hinweisen auf Ravenna, den Sitz einer berühmten Gladiatorenschule, und das „Spiel des Schicksals“ ist mancherorts geschlossen worden, dass Thumelicus als Gladiator ums Leben gekommen sei.[4].

Thusnelda als Motiv der Kunst

Carl Theodor von Piloty: Thusnelda im Triumphzug des Germanicus, 1873

Thusneldas Schicksal hat Künstler aller Epochen zu Darstellungen animiert. So soll die Statue Die trauernde Barbarin in der Loggia dei Lanzi in Florenz Thusnelda darstellen. Die bekannteste Darstellung in der Kunst stammt von dem deutschen Historienmaler Carl Theodor von Piloty, dessen monumentales Gemälde Thusnelda im Triumphzug des Germanicus von 1873 in der Neuen Pinakothek in München gezeigt wird.

Von der Cheruskerfürstin zum Schimpfwort

Thusneldas Name, der im 19. Jahrhundert noch positiv besetzt war, wurde im 20. Jahrhundert umgedeutet. Mitverantwortlich war mit Sicherheit Kleists Hermannsschlacht, Schullektüre etlicher Generationen. Thusnelda wurde zur Bezeichnung für nervige Ehepartnerinnen, Lebensgefährtinnen und Dienstbotinnen, daraus entstanden Die Tusnelda, das Kosewort Tusschen und Die Tussi, heute faktisch bloß noch ein Schimpfwort für Frauen.[5]

Literatur

  • Walter Böckmann: Als die Adler sanken: Arminius, Marbod und die Legionen des Varus. Lübbe, Bergisch Gladbach 1984, ISBN 3-7857-0383-X.
  • Robert Gordian: Die Germanin. Roman zur Varusschlacht. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2009, ISBN 3-8053-3930-5.

Einzelnachweise

  1. Strabon 7, 1, 4.
  2. Böckmann, S. 124-126 und 132-135.
  3. Tacitus, Annalen 1,58.
  4. Böckmann, S. 200.
  5. Robert Berhorst: Tussi - Thusnelda - Hermann. Abgerufen am 28. Juni 2008.

Weblinks


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